Im Zeichen der Nazca-Linien

Die Straße zerschneidet die Echse

Ordnung muss sein

Kurz nach 8:00 h werden wir mit dem Kleinbus abgeholt und zum Flughafen kutschiert. In der kleinen Abflughalle herrscht geschäftiges Treiben.
Wir werden zum „Schalter“ unserer Airline bugsiert. Dort dürfen wir unsere Pässe und den Gutschein für den Flug vorzeigen. Dann geht es nacheinander auf die Waage (wie demütigend!). Im Anschluss erhalten wir einen Beleg und dürfen an der Kasse gegenüber die Flughafengebühr entrichten. Mit der Quittung geht’s wieder zurück zum Schalter. Jetzt erst bekommen wir unsere Pässe und so eine Art Boarding Pass ausgehändigt. Wir dürfen sofort weiter, werden von einem jungen Mann mit Sonnenbrille in Empfang genommen und zum Rollfeld gebracht.

Einsteigen bitte!

Zusammen mit einer jungen Familie klettern wir in die Propellermaschine mit gerade mal sechs Sitzplätzen. Der junge Mann mit der Sonnenbrille steigt vorne ein. Wie sich herausstellt, ist das der Pilot.
Start und Landung übernimmt allerdings der noch jüngere Co-Pilot, der bereits im Cockpit sitzt und voll konzentriert an verschiedenen Knöpfen dreht und Hebeln zieht und drückt.

Die Airline
Die Airline

Ready to fly?

Kaum haben wir die Technik mit dem Sicherheitsgurt durchschaut, uns angeschnallt und die Kopfhörer aufgesetzt, setzt sich der kleine Flitzer auch schon in Bewegung.
Um 9:00 h erheben wir uns in die Lüfte und nehmen Kurs auf die Pampa Colorada von Nazca.
An den Ufern eines Flusses erstrecken sich ausgedehnte Gemüsefelder. Ansonsten Wüste so weit das Auge reicht.

In großem Stil

„Warum hier nicht mal ein paar „Bilder“ verewigen?“, dachten sich vielleicht auch die Vertreter der Paracas- und Nazca-Kultur, die die Geoglyphen entweder in den Wüstenlack kratzten oder dazu Steine aufhäuften.
Jetzt aber bitte nicht kleckern, sondern klotzen!
Das Ergebnis kann sich heute noch sehen lassen:
Große Menge – über 1.500 Geoglyphen, große Fläche – 500 qkm, große Figuren – 10 bis mehrere hundert Meter, lange Linien – bis zu 20 km, lange Zeit – 800 v. Chr. bis 600 n. Chr..
Und wir werden auf unserem Flug davon immerhin 12 Figuren sehen!

Aus der Vogelperspektive

Der Pilot gibt über die Kopfhörer durch, auf welcher Seite wir welche der Nazca-Linien bzw. -Figuren zu sehen bekommen. Dreieck, Diagonale, Walfisch, Pelikan, Kondor, Kolibri, Affe, Spinne, den winkenden Mann, der aussieht wie ein Alien und noch einige mehr …

Die Passagiere auf der jeweils anderen Seite sollen nun aber auch in den Genuss des gerade Gezeigten kommen und so fliegt der Pilot richtig schöne Steilkurven. Mal links, mal rechts herum, dass es eine wahre Pracht ist.
Nur gut, dass wir heute Morgen aufs Frühstück verzichtet und zur Sicherheit gleich auch noch eine Tablette gegen Reisekrankheit aus der Apotheke eingeworfen haben!

Schon vorbei?

Eine halbe Stunde später ist der ganze Spaß vorbei und wir landen sicher auf dem kleinen Flughafen von Nazca. Als Anerkennung erhalten wir eine Urkunde, die wir stolz in die Kamera halten.

Wir sind ja sooooo stolz!
Wir sind ja sooooo stolz!

Müde bin ich Känguruh …

Zurück im Hotel holen wir erst einmal den Dicken und brummen in die Stadt, um unserem Magen etwas zum Arbeiten zu geben. Oh, schmeckt der Cappuccino gut! Allerdings schafft der es auch nicht, meine Müdigkeit zu vertreiben. Im Gegenteil, ich werde immer müder.

Gehören zusammen: Maria Reiche und die Nazca-Linien

Trotzdem fahren wir die gut 30 km auf der Panamericana nach Norden und besichtigen das Maria-Reiche-Museum.
Dr. Maria Reiche, 1903 in Dresden geboren, Mathematikerin und Geographin, kam zunächst als Übersetzerin nach Peru. Die Vermessung und Erforschung der Nazca-Linien sollte zu ihrem Lebenswerk werden. Im Museum bekommen wir einen kleinen Einblick in das Leben dieser bewunderswerten Frau.

… schließe meinen Beutel zu

Von der Rückfahrt bekomme ich nicht mehr viel mit. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Knut ist ähnlich schlapp. Was war denn in der Tablette drin?
Da wir für den Rest des Tages nichts mehr geplant haben, verbringen wir diesen selig schlummernd im weichen Bett.

Chauchilla – Gräberfeld im trockenen Wüstensand

Gräberfeld im Wüstensand

Gesamte Strecke: Ca. 70 km hin und zurück

Auf Normalniveau

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich der Körper wieder an die niedrigere Höhe anpasst. Endlich keine Atemnot, trockene Haut und schrundige, ständig aufgeplatzte Lippen mehr. Schlafen geht auch wieder ohne stundenlanges nächtliches Wachliegen. Tagsüber ist auch sonst keine Einschränkung mehr festzustellen. Selbst die Tuben mit Salben und Cremes sind nicht mehr bis zum Platzen mit Luft gefüllt. Kurzum: Wir sind wieder im Normalmodus.

Riesiges Gräberfeld in der Wüste

Ungefähr 30 km in südlicher Richtung von Nazca entfernt befindet sich mit dem Gräberfeld von Chauchilla eines der größten in Südamerika. Außerdem ist es die einzige archäologische Stätte in Peru, in der Mumien in ihren ursprünglichen Gräbern zu sehen sind.
Sieben Kilometer Schotterpiste nach der Abzweigung von der Panamericana durch die Küstenwüste und schon stehen wir auf dem Parkplatz von Chauchilla. Nachdem wir das Eintrittsgeld bezahlt und das kleine Museum besichtigt haben, begeben wir uns auf den Rundweg im trockenen heißen Küstenwüstenklima.

Da sind noch mehr Gräber …

Gut ausgeräumt

Die Gräber stammen auf jeden Fall aus Vorinkazeit und werden auf einen Zeitraum zwischen 200 und 900 n.Chr. datiert. Welcher Kultur (Huari, Nazca, Ica …) sie nun zugeordnet werden, ist wohl noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist dagegen, dass die meisten der mehreren hundert Mumiengräber von Grabräubern auf der Suche nach Wertvollem zerstört wurden. Viele Mumien, menschliche Knochen und Keramikscherben lagen im Wüstensand verstreut.
Es ist ein komisches Gefühl, wenn man am Wegesrand weißgebleichte Knochenreste im Wüstensand liegen sieht oder über einen Stoffrest stapft.

Am Wegesrand …

Makaber

Einige der geöffneten Einzel- und Familiengräber können wir während unseres Rundgangs besichtigen. Sie enthalten nun so manche Mumie und archäologisch nicht relevante Fundstücke. Die Gräber selbst sind nur durch einfache Dächer gegen Wind und Wetter geschützt. Ansonsten schaut man direkt auf den zum Teil etwas makabren Grabinhalt. Diese weißgebleichten Schädel werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen!

Von Abancay nach Nazca

Die Anden bei Pampamarca

Gesamte Strecke: 445 km

Früher Start

Um kurz vor 6:00 h klingelt der Wecker. Verschlafen quälen wir uns aus dem Bett und machen uns reisefertig. Um 6:30 h stehen wir vor der Parkgarage, um den Dicken abzuholen und vors Hotel zu fahren. Nach einem kurzen Frühstück werfen wir unser Gepäck ins Auto und starten um 7:00 h.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Der Grund für unseren fluchtartigen Aufbruch ist eine Etappe der Rallye „Caminos del Inca“, die ausgerechnet heute durch Abancay führt. Da es keine Ausweichstrecke gibt, müssen wir vor 8:00 h an der Brücke Puente Sahuinto sein und auf die 30A einbiegen bevor die 3S komplett für den ganzen Tag gesperrt wird.

Schaffen wir es rechtzeitig?

Wir kämpfen uns also durch die Straßen von Abancay. Plötzlich ist eine Straße gesperrt. Jetzt schon – kurz nach sieben? Wir fahren den Anderen hinterher, die die Sperrung offensichtlich auch umgehen wollen. Nach ein paar Blocks können wir wieder auf die 3S einscheren, die aus Abancay hinausführt. Noch herrscht nicht so viel Verkehr auf den Straßen und wir kommen zügig voran. Wir schaffen die knapp 20 km in einer halben Stunde und biegen erleichtert auf die 30A ein. Von einer bevorstehenden ganztägigen Straßensperre ist um diese Zeit allerdings nichts zu sehen. Egal. Hauptsache wir sind durch!

Von der Puente Sahuinto bis Puquio

Wir fahren durch das tief eingeschnittene Tal des Río Pachachaca entlang desselben. Bis Chalhuanca steigen wir langsam auf 2.900 m. Dann geht’s wieder einmal steil bergauf. Den höchsten Punkt diese Streckenabschnitts passieren wir bei der Abra Huashuaccasa auf 4.300 m. Dann geht’s bis Pampamarca wieder runter auf 2.268 m. Vorbei an der Laguna Yaurihuri steigen wir bis Puquio wieder auf 3.214 m. Für die knapp 290 km in abwechslungsreicher Andenlandschaft brauchen wir viereinhalb Stunden. Jetzt gönnen wir uns erst einmal eine Pause an der Tankstelle.

Should we stay or should we go?

Eigentlich haben wir in Puquio eine Zwischenübernachtung eingeplant. Aber erstens ist es gerade mal Mittag, also früh am Tag, zweitens Knut immer noch fit und drittens Puquio kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Drei gute Gründe, die für eine Weiterfahrt sprechen. Na dann fahren wir doch weiter.

Von Puquio bis Nazca

Hinter Puquio geht’s mit dem Auf und Ab gerade mal so weiter. Wir steigen noch einmal bis auf 4.390 m bei der Abra Condorcenca, durchqueren die Reserva Nacional de Pampas Galeras mit dem Vikunja-Nationalpark auf 3.800 m.
Und dann geht’s abwärts. Die Landschaft wird noch karger, wüstenähnlicher.
Die Abfahrt nach Nazca hat es zum Schluss echt noch einmal in sich. Die Kurven sind teilweise so steil und schmal, dass die hochfahrenden LKWs beide Spuren fürs Ausfahren brauchen. Wer dann gerade im Weg ist, wird notgedrungen von der Straße in den Abgrund gedrängt.
Wir halten lieber vor den Kurven und lassen die schwerbepackten Trucks vorbei. Die LKW-Fahrer danken uns mit Handzeichen. Das hatten wir jetzt auf unserer Fahrt durch Peru auch noch nicht.

In Nazca

Einen Tag früher als geplant erreichen wir das heiße wüstentrockene Nazca auf 520 m. Damit haben wir unsere vorerst letzte Andenüberquerung erfolgreich hinter uns gebracht. Hallelujah!
Glücklicherweise ist unser Zimmer in der Unterkunft im Hacienda-Stil am Rande der Stadt heute auch schon frei, sodass wir es nach diesem Acht-Stunden-Ritt völlig verschwitzt und erschöpft dankbar in Beschlag nehmen.