Gesamte Strecke: Ca. 120 km
Kultur in Paysandú
Nach dem Frühstück packen wir unsere sieben Sachen wieder zusammen und verstauen sie im Dicken. Zunächst fahren wir zur Casa de la Cultura, einem Haus, in dem sich früher die Freimaurer von Paysandú trafen. Heute ist es ein Kulturzentrum und angeblich auch Kunstmuseum.
Wir betreten das Gebäude. Niemand ist da. Also gehen wir weiter und schauen uns im großen offenen Raum die hängenden Bilder an. Als wir schon wieder am Gehen sind, kommt uns eine Dame entgegen und spricht uns an, was wir möchten. Wir fragen, ob wir das Gebäude besichtigen dürfen. Aber natürlich und gleich nimmt sie uns unter ihre Fittiche. Sie zeigt uns voller Stolz den Konzertsaal mit 120 Plätzen, berichtet vom System der Kulturentwicklung in der Casa und stellt uns jedem Lehrer, der gerade vorbeikommt vor. Herzlich und entspannt ist die Atmosphäre; wir können uns kaum loseisen.
Ode an die Vergänglichkeit des Seins
Doch wir müssen weiter zum Monumento a la Perpetuidad, dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts benutzten und somit alten Friedhof der Stadt.
Kaum sind wir ein paar Schritte auf dem Hauptweg entlanggeschlendert, spricht uns eine junge Frau an und versorgt uns mit Informationen, z.B. dass alle Grabmale aus Carrara-Marmor, der per Katalog bestellt wurde, hergestellt wurden. Als nationales Monument angepriesen, stellen wir uns einen Riesenfriedhof vor. Aber leider wurden die meisten der Gräber bereits aufgelöst und von den verbliebenen haben die meisten auch schon ihre beste Zeit hinter sich. Trotzdem gefällt mir der Friedhof sehr gut, zeigt er doch auf recht anschauliche Weise die Vergänglichkeit des Menschen.
Leaving Paysandú
Um die Mittagszeit verlassen wir Paysandú bei Sonnenschein und äußerst angenehmen Temperaturen, um weiter nach Norden zu fahren. Unser Navi hat irgendwie den besonderen Drang, uns möglichst über nicht asphaltierte Straßen aus den Städten zu lotsen. Auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht. Und schon wieder fahren wir Richtung argentinische Grenze!
Noch weiter nach Norden bis Salto
Glücklicherweise dürfen wir vor der Grenze aber doch noch einmal nach links Richtung Salto – unserer letzten Station in Uruguay – abbiegen.
120 km bzw. knapp zwei Stunden später treffen wir in Salto ein. Auf unser Navi ist Verlass: Auf unserem Weg in die Innenstadt landen wir auf einer nicht asphaltierten Straße, die an den Bahngleisen ihr Ende findet. Also umdrehen, der Hauptstraße folgen, durchs Zentrum quälen und dann eine Ehrenrunde um den Block drehen, weil unsere Zielstraße natürlich nur in die andere Richtung befahren werden darf. Doch dann ist es geschafft und wir stehen vor dem Hotel.
Art-Déco in Salto
Zum Abschluss haben wir uns etwas ganz Besonderes gegönnt: ein Hotel in einem Art-Déco-Haus und entsprechender Einrichtung. Sobald wir das Haus betreten, fühlen wir uns um 90 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Alle Räume, der Innenhof und der Garten sind liebevoll ein- bzw. hergerichtet. Ich bin hin und weg! Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Und das Bett verfügt sogar über eine richtige und schön warme Decke, nicht nur über das sonst übliche Laken mit Wolldecke.
In Salto
Nachdem ich mich eingekriegt habe, drängt Knut in die Stadt. Hunger! Wieder haben die meisten Restaurants geschlossen. Dann gibt’s eben Hotdog à la Uruguay mit Schlabberbrötchen, Senf, Mayo, Ketchup und frittierten Kartoffelschnipseln.
Wir gehen die Calle Uruguay entlang und stoppen vor der Touristeninformation. Knut raucht noch und bittet mich, einen Stadtplan zu besorgen. Den Plan habe ich zwar bald in Händen (wieder werde ich mit Infos zu den Highlights der Stadt versorgt), aber so einfach komme ich jetzt nicht davon. Erst darf ich noch bei einer Umfrage des Tourismusministeriums mitmachen und mehrere Fragen beantworten. Knut kommt nach, kann er doch nicht fassen, wie lange ich für so einen Stadtplan brauche. Irgendwann bin ich durch den Fragenkatalog durch und darf die Touristeninformation verlassen.
Wir gehen auf der Calle Uruguay – der Lebensader Saltos schlechthin – weiter Richtung Ufer des Río Uruguay. In einer Seitenstraße befindet sich das imposante Teatro Larrañaga. Die Türen stehen offen und wir werden freundlich hereingebeten. Selbstverständlich können wir uns die Räumlichkeiten ansehen. Wir stehen allein in dem großen prachtvollen Saal und bewundern die schönen Deckenmalereien.
Bei hochsommerlichen Temperaturen schaffen wir es dann gerade noch bis zur Plaza de los Treinta y Tres, setzen uns im Park auf eine Bank und lassen die Uruguayer an uns vorbeiziehen. In der Kirche gegenüber versammeln sich immer mehr herausgeputzte Uruguayer. Das sieht ganz schwer nach Hochzeit aus. Bald schon kommt auch der Bräutigam mit Beifahrer stilecht im Oldtimer angefahren. Von der Braut ist weit und breit nichts zu sehen. Auch nach einer halben Stunde ist das noch so und wir kehren ins Hotel zurück, um uns von der anstrengenden Pause im Park zu erholen.