In Punta del Este

La mano

Spaziergang durch den alten Ortskern

Nach dem Frühstück wollen wir den alten Teil von Punta del Este besichtigen. Auch heute strahlt die Sonne bei 12 Grad. Von unserem Hotel aus sind es gut 1 km bis zum alten Teil, der genau auf der Landzunge liegt. Unser Weg führt uns zunächst über den Hafen. Kleine und große Yachten schaukeln im glitzernden Wasser und warten auf die nächste Saison. Die ersten Fischer haben ihren Fang schon an Land gebracht. An kleinen Ständen direkt auf der Mole bieten sie ihre Schätze aus Neptuns Reich feil. Noch sind wenige Einheimische oder Touristen unterwegs, dafür kreisen hungrige Möwen über ihnen und hoffen, dass der eine oder andere Leckerbissen für sie abfällt. Ein bulliger Seelöwe hat sich bereits am Rande eines Standes positioniert, um die besten Stücke für sich zu sichern. Einige jüngere Seelöwen tummeln sich im Hafenbecken. Hin und wieder tauchen sie elegant aus der grünlich-braunen Brühe auf, um allzu freche Möwen in ihre Schranken zu weisen.

Unser Weg führt uns weiter durch ruhige Straßen einen sanften Hügel empor. Auf seiner höchsten Stelle thront der Leuchtturm.

Punta del Este Faro
Der Leuchtturm von Punta del Este

Direkt gegenüber befindet sich die meteorologische Station und die hellblau-weiße Backsteinkirche Iglesia de la Candelaria, die gerade für die Sommergäste ins richtige Licht gerückt wird. Überhaupt scheinen die Wintermonate dafür genutzt zu werden, um auszuruhen oder zu renovieren. Viele Bars, Cafés, Restaurants und Hotels sind geschlossen. Zum Schluss unseres Spaziergangs trotten wir noch am Edificio de la Aduana vorbei.

Punta del Este Aduana
Edificio de la Aduana

Dann sind die Highlights auch schon abgegrast. Auf der anderen Seite der Landzunge am Playa Brava steht die Skulptur „La Mano“ des chilenischen Künstlers Mario Irrazábal. Hier treiben sich also die ganzen Touristen herum. Hier ein Selfie, da ein Schnappschuss. Was für eine Anziehungskraft doch fünf überdimensionierte Finger entfalten können. Auch wir sind davor nicht gefeit. Nur wenige Meter davon entfernt, versuchen ambitionierte Surfer auch noch auf der kleinsten Welle zu reiten. In der Ferne sieht man die Isla de los Lobos mit ihrem weißen Leuchtturm.

La mano
La Mano

Nach der Rückkehr von unserem Ausflug nach Punta Ballena fahren wir zum Hafen von Punta del Este. Wir finden ein Restaurant mit Meerblick, das (noch) geöffnet hat und gönnen uns das Tagesmenü mit Fisch. Als letzte Gäste verlassen wir satt und glücklich das Restaurant und spazieren pünktlich zum Sonnenuntergang über die Mole. Die untergehende Sonne verleiht den sonst so weißstrahlenden Hotelriesen einen goldenen Glanz und taucht die gesamte Skyline in sattes Gelborange. Echt beeindruckend!

Nach Osten: Von Montevideo nach Punta del Este mit Zwischenstopp in Piriápolis

Punta del Este Sonnenuntergang

Gesamte Strecke: ca. 130 km

Gut einen Monat nach unserem Abflug aus Deutschland ist es jetzt also so weit: Unser Abenteuer Südamerika darf endlich so richtig beginnen.
Nachdem wir unseren „Dicken“ aus der Garage geholt und alle unsere Habseligkeiten in seinem Inneren verstaut haben, brechen wir entlang der Flussmündung des Río de la Plata zur Atlantikküste im Osten Uruguays auf. Es dauert eine ganze Weile bis wir Montevideo und seine Ausläufer hinter uns lassen. Doch dann nimmt die Besiedlung merklich ab. Heute scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Immer wieder zweigen Straßen von der Interbalnearia zu den sich aktuell im Winterschlaf befindenden Badeorten an der Küste ab.

Piriápolis

Wir fahren bis Piriápolis. Dieses Städtchen mit seiner einstmals sicherlich mondänen Uferpromenade wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts nach den Plänen und Vorstellungen des uruguayisch-argentinischen Unternehmers Francisco Piria erbaut. Auch wenn Piriápolis den Eindruck erweckt, seine beste Zeit schon hinter sich zu haben, so zeugt das monumentale (ehemalige) Hotel Argentino und das wesentlich kleinere Hotel Colón mit seinem Fachwerk von dem einstigen Glanz der Stadt.

Wir fahren zum nahegelegenen Castillo, der damaligen Privatresidenz des Empresarios. Das Domizil erinnert an eine mittelalterliche Trutzburg im Kleinformat. Von den Zinnen hat man einen wunderbaren Blick auf die Sierra und natürlich auf Piriápolis. Der Hausherr mag sich hier wie ein Fürst gefühlt haben.

Nach so viel Glanz und Gloria bildet der Besuch der Iglesia Maldita de Piria (Pirias verdammte Kirche) einen Gegenpol. Piria ließ sie ab 1917 erbauen. Die wohl nie fertiggestellte und nach Osten ausgerichtete (wohl das Zeichen für eine von Freimaurern errichtete) Kirche wurde vollkommen dem Verfall preisgegeben. Es steht nunmehr nur noch das Gerippe einer Kirche. Nur noch Tauben und streunende Hunde und Katzen halten sich hier auf. Trotzdem lohnt sich der Stopp, herrscht hier eine ganz eigene und besondere Atmosphäre.


Punta del Este

Wir fahren weiter und erreichen am Nachmittag unser heutiges Etappenziel: Punta del Este, teures Zentrum der Riviera Lateinamerikas.
Es dauert eine Weile bis wir unser Hotel im Dschungel der Hotelhochhäuser finden. Doch nach dem Einchecken machen wir uns sogleich auf, unsere Umgebung zu erkunden.
Es herrscht reges Sonntagnachmittagstreiben in den Straßen. Dennoch haben viele Cafés und Restaurants jetzt im Winter geschlossen. Diejenigen, die geöffnet haben, sind sehr gut besucht. Wir haben schon die Hoffnung auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen aufgegeben, doch dann entdecken wir ein Café mit freien Plätzen in der Straße unseres Hotels. Nach dem Genuss von Apfelstrudel, Torte und zwei Cappucini und dem Erhalt der Rechnung können wir erahnen, warum noch Plätze frei waren. Das war der teuerste Cafébesuch ever: schlappe 41 USD dürfen wir berappen. Dafür sind wir aber auch erst einmal pappsatt.

So langsam geht die Sonne unter und so schlendern wir Richtung Wasser. Uruguayos jeden Alters haben sich schon versammelt und warten geduldig mit Matetasse und Thermoskanne in der Hand darauf, dass der Feuerball spektakulär am Horizont im Meer versinkt. Sie – und wir natürlich auch – sollen nicht enttäuscht werden.

Punta del Este Sonnenuntergang
Sonnenuntergang in Punta del Este