Gesamte Strecke: 177 km
Alarm!
Um 6:00 h klingelt der Wecker. Denn bis 7:00 h müssen wir gefrühstückt haben und startklar sein. Da werden wir zu unserer Tour mit dem Mototaxi durch die Tatacoa-Wüste abgeholt.
Schon beim Aufwachen merke ich: Da stimmt was nicht. Meine Waden jucken, als ob eine ganze Armada an stechwütigen Ungeheuern über mich hergefallen wäre. Und wieso hat Knut die selben Symptome?
Ein Blick auf unsere Waden bringt traurige Gewissheit. Heute Nacht haben Bettwanzen an uns gewütet. Und jeder einzelne Stich juckt und juckt und juckt.
Auch wenn wir seit Beginn unserer Reise befürchteten, dass wir irgendwann einmal auch eine Unterkunft mit Ungeziefer erwischen würden, haben wir doch insgeheim immer gehofft, dass uns diese Erfahrung erspart bleibt. Heute Nacht war es also so weit.
El Desierto de la Tatacoa: Ein paar Informationen
Die 330 qkm große Tatacoa-Wüste liegt zwischen Zentral- und Ostkordillere in einem Trockenbecken am Fuß der Ostkordillere. Folge: extrem wenig Regen wegen doppelten Regenschattens sowie hohe Durchschnittstemperaturen (haben wir auch schon gemerkt).
Die Wüste gliedert sich in einen roten und einen grauen Teil und hat ihren Namen von einer inzwischen ausgerotteten Schlangenart, die einst hier lebte.
Der rote Teil: Cañon El Cuzco
Zuerst fahren wir mit dem Mototaxi zum Cañon El Cuzco und damit zum roten Teil der Wüste. Obwohl es noch früh am Tag und sogar etwas bewölkt ist, bekommen wir bereits jetzt eine leise Ahnung, wie heiß es heute noch werden wird.
Bei unserem Rundgang (selbstverständlich per pedes) durch diese bizarre Landschaft können wir wieder mal bestaunen, was die Natur so alles im Laufe der Zeit zustande bringt. Uns wird aber auch vor Augen geführt, wie bedroht dieses Fleckchen Erde ist. Denn der Cañon besteht aus verschiedenfarbigem extrem trockenem Lehm, der, wenn es hier alle Jubeljahre mal regnet, einfach weggespült wird.
Im Moment gibt es aber noch genug zu bewundern…
Der graue Teil
Weiter geht’s mit dem Mototaxi zum grauen Teil. In der Zwischenzeit ist es schon merklich wärmer, geradezu heiß, geworden. Und dabei ist es gerade mal 9:30 h. Da werden wir gleich bei unserem Fußmarsch durch diesen Teil der Wüste unsere wahre Freude haben!
Der graue Teil ist zwar nicht ganz so spektakulär wie der rote, hat aber auch seinen ganz eigenen Charme.
Dekadent finde ich allerdings das in die Umgebung hineingebaute Schwimmbad.
Entscheidung
Gegen 10:30 h werden wir wieder bei unserer Unterkunft abgesetzt. Damit ist unser Tatacoa-Wüsten-Programm abgeschlossen. Da wir zwei Nächte gebucht haben, bedeutet das jetzt: Nochmal einen Tag bei sengender Hitze vor dem Bungalow ausharren und nochmal eine Nacht den Bettwanzen als Festmahl dienen. Beides nicht gerade die verlockendsten Optionen.
Nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns stattdessen für Option drei: Flucht nach vorne. Schnell packen wir unsere Sachen zusammen und checken kurzerhand aus.
Hinaus aus der Tatacoa-Wüste
Unser Weg aus der Tatacoa-Wüste führt uns unter anderem über einsame und schier endlose 40 km Schotterpiste. Innerhalb und außerhalb des Dicken ist es wahnsinnig heiß. Unsere Wasservorräte nehmen rapide ab.
Auch deshalb sind wir froh, als wir vor uns in der Ferne die gut befahrene Ruta 45 entdecken. Noch ein paar Kilometer und schon reihen wir uns in die Autoschlange ein.
Erlebnisse auf und neben der Ruta 45
Wir fahren nach Norden. Und jetzt geht es auch recht flott voran. Allerdings nur bis Espinal. Dann stehen wir wegen einer Baustelle im Stau. Dieser wird in Kolumbien von den männlichen Autofahrern gerne zur kollektiven Pinkelpause am Straßenrand genutzt.
Aus dem Nichts tauchen auch immer einige Straßenverkäufer auf, die so alles Mögliche zum Verkauf anzubieten haben. Nicht immer erschließt sich uns, was sie uns denn so verkaufen möchten.
Über die Ruta 40 von der Ost- zur Zentraldordillere
Hinter Espinal verlassen wir die Ruta 45 und biegen auf die Ruta 40 in nordwestliche Richtung ab. Mühsam bringen wir Kilometer um Kilometer inmitten dichten Schwerlastverkehrs hinter uns.
Erst kurz vor Ibagué wird die Straße zweispurig und ist in richtig gutem Zustand. Das lässt doch für die verbleibenden 100 km bis Armenia hoffen!
Die nehmen wir aber erst übermorgen in Angriff. Für heute endet unsere Fahrt in Ibagué auf 1.290 m Höhe; quasi auf halbem Weg zwischen Ost- und Zentralkordillere.
In Ibagué
In der Zwischenzeit haben wir auch schon wieder über fünf Stunden in unserem mollig warmen Dicken hinter uns, sodass wir uns eine Pause für den Rest des Nachmittags redlich verdient haben.
Am Abend genießen wir Cocktails und ein äußerst schmackhaftes Abendessen auf der Terrasse eines Restaurants, das sich gleich gegenüber von unserem Hotel befindet.
Als wir uns spaßeshalber in GoogleMaps noch einmal die Route bis Armenia aufrufen, wundern wir uns etwas über die seltsame Routenplanung. Das müssen wir uns morgen nochmal in Ruhe anschauen.