Vom Colca Canyon zum Titicacasee

Puno am Titicacasee

Gesamte Strecke: Ca. 350 km

Kondor oder nicht Kondor, das ist hier die Frage …

Auch diese Nacht war wieder sehr frisch und auch heute gibt es wieder kein warmes Wasser. Aber heißen Kaffee gibt es, der unsere Lebensgeister zu wecken vermag.
Voller Erwartung begebe ich mich nach dem Frühstück schon mal zum Kondoraussichtspunkt und harre in der Morgensonne der Kondore, die doch bitte wenigstens heute in Scharen über mich hinwegfliegen mögen. Ich harre … und harre … und harre …
Irgendwo ganz weit in der Ferne schraubt sich irgend etwas aus den Tiefen des Colca Canyons nach oben. Vorbei am anderen Kondoraussichtspunkt der Unterkunft – also schön weit weg von mir – gelangt dieses Etwas in luftige Höhen, um dann ganz elegant über das Tal zu gleiten. War das jetzt ein Kondor, oder war das keiner? Keine Ahnung.
Auf jeden Fall war es das Einzige, was mir bis zu unserer Abreise vor die Linse kommt.

Ist das ein Kondor?
Ist das ein Kondor?

Nichts Neues

Wir fahren auf der AR-109 entlang des Colca Canyons und des Colca-Tals bis Chivay. Von dort biegen wir auf die 34 E, schrauben uns die Serpentinen wieder hoch bis zum höchsten Punkt des Paso de Patapampa auf 4.910 m beim Mirador de los Volcanes. Wir lassen die Pampas de Toccra hinter uns und verlieren beim stetigen Auf und Ab der Straße langsam an Höhe. Bizarre Stein- und Lehm-/Sandformationen rauschen an uns vorbei. Wir biegen nach links auf die Ruta 34A und setzen unsere Fahrt da fort, wo wir am Samstag Richtung Colca Canyon abgebogen sind.

Up and down …

Entlang der nördlichen Ausläufer der Reserva Nacional de Salinas y Aguada Blanca führt uns unser Weg auf der Ruta 34A stetig nach Nordosten. Auf und ab, auf und ab.
Wir passieren die Provinzgrenze von Arequipa nach Puno. Auf 4.174 m umrunden wir die Laguna Lagunillas, einen strahlend blauen See mitten im peruanischen Altiplano.

Laguna Lagunillas
Laguna Lagunillas

Die Landschaft verändert sich langsam. Sie erinnert uns zeitweise an das schottische Hochland, zumindest wie wir uns das schottische Hochland so vorstellen.

Navigationssysteme und Straßenverhältnisse

Nach unserer unschönen Erfahrung in Arequipa hatten wir uns eine zweite SIM-Karte für das peruanische Mobilfunknetz gekauft, um unser Navi mit Google Maps zu unterstützen. Es kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass unser Navi riesige Lücken hat, was das Straßennetz in Peru betrifft. In der Zwischenzeit verlassen wir uns deshalb überwiegend auf die Navigation mit Google Maps. Allerdings schützt uns Google Maps nicht vor der chaotischen Fahrsituation in peruanischen Innenstädten. Juliaca ist wieder so ein leidiges Beispiel dafür. Wir brauchen eine Stunde, um uns durch dieses Verkehrschaos zu wühlen. Aber dann sind wir auf der Autobahn Ruta 3S in Richtung Süden unterwegs.

Erlebnis peruanische Autobahn

Peruanische Autobahnen sind in keinster Weise mit denen in Deutschland zu vergleichen. Abgesehen davon, dass sich alle Arten von Verkehrsmitteln und -teilnehmern darauf tummeln, tauchen auch plötzlich und unerwartet Bremsschwellen aus dem Nichts auf. Das warnende Schild steht unmittelbar vor der Erhebung, also viel zu spät, um die Geschwindigkeit noch rechtzeitig adäquat drosseln zu können. Lange Rede, kurzer Sinn: Peruanische Autobahnen sind eine Herausforderung.

Chaos in Puno

Nach einem letzten Anstieg erreichen wir den ausgefransten Stadtrand von Puno auf 3.827 m. Auf der Ruta 3S tauchen wir talwärts ein ins Getümmel von Punos Straßen.
Google Maps lotst uns auf die Umgehungstraße für den Schwerlastverkehr und dann bitte nach ein paar hundert Metern links abbiegen. Links führt eine schmale Straße gefühlt senkrecht nach unten. Todesmutig stürzen wir uns hinein. Geschafft!

Schmale steile Straßen
Nur ein Beispiel für Punos schmale und steile Straßen, aber es geht auch noch schmaler und noch steiler … wir haben’s ausprobiert!

Jetzt bitte links um die Kurve, dann rechts steil nach unten und schon wird uns die Weiterfahrt von einer Kette mit Vorhängeschloss versperrt.

Da geht's nicht weiter
Da geht’s nicht weiter!

Und jetzt? Umdrehen. Keine Chance. Dafür ist die Straße zu schmal. Also rückwärts den Berg hoch.
Ich steige aus, um zu schauen, dass Knut mit dem Dicken nicht versehentlich ein parkendes Auto rammt. Ich keuche in dünner Luft den Berg hoch und werde dabei in dicke schwarze Rußwolken gehüllt. Irgendwie riecht es auch ungesund nach Abrieb von der Kupplung.

Ein Hoffnungsschimmer

Auf halber Höhe kommt ein Mann vorbei und meint, dass man die Kette einfach wegnehmen könn, da das Schloss meist offen sei.
Also ich den Berg wieder runter. Nein, das Schloss ist zu.
Jetzt den Berg wieder hoch und den Dicken bis zum Scheitelpunkt lotsen. Dort kann Knut die Einmündung, von der wir gekommen sind, zum Wenden des Dicken nutzen.

Enttäuschend

Weiter durch mehrere schmale und steile Gassen und wir stehen vor unserem Hotel, das wir zunächst als solches gar nicht erkennen. Im Inneren versprüht es den Charme einer Jugendherberge in den 80-er Jahren.
Und von wegen, Parkplätze am Haus. Nach dem Ausladen dürfen wir den Dicken einige Blocks entfernt in einer öffentlichen Garage für gutes Geld unterbringen. Immerhin steht er sicher.
In unserem Zimmer ist es kalt und klamm. Wir haben einen wunderschönen Ausblick auf die einen Meter entfernte Backsteinwand des nächsten Hauses. Dafür gibt es heißes Wasser. Wir duschen beide ausgiebig bevor wir uns auf den Weg zum Abendessen machen.

Einmal Colca Canyon und zurück

Terrassen

Gesamte Strecke: Ca. 150 km

Kalte Nächte am Canyon

In Arequipa gingen die Temperaturen nachts gerade mal auf 12 bis 13 Grad zurück. Hier, in der Nähe von Cabanaconde, erfreuen wir uns äußerst frischer 2 bis 3 Grad. Dagegen sollen drei schwere Wolldecken für Wärme sorgen. Auf Baumwolllaken und -überzüge wird gleich ganz verzichtet. Ein Laken aus Fleecedecke sorgt für ein ganz neues – elektrisierendes – Hautgefühl.

Kalter Start

Am Morgen gibt es außerdem kein heißes Wasser. Also fällt heute die Körperpflege im kalten Bad notgedrungen eher kurz aus.
Auch im Restaurant ist es so kühl, dass wir unseren Atem sehen können. Eine Tasse heißen Kaffees wärmt uns langsam von innen. Die Sonne wird im Laufe des Tages sicher noch ihren Teil dazu beitragen.

Warten auf den Kondor

Nach dem Frühstück beziehen wir in der Morgensonne Stellung auf einem der Kondoraussichtspunkte unserer Unterkunft und warten. Warten auf einen Kondor.

Wo ist der Kondor?
Wo ist der Kondor?

Wir können ihn zwar nicht sehen, aber die schöne Aschewolke, die er verbreitet, die können wir sehen. Der Vulkan Sabancaya ist ja auch nicht mal 23 km entfernt. Irgendwas müssen wir ja von ihm mitbekommen, wenn wir ihm schon so nah sind.

Aschegruß vom Sabancaya
Aschegruß vom Sabancaya

Wir warten weiter. Kein Kondor in Sicht.
Dabei müssten sich die stattlichen Vögel doch so langsam mal in die Höhe schrauben. Aber nix passiert. Dafür sehen wir kleinere falkenartige Raubvögel, emsige Kolibris und eine peruanische Hasenmaus.

Peruanische Hasenmaus
Peruanische Hasenmaus

Immer noch kein Kondor in Sicht. Die hängen wahrscheinlich alle faul im Wochenende rum und erholen sich von der Schwerstarbeit, die sie unter der Woche für fotografierwütige Touristen verrichten müssen.
Wir geben auf. Hoffentlich haben wir morgen mehr Glück!

Aparte Form
Aparte Blütenform statt Kondor

Dem Kondor ganz nah

Gerade, als wir uns in unser Zimmer verzogen haben und ich unser Fenster zum Lüften öffne, fliegt eine Kondordame hochkonzentriert unterhalb unseres Fensters vorbei und arbeitet sich ruckzuck nach oben. Tolles Erlebnis für mich, aber leider kein Foto.

Unsere Entscheidung

In Ermangelung sonstiger nicht schweißtreibender Alternativen beschließen wir, mit dem Dicken erst nach Cabanaconde und dann nochmal den Colca Canyon und das Colca Tal entlang bis Chivay zu fahren.

Ein Alpaka wünscht uns gute Fahrt
Ein Alpaka wünscht uns gute Fahrt!

Ansichtssache

Ob jetzt der Colca Canyon der tiefste Canyon ist oder der Grand Canyon in den USA – darüber scheiden sich die Geister. Je nachdem, von welchem Punkt aus gemessen wird, ist es der eine bzw. der andere. Uns ist es soweit egal.

Wunder der Natur

Die 1.200 m, die der Fluss in die Landschaft gegraben hat, zeugen eindrucksvoll von seiner Macht. Verstärkt wird der Eindruck noch durch die teilweise über 5.000 m hohen Berge in der Umgebung.
An die Hänge des Canyons schmiegen sich über 6.000 Terrassenanlagen, die zum Teil noch aus der Präinkazeit stammen. Landwirtschaft dominiert die gesamte Region, auch wenn jetzt gegen Ende der Trockenzeit braun – und nicht grün – die alles beherrschende Farbe ist.

Entlang der Strecke

Auf der Strecke gilt es mehrere Brücken und zwei Tunnels zu passieren. Die Tunnels sind grob aus dem Fels gehauen und völlig unbeleuchtet. Zwei Autos kommen gut aneinander vorbei, jedoch wird’s bei einem der größeren Tourbusse mächtig eng. Wir haben aber jedes Mal Glück und kommen unbeschadet durch.

Über diese Brücke musst du geh'n
Über diese Brücke musst Du geh’n … oder noch besser fahren

Menschliche Siedlungen

Keine der Ortschaften entlang der AR-109 ist in ein Hingucker. In Cabanaconde wird uns die Tür zur Kirche vor der Nase zugeschlagen. Auf dem zentralen Platz wird dem Kondor in Form einer riesigen Statue gehuldigt.

Kondorstatue in Cabanaconde
Kondorstatue in Cabanaconde

Macas zentralen Platz schmücken dagegen farbenprächtige Statuen. Was sie bedeuten, erschließt sich mir nicht.
Nur die Kampfszene zwischen Inkakönig und spanischem Conquistador, etwas abseits des Platzes, verstehe sogar ich.

Blick auf den Sabancaya

Beim Tanken in Chivay sehen wir endlich auch mal, wie der Sabancaya seine Aschewolke in den strahlend blauen Himmel bläst. Leider auch dieses Mal kein Foto.

Hoch hinaus: Über den Patapampa-Pass zum Colca Canyon

Colca-Tal

Gesamte Strecke: Ca. 205 km

Adiós Arequipa!

Nach einer Woche in der weißen Stadt haben wir uns gut an die Höhe gewöhnt. Doch so langsam heißt es Abschied nehmen, denn wir wollen noch höher hinaus.
Der Abschied von den leckeren kleinen Ciabattabrötchen, die es bei der Bäckerei um die Ecke für kleines Geld zu kaufen gab und die uns nach dem schlabberigen Toastbrot der letzten Monate fast wie Manna vorkamen, fällt uns dabei besonders schwer.

Asche überall

Als wir den Dicken von seinem Stellplatz abholen, ist er mit einer sichtbaren Schicht Asche überzogen. Genau derselbe hauchfeine Aschestaub ist uns schon in unserer Unterkunft aufgefallen.
Ich vermute mal, es ist Asche des Vulkans Sabancaya, der seit geraumer Zeit wieder Asche spuckt und dessen Aschewolke sich in südwestliche Richtung – also genau gen Arequipa – bewegt.
Um den Lack nicht unnötig zu verkratzen, lassen wir die Asche da, wo sie ist und hoffen auf den nächsten Regen.

The only way is up …

Kaum haben wir das Autochaos von Arequipa hinter uns gelassen, geht es auf der Ruta 34A nach Norden und richtig knackig bergauf. Die LKWs vor uns kämpfen sich im Schritttempo die Serpentinen hoch. Knut überholt sie spielend, wenn auch nicht immer ganz risikolos.
Die ohnehin schon spärliche Vegetation macht Platz für eine wüstenähnliche Landschaft.
Bald schon spüren wir die Höhe. Wir halten mit Cocatee aus der Thermoskanne dagegen. Der Dicke rußt genüsslich vor sich hin.

Auf der Rut 34A
Auf der Ruta 34A

Durch die Reserva Nacional de Salinas y Aguas Blancas

Die Berghänge sind mit niedrigen gelbbraunen Grasbüscheln bewachsen. Ab und zu kreuzt die Bahnlinie unseren Weg, um sich dann wieder irgendwo im Nichts zu verlieren.
Wir biegen nach links auf die Ruta 1 SE nach Nordwesten ab und sind nun im Altiplano unterwegs.
In sicherer Entfernung vereinzelt stehender Gehöfte zupfen Lamas und Alpakas auch noch die letzten Reste fressbares Gras ab.
In der Pampa de Toccra ziehen Vikunjas durch die Einöde. Also müssen wir in der Zwischenzeit die 4.000-Meter-Grenze überschritten haben. Der Wind pfeift hier kräftig über die Hochebene. Auch Knut wird während seiner Rauchpause ordentlich durchgepustet.

Höchster Punkt

Auf 4.910 m haben wir mit dem Mirador de los Volcanes den höchsten Punkt des Passes erreicht. An manchen Stellen liegt sogar noch ein wenig Schnee. Die Luft ist zwar extrem dünn hier oben, aber man hat einen tollen Ausblick auf die majestätischen 6.000-er Vulkane ringsherum.

Abwärts

Von nun an geht’s die meiste Zeit in steilen Serpentinen durch eine spektakuläre Berglandschaft wieder abwärts bis wir nach insgesamt vier Stunden Fahrt Chivay – das Tor zum Colca Canyon auf 3.635 m – erreichen.
An der Schranke erwerben wir unser Ticket fürs Colca-Tal.

Chivay in Sicht
Chivay in Sicht

Entlang des Río Colca

Die Ruta AR-109 führt uns 55 km oberhalb des Río Colca entlang. Der Fluss hat eine tiefe Schlucht gegraben und die Einblicke von oben in das schmale Flussbett sind unglaublich. Die Sonne steht schon etwas tiefer und taucht Berge und Tal in warmes Spätnachmittagslicht. Und auch hier pfeift der Wind ordentlich durchs Tal. Als wir beide gleichzeitig unsere Autotüren öffnen, zieht es uns fast aus dem Auto.
Auf jeden Fall aber die Straßenkarte, die ich in meiner Seitenablage verstaut hatte. Ich bekomme sie gerade noch rechtzeitig zu fassen bevor sie sich auf den Weg in den Canyon macht. Dafür japse ich jetzt nach Luft. Also ziehe ich mich ins Innere des Dicken zurück. Knut raucht seine Zigarette in geradezu rekordverdächtiger Zeit.

El Cruz del Condor

Knapp eineinhalb Stunden später stehen wir am Kreuz des Kondors auf 3.500 m und halten Ausschau nach … genau: einem Kondor.
Von weitem hatten wir doch schon welche gesehen. Wo sind die denn jetzt? Weit und breit kein Kondor in Sicht. Dann gibt’s eben Fotos von dem, was in der Umgebung so blüht und natürlich vom Kreuz selbst.

Am Ziel

Unweit des Kreuzes des Kondors liegt unsere Unterkunft einsam auf einer Anhöhe (schätzungsweise auf 3.400 m) mit Blick in die Tiefen des Colca-Tals.

Blick vom Mirador
Blick vom Aussichtspunkt in die Tiefen des Colca-Tals

Kaum verschwindet die Sonne hinter einem der vielen Gipfel wird es auch schon zapfig kalt. Heizung gibt es keine im Zimmer. Im Aufenthaltsraum und Restaurant gibt es dafür sogar einen offenen Kamin. Der raucht aber mehr als dass er wärmt. Mit brennenden Augen, umgeben von einer Eukalyptusrauchaura, stolpern wir im Dunkeln den Weg hinters Haus und damit aufs Dach desselben und werden mit dem fantastischen Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre belohnt.

Um Arequipa herum

Blick auf den Chanchani

Entscheidung

Um nicht selbst im Straßengewirr von Arequipa herumirren zu müssen, haben wir uns für eine geführte Tour entschieden. Im Doppeldeckerbus sitzen wir bequem in der Mitte und haben gute Sicht.

Mirador de Yanahuara

Unser erster Stopp ist der Mirador de Yanahuara im gleichnamigen nördlichen Stadtteil Arequipas. Die Plaza Principal ist wieder mit hohen Palmen bewachsen. An einer Seite der Plaza thront eine Kirche aus Sillar mit reich verziertem Portal.
Vom Mirador, der Aussichtsterrasse mit Rundbögen aus Sillar, hat man einen guten Blick auf die Stadt und den Vulkan Misti.
Nach einer Kostprobe von Queso Helado (Eis aus gerührter Milch, Vanille und Zimt – kein Käse!) geht es weiter.

Aussichtspunkt Carmen El Alto

Von diesem Aussichtpunkt sieht man schön alle drei Hausberge von Arequipa: den Misti (Quechua für Herr), den Chanchani (Quechua für Braut mit weißem Schleier) und den Picchu Picchu (Quechua für Berg, Berg also zwei Berge).

Ebenso beeindrucken die verschiedenen Terrassen, die bereits von den Inkas zum Anbau von Getreide und Gemüse angelegt wurden. Auf jeder Terrasse herrscht ein anderes Mikroklima, sodass viele verschiedene Sorten angebaut werden können. Ein ausgeklügeltes System, das sowohl Regenwasser als auch Schmelzwasser aus den Anden und Wasser aus dem Río Chili optimal nutzt, sorgt für die notwendige Bewässerung der Terrassen.

Ein kleines Museum mit Keramik, Schmuck und Mumie rundet den Besuch ab.

Blick auf den Misti
Blick auf den Vulkan Misti

Mundo Alpaca

Was in der Türkei der Besuch der Lederfabrik ist, ist in Peru der Besuch eines Alpakakleidungsgeschäfts. Auch wir landen deshalb beim „Mundo Alpaca“.
Nach einer kurzen Erklärung der verschiedenen in den Anden vorkommenden Kamelarten Vikunja, Guanako, Lama und Alpaka dürfen wir die Tiere live in ihren Gehegen bedauern. Dann werden wir in den riesigen Verkaufsraum gelotst, wo wir uns ausgiebig dem Konsumrausch hingeben sollen. Gar nicht so einfach, denn die Preise sind ganz schön gesalzen.

Weißes Lama
Weißes Lama

Mansión del Fundador

Weiter geht es nach Socabaya zum Mansión del Fundador. Einst bewohnte der Stadtgründer Arequipas das großzügige Landhaus von 1540. Heute werden in den Räumen wahllos Mobiliar und Gemälde aus der Kolonialzeit ausgestellt.
Der Garten dagegen zeigt eine liebevolle Hand und einen grünen Daumen.

Mühlensystem

Zum Abschluss der Tour besichtigen wir noch das Mühlensystem von Arequipa, mit dem die Wasserversorgung der Stadt sichergestellt wird.

Eingang zur Mühle
Eingang zur Mühle

Mercado San Camilo

Zurück in der Innenstadt trotten wir zum Stadtmarkt von Arequipa, dem Mercado San Camilo.
Es ist bereits kurz vor Ende der Öffnungszeit, als wir eintreffen. Trotzdem stapeln sich noch Berge an exotischem und farbenprächtigem Obst und Gemüse, verschiedenen Fleischsorten, Fisch, Haushaltwaren, Textilien … Kurz: alles was das peruanische Herz begehrt.
Auch ein Blick nach oben lohnt. Denn kein geringerer als Gustave Eiffel entwarf diese alten Markthallen.

Im Mercado San Camilo
Im Mercado San Camilo

Wir gönnen uns ein großes Glas frisch gepressten Orangensaft für umgerechnet 1 Euro. Leider haben die Garküchen für heute ihre Schotten schon dicht gemacht. Dann bekochen wir uns nachher eben selber.
Bevor wir den Markt verlassen, decken wir uns noch mit Cocablättern ein. Jetzt sind wir für die kommenden Höhen gewappnet.

Zurück mit dem Taxi

Auch dieses Mal kommen wir wohlbehalten mit dem auf der Straße angehaltenen Taxi an unserer Unterkunft an.

Ein Bummel durch die weiße Stadt

Plaza de Armas und Kathedrale

Zu Fuß ins historische Zentrum von Arequipa

Arequipa liegt auf moderaten 2.400 m.
Habe ich das wirklich gerade geschrieben? Aber es stimmt tatsächlich. Tagsüber ist es meist angenehm warm und nachts sinkt das Thermometer nicht (mehr) unter 12 Grad.
Leider liegt unsere Unterkunft auf der anderen Seite des Río Chili. Um ins historische Zentrum zu gelangen, müssen wir einen gut zwanzigminütigen Fußmarsch in Form eines Ab- und Wiederaufstieges bewältigen. Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein machen wir uns gut gelaunt auf den Weg.

Die Plaza de Armas

An der Plaza Prinzipal bzw. Plaza de Armas angekommen, beeindrucken zweistöckige Arkadengänge aus Sillar. Für den Bau der meisten kolonialen Gebäude verwendete man dieses weiße Gestein des Vulkans Chanchani. Daher stammt auch der Beiname „weiße Stadt“.
Auf dem Platz selbst stehen prachtvolle Palmen. Rosen und Jacarandas blühen in Harmonie um die Wette.

Arkaden an der Plaza de Armas
Arkaden an der Plaza de Armas

La Catedral

Ein Blickfang bildet die Kathedrale aus Sillar, die die komplette Nordseite der Plaza einnimmt. Ihr Erscheinungsbild ist so ganz anders als die anderen Kathedralen, die wir bisher besichtigt haben. Insbesondere die beiden weit auseinander stehenden Türme und die breiten Torbögen an den Seiten sind recht außergewöhnlich.

Kathedrale
La Catedral

Im Innern beeindrucken die aus Belgien stammende Kanzel und die in Frankreich gefertigte Orgel (die größte in ganz Südamerika). Wir können leider nur einen kurzen Blick darauf werfen bevor die Kathedrale ihre Pforten schließt und wir zum Hinterausgang hinausbefördert werden.

La Iglesia de la Compañía de Jesús

Dann schauen wir uns eben die Jesuitenkirche Iglesia de la Compañía de Jesús an.
Die reich verzierte Portalfront lässt erste Schlüsse auf das Innere zu. Und tatsächlich schwelgt die Kirche nur so in opulenter barocker Sakralkunst. Gülden leuchtet es aus allen Ecken und vom Hauptaltar. Naja, war ja auch genug Inkagold zum Verarbeiten da.

Für den Besuch der St. Ignatius Kapelle (kleiner unscheinbarer Eingang am Ende des linken Seitenschiffs) müssen wir zwar ein paar Soles berappen, aber diese Investition lohnt auf jeden Fall. Wände und Kuppel sind reich mit bunten Fresken verziert. Dazu noch wertvolle Gemälde und aufwendig gearbeitete Gefäße aus Gold und Silber für den Gottesdienst. So viel Pracht und Prunk lässt uns wahrlich staunen!

Über den Kreuzgang des ehemaligen Jesuitenklosters verlassen wir das Areal.

Innenhof im Jesuitenkloster
Prachtvoller Kreuzgang im ehemaligen Jesuitenkloster

Die Casa Tristán

Wir schlendern weiter durch die malerischen kolonialen Gassen im historischen Zentrum. Durch das prachtvoll gearbeitete Portal betreten wir die Casa Tristán. Einst Bischofssitz gehört das Gebäude heute der BBVA (Bank), die es für Gemäldeausstellungen nutzt.

Portal zur Casa Tristán
Portal zur Casa Tristán

Kaffeepause

Im Kaffeehaus, das von einem deutsch-peruanischen Paar betrieben wird, gönnen wir uns im Biergarten bei Waffeln und Eiskaffee erst einmal eine kleine Verschnaufpause.

Das Kloster Santa Catalina

Gut gestärkt machen wir uns auf zur Besichtigung der Stadt in der Stadt, dem Kloster Santa Catalina.
Dicke, hohe Mauern und massive Holztüren umgeben das Klosterareal. Nach dem Eintreten fühlen wir uns in eine völlig andere Welt versetzt. In Begleitung einer Führerin erfahren wir dazu noch so manches interessante Detail aus dem Klosterleben von gestern und heute.

Jede zweitgeborene Tochter aus reichem spanischem Hause wurde teilweise schon mit drei Jahren „für Gott und das Himmelreich“ für den Rest ihres Lebens ins Kloster geschickt. Natürlich mussten die Familien sowohl für die Aufnahme als auch für den laufenden Unterhalt ordentlich in die Tasche greifen. Der Andrang war riesig, sodass in Hochzeiten bis zu 180 Nonnen im Kloster lebten. Als Novizinnen lebten sie zunächst in spartanischen Zellen. Als Nonnen konnten sie in eigene Häuser umsiedeln. Personal (bis zu 4 pro Nonne) hielten den Haushalt in Schuss und versorgten die Nonnen mit allem, was sie brauchten. Indigene wurden nur als Bedienstete aufgenommen.

Die Verbindungswege im Kloster tragen die Namen spanischer Städte. Ursprünglich ganz in weiß, sind die verschiedenen Sektoren heute auch in orange und blau gestrichen. Ein bisschen erinnert das Kloster an das südspanische Granada.

Impressionen von unserem Rundgang durch Santa Catalina:

Das Museo Santuarios Andinos

Wir haben noch etwas Zeit und so besichtigen wir das Museo Santuarios Andinos mit Führung im Schnelldurchgang. Höhepunkt ist die tiefgefrorene Mumie „Juanita“. Sie wurde 1995 von Dr. Johann Reinhardt auf dem 6.310 m hohen Vulkan Ampato – eher zufällig – gefunden.
Das 12- bis 14-jährige Mädchen wurde nach einem langen kräftezehrenden Marsch über die Anden den Göttern geopfert. Während des Rituals gab der Inkapriester dem Mädchen Chicha (Maisbier) zur Betäubung, um es anschließend mit einem Schlag auf den Hinterkopf zu töten. Einige weitere Kinder ereilte dasselbe Schicksal.
Ich frage mich, ob der Stolz, für so ein Ritual ausgewählt worden zu sein wohl die Angst eines baldigen unschönen Todes überwogen hat oder umgekehrt.

Mit dem Taxi zurück

In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und so nehmen wir uns ein Taxi, um zu unserer Unterkunft auf dem Hügel am anderen Flussufer zurückzukehren. Entgegen aller Warnungen im Reiseführer etc., gelangen wir wohlbehalten zum Ziel. Im Gegenteil, unser Taxifahrer ist richtig nett. Also: Nicht jeder Taxifahrer ist ein Schurke, der seine Fahrgäste ausrauben will.

Abendstimmung in Arequipa

Reiseroute Peru

Erste Station wird Arequipa sein.

Von dort geht es nach Norden zum Colca Canyon, dem (wohl) tiefsten Canyon der Welt.

Dann erst weiter nach Westen und bei Juliaca nach Süden bis Puno am Ufer des Titicacasees auf peruanischer Seite.

Von Puno werden wir nach Nordwesten bis Cusco, der Hauptstadt des Inkareiches, fahren. Neben der Stadt selbst, gibt es einige Ausgrabungsstätten aus Inkazeiten, die einen Besuch wert sind.
Weiter durchs Urubambatal bis Ollanta bzw. Ollantaytambo. Neben der alten Inkastadt werden wir von hier aus nach Machu Picchu starten.

Dann geht es über die Anden von Abancay über Puquio nach Nazca.

Von dort arbeiten wir uns auf der Panamericana nach Norden bis zur ecuadorianischen Grenze hoch, nehmen natürlich alle Sehenswürdigkeiten auf der Strecke mit.

Peru, wir kommen!

Flagge Perus

Gesamte Strecke: Ca. 430 km von Arica (Chile) bis Arequipa (Peru) ohne Ehrenrunden in Arequipa

Ausreise aus Chile

Von Arica bis zur peruanischen Grenze ist es nicht weit. In einer halben Stunde sind wir auch schon an der gemeinsamen Grenzzollstelle zwischen Chile und Peru. Es ist zwar schon einiges los, aber noch sind die Schlangen überschaubar. Die erste Schlange, an der wir uns anstellen, ist die Migración Chile.
Als wir dran sind, fragt mich die Dame am Schalter nach meinem Nachnamen und wundert sich, warum mein Mädchenname im System ist und nicht mein aktueller Familienname. Ich erkläre ihr, wie mir bei meinem Nachfragen am Paso de Jama bestätigt wurde, dass das so seine Richtigkeit hätte. Sie schüttelt nur den Kopf, haut ordentlich in die Tasten und teilt mir dann mit, dass ich jetzt richtig im System hinterlegt bin. Zu guter Letzt bekomme ich, wie Knut auch, meinen Ausreisestempel.

Einreise nach Peru

Dann stehen wir auch schon in der Schlange für die Einreise nach Peru. Als wir an der Reihe sind, erhalten wir unseren Einreisestempel mit einer Aufenthaltsdauer von 90 Tagen. Formular bekommen wir keines mehr, weil die Grenzstelle hier die Daten bereits elektronisch verarbeitet.

Doch noch ein Formular

Wir stellen uns beim peruanischen Zoll an, wundern uns, wo der chilenische abgeblieben ist. Der freundliche Zollbeamte teilt uns mit, dass wir erst ein Formular (vierfach) ausfüllen müssen, das wir im Gebäude nebenan am Schalter bekommen. Gesagt, getan.
Zurück am Schalter tippt er etwas in sein System, behält das erste Exemplar und schickt uns nach draußen.

Zollformalitäten für Chile

Dort befinden sich zwei Schalter. Einer davon ist der Schalter des chilenisches Zolls. Hier wird das Verfahren der vorübergehenden Verwendung abgeschlossen. Unseren Computerausdruck erhalten wir nach Abschluss des Prozederes wieder zurück.

Ziemlich verwirrend

Am zweiten Schalter befindet sich zwar der peruanische Zoll, aber der Herr hinterm Thresen teilt uns mit, dass wir erst ums erste Gebäude herum müssen. An der Seite befindet sich das CIT. Dort wird unser Antrag auf vorübergehende Verwendung elektronisch erfasst. Das dauert ewig und braucht auch drei Anläufe bis die Daten in dem Dokument alle stimmen. Ein weiteres Exemplar verschwindet.

Gepäckkontrolle

Jetzt wird es völlig absurd. Wir müssen alle Koffer aus dem Auto holen und uns fürs Durchleuchten anstellen. Das ist aber genau wieder der Zollschalter, bei dem wir schon waren. Und in der Zwischenzeit stehen massenhaft Leute an. Knut schlängelt sich durch den eigentlichen Ausgang zu den Röntgengeräten. Dort hat sich gerade eine kleine Lücke gebildet und diese schließen wir eben mal.
Draußen angelangt, muss ich beim Gepäck warten, denn zurück zum Auto darf nur noch der Fahrer. Und das selbstverständlich ohne Gepäck.

Fahrzeugkontrolle

Knut bahnt sich also seinen Weg durch die Massen an Wartenden zurück zum Auto. Er muss nun zur physischen Inspektion des Dicken vorfahren.
Nicht nur, dass der Innenraum komplett untersucht wird, nein, auch unsere Alubox wird genau geprüft. Der in der Box befindliche kleine blaue Koffer erregt ebenfalls Interesse und wird in Augenschein genommen.
Die Krönung kommt noch: Knut muss das Dachzelt hochkurbeln.
Auch wenn die Zollbeamten nicht groß reinschauen: Ordnung muss wohl sein. Alles ok, Knut darf mit dem Dicken einreisen. Und jetzt soll’s bitte auch flott gehen. Nur lässt sich die Alubox nicht so ohne weiteres zurückschieben. Mit dem Dachzelt haben wir das gleiche Thema.

Letzte Hürden

Als Knut dann endlich auf den Parkplatz hinter dem Gebäude vorfährt und mich aufsammelt, ist locker eine halbe Stunde vergangen.
Wir versuchen, den Dicken so weit wiederherzustellen, dass wir weiterfahren können. Als wir am letzten Posten halten, ein weiteres Exemplar verschwindet und wir endlich nach Peru einreisen dürfen, sind gut zwei Stunden für die Aus- und Einreiseformalitäten vergangen.
Nur gut, dass wir bereits eine Versicherung für das Auto haben, sonst müssten wir das jetzt auch noch organisieren.

Was war das denn?

Das war bisher der schlimmste und unorganisierteste Grenzübergang. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob wir auch wirklich alle erforderlichen Punkte abgearbeitet haben. Egal, wir sind in Peru.

Straßenschild
Wir sind in Peru …

Bienvenidos al Sur del Perú

Wir stellen unsere Uhren zwei Stunden zurück und fahren durch Wüstenlandschaft zunächst bis Tacna. Dort gurken wir durch schmale Straßen mit völlig verrückten peruanischen Autofahrern auf der Suche nach einem Bankautomaten. Als wir schon nicht mehr daran glauben, landen wir auf der Straße mit den Banken und ihren Automaten. Das zur Abwechslung mal gebührenfreie Abheben klappt problemlos. Dafür stehen wir im Stau, als wir Tacna wieder verlassen möchten. Doch dann sind wir tatsächlich auf der Panamericana und tuckern den LKWs den ersten Aufstieg hinterher.

Erste Zollkontrolle

Kaum haben wir die erste Provinzgrenze überschritten, werden wir auch schon unserer ersten Zollkontrolle unterzogen. Alle peruanischen Fahrzeuge, die wir mühsam überholt hatten, dürfen ohne weiteres passieren. Und nochmal wird der Dicke gefilzt. Der Zollbeamte möchte wissen, ob wir in Tacna Obst oder Gemüse gekauft haben. Nein, haben wir nicht. Der Zöllner verschwindet mit meinem Pass und dem Zolldokument. Nach 10 Minuten kommt er zurück und wünscht uns eine gute Fahrt.

Schlechter Schnitt

Wir sind noch keine 100 km gefahren und haben dafür vier Stunden gebraucht. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, kommen wir heute nicht mehr nach Arequipa.

Erste Eindrücke von Peru

Die restliche Fahrt verläuft in Auf und Abs durch teilweise fast surreal anmutende Landschaften. Auch hier leuchten die Erhebungen in verschiedenen Farben.
Der Fahrstil der peruanischen Autofahrer gleicht eher einem Himmelfahrtskommando und ist für uns Mitteleuropäer äußerst gewöhnungsbedürftig.
Bei La Joya verlassen wir die Panamericana und biegen auf die Ruta 34 nach Arequipa ab. Im „Landeanflug“ auf die Stadt sehen wir auch zwei der drei Hausberge der Stadt: die Vulkane Misti und Chanchani.

Verkehrschaos in Arequipa

Nach 10 Stunden im Auto erreichen wir Arequipa. Das Verkehrschaos trifft uns mit voller Wucht. Hatten wir schon auf der Strecke so manches Mal gedacht, dass der durchschnittliche peruanische Autofahrer völlig unberechenbar und aggressiv durch die Lande brettert, so erleben wir jetzt hautnah Kamikaze im Straßendschungel.

Wo ist unsere Unterkunft?

Unser Navi hetzt uns durch schmale Gassen. Am Ziel angekommen, stellen wir fest, dass wir zwar in einer Straße mit dem gleichen Namen sind, aber die gesuchte Hausnummer nicht vorhanden ist. Auch durch Nachfragen und einer Ehrenrunde kommen wir nicht weiter.
Knut stellt fest, dass es noch eine Straße mit dem gesuchten Namen gibt. Wir fahren und suchen weiter. Dort angekommen, führt die Straße aber so was von steil nach oben. Bevor wir unsere gesuchte Hausnummer erreichen, findet unsere Fahrt an steilen Treppen ein jähes Ende.
Ein junger Mann kärchert gerade sein Motorrad und so frage ich ihn nach dem Weg. Er ist so unglaublich freundlich und hilfsbereit, ruft bei unserer Vermieterin an und so stellt sich heraus, dass wir schon wieder falsch – weil im falschen Stadtteil – sind. Er gewährt uns Zugang zu seinem WLAN und speichert uns die richtige Adresse in Google Maps. Los geht’s!

Das Drama geht weiter

Leider sind viele Straßen gesperrt und so landen wir irgendwann auf der Stadtautobahn, die aus Arequipa hinausführt. Umdrehen unmöglich! Nach unzähligen Kilometern gibt es eine Abfahrt und Wendemöglichkeit. Nur stadteinwärts endet die Parallelstraße zur Autobahn unvermittelt im Nichts. Wir müssen verkehrswidrig wenden und bei der nächsten Abbiegemöglichkeit stecken wir mitten im schmalen Straßengewirr eines Außenbezirkes von Arequipa. In der Zwischenzeit ist auch die Sonne untergegangen und so irren wir in der Dämmerung durch die Gässchen.

Am Ziel?

Endlich sind wir am gesuchten Platz angekommen, aber wo ist denn nun unsere Unterkunft?
Leider hat unsere Vermieterin vergessen, den Namen des Gebäudes anzugeben. Deshalb kann uns niemand in der nahen Umgebung weiterhelfen. In unserer Verzweiflung stoppen wir vor einem Hochhaus und klingeln. Der Portier öffnet uns und bestätigt mir, dass wir richtig sind. Zwei Stunden Odyssee durch Arequipa haben ein Ende. Hallelujah!

Der Dicke muss weg!

Die nächste Hiobsbotschaft folgt, nachdem wir unsere Koffer ausgeladen haben. Wir dürfen den Dicken nicht vor dem Haus stehen lassen.
Entgegen der Beschreibung im Internet gibt es für diese Wohnung keinen Stellplatz im Gebäude. Unsere Vermieterin nennt uns per WhatsApp Parkmöglichkeiten, die sich in völlig absurder Distanz befinden. Gut, dass es Google gibt! Wir finden zwei Optionen in der Nähe.
In völliger Dunkelheit setzen wir uns nochmal ins Auto. Die erste Garage hat geschlossen, die zweite entdecken wir praktisch im Vorbeifahren. Wir stellen den Dicken unter und gehen zu Fuß zurück zur Unterkunft. Auf dem Weg kaufen wir noch das Nötigste fürs morgige Frühstück ein.

Geschafft!

Nach alles in allem 14 Stunden sind wir endlich an unserem heutigen Etappenziel angekommen. Und sowas von geplättet, dass wir uns nicht mal mehr aufraffen können, irgendwo etwas essen zu gehen. Stattdessen fallen wir nach einem Toastbrot völlig erschöpft ins Bett. Was für ein Tag!

Im Zeichen der Mumien

Museo del Sitio Colón 10

Heute starten wir unseren zweiten Anlauf zur Besichtigung des Museums Sitio Colón 10. Es hat geöffnet.

2004 fand man bei Bauarbeiten einen riesigen Friedhof mit mehreren tausend Jahre alten Skeletten und Grabbeigaben aus der Chinchorro-Kultur. Zuerst wollte man die Fundstücke in ein anderes Museum bringen. Jedoch stellte sich dies als nicht zu lösende Aufgabe heraus, sodass man kurzerhand das Museum an Ort und Stelle errichtete. Ein kleines, aber feines Museum. Unbedingt sehenswert.

Museo Arqueológico San Miguel de Azapa

Ca. 12 km außerhalb von Arica im Azapa-Tal befindet sich eines der besten archäologischen Museen Chiles.

Fast die gesamte Strecke besteht aus Baustellen. Deshalb dauert die Fahrt dorthin länger als erwartet.
Das Tal ist geprägt von Obst- und Gemüseanbau. Insbesondere die dort angebauten Oliven gehören angeblich zu den besten in ganz Chile.

Im Museum selbst bekommt man anhand zahlreicher Ausstellungsstücke einen guten Eindruck von den präkolumbianischen Kulturen der Region. Nur schade, dass die Erläuterungen dazu nur in spanisch zu finden sind.

Absoluter Höhepunkt sind die Chinchorro-Mumien. Ihr Alter wird ca. 7810 Jahre (+/- 180 Jahre) geschätzt. Somit sind sie wohl die ältesten Mumien der Welt. So sehen sie auch aus.

In Arica

Sonnenuntergang in Arica

Feiertage

Am 18. September feiert Chile seine Unabhängigkeit. Und am 19. September wird dann gleich noch mit dem Tag des Heeres dasselbe geehrt. Es herrscht Ausnahmezustand im Sinne von einer Woche Party. In Arica sind zumindest am 18. alle Geschäfte und Restaurants geschlossen. Um die Plaza Colón bis hinunter zum Fischereihafen reiht sich Verkausbude an Verkausbude. Kunsthandwerk, Seife, Kräuter, Schokolade, Käse und diverse andere Ess- und Getränkestände… Alles, was das chilenische Herz erfreut, ist vertreten. Die ganze Familie ist unterwegs und feiert bis in die Nacht. Beliebter Cocktail scheint der Terremoto (Erdbeben) zu sein. Wie charmant – in einem Erdbebengebiet! Natürlich haben wir uns gestern auch ins Getümmel gestürzt und uns von der ausgelassenen Stimmung mitreißen lassen.

Rundgang durch Arica

Nachdem die Militärparaden endlich alle durch sind und die Sonne sich heute auch mal wieder am Himmel zeigt, schauen wir uns Arica an. Am Wasser entlang schlendern wir bis zur Plazoleta Estación. Dort steht eine Lok von 1924, die von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut wurde und einst den Zug von Arica nach La Paz (genau das La Paz in Bolivien) zog.

Wir werfen einen Blick über einen Bauzaun und entdecken das ehemalige Zollgebäude von 1874, das von Gustave Eiffel entworfen wurde. Weiter geht es über die Plaza Colón zur Iglesia San Marcos von 1875. Auch sie stammt von Gustave Eiffel.

Zu guter Letzt kämpfen wir uns steile Gassen bis zum Museo del Sitio Colón 10 hoch, um dort festzustellen, dass das Museum wegen des Feiertages geschlossen hat. Den noch steileren Fußweg auf den Morro sparen wir uns. Mehr hat die Stadt Arica dann auch schon nicht mehr zu bieten.

Wandbemalung
Farbenfrohe Häuserwand in der Nähe des Museums

Von Iquique nach Arica

Cerro Unita mit El Gigante de Tarapacá

Gesamte Strecke: Ca. 350 km

Abstecher zum Cerro Unita

Wir verlassen Iquique auf der Ruta 16 und biegen dann wieder auf die Ruta 5 (die Panamericana). Bei Huara biegen wir auf die Ruta 15, der wir 14 km folgen bis wir zur Abzweigung zum Cerro Unita kommen. Von dort sind es noch zwei km bis zum Parkplatz. In der Zwischenzeit sind wir schon wieder auf 1.200 m angelangt.

Zufahrt zum Cerro Unita
Zufahrt zum Cerro Unita

Die Geoglyphe „El Gigante de Tarapacá“

Auf der Westseite des Cerro Unita – der einzigen Erhebung weit und breit – befindet sich eine Geoglyphe. „El Gigante de Tarapacá“ stellt die andine Gottheit Tunupa dar. Mit ihren 86 m Höhe ist sie die größte Darstellung einer menschenähnlichen Figur, die bisher weltweit gefunden wurde. Ihre Entstehung wird auf die Zeit zwischen 1.000 und 1.400 n. Chr. datiert.

El Gigante de Tarapacá
El Gigante de Tarapacá

Abwechslungsreich

Nach diesem Abstecher kehren wir zurück auf die Panamericana und setzen unsere Fahrt in nördliche Richtung fort. Und wieder einmal führt uns unser Weg in mehr oder weniger steilen und engen Serpentinen bergauf und bergab. Menschenleere Wüstenhochebenen wechseln sich ab mit dicken runden Bergketten und engen Schluchten. Ein Teil der Strecke trägt sogar den Namen „Circuito de las Quebradas“ (Rundweg der Schluchten). Nachdem wir auch die Cuestas de Chiza und Acha hinter uns gelassen haben, geht es entlang einer sich immer weiter öffnenden Schlucht geradewegs nach Arica, einer wichtigen Hafenstadt unweit der peruanischen Grenze.

Ankunft in Arica

Am späten Nachmittag erreichen wir nach über sechs Stunden Fahrt unsere Unterkunft. Vom 13. Stock haben wir einen tollen Blick auf den Hafen, die Stadt und den Morro, den „Hausberg“ Aricas.