Last, but (hopefully) not least: Colombia – Von San Pablo del Lago (Ecuador) nach Ipiales (Kolumbien)

Willkommen in Kolumbien

Gesamte Strecke: 166 km

Zum Abschied scheint die Sonne

Heute Morgen scheint doch tatsächlich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Sonne. Endlich müssen wir mal nicht gesenkten Hauptes gegen den herabprasselnden Regen ankämpfen und können unseren Blick über die Hacienda schweifen lassen. Was für ein Unterschied! Wie stil- und stimmungsvoll das ganze Anwesen gestaltet ist! Insbesonder der weitläufige Garten sieht in der Morgensonne einfach zauberhaft aus. Da fällt der Abschied fast ein wenig schwer. Aber nur fast.

Von San Pablo del Lago bis zum Grenzübergang Rumichara

Auf der E35, der Panamericana, fahren wir nach Nordosten Richtung kolumbianischer Grenze. Die Anden Ecuadors zeigen sich heute einmal von ihrer schönsten, da sonnigen, Seite.

Vorbei an Otavalo und Ibarra erreichen wir nach gut drei Stunden Fahrt die ecuadorianisch-kolumbianische Grenze bei Rumichara.

Fast zu weit

An der Grenze herrscht das reinste Chaos. Vermutlich wegen der vielen Flüchtlinge aus Venezuela, die hier auf ihrer Odyssee gen Süden stranden.
Wir versuchen, uns zu orientieren und schießen dabei fast übers Ziel hinaus. Bevor wir ungewollt nach Kolumbien einreisen ohne ordnungsgemäß aus Ecuador auszureisen, stellen wir den Dicken am Straßenrand ab und machen uns zu Fuß auf den Weg.

Ausreise aus Ecuador – bitte warten

Wir folgen den Schildern zur Migración und landen erst einmal vor verschlossenen Türen. Also wieder zurück und ums Gebäude herum. Auf der anderen Seite ist tatsächlich der Eingang. Und eine riesige Warteschlange. Von wegen getrennte Spur für die Flüchtlinge. „Eine für alle“ lautet die Devise. Jetzt heißt es Geduld haben und warten bis wir dran sind. Als es dann so weit ist, geht die Ausreise reibungslos von statten. Der ecuadorianische Beamte am Schalter wünscht mir für Kolumbien viel Glück. Was immer das auch heißen mag!
Knut kommt kurze Zeit nach mir mit seinem Ausreisestempel im Pass zum Ausgang.

Zollabfertigung Ecuador – bitte warten

Wir trotten weiter Richtung Zollschalter.
Obwohl zwei Schalter geöffnet und auch zwei Zöllner da sind, wird nur an einem Schalter abgefertigt. Wieder heißt es warten.
Wir kommen mit dem Wartenden vor uns ins Gespräch und der übernimmt dann kurzerhand die Kommunikation mit der Zöllnerin auch für unser Fahrzeug. Nur wenige Minuten, nachdem wir unser Zolldokument vorgelegt haben, prangt der Ausreisevermerk mit Stempel und Unterschrift auf dem Dokument. Sicherheitshalber bitten wir darum, ein Foto davon machen zu dürfen. Haben wir doch gehört, dass der kolumbianische Zoll ganz gerne mal das abgefertigte ecuadorianische Formular sehen möchte.
Zufrieden schwingen wir uns in den Dicken und passieren die ecuadorianische Grenze.

¡Adiós, Ecuador!
¡Adiós, Ecuador!

Einreise nach Kolumbien – bitte warten

Schon ein paar Meter später heißt uns Kolumbien willkommen.

Kolumbien zum Greifen nah
Kolumbien zum Greifen nah!

In Ermangelung von Parkplätzen – es gibt schlichtweg keine – parken die Fahrzeuge auf der Fahrspur bereits in zweiter und dritter Reihe. Wir gesellen uns dazu.
Vorbei an den erstaunlich leeren Flüchtlingsunterkünften des UNHCR trotten wir zum verschlossenen Eingang der Migración.
Ein Uniformierter öffnet uns die Tür, lässt uns ein und weist uns einen Schalter zu. Auf kolumbianischer Seite ist wesentlich weniger los und alsbald wird die Schlange vor uns kleiner. Der uns zugewiesene Schalter ist nicht besetzt und so werden wir zu einem anderen gerufen. Nach ein paar Fragen erhalten wir unseren Einreisestempel für 90 Tage.

Abgezockt

Während ich noch im Gebäude bleibe und von unseren Dokumenten Fotokopien für den kolumbianischen Zoll anfertigen lasse, verlässt Knut das Gebäude schon einmal für eine Zigarette. Als er es irgendwie wieder schafft, durch den Ausgang ins Gebäude zu kommen, berichtet er freudestrahlend, dass er die Zeit schon einmal sinnvoll genutzt hat und unsere uruguayischen Pesos in kolumbianische getauscht hat.
Leider hatte der Gute aber im Vorfeld nicht geschaut, wie viel kolumbianische Pesos er bekommen müsste und so stellt sich jetzt beim Nachrechnen heraus, dass der Wechsler das Geschäft des Tages mit uns gemacht hat. Für uns war der Deal leider alles andere als vorteilhaft. Mit einem Verlust von gut 90 Euro startet jetzt also unser Aufenthalt in Kolumbien.

Vor der Zollabfertigung in Kolumbien

Auch vor dem Gebäude des kolumbianischen Zolls DIAN hat sich ebenfalls schon eine kleine Schlange vor der verschlossenen Tür gebildet. Wieder kommen wir mit den vor uns Wartenden ins Gespräch und so erfahren wir, dass wir für die Zollabfertigung unseres Fahrzeugs zwingend schon die kolumbianische Kfz-Versicherung SOAT benötigen. Sie geben uns noch den Tipp, wo sie ihre Versicherung gekauft haben und so machen wir uns auf den Weg.

SOAT für Einsteiger

Schnell finden wir einen Verkaufsstand. Der Hinweisgebende von gerade eben steht plötzlich neben uns und sagt, er hätte einen anderen Stand gemeint. Mit der unmotivierten und etwas langsamen Angestellten hinter dem vergitterten Schalter beginnt er eine rege Kommunikation. Als er die Verhandlungen zu unserer Zufriedenheit für uns abgeschlossen hat, macht er sich wieder auf den Weg zurück zum Zollgebäude. Nachdem der ganze Papierkram erledigt, die Police bezahlt und wir das notwendige Exemplar in Händen halten, trotten wir mit unseren gesammelten Werken zurück zum Zollgebäude.

Zollabfertigung in Kolumbien – bitte warten

In der Zwischenzeit steht niemand mehr vor dem Gebäude. Die Tür ist auch abgeschlossen. Wieder warten wir.
Kurze Zeit später öffnet ein Zöllner die Tür und bittet uns herein. Im Flur steht ein Fahrrad und Massen von Eierkartons – natürlich mit Eiern. Für wen die wohl sind?
Wir nehmen Platz und schon beginnt eine neue Fragerunde. Parallel tippt der Zöllner Teile unserer Antworten in sein System. Zum Abschluss erhalten wir einen Ausdruck zur Prüfung. Und dieses Mal stimmen tatsächlich alle Angaben. Jetzt dürfen wir noch unsere gesammelten Werke an Fotokopien loswerden, die ungesehen an das Exemplar getackert werden, das beim Zoll bleibt. Daraufhin händigt er uns unser Exemplar aus, mit dem Rat, gut darauf aufzupassen. Ohne Beschau erhalten wir grünes Licht für die Weiterfahrt. Nach insgesamt zwei Stunden haben wir unsere letzte selbstdurchgeführte Grenzabfertigung erfolgreich hinter uns gebracht!

Ankunft in Ipiales

Unser Ziel für heute – Ipiales – liegt nur wenige Kilometer hinter der Grenze und hat touristisch außer dem Charme einer südamerikanischen Grenzstadt nichts zu bieten. Unser Hotel ist jetzt auch kein Highlight, aber es liegt ganz günstig in der Nähe des Zentrums.

In Ipiales
In Ipiales

Was tun in Ipiales?

Unseren Aufenthalt in Ipiales auf 2.900 m Höhe möchten wir nutzen, um uns mit Bargeld und einer Prepaid-Karte zu versorgen.

Vor dem Bankautomaten – bitte warten

Der erste Bankautomat, an dem wir vorbeikommen, ist außer Betrieb. Vor dem zweiten steht eine lange Schlange. Was tun? Warten. Was sonst?
Immerhin akzeptiert der Automat unsere Karte, aber wir müssen gleich zweimal abheben, denn mit einem Limit von 300.000 COP (knapp 80 EUR) pro Abhebung kommen wir nicht allzu weit.

Im Claro-Shop – bitte warten

Der Erwerb einer Claro-Prepaidkarte gestaltet sich dann noch etwas schwieriger. Zuerst müssen wir warten bis unsere gezogene Nummer auf dem Display an der Wand erscheint.
Bei wem sind wir denn da gelandet? Die Angestellte braucht echt ewig und scheint nicht wirklich zu verstehen, was sie tut. Irgendwann halten wir dann mal zwei Belege in den Händen, mit denen wir in den ersten Stock zur Bezahlung müssen.

Zum letzten Mal für heute – bitte warten

Wieder eine lange Schlange. Als wir an der Reihe sind, redet die Dame an der Kasse ohne Unterlass auf mich ein. Bis ich endlich verstehe, dass sie mir einen spanischen Männernamen nennt und mich fragt, ob ich das bin, vergeht einige Zeit. Ich verneine und so tippelt sie irgendwas in ihrem Computer herum. Bezahlen darf ich natürlich trotzdem und mit meinen Quittungen geht’s zurück zum Schalter. Dort werden mir die Quittungen gleich wieder abgenommen und nach einigen weiteren Handgriffen an meinem Smartphone meint meine Koryphäe, jetzt sei alles installiert und ich könne die kolumbianische Nummer uneingeschränkt nutzen. Halleluja! Na endlich!
Aber irgendwie habe ich dennoch kein gutes Gefühl.

Weiter nach Ecuador: Von Máncora nach Machala

Die ecuadorianische Flagge

Gesamte Strecke: 206 km

Abschied von Peru

Nach über zwei Monaten im Reich der Inkas und Co. geht unsere Reise auf der Panamericana Norte heute weiter nach Ecuador.
Die 1N führt jetzt nah am Pazifik entlang. Zwischen Meer und Straße reiht sich Fischerdorf an Fischerdorf, eines hässlicher als das andere. Rechts der Panamericana begleitet uns die bekannte Küstenwüste.

Zum Abschied noch einmal Wüste!
Zum Abschied noch einmal Wüste entlang der Panamericana Norte

Feucht-heißes tropisches Klima lässt uns bald ins Schwitzen kommen.
Während der einstündigen Fahrt haben wir überdies genügend Zeit, unsere Zeit in Peru Revue passieren zu lassen und uns von diesem interessanten, wenn auch nicht ganz einfachen Land zu verabschieden.
Von Tumbes bis zur Grenzstelle Aguas Verdes sind es noch 23 km, die wir nach einer weiteren halben Stunde erreichen.

Grenzübertritt, erster Versuch

Da wir Peru keinesfalls verlassen dürfen, ohne das Zollverfahren für unseren Dicken zu beenden, biegen wir natürlich gleich bei der ersten ausgeschilderten Zollstelle ab.
Wie sich herausstellt, wird hier aber nur die Einreise von Ecuador nach Peru abgefertigt. Die Ausreise aus Peru erfolgt einiger Kilometer weiter nördlich, an der kombinierten Zollstelle in Huaquillas, also bereits auf ecuadorianischem Staatsgebiet.

Ein Flüchtlingslager

Bevor wir weiterfahren, wundern wir uns noch, dass sich auf dem Zollgelände ein UNICEF-Lager befindet. Doch schnell wird uns klar, dass es sich um ein Lager für Flüchtlinge aus Venezuela handelt. Am Einreiseschalter nach Peru steht auch ganz groß, dass Einreisewillige aus Venezuela nur noch mit einem gültigen Visum ins Land gelassen werden.

Grenzübertritt, zweiter Versuch

Wir fahren also weiter und passieren die ecuadorianische Grenze. Gleich zwei Schilder hintereinander heißen uns in Ecuador willkommen.

Ein doppeltes Willkommen in Ecuador!
Ein doppeltes Willkommen in Ecuador!

Kurze Zeit später sehen wir auch schon die Zollstelle, in die wir voller Anspannung einfahren. Ein Wachmann an der Einfahrt bedeutet uns, bis zum letzten Gebäude auf der rechten Seite vorzufahren. Dem leisten wir selbstverständlich unverzüglich Folge.

Einmal zur phytosanitären Behandlung bitte!

Auf unserem Weg müssen wir noch einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Unser Dicker erhält eine Desinfektionsbehandlung an den Reifen. Später fällt mir ein, dass Ecuador auch mit dem Schädling zu kämpfen hat, der die Bananenpflanzen zerstört. Für einen der größten Bananenproduzenten der Welt also ein riesiges Problem! Ob das bisschen Gespritze die Lösung ist? Wer weiß.

Noch ein Flüchtlingslager

Auch auf diesem Gelände entdecken wir ein Flüchtlingslager; noch größer als das auf peruanischer Seite. Und wir sehen Kinder, die auf den Außenfluren der amtlichen Gebäude im Schatten auf dem Boden spielen. Eine bedrückendes Erlebnis!

Ausreise aus Peru und Einreise nach Ecuador

Im letzten der Gebäude befindet sich also die Migración.
Zunächst bekommen wir problemlos den Ausreisestempel aus Peru.
Und an einem zweiten Schalter im selben Gebäude den Einreisestempel für Ecuador. Glücklicherweise ist nicht besonders viel los, denn da nur eine Person an den Schalter darf, landet Knut am Nebenschalter und ich darf immer hin- und herspringen und übersetzen. Aber alles klappt und wir können die nächste Hürde nehmen: die Zollformalitäten für den Dicken.

Zollformalitäten für Peru: Wo versteckt sich der peruanische Zoll?

Wir trotten also ins nächste Gebäude, das, wie sich herausstellt, die Zollstelle für Ecuador ist. Der freundliche Zöllner weist uns darauf hin, dass wir erst das Zollverfahren für Peru abschließen müssen (wissen wir, aber wo?).
Er verlässt mit uns das Gebäude, zeigt auf das allererste Gebäude und meint, wir sollen nach SUNAT suchen bzw. fragen. Gesagt, getan.
Noch einmal kommen wir an dem Wachmann vom Anfang vorbei und teilen ihm unser Anliegen mit. Er verweist uns auf die Rückseite des Gebäudes und da ist tatsächlich ein Schalter der peruanischen Zollbehörde SUNAT.

Beschau oder nicht Beschau, das ist hier die Frage

Als wir an der Reihe sind, fragt der Zöllner, wo unser Auto steht. Wir gehen ums Gebäude herum, deuten auf den Dicken am Ende des Geländes.
Offensichtlich hat der Zöllner keine Lust, in der Hitze bis dorthin zu laufen. Jedenfalls bleibt er stehen, hält kurz inne und kehrt nach einer eleganten 180-Grad-Wende in sein Zollhäuschen zurück.
Einige Zeit später teilt er uns mit, dass das Verfahren für den Dicken jetzt abgeschlossen ist. Nachdem wir ein Foto vom Erledigungsstempel auf dem Zolldokument gemacht haben, geben wir das Papier zurück und trotten wieder zurück zum ecuadorianischen Zoll.

Zollformalitäten für Ecuador

Wir erwischen wieder denselben Zöllner.
Leider habe ich in der Hektik meinen Führerschein im Auto vergessen und obwohl Knut ja der eigentliche Fahrer ist, scheint es für den Zöllner einfacher zu sein, wenn alles mit meinen Daten erfasst wird. Also hole ich kurz meinen Führerschein.
Der Zöllner hat in der Zwischenzeit schon mit der Erfassung der Daten in seinem Computer begonnen. Noch ein paar Nachfragen und schon rattert der Drucker und spuckt das ersehnte Zolldokument aus. Leider fehlt bei meinem zweiten Vornamen ein Buchstabe. Ich frage ihn, ob das ein Problem ist. Er verneint. Also unterschreibe ich und dann halte ich auch schon das Zolldokument für Ecuador, gültig für 90 Tage, in den Händen.
Zum Abschied heißt er uns noch einmal in Ecuador willkommen und wünscht uns eine schöne Zeit.

Willkommen in Ecuador!
Tatsächlich: Willkommen in Ecuador!

Innerhalb einer Stunde sind alle Grenzformalitäten erledigt. Völlig unkompliziert, insbesondere im Vergleich zu dem Drama bei der Einreise nach Peru.

Erste Eindrücke

Das erste, was uns an Ecuador auffällt: Es ist tropisch feucht-heiß und … üppig grün hier. Als ob an der Grenze die Wüste abgeschnitten worden wäre! Egal. Wir freuen uns über die grüne Pracht.

Es grünt so grün in Ecuador
Es grünt so grün in Ecuador …

Das zweite, was uns an Ecuador auffällt: Es geht wesentlich entspannter auf den Straßen zu. Was für eine Wohltat nach so mancher Stressfahrt im peruanischen Straßendschungel!
Das dritte, was uns an Ecuador auffällt: Nahezu alle Häuser sind fertiggebaut, verputzt und farbig gestrichen. Was für ein Unterschied zu den Baustellen oder -ruinen in Peru!
Und das vierte, was uns an Ecuador auffällt: Es liegt viel weniger Müll herum!

Von Huaquillas nach Machala

Einige Zeit nach der Grenze werden wir von der Straße ab- und zu einem weiteren Zollposten umgeleitet. Da will aber niemand was von uns. Im Gegenteil: mit Handzeichen werden wir gebeten weiterzufahren. Aber gerne doch!
Wir fahren auf der E50 und E25 Richtung Machala. Vor allem die E25 wird von endlos scheinenden Bananenplantagen gesäumt.

Bananenplantagen rechts und links der Autobahn
Bananenplantagen rechts und links der Autobahn

Vor Machala werden wir von der Autobahn auf eine Nebenstrecke abgeleitet. Auch hier: Bananenplantagen, so weit das Auge reicht, unterbrochen von Shrimpsfarmen!

Bananenplantagen entlang der Nebenstrecke
Bananenplantagen entlang der Nebenstrecke nach Machala

Ankunft in Machala

Viereinhalb Stunden nach unserem Aufbruch aus Máncora erreichen wir die Stadtgrenze von Machala.
Weiträumig umfahren wir das Zentrum der selbsternannten Bananenhauptstadt und landen stattdessen im schmuddeligen Viertel rund um Machalas Seehafen Puerto Bolivar. Hier befindet sich auch unser Hotel.
Nach einem kurzen Rundgang inklusive einem späten Mittagessen in einem Restaurant am Malecón kehren wir ins Hotel zurück, das wir für den Rest des Tages auch nicht mehr verlassen. Dafür erscheint uns die Gegend einfach nicht sicher genug.

Peru, wir kommen!

Flagge Perus

Gesamte Strecke: Ca. 430 km von Arica (Chile) bis Arequipa (Peru) ohne Ehrenrunden in Arequipa

Ausreise aus Chile

Von Arica bis zur peruanischen Grenze ist es nicht weit. In einer halben Stunde sind wir auch schon an der gemeinsamen Grenzzollstelle zwischen Chile und Peru. Es ist zwar schon einiges los, aber noch sind die Schlangen überschaubar. Die erste Schlange, an der wir uns anstellen, ist die Migración Chile.
Als wir dran sind, fragt mich die Dame am Schalter nach meinem Nachnamen und wundert sich, warum mein Mädchenname im System ist und nicht mein aktueller Familienname. Ich erkläre ihr, wie mir bei meinem Nachfragen am Paso de Jama bestätigt wurde, dass das so seine Richtigkeit hätte. Sie schüttelt nur den Kopf, haut ordentlich in die Tasten und teilt mir dann mit, dass ich jetzt richtig im System hinterlegt bin. Zu guter Letzt bekomme ich, wie Knut auch, meinen Ausreisestempel.

Einreise nach Peru

Dann stehen wir auch schon in der Schlange für die Einreise nach Peru. Als wir an der Reihe sind, erhalten wir unseren Einreisestempel mit einer Aufenthaltsdauer von 90 Tagen. Formular bekommen wir keines mehr, weil die Grenzstelle hier die Daten bereits elektronisch verarbeitet.

Doch noch ein Formular

Wir stellen uns beim peruanischen Zoll an, wundern uns, wo der chilenische abgeblieben ist. Der freundliche Zollbeamte teilt uns mit, dass wir erst ein Formular (vierfach) ausfüllen müssen, das wir im Gebäude nebenan am Schalter bekommen. Gesagt, getan.
Zurück am Schalter tippt er etwas in sein System, behält das erste Exemplar und schickt uns nach draußen.

Zollformalitäten für Chile

Dort befinden sich zwei Schalter. Einer davon ist der Schalter des chilenisches Zolls. Hier wird das Verfahren der vorübergehenden Verwendung abgeschlossen. Unseren Computerausdruck erhalten wir nach Abschluss des Prozederes wieder zurück.

Ziemlich verwirrend

Am zweiten Schalter befindet sich zwar der peruanische Zoll, aber der Herr hinterm Thresen teilt uns mit, dass wir erst ums erste Gebäude herum müssen. An der Seite befindet sich das CIT. Dort wird unser Antrag auf vorübergehende Verwendung elektronisch erfasst. Das dauert ewig und braucht auch drei Anläufe bis die Daten in dem Dokument alle stimmen. Ein weiteres Exemplar verschwindet.

Gepäckkontrolle

Jetzt wird es völlig absurd. Wir müssen alle Koffer aus dem Auto holen und uns fürs Durchleuchten anstellen. Das ist aber genau wieder der Zollschalter, bei dem wir schon waren. Und in der Zwischenzeit stehen massenhaft Leute an. Knut schlängelt sich durch den eigentlichen Ausgang zu den Röntgengeräten. Dort hat sich gerade eine kleine Lücke gebildet und diese schließen wir eben mal.
Draußen angelangt, muss ich beim Gepäck warten, denn zurück zum Auto darf nur noch der Fahrer. Und das selbstverständlich ohne Gepäck.

Fahrzeugkontrolle

Knut bahnt sich also seinen Weg durch die Massen an Wartenden zurück zum Auto. Er muss nun zur physischen Inspektion des Dicken vorfahren.
Nicht nur, dass der Innenraum komplett untersucht wird, nein, auch unsere Alubox wird genau geprüft. Der in der Box befindliche kleine blaue Koffer erregt ebenfalls Interesse und wird in Augenschein genommen.
Die Krönung kommt noch: Knut muss das Dachzelt hochkurbeln.
Auch wenn die Zollbeamten nicht groß reinschauen: Ordnung muss wohl sein. Alles ok, Knut darf mit dem Dicken einreisen. Und jetzt soll’s bitte auch flott gehen. Nur lässt sich die Alubox nicht so ohne weiteres zurückschieben. Mit dem Dachzelt haben wir das gleiche Thema.

Letzte Hürden

Als Knut dann endlich auf den Parkplatz hinter dem Gebäude vorfährt und mich aufsammelt, ist locker eine halbe Stunde vergangen.
Wir versuchen, den Dicken so weit wiederherzustellen, dass wir weiterfahren können. Als wir am letzten Posten halten, ein weiteres Exemplar verschwindet und wir endlich nach Peru einreisen dürfen, sind gut zwei Stunden für die Aus- und Einreiseformalitäten vergangen.
Nur gut, dass wir bereits eine Versicherung für das Auto haben, sonst müssten wir das jetzt auch noch organisieren.

Was war das denn?

Das war bisher der schlimmste und unorganisierteste Grenzübergang. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob wir auch wirklich alle erforderlichen Punkte abgearbeitet haben. Egal, wir sind in Peru.

Straßenschild
Wir sind in Peru …

Bienvenidos al Sur del Perú

Wir stellen unsere Uhren zwei Stunden zurück und fahren durch Wüstenlandschaft zunächst bis Tacna. Dort gurken wir durch schmale Straßen mit völlig verrückten peruanischen Autofahrern auf der Suche nach einem Bankautomaten. Als wir schon nicht mehr daran glauben, landen wir auf der Straße mit den Banken und ihren Automaten. Das zur Abwechslung mal gebührenfreie Abheben klappt problemlos. Dafür stehen wir im Stau, als wir Tacna wieder verlassen möchten. Doch dann sind wir tatsächlich auf der Panamericana und tuckern den LKWs den ersten Aufstieg hinterher.

Erste Zollkontrolle

Kaum haben wir die erste Provinzgrenze überschritten, werden wir auch schon unserer ersten Zollkontrolle unterzogen. Alle peruanischen Fahrzeuge, die wir mühsam überholt hatten, dürfen ohne weiteres passieren. Und nochmal wird der Dicke gefilzt. Der Zollbeamte möchte wissen, ob wir in Tacna Obst oder Gemüse gekauft haben. Nein, haben wir nicht. Der Zöllner verschwindet mit meinem Pass und dem Zolldokument. Nach 10 Minuten kommt er zurück und wünscht uns eine gute Fahrt.

Schlechter Schnitt

Wir sind noch keine 100 km gefahren und haben dafür vier Stunden gebraucht. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, kommen wir heute nicht mehr nach Arequipa.

Erste Eindrücke von Peru

Die restliche Fahrt verläuft in Auf und Abs durch teilweise fast surreal anmutende Landschaften. Auch hier leuchten die Erhebungen in verschiedenen Farben.
Der Fahrstil der peruanischen Autofahrer gleicht eher einem Himmelfahrtskommando und ist für uns Mitteleuropäer äußerst gewöhnungsbedürftig.
Bei La Joya verlassen wir die Panamericana und biegen auf die Ruta 34 nach Arequipa ab. Im „Landeanflug“ auf die Stadt sehen wir auch zwei der drei Hausberge der Stadt: die Vulkane Misti und Chanchani.

Verkehrschaos in Arequipa

Nach 10 Stunden im Auto erreichen wir Arequipa. Das Verkehrschaos trifft uns mit voller Wucht. Hatten wir schon auf der Strecke so manches Mal gedacht, dass der durchschnittliche peruanische Autofahrer völlig unberechenbar und aggressiv durch die Lande brettert, so erleben wir jetzt hautnah Kamikaze im Straßendschungel.

Wo ist unsere Unterkunft?

Unser Navi hetzt uns durch schmale Gassen. Am Ziel angekommen, stellen wir fest, dass wir zwar in einer Straße mit dem gleichen Namen sind, aber die gesuchte Hausnummer nicht vorhanden ist. Auch durch Nachfragen und einer Ehrenrunde kommen wir nicht weiter.
Knut stellt fest, dass es noch eine Straße mit dem gesuchten Namen gibt. Wir fahren und suchen weiter. Dort angekommen, führt die Straße aber so was von steil nach oben. Bevor wir unsere gesuchte Hausnummer erreichen, findet unsere Fahrt an steilen Treppen ein jähes Ende.
Ein junger Mann kärchert gerade sein Motorrad und so frage ich ihn nach dem Weg. Er ist so unglaublich freundlich und hilfsbereit, ruft bei unserer Vermieterin an und so stellt sich heraus, dass wir schon wieder falsch – weil im falschen Stadtteil – sind. Er gewährt uns Zugang zu seinem WLAN und speichert uns die richtige Adresse in Google Maps. Los geht’s!

Das Drama geht weiter

Leider sind viele Straßen gesperrt und so landen wir irgendwann auf der Stadtautobahn, die aus Arequipa hinausführt. Umdrehen unmöglich! Nach unzähligen Kilometern gibt es eine Abfahrt und Wendemöglichkeit. Nur stadteinwärts endet die Parallelstraße zur Autobahn unvermittelt im Nichts. Wir müssen verkehrswidrig wenden und bei der nächsten Abbiegemöglichkeit stecken wir mitten im schmalen Straßengewirr eines Außenbezirkes von Arequipa. In der Zwischenzeit ist auch die Sonne untergegangen und so irren wir in der Dämmerung durch die Gässchen.

Am Ziel?

Endlich sind wir am gesuchten Platz angekommen, aber wo ist denn nun unsere Unterkunft?
Leider hat unsere Vermieterin vergessen, den Namen des Gebäudes anzugeben. Deshalb kann uns niemand in der nahen Umgebung weiterhelfen. In unserer Verzweiflung stoppen wir vor einem Hochhaus und klingeln. Der Portier öffnet uns und bestätigt mir, dass wir richtig sind. Zwei Stunden Odyssee durch Arequipa haben ein Ende. Hallelujah!

Der Dicke muss weg!

Die nächste Hiobsbotschaft folgt, nachdem wir unsere Koffer ausgeladen haben. Wir dürfen den Dicken nicht vor dem Haus stehen lassen.
Entgegen der Beschreibung im Internet gibt es für diese Wohnung keinen Stellplatz im Gebäude. Unsere Vermieterin nennt uns per WhatsApp Parkmöglichkeiten, die sich in völlig absurder Distanz befinden. Gut, dass es Google gibt! Wir finden zwei Optionen in der Nähe.
In völliger Dunkelheit setzen wir uns nochmal ins Auto. Die erste Garage hat geschlossen, die zweite entdecken wir praktisch im Vorbeifahren. Wir stellen den Dicken unter und gehen zu Fuß zurück zur Unterkunft. Auf dem Weg kaufen wir noch das Nötigste fürs morgige Frühstück ein.

Geschafft!

Nach alles in allem 14 Stunden sind wir endlich an unserem heutigen Etappenziel angekommen. Und sowas von geplättet, dass wir uns nicht mal mehr aufraffen können, irgendwo etwas essen zu gehen. Stattdessen fallen wir nach einem Toastbrot völlig erschöpft ins Bett. Was für ein Tag!

Von Argentinien nach Chile über den Paso de Jama

Flagge von Chile

Gesamte Strecke von Humahuaca (Argentinien) bis San Pedro de Atacama (Chile): Ca. 490 km

Überlegungen

Eigentlich wollten wir von Humahuaca weiter auf der RN 9 nach Norden zur bolivianischen Grenze fahren. Jedoch bereitet mir die Vorstellung, mich in den nächsten Wochen auf Höhen von 3.000 m und weit mehr bewegen zu müssen, richtigen Kummer. Knut graust es davor, an den Tankstellen Boliviens aufgrund der unterschiedlichen Abrechnung für Einheimische und Touristen, regelrecht um Diesel betteln und dann kanisterweise unseren 90-Liter-Tank füllen zu müssen. Wahrscheinich sind wir einfach noch nicht bereit für Bolivien. Während unserer letzten Tage in Argentinien beschließen wir deshalb nach langem Beratschlagen, unsere Reiseroute erneut zu ändern.

Aus Plan B wie Bolivien wird Plan C wie Chile

Statt weiter nach Norden zu fahren, fahren wir am frühen Morgen auf der RN 9 durch die Quebrada de Humahuaca zurück und biegen dann nach rechts auf die RN 52 nach Purmamarca ein. Einen Teil dieser Strecke – bis zu den Salinas Grandes – sind wir bereits schon einmal gefahren. Nun fahren wir immer weiter nach Westen und damit immer tiefer in die Anden hinein. Durch die Quebrada de mal Paso, vorbei an Susques und einem Tankstopp auf 3.896 m, dem Salar de Olaroz und der Salina de Jama erreichen wir nach fünf Stunden Fahrt die Grenze zwischen Argentinien und Chile auf 4.200 m Höhe.

Grenzübertritt in dünner Luft

Nachdem wir alle unverpackten Lebensmittel weggeworfen haben, fahren wir zur gemeinsamen Zollstelle von Argentinien und Chile. Wir erhalten einen Laufzettel, dann fahren wir vor bis zu einem eingeschossigen Gebäude.

1. Ausreise aus Argentinien inklusive Erledigung des Zollverfahrens für den Dicken

Am ersten Schalter werden die Formalitäten für Argentinien erledigt: Also Ausreise mit entsprechendem Stempel in unseren Pässen sowie Abgabe des Zolldokumentes für unseren Dicken.

2. Einreise nach Chile

Am zweiten Schalter erfolgt die Einreise nach Chile mit Ausstellung der Einreisekarte PDI (Ausdruck auf Thermopapier) und Stempel in unseren Pässen.

3. Vorübergehende Verwendung des Dicken in Chile

Dann geht’s weiter zum chilenischen Zoll. Dort beantragen wir die temporäre Einfuhr für unseren Dicken. Dieses Mal lesen wir das Formular beide ganz genau durch und ich frage bei einzelnen Punkten auch nach. Den mürrischen Blick der Zollbeamtin ignoriere ich dabei.

4. Physische Inspektion des Dicken

Mit allen Dokumenten gehen wir dann zum letzten Schalter, füllen die Erklärung aus, ob wir viel Geld, Obst und Gemüse etc. nach Chile einführen. Zu guter Letzt wird dann auch noch das Fahrzeug untersucht. Danach fahren wir zu einem kleinen Wachhäuschen, geben den in der Zwischenzeit mit Stempeln gefüllten Laufzettel ab und erhalten freie Fahrt nach Chile.

Der Grenzübertritt auf dieser Höhe war super anstrengend für mich und ich bin froh, dass wir das gesamte Prozedere in einer Stunde erfolgreich hinter uns gebracht haben.

Andere Länder, andere Sitten

Bei der Durchsicht des PDI stelle ich allerdings fest, dass mein Mädchenname anstelle meines aktuellen Nachnamens im Dokument genannt ist. Also drehen wir gleich nochmal um, machen dem Wachmann klar, dass wir nur eine Reklamation haben und nicht nach Argentinien einreisen möchten. Zurück am Schalter erklärt mir die Dame, dass in Chile bei der Heirat keine Namensänderung erfolgt und dass das PDI deshalb so stimmt. Wichtig sei letzten Endes auch nur, dass die Passnummer stimmt. Na dann …

Zum ersten Mal in der Atacama-Wüste

Den genauen Übergang nach Chile können wir nur daran erkennen, dass die Straßenmarkierungen nunmehr gelb sind und die Straße selbst CH 27 heißt. Kein Willkommensschild oder ähnliches. Ob Chile es wohl nicht nötig hat, seine Besucher willkommen zu heißen? Wir fahren also auf der CH 27, der Ruta del Desierto, durch, felsiges, sandiges, menschenleeres Gebiet immer tiefer in die Atacama-Wüste hinein. Immer wieder bekommen wir einen der noch etwas schneebedeckten Vulkane in der Ferne zu Gesicht. Auch hier liegen einige Salzseen und -lagunen an unserem Weg.

Über den höchsten Punkt des Paso de Jama

In den letzten 100 km steigt die Straße noch einmal kräftig an bis wir den höchsten Punkt des Paso de Jama in über 4.800 m Höhe erreichen. Der Anblick der Vulkane Láscar und Licancabur ist beeindruckend.

Steile Abfahrt

In den letzten 23 km bis San Pedro de Atacama geht die Straße steil bergab. Schließlich müssen 2.400 Höhenmeter – dieses Mal nach unten – überwunden werden.
Häufig finden sich Abzweigungen von der Straße, die als Pistas Emergencias (Notfallstrecke) gekennzeichnet sind und von denen offensichtlich auch reger Gebrauch gemacht wird. Auch wir müssen einmal stoppen, um unseren heiß gewordenen Bremsen eine Abkühlungspause zu gönnen.

Die Wüste lebt
Die Wüste lebt – entdeckt während der Zwangspause

Ankunft in San Pedro de Atacama

Nach neun Stunden erreichen wir unsere super teure Unterkunft in der Oase von San Pedro de Atacama. Es ist, als ob man in eine komplett andere Welt eintauchen würde. Das Duschen an einem der trockensten Orte der Erde ist zwar dekadent, fühlt sich aber nach dieser Tour sowas von gut an.

Am Abend

Am frühen Abend schlendern wir ins Zentrum, heben bei der Bank Bci ohne Probleme Geld ab und setzen uns bei sommerlichen Temperaturen auf zwei der Plätze im Freien im einzigen Restaurant an der Plaza, um die Atmosphäre des staubigen Wüstendorfes bei Bier und Saft aufzunehmen. Es gesellt sich ein älteres Ehepaar aus Argentinien zu uns, die wir bereits an der Grenze schon einmal getroffen haben. Sie stammt ursprünglich aus Wien, er ist Argentinier mit deutschen Vorfahren. Zusammen betreiben sie ein Hotel im Tigredelta (in der Nähe von Buenos Aires). Wir verbringen einen äußerst informativen und kurzweiligen Abend zusammen.

Auf vier Rädern nach Argentinien: Von Salto nach Concordia

Argentinische Flagge

Gesamte Strecke: Ca. 40 km von Salto (Uruguay) bis Concordia (Argentinien)

Aufgeregt

Heute ist es also soweit: Der erste Grenzübertritt mit dem Dicken steht an. Ich bin schon am Morgen ganz aufgeregt. Nach einem weiteren opulenten Frühstück brechen wir auf.

Wo ist die uruguayische Grenze?

Wir müssen über die Brücke des Salto Grande, des Staudamms, der Uruguay mit Argentinien verbindet. Als wir die Brücke erreichen, ist von einer Zollstelle weit und breit nichts zu sehen.
Wir fahren weiter und kommen an eine Grenzanlage, die völlig verlassen ist außer ein paar Leuten, die den Rasen mähen. Das Auto vor uns hält. Wir halten auch. Der Fahrer des Autos und ich marschieren Richtung Menschengruppe. Einer der Leute schlürft seinen Mate und weiß wohl schon, welche Frage jetzt kommt. So antwortet er denn auch gleich, dass hier nichts mehr ist, wir sollen ruhig weiterfahren, dann kommen Aduana und Migración. Wir fahren also weiter.

Grenzformalitäten – Teil 1:
Migración Uruguay und Argentinien
Aduana Uruguay

Plötzlich die argentinische Flagge und ein Schild „Bienvenidos in Argentina“. Na super. Nach einigen Kilometern kommt dann eine Grenzanlage. Alle Fahrzeuge vor uns halten und steigen aus. Wir auch. Wir reihen uns in die Schlange ein.

Als wir dran sind, frage ich nach Zoll und Migración von Uruguay. Die Dame am Schalter in einem Poloshirt mit Logo „Republica Argentina“ meint, die Migración sei hier, der Zoll sei auf der anderen Seite des Schalters (also da, wo sich Menschenmassen tummeln und mit großen Lettern steht: Argentina – Uruguay). Ich zeige ihr unsere Pässe und das Zolldokument für den Dicken. Sie prüft alles und wir bekommen einen Einreisestempel für Argentinien in unseren Pass. Das Zolldokument behält sie und meint, sie gibt es den Kollegen vom Zoll.

Mit einem kleinen Fresszettel, der den Stempel von Argentinien und das KFZ-Kennzeichen vom Dicken trägt, gibt sie uns unsere Pässe zurück. Sie sagt dann noch, der argentinische Zoll befindet sich gegenüber.

Grenzformalitäten – Teil 2:
Aduana Argentinien

Wir überqueren eine Fahrspur. Dort sitzen vier Personen. Ich bringe mein Anliegen in spanisch vor: Wir möchten gerne eine temporäre Einfuhr für unser Fahrzeug beantragen. Alle lachen freundlich, sind begeistert von meinem Spanisch und meinen, hier seien wir genau richtig. Eine Zöllnerin bittet uns, ihr ins Büro zu folgen.

Wir zücken unsere Pässe und den Fahrzeugschein. Sie setzt sich an den Computer und tippt, meint zwischendurch, dass es etwas dauert, weil es der erste Eintrag ist. Nach einer Weile hält sie zwei Ausdrucke in der Hand und bittet um zwei Unterschriften. Ich bin so happy, dass ich einfach unterschreibe. Ein Exemplar ist für mich, das andere bleibt beim Zoll. Wenn wir aus Argentinien ausreisen, sollen wir das Dokument unbedingt wieder abgeben. Mit einem freundlichen Lächeln händigt sie uns alle Papiere aus.

Ich frage sie, ob sie weiß, warum wir keinen Ausreisestempel von Uruguay bekommen haben, sondern nur einen Einreisestempel für Argentinien. Sie antwortet, dadurch, dass es sich um eine kombinierte Zollstelle von Uruguay und Argentinien handelt, würde der Einreisestempel auch belegen, dass wir aus Uruguay ausgereist sind. Ich bin beruhigt.

Fahrzeugkontrolle

Wir fahren zur geforderten Fahrspur. Dort werden wir nochmals gebeten zu halten, weil sie das Fahrzeug inspizieren möchten. Die Kontrolle fällt relativ oberflächlich aus. Schon bald können wir passieren.

Buenos Días Argentina!

An der letzten Stelle stehen nochmals zwei Grenzpolizisten, die den kleinen Fresszettel von uns möchten. Wir geben ihn ab und mit einem „Bienvenidos in Argentina“ haben wir die Grenzformalitäten hinter uns.

Neuorientierung in Concordia

Überglücklich fahren wir weiter nach Concordia. Erst einmal zur Bank, um Geld abzuheben. Hier bekommen wir ohne Probleme mehr als die aus Buenos Aires im Gedächtnis gebliebenen 2000 Pesos. Dann noch zum Einkaufen im riesigen Carrefour. Da gibt’s wirklich alles.

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Mate, Mate, Mate

Wir decken uns ordentlich für unseren Aufenthalt in der Einöde ein. Für unser Ziel müssen wir Google zu Hilfe nehmen, da sich unser Navi verabschiedet hat. Ohne Probleme finden wir unser Domizil am See. Es ist hochsommerlich warm bei 28 Grad und Sonnenschein.

Ankunft im Haus am See

Wir klingeln am Laden und ein junger Mann kommt heraus und weist uns in das Häuschen ein. Als Knut rückwärts den Dicken in die Einfahrt parken möchten, kracht es plötzlich. Aber da war doch gar nichts. Ich bitte, ihn nochmal vor zu fahren und da sehen wir, dass über dem Tor noch ein Draht gespannt ist. Der ist zu niedrig. Da kommen wir mit dem Dachzelt nicht darunter durch. Der junge Mann muss das Krachen wohl auch gehört haben und eilt nochmal zu uns. Er hat die Zange schon in der Hand und löst den Draht. Jetzt können wir reinfahren.

Es ist herrlich warm und wir genießen es, hinter dem Haus draußen zu sitzen. In der Dämmerung werde ich allerdings innerhalb kürzester Zeit an Beinen und Füßen trotz Kleidung und Moskitosocken komplett zerstochen. Nach einer Extraration DEET hört das Drama dann aber auch auf. Ich bin soooo zufrieden!

Böses Erwachen am Abend

Bis Knut sich das Zolldokument nochmal genauer anschaut und plötzlich fragt: „was heißt denn Paises Bajos?“ „Niederlande. Wieso?“ „Weil das in unserem Dokument hinter Nacionalidad steht.“
Mist, dabei hatte ich doch mehrmals gesagt, wir seien Deutsche. Warum habe ich trotz der Aufregung nicht genauer kontrolliert? Das soll mir eine Lehre sein. Und jetzt? Knut sieht das gelassen. Wir lassen das jetzt auf uns zukommen und machen da nichts mehr. Hauptsache Namen, Passnummern, Kennzeichen und Fahrgestellnummer stimmen. Ich habe ein ungutes Gefühl. Wenn das mal gutgeht und wir damit keine Probleme bei der Ausreise bekommen. In ungefähr vier Wochen werden wir Gewissheit haben.

Auf nach Uruguay!

Flagge Uruguay

Am Nachmittag des 23. Juni 2019 machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zur Fähre – dem Buquebus – von Buenos Aires nach Montevideo. Mit der Expressboot geht es in knapp zweieinhalb Stunden über den Río de la Plata in die Hauptstadt Uruguays.

Nach dem Einchecken des Gepäcks (wie beim Fliegen) geht es in den ersten Stock. Dort wird das Handgepäck geröntgt. An mehreren Schaltern werden die Passagiere abgefertigt. Wir erwischen einen Mitarbeiter, der ständig nur den Kopf schüttelt und kein Freund der vielen Worte zu sein scheint. Nach Fingerabdruck und Irisscan fordert er uns auf, ihm zu folgen. Was hat das zu bedeuten?
Nichts Schlimmes, wie sich herausstellt. Er begleitet uns lediglich zu einem anderen Schalter, damit wir dort gleich den Einreisestempel für Uruguay erhalten.
Danach heißt es in der Abfahrtshalle warten. Doch schon bald dürfen wir die Fähre betreten. Auch hier wird ohne viel Stress eine Warteschlange gebildet. Bevor es auf die Fähre geht, dürfen sich alle Passagiere noch Überzieher über die Schuhe ziehen, wofür auch immer.
Wir haben die erste Klasse gebucht und so dürfen wir ganz nach oben und haben dort einen tollen Panoramablick. Der wird allerdings nicht lang anhalten. Zum einen wird es gegen sechs Uhr abends dunkel, zum anderen beschlagen die Scheiben durch die sehr kühl eingestellte Klimaanlage.

In Montevideo angekommen, geht es beim Verlassen der Fähre nicht mehr ganz so gesittet zu wie beim Einsteigen, aber immer noch ganz moderat. Nach dem Entsorgen der Überzieher fließen wir mit der Masse zur Gepäckausgabe. Schnell haben wir unsere vier Koffer und warten nun im Pulk mit den anderen darauf, unser Gepäck auf die Röntgengeräte zu hieven und durchleuchten zu lassen.

Geschafft! Am Ende der Ankunftshalle verlassen wir das Gebäude und merklich kühlere, aber glücklicherweise trockene, Luft umfängt uns. Und wieder heißt es in die Schlange einreihen und warten bis man an der Reihe fürs Taxi ist. Wir haben Glück und erwischen ein großes, in das auch alle Gepäckstücke passen.


An der genannten Adresse angekommen, kommen wir nicht ins Gebäude. Der angegebene Code funktioniert nicht (war auch der für die Wohnung, wie wir später bemerken). Portier ist keiner zu sehen. Irgendwann taucht dann doch noch jemand auf und lässt uns rein. Ob wir denn einen Schlüssel für die Wohnung und einen Chip für die Eingangstür hätten? Nein. Dann versucht er, die Putzfrau zu erreichen. Fehlanzeige. In einer Mischung aus englisch und spanisch finden wir heraus bzw. er schaut nach und vergewissert sich, dass das Appartement über ein spezielles Zahlenschloss verfügt. Dann lässt er uns nach oben. Hier funktioniert der Code. Und in der Wohnung finden wir auch Schlüssel und Chip. Alles ok.

Es geht los!

Im Flugzeug

Am 6. Juni 2019 ist es endlich soweit: Wir starten in die Realisierung unseres lang gehegten Traumes. Unser erstes Ziel: Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens.

Nach dem Frühstück verstauen wir die letzten Sachen in unseren vier (!) Taschen, Koffern und Rucksäcken, die zwei kleinen Rucksäcke fürs Handgepäck und die Tasche für die Kamera nicht mitgerechnet. Mit dem Mietwagen fahren wir von Stralsund, wo wir die letzten Wochen bei sehr guten Freunden untergekommen sind, in Richtung Frankfurt Flughafen. Immer wieder müssen wir Staus umfahren, sodass die noch zu fahrende Strecke einfach nicht weniger werden will. Wir haben das Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Doch irgendwann erreichen wir tatsächlich den Flughafen. Wir drehen eine Ehrenrunde zur Tankstelle. Knut setzt mich mit dem gesamten Gepäck am Terminal ab und fährt zum anderen, um das Fahrzeug abzugeben. Quasi mit einer Punktlandung treffen wir uns am Terminal.

Beim Einchecken am Automaten bekommen wir einen Riesenschrecken. Angeblich brauchen wir ein Visum für Argentinien, ohne das wir nicht einchecken können. Aber wir haben natürlich keines. Was nun? Bei der Gepäckabgabe bekommen wir einen Gutschein für den Schalter der Business Class, um mit einem Menschen sprechen zu können. Während wir warten, hat Knut die zündende Idee für eine Erklärung. Wir haben unser Ticket mit einem Rückflugtermin im März 2020 ausstellen lassen. Woher soll das System nun wissen, dass wir bereits Ende Juni 2019 mit der Fähre nach Uruguay ausreisen werden. Glücklicherweise haben wir Fähre nach und Unterkunft für Montevideo bereits online gebucht, sodass wir unsere Weiterreise glaubhaft nachweisen können. Die freundliche Angestellte am Check-In-Schalter schafft es, uns auf der Basis dieser Informationen auch ohne Visum einzuchecken. Mir fällt ein Stein vom Herzen!
Und zur Belohnung bekommen wir auch noch ein Upgrade auf die Business Class. Oh wie schön!

Die restliche Zeit bis zum Start vergeht wie im Flug und wir sind ganz angetan von Beinfreiheit und Service in der Business Class. Was für ein Luxus! Den größten Teil der Flugzeit verschlafen wir.
Im Landeanflug ruckelt es ordentlich, dafür verläuft die Landung völlig problemlos. Pünktlich um 6:45 h Ortszeit landen wir in Buenos Aires. Etwas matschig im Kopf bringen wir die Einreiseformalitäten hinter uns. Es kommen auch tatsächlich alle aufgegebenen Gepäckstücke an. Und jetzt aber erst mal nichts wie raus an die frische Luft: Knut muss seine völlig geleerten Nikotinspeicher auffüllen.