Ausflug zu den Salpeterstädten S. Humberstone und Santa Laura

Anlage in Santa Laura

Gesamte Strecke: Ca. 106 km – hin und wieder zurück

Erstaunlich

Wir starten in Iquique bei dichten, trüben Wolken. Vorbei an der Riesendüne „El Dragón“ fahren auf der Ruta 16 die Küstenkordillere hinauf. Je weiter wir nach oben kommen, desto durchlässiger wird die Wolkendecke. Oben angekommen, brennt die Sonne schon gnadenlos auf den Wüstensand. Es ist bestimmt 10 Grad wärmer als an der Küste.

Weltkulturerbe S. Humberstone und Santa Laura

Am Eingang zu Humberstone prangt schon das Weltkulturerbeschild für beide Salpeterstädte S. Humberstone und Santa Laura.

Weltkulturerbe
Welterbe: Salpeterstädte S. Humberstone und Santa Laura

Beide Abbaustellen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet. Die Entdeckung der künstlichen Herstellung von Salpeter läutete jedoch ihr Ende ein. 1960 dann wurde die Produktion in beiden Abbaustellen endgültig eingestellt.
Danach wurde das gesamte Areal mehrere Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben. Die Anlagen rosteten in der Wüste vor sich hin.
Trotz Weltkulturerbe verrotten die Anlagen leider weiter und sind aktuell in einem wirklich bemitleidenswerten Zustand.

Am Eingang zum Industriemuseum von Humberstone bezahlen wir den Eintritt für beide Städte. Dann beginnt unsere Zeitreise.

Die Salpeterstadt S. Humberstone

Humberstone war eine richtige kleine Stadt. Alles, aber auch wirklich alles, war Eigentum der Minenbesitzer. Nicht nur die Minen selbst, sondern auch sämtliche Unterkünfte, Freizeiteinrichtungen und Geschäfte gehörten dazu. Die Minenarbeiter erhielten als Bezahlung Münzen, die nur in der jeweiligen Salpeterstadt gültig waren. Mit diesem perfiden System wurde sichergestellt, dass die Löhne der Arbeiter direkt wieder an ihren Arbeitgeber zurückflossen. Die Abhängigkeit der Arbeiter war vollkommen. Ausbeutung durch den Minenbesitzer vorprogrammiert und an der Tagesordnung.

Trotz der Vernachlässigung gibt das Museumsgelände einen guten Überblick über die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Salpeterstadt.

Impressionen von den Produktionsanlagen:

Impressionen von den Lebensbedingungen:

Auch interessant, dass soziale Einrichtungen, wie Hospital, Schule, Theater und Schwimmbad erst in den 1930er Jahren errichtet wurden. Also zu einer Zeit, als der Salpeterboom bereits zu Ende war.

Die Salpeterstadt Santa Laura

Einige Kilometer von Humberstone entfernt befindet sich mit Santa Laura die zweite Salpeterstadt. Hier wurden einige Zimmer im Stil der Salpeterzeit restauriert. Allerdings sind ansonsten nur noch einige Reste der Industrieanlagen zu sehen. Wir kommen uns vor wie in einer Filmkulisse à la Mad Max III.

Wirklich schade, dass so wenig Wert auf den Erhalt dieses Zeugnisses der Industriegeschichte gelegt wird.

Zurück in Iquique

Es ist kaum zu glauben! Als wir am späten Nachmittag nach Iquique zurückkehren, reißt auch hier die Wolkendecke auf und zaubert interessante Lichteffekte auf die Küstenkordillere. Dazu die Hochhäuser: Willkommen zurück in der modernen Welt!

Stadt am Meer
Nachmittagsstimmung in Iquique

In Iquique

Seid gegrüßt

Entlang der Avenida Baquedano

Auch heute hält sich die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke versteckt. Bei Temperaturen um die 14/15 Grad schlendern wir auf Bürgersteigen aus Holz die Fußgängerzone in der Avenida Baquedano entlang.
Restaurierte Holzhäuser und -villen mit ihren großzügigen Veranden zur Straßenseite hin reihen sich dicht an dicht, erzeugen ein harmonisches Straßenbild. Auch wenn der letzte Tsunami seine Spuren hinterlassen hat und bei vielen der häufig in Pastelltönen gestrichenen Häuser Farbe und Putz sichtbar beschädigt hat, nehmen wir noch ganz deutlich die Eleganz und den Charme einer längst vergangenen, aber äußerst glanzvollen, Ära wahr. Obwohl ich noch nie in New Orleans wahr: So wie diese Straße in Iquique stelle ich es mir vor.
Beim Museo Regional stehen wir vor verschlossenen Türen, obwohl die Öffnungszeiten etwas anderes besagen. Ganz amüsant finde ich die normale Schließzeit am Samstag…

Um die Plaza Prat

Die Avenida mündet in die Plaza Prat, in deren Mitte mit dem Uhrenturm (Torre Reloj) von 1877 das Wahrzeichen von Iquique steht. Um die Plaza herum verteilen sich einige schmucke Gebäude. Auf der Südseite das Teatro Municipal von 1890 und daneben in gelb das Gebäude der Sociedad Protectora de Empleados de Tarapacá von 1913, eines der ältesten Gewerkschaftshäuser Chiles. Richtig prachtvoll ist das Centro Español im spanisch-maurischen Stil mit den typischen blau-weißen spanischen Azulejos (Kacheln).

Im Hafen

Wir folgen der Anibal Pinto bis wir das marode alte Zollhaus erreichen. Und jetzt sind wir auch schon am Hafen angelangt. Auf der Mole liegen zwei Seelöwen völlig entspannt und schlafen oder dösen vor sich hin. Bis zur nächsten Hafenrundfahrt ist noch etwas Zeit. So können wir noch einen Blick auf den nahegelegenen Fischmarkt werfen. Hier lauern Seelöwen und Pelikane im Wasser, um leckere Fischabfälle zu ergattern. Es riecht hier gar nicht so unangenehm fischig wie sonst auf diesen Märkten.

Abgelehnt

Wir trotten zwar zum Nachbau der Esmeralda, einem während des Salpeterkriegs zwischen Chile und Peru versenkten Schiffes, aber sparen uns die Besichtigung, nachdem wir erfahren, dass die Führungen nur in spanischer Sprache erfolgen und ausländische Touristen dafür auch noch einen Zuschlag bezahlen dürfen.

Hafenrundfahrt

Zurück am Hafen besteigen wir ein Ausflugsboot, das erst dann zur Rundfahrt startet, wenn es gut gefüllt ist. Also sitzen wir in unseren Schwimmwesten da und warten bis es losgeht. Als es dann soweit ist, tuckern wir gemütlich durch den Hafen. Stolz wird ein beladenes Containerschiff präsentiert. Auch der kleine Leuchtturm wird gewürdigt. Dann schippern wir zur Seelöwenkolonie, wo sich gerade zwei Jungbullen um den besten Platz auf dem Felsen streiten. Wir verlassen das Becken und fahren ganz gemütlich zu einer blau-weiß-roten Boje. An dieser Stelle liegt das Wrack der Esmeralda in den Tiefen des Pazifiks. Auf der Rückfahrt in den Hafen begleitet uns kurzzeitig ein einzelner Humboldtpinguin.

Da ist was los!

Zurück an Land werden wir von ein paar Jugendlichen auf eine Fonda, ein typisch chilenisches Fest, auf der anderen Seite des Hafens gelotst. Grell, bunt, laut und irgendwie hat das Ganze den Charakter eines Schulfestes, bei dem die Eltern der Schüler selbstgemachte Speisen verkaufen. Bei Choripan mit Cola bekommen wir die beiden Klappstühle des verkaufenden Familienvaters mit extra Blick auf den Hafen. Voll nett!

Zum Geburtstag

Auf der Suche nach Zigaretten für Knut irren wir durch die Straßen von Iquiques Zentrum. In der Zwischenzeit hat sich auch die Sonne ihren Platz am Himmel freigekämpft. Bei frischem Wind und Sonne genießen wir im Freien sitzend zur Feier des Tages – heute ist mein Geburtstag – in einer Eisdiele Eiskaffee, Milchshake mit Snickerseis und Muffins.

Zum Ausklang des Tages

Am Abend lösen wir unseren Begrüßungscocktail in der Hotelbar ein. Als wir zum Abendessen aufbrechen wollen, werden wir von einer Frau angesprochen, ob uns der Nissan mit dem deutschen Kennzeichen im Parkhaus gehört. Wir bejahen und erfahren, dass ihr Begleiter der Inhaber des Hotels ist und sie beide von so einer Reise, wie wir sie gerade machen, träumen. Neugierig erkundigen sie sich nach der Ausstattung und unserer geplanten Reiseroute. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und lassen den Abend bei einem guten Abendessen im besten Fischrestaurant der Stadt ausklingen. Das war ein richtig schön entspannter Geburtstag mit vielen neuen und positiven Eindrücken!

Av. Baquedano am Abend
Abends in der Avenida Baquedano

Von Calama nach Iquique

Blick auf das Colegio Inglés

Gesamte Strecke: Ca. 390 km

Durch die Wüste

Nachdem wir den Dicken sicherheitshalber nochmal vollgetankt und wir uns mit genügend Wasser versorgt haben, starten wir von Calama auf der B-24 grob in westliche Richtung. Zunächst geht es, vorbei an Chuquicamata und seinen riesigen Abraumhalden, auf der gut ausgebauten Straße in Kurven ordentlich bergauf. Oben angelangt verläuft die Fahrt durch die Atacama-Wüste in leichten Auf- und Abwärtsbewegungen. Der Neigungswinkel ist angenehm, sodass wir den Dicken beim Bergabfahren die meiste Zeit rollen lassen können und dabei ordentlich Sprit sparen. Rechts und links werden die Ausläufer der Kordillere sanfter und verschwinden immer mehr in der Ferne.
Bald haben wir das Gefühl, durch eine endlose Salz- und Sandwüste zu fahren. In die Einsamkeit und Weite wurden einige Photovoltaikparks gebaut. Sonne ist ja mehr als genug vorhanden. Auch wir schwitzen in unserem schwarzen Dicken schon wieder vor uns hin.

Durch die Wüste
Durch die Wüste …

Endlich auf der Panamericana

Nach 80 km ist es dann bei Cruceros soweit: Wir biegen nach rechts auf die Ruta 5. Wir sind tatsächlich auf der Panamericana angekommen!
Durch eine unwirtliche Gegend fahren wir an verschiedenen Minen mit so klangvollen Namen wie Santa Isabel, Rica Aventura oder Prosperidad vorbei. Es wird immer heißer im Auto.

Achthung Zoll!

Kaum haben wir die Oase Quillagua und eine Brücke mit dem gleichen Namen passiert, stockt der Verkehr. Wir reihen uns in die Warteschlange zusammen mit einer Vielzahl an LKWs ein. Im Schritttempo geht es nur sehr langsam voran und dann sehen wir auch schon das Schild „Aduana“ – Zoll – mitten in Chile. Es gibt sogar ein Zollhäuschen. Zu diesem begeben sich die LKW-Fahrer. Ich habe ja die Hoffnung, dass sich nur LKWs melden müssen, aber leider bleiben wir nicht verschont.
Aufgrund des Wechsels von Region II nach Region I überprüft der Zöllner das Dokument für unseren Dicken und vermerkt irgend etwas auf dessen Rückseite mit Stempel und Unterschrift. Unsere Pässe will er dagegen nicht sehen.
Wir dürfen weiterfahren, um gleich darauf auf einem der zahlreichen nicht asphaltierten Baustellenabschnitte der Panamericana zu landen. Bei Victoria geraten wir sogar in den ersten Stau unserer Reise, der sich glücklicherweise bald wieder auflöst.

Oase Quillagua
Oase Quillagua – noch ahnen wir nichts von unserem Zollstopp

Auf nach Iquique, der Stadt am Meer

Um nach Iquique zu gelangen, müssen wir die Panamericana wieder verlassen und auf der Ruta 16 in noch knapp 50 km das Küstengebirge talwärts durchqueren. Das Gefälle ist echt nicht zu verachten. Am Straßenrand reiht sich Kreuz an Kreuz bis hin zu regelrechten Gedenkschreinen, deren bunte Fahnen im Wind flattern.

Schrein an der Ruta 16
Schrein an der Ruta 16

Wolken ziehen auf und es wird spürbar kühler. Vorbei an der in der Stadt gelegenen Düne Cerro Dragón (Drachenhügel) tauchen wir nach fünfeinalb Stunden Fahrt in Iquiques Innenstadtbereich ein. Die Sonne ist in der Zwischenschenzeit hinter einer dicken Wolkendecke verschwunden und es ist gefühlt bestimmt 10 Grad kälter. Dafür sind wir am Pazifik.
Wir passieren ein Straßenschild, das auf die Gefahren- und Evakuierungszone im Falle eines Tsunamis hinweist. Unser Hotel liegt auf einer kleinen Landzunge genau am Wasser, also sowas von im Gefahrenbereich.
Es wird schon in den nächsten Tagen nichts passieren.

Verkehrsschild
Gefahrenzone voraus!