Die längsten 100 Kilometer: Von Ibagué über „La Línea“ nach Circasia

Bergpanorama entlang der Ruta 40

Gesamte Strecke: 100 km

Erste Erkenntnisse zur Ruta 40

Die Ruta 40 ist die Haupttransversale in West-Ost-Richtung, wobei der steile Bergabschnitt zwischen Armenia und Ibagué als einer der kompliziertesten Abschnitte gilt.
Da die Straße größtenteils stark erneuerungsbedürftig ist und zudem der Strecke die Gefährlichkeit etwas genommen werden soll, wird nach Jahrzehnten der Planung (und einer zweiten Ausschreibung wegen Missmanagements) nun endlich an der Strecke gebaut.
Dafür wird seit 22.01. (super Timing!) der Abschnitt zwischen Calarcá und Cajamarca von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 22:00 h bis 5:00 h komplett gesperrt.
Das war also der Grund für die seltsame Routenführung von GoogleMaps vorgestern Abend.

Und heute?

Wenn alles gut läuft, kann man theoretisch auf der Ruta 40 in dreieinhalb Stunden von Ibagué nach Armenia kommen. Theoretisch.
Als wir heute morgen im Portal von INVÍAS (Instituto Nacional de Vías: für die Fernstraßen verantwortliche Agentur in Kolumbien) im Menüpunkt „Viajero Seguro“ nachschauen, werden drei Ereignisse auf der Strecke Ibagué – Armenia angezeigt:
1. Die Totalsperrung in der Nacht,
2. Eine Teilsperrung bei Kilometer xy (aber einspurig befahrbar) und
3. Ein Erdrutsch bei Cajamarca und Vollsperrung – eingetragen heute Morgen um 7:30 h. Leider ohne Angabe, wie lange die Straße voraussichtlich gesperrt sein wird.

Abwägen

Was machen wir jetzt?
GoogleMaps schlägt die Route über die Ruta 40 vor.
Die Alternativroute über die Ruta 50 (sofern man überhaupt von Alternative sprechen kann) ist mehrere hundert Kilometer länger und würde so um die sechs Stunden dauern.
Wir fragen an der Rezeption des Hotels und die rufen bei einer Hotline an. Da bekommen sie die Antwort: Die Route „La Línea“, also genau unser Abschnitt, ist frei und kann befahren werden.
Nach Abwägen des Für und Wider entscheiden wir uns fürs „Risiko“ und nehmen die vorgeschlagene Route über die Ruta 40. Eine Entscheidung mit ungeahnten Folgen.

Voller Zuversicht

Nachdem wir erst einmal den Einstieg in die Ruta 40 gefunden haben, kommen wir die ersten 25 Kilometer auch ganz gut voran. Abgesehen davon, dass es auf der schmalen und unübersichtlichen Bergstrecke nicht ganz einfach ist, am Schwerlastverkehr vorbeizukommen, der sich auch noch ständig gegenseitig überholt.

Stillstand

Bestimmt sieben Kilometer vor Cajamarca geht dann aber erst einmal nichts mehr. Wir stehen im Stau und warten. Und warten. Und warten.

Hoffnung

Mehrere Straßenhändler kommen vollbeladen auf ihren Mopeds angebrummt und bieten Speisen und Getränke an.
Nach einer guten Stunde ringen wir uns durch und fragen einen der Händler, ob er weiß, was los ist.
Er nickt und meint: Erdrutsch und ein Kleinwagen darunter verschüttet. Es gibt Verletzte. Aber es müsste bald weitergehen.

Irrtum

Das tut es auch, wenn auch schleppend, und wir belächeln (noch) die ersten Ungeduldigen, die bereits umgekehrt sind.
Bis hinter Cajamarca kommen wir noch im Stop-and-Go-Modus, aber dann tut sich für lange Zeit nichts mehr.

Dann wird eben der LKW ausgiebig gewaschen
Dann wird eben der LKW ausgiebig gewaschen…

Auch wir …

Als es mal wieder ein Stückchen vorangeht, lassen wir uns von den Spezialisten anstecken, die an der Kolonne einfach vorbeiziehen. Dabei wollten wir doch nur die drei LKWs vor uns überholen, damit wir endlich mal ein bisschen mehr sehen. Aber jetzt gibt es keine Lücke mehr zum Einscheren.
Mit extremem Unbehagen müssen wir die Flucht nach vorne antreten. Hoffentlich wird die Straße nicht so schnell wieder für den Gegenverkehr aufgemacht!

War’s das wert?

Mit Müh‘ und Not quetschen wir uns in einer Kurve in eine winzige Lücke.
Kurze Zeit später frage ich Knut, was denn hier so nach totem Hund riecht.
Wir tippen auf den LKW vor uns. Der entpuppt sich nämlich als Müllwagen. Ach deshalb auch die Lücke!
Auch als wir ihn bei nächster Gelegenheit überholen und dann schon drei Fahrzeuge von ihm entfernt sind, stinkt es immer noch bestialisch. Und gerade jetzt stecken wir wieder einmal völlig fest und es bewegt sich gar nichts mehr.
Was wir nicht ahnen: Daran wird sich in den nächsten Stunden nichts mehr ändern. Am Gestank um uns herum somit auch nicht.

Kommt es noch schlimmer?

Da wir sonst nichts anderes zu tun haben, malen uns schon mal unsere Situation aus, wenn um 22:00 h die Straße gesperrt wird und wir kollektiv auf der Strecke übernachten müssen.
Am Steilhang ins Dachzelt zu krabbeln, umgeben von einer stinkenden Müll-Aura, stellen wir uns nicht besonders amüsant vor.
Aber jetzt warten wir erst mal ab. Was sollen wir auch sonst tun?

Endlich vorbei! Wirklich?

In der einsetzenden Dämmerung erreichen wir endlich die Stelle, an der der Erdrutsch war und an dem wir nun einspurig vorbeigeleitet werden. Polizei und eine Art Straßenwacht beobachten aber weiter äußerst angespannt die Situation am Steilhang.
Jetzt geht es zwar langsam etwas flotter voran, aber wir müssen ja noch an der Teilsperrung vorbei. Und einen Unfall auf der Strecke und wieder Stau dürfen wir auch noch überstehen.

Im Schritttempo am Erdrutsch vorbei
Im Schritttempo am Erdrutsch vorbei

Des einen Freud…

Vom höchsten Punkt der Strecke „El Alto“ auf über 3.000 m Höhe bekommen wir außer dem Hinweisschild nichts mit. Die tolle Aussicht fällt der Dunkelheit zum Opfer.
Doch wir sind trotzdem guter Dinge: Nach dieser letzten Abfahrt befinden wir uns im Landeanflug auf Armenia.
Aber die Armen (vor allem die LKW-Fahrer) auf der anderen Straßenseite haben mein tiefstes Mitgefühl, haben sie die ganze Malaise doch noch vor sich.

Nicht mehr weit

Wir meistern auch Armenias umständliche Auf- und Abfahrten der Umgehungsstraßen in der Dunkelheit. Jetzt noch durch ein um die Uhrzeit quasi ausgestorbenes Dorf, dann über Schlagloch- und anschließend Schotterpiste bis zu unserer Unterkunft.
Um 22:00 h stehen wir vor dem Tor und als Knut aussteigt, um nachzuschauen, öffnet es sich auch tatsächlich sofort.
Der Vater unseres Vermieters hat schon auf uns gewartet, wobei wir eher davon ausgehen müssen, dass er bereits den ganzen Nachmittag und Abend mit Warten zugebracht hat.

Geschafft

Wir werden noch durchs ganze Haus geführt, erhalten die ersten organisatorischen Unterweisungen und dann werden wir endlich uns selbst überlassen.
Nach 14 Stunden nahezu völligen Stillstands in einem heißen Dicken bei sommerlichen Außentemperaturen sind wir für heute bedient.
Nur noch ein Bier zum Runterkommen und dann fallen wir völlig erledigt ins Bett.

Das war bisher mit Abstand die schlimmste Etappe auf unserer Südamerikareise!
Wiederholung absolut unerwünscht!!!

Auf der Suche nach den Sehenswürdigkeiten von Ibagué

Auf dem Campus von Ibagués Universität

Wo geht’s zum Botanischen Garten?

Voller Tatendrang machen wir uns heute an die Erkundung der Sehenswürdigkeiten von Ibagué.
Unser erstes Ziel soll der Jardín Botánico Alejandro von Humboldt sein.
Irgendwie schon merkwürdig, dass keiner der Taxifahrer den Botanischen Garten von Ibagué kennt.
Der erste Fahrer ist komplett ratlos. Der ihm nachfolgende Fahrer ist immerhin so schlau, dass er da einfach mal anruft. Noch ein paar Instruktionen für den ersten Fahrer und dann sitzen wir auch schon im Fond seines Taxis und wundern uns, wohin er fährt. GoogleMaps würde nämlich ganz woanders hinfahren.
Vor den Toren eines Parks ist plötzlich Endstation. Das könnte er also sein.

Jardín Botánico Alejandro von Humboldt

Ist er aber nicht. Denn das ist der Zugang zum Campus der Universität.

Kunst an der Universität von Ibagué
Kunst auf dem Campus der Universität von Ibaguéb

Der freundliche Pförtner am Eingang zeigt uns grob die Richtung über den Campus und tatsächlich: wenige Minuten später stehen wir vor dem Eingang zum Jardín Botánico Alejandro von Humboldt.

Jardín Botánico Alejandro von Humboldt
Schild am Eingang zum Jardín Botánico Alejandro von Humboldt

Offensichtlich sind die Mitarbeiter hier nicht auf Besucher eingestellt. Denn sie sind mehr als erstaunt, uns zu sehen. Trotzdem scheinen sie sich über uns zu freuen. In einem rasanten Spanisch werden wir mit Massen an Informationen versorgt, wobei ich wieder einmal nicht alles verstehe. Aber irgendwie trotzdem total süß: so eine persönliche Betreuung und Führung durch diesen winzigen Botanischen Garten.

Sonst noch ‚was?

Die Fahrt in die Innenstadt hätten wir uns dann allerdings sparen können. Denn es gibt nichts, was unser touristisches Auge im ersten Moment erfreuen könnte.
Also gibt es eben noch einen gemütlicher Nachmittag im Hotel, während dessen wir uns aber schon einmal fragen, warum wir überhaupt zwei Nächte in Ibagué gebucht hatten.

Von der Tatacoa-Wüste nach Ibagué

Der Cañon El Cuzco in der Tatacoa-Wüste

Gesamte Strecke: 177 km

Alarm!

Um 6:00 h klingelt der Wecker. Denn bis 7:00 h müssen wir gefrühstückt haben und startklar sein. Da werden wir zu unserer Tour mit dem Mototaxi durch die Tatacoa-Wüste abgeholt.
Schon beim Aufwachen merke ich: Da stimmt was nicht. Meine Waden jucken, als ob eine ganze Armada an stechwütigen Ungeheuern über mich hergefallen wäre. Und wieso hat Knut die selben Symptome?
Ein Blick auf unsere Waden bringt traurige Gewissheit. Heute Nacht haben Bettwanzen an uns gewütet. Und jeder einzelne Stich juckt und juckt und juckt.
Auch wenn wir seit Beginn unserer Reise befürchteten, dass wir irgendwann einmal auch eine Unterkunft mit Ungeziefer erwischen würden, haben wir doch insgeheim immer gehofft, dass uns diese Erfahrung erspart bleibt. Heute Nacht war es also so weit.

El Desierto de la Tatacoa: Ein paar Informationen

Die 330 qkm große Tatacoa-Wüste liegt zwischen Zentral- und Ostkordillere in einem Trockenbecken am Fuß der Ostkordillere. Folge: extrem wenig Regen wegen doppelten Regenschattens sowie hohe Durchschnittstemperaturen (haben wir auch schon gemerkt).
Die Wüste gliedert sich in einen roten und einen grauen Teil und hat ihren Namen von einer inzwischen ausgerotteten Schlangenart, die einst hier lebte.

Der rote Teil: Cañon El Cuzco

Im Mototaxi durch die Tatacoa-Wüste

Zuerst fahren wir mit dem Mototaxi zum Cañon El Cuzco und damit zum roten Teil der Wüste. Obwohl es noch früh am Tag und sogar etwas bewölkt ist, bekommen wir bereits jetzt eine leise Ahnung, wie heiß es heute noch werden wird.
Bei unserem Rundgang (selbstverständlich per pedes) durch diese bizarre Landschaft können wir wieder mal bestaunen, was die Natur so alles im Laufe der Zeit zustande bringt. Uns wird aber auch vor Augen geführt, wie bedroht dieses Fleckchen Erde ist. Denn der Cañon besteht aus verschiedenfarbigem extrem trockenem Lehm, der, wenn es hier alle Jubeljahre mal regnet, einfach weggespült wird.

Im Moment gibt es aber noch genug zu bewundern…

Der graue Teil

Weiter geht’s mit dem Mototaxi zum grauen Teil. In der Zwischenzeit ist es schon merklich wärmer, geradezu heiß, geworden. Und dabei ist es gerade mal 9:30 h. Da werden wir gleich bei unserem Fußmarsch durch diesen Teil der Wüste unsere wahre Freude haben!
Der graue Teil ist zwar nicht ganz so spektakulär wie der rote, hat aber auch seinen ganz eigenen Charme.
Dekadent finde ich allerdings das in die Umgebung hineingebaute Schwimmbad.

Entscheidung

Gegen 10:30 h werden wir wieder bei unserer Unterkunft abgesetzt. Damit ist unser Tatacoa-Wüsten-Programm abgeschlossen. Da wir zwei Nächte gebucht haben, bedeutet das jetzt: Nochmal einen Tag bei sengender Hitze vor dem Bungalow ausharren und nochmal eine Nacht den Bettwanzen als Festmahl dienen. Beides nicht gerade die verlockendsten Optionen.
Nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns stattdessen für Option drei: Flucht nach vorne. Schnell packen wir unsere Sachen zusammen und checken kurzerhand aus.

Hinaus aus der Tatacoa-Wüste

Unser Weg aus der Tatacoa-Wüste führt uns unter anderem über einsame und schier endlose 40 km Schotterpiste. Innerhalb und außerhalb des Dicken ist es wahnsinnig heiß. Unsere Wasservorräte nehmen rapide ab.
Auch deshalb sind wir froh, als wir vor uns in der Ferne die gut befahrene Ruta 45 entdecken. Noch ein paar Kilometer und schon reihen wir uns in die Autoschlange ein.

Erlebnisse auf und neben der Ruta 45

Wir fahren nach Norden. Und jetzt geht es auch recht flott voran. Allerdings nur bis Espinal. Dann stehen wir wegen einer Baustelle im Stau. Dieser wird in Kolumbien von den männlichen Autofahrern gerne zur kollektiven Pinkelpause am Straßenrand genutzt.

Pinkelpause
Pinkelpause

Aus dem Nichts tauchen auch immer einige Straßenverkäufer auf, die so alles Mögliche zum Verkauf anzubieten haben. Nicht immer erschließt sich uns, was sie uns denn so verkaufen möchten.

Noch mehr Pinkler und ein Straßenverkäufer
Noch mehr Pinkler und ein Straßenverkäufer

Über die Ruta 40 von der Ost- zur Zentraldordillere

Hinter Espinal verlassen wir die Ruta 45 und biegen auf die Ruta 40 in nordwestliche Richtung ab. Mühsam bringen wir Kilometer um Kilometer inmitten dichten Schwerlastverkehrs hinter uns.
Erst kurz vor Ibagué wird die Straße zweispurig und ist in richtig gutem Zustand. Das lässt doch für die verbleibenden 100 km bis Armenia hoffen!
Die nehmen wir aber erst übermorgen in Angriff. Für heute endet unsere Fahrt in Ibagué auf 1.290 m Höhe; quasi auf halbem Weg zwischen Ost- und Zentralkordillere.

In Ibagué

In der Zwischenzeit haben wir auch schon wieder über fünf Stunden in unserem mollig warmen Dicken hinter uns, sodass wir uns eine Pause für den Rest des Nachmittags redlich verdient haben.
Am Abend genießen wir Cocktails und ein äußerst schmackhaftes Abendessen auf der Terrasse eines Restaurants, das sich gleich gegenüber von unserem Hotel befindet.
Als wir uns spaßeshalber in GoogleMaps noch einmal die Route bis Armenia aufrufen, wundern wir uns etwas über die seltsame Routenplanung. Das müssen wir uns morgen nochmal in Ruhe anschauen.

Von Neiva in die Tatacoa-Wüste

Sonnenuntergang in der Tatacoa-Wüste

Gesamte Strecke: 45 km

Hinein in die Tatacoa-Wüste

Heute haben wir ja nur eine kurze Etappe vor uns. Das heißt, wir haben Zeit. Zeit, auszuschlafen und uns ein spätes Frühstück schmecken zu lassen. Danach packen wir ganz gemütlich unsere Sachen zusammen und verlassen das auf 442 m Höhe gelegene heiße Neiva. Auf der nahezu parallel zur Ruta 45 verlaufenden Strecke fahren wir erst einmal bis Villavieja. Von dort geht es mitten hinein in die Tatacoa-Wüste. Wobei Wüste ja nicht ganz zutrifft, da es sich um eine Trockensavanne handelt.

Ein paar Impressionnen unserer Fahrt hinein in die Tatacoa-Wüste:

Komfort in der Wüste

Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft mitten im Nirgendwo. Es ist abartig heiß. 36 Grad gefühlt wie 39 Grad und kein Baum, der Schatten spendet. Klimaanlage gibt es in dem einfachen Bungalow natürlich nicht und der Ventilator darf nur von sieben Uhr abends bis 6 Uhr morgens angeschaltet werden.
Das heißt, das Blechdach hat das Zimmer schon gut aufgeheizt und es gibt keinen Unterschied zwischen drinnen und draußen. Doch. Es gibt einen Unterschied. Draußen weht wenigstens ein heißer Wind. Im Zimmer dagegen steht die Hitze.
Den restlichen Tag verbringen wir deshalb lieber unter dem halbwegs schattigen Vordach des Bungalows und stöhnen unter der Hitze leidend vor uns hin.
Ach ja. Insektenschutz an den Fenstern gibt es auch keinen. Unsere Vermieterin meint dazu nur, dass es keine Insekten gibt, vor denen wir geschützt werden müssten.

Sonnenuntergang und danach?

Dafür ist der Sonnenuntergang ein wahres Spektakel. Und danach lässt es sich bei knapp 30 Grad auch wieder etwas besser aushalten.

Allerdings haben wir uns unter dem viel gerühmten Sternenhimmel etwas mehr vorgestellt. Unter diesen Umständen verzichten wir gerne, auf holpriger Schlaglochstrecke zu einer der vier Sternwarten zu fahren.

Die Krönung

Das Abendessen ist dann nochmal so ein Highlight der ganz besonderen Art.
Unsere motivationslose Vermieterin hat wohl keine Lust, selbst zu kochen und bestellt das von uns georderte Abendessen bei einem Lieferservice. Wir warten gut eine Stunde und dann wird uns der Styroporbehälter vor die Nase gesetzt. Der Inhalt ist undefinierbar und schmeckt auch so. Aber was verleibt man sich nicht alles so ein, wenn man Hunger hat.

Unser Abendessen
Unser Abendessen…

Von Popayán nach Neiva

Brücke auf dem Weg nach Neiva

Gesamte Strecke: 281 km

Einmal die Cordillera Central hinauf

Wir verlassen Popayán über die Ruta 25 in nördliche Richtung. Nach nur wenigen Kilometern biegen wir aber schon nach Osten ab und klettern über die Ruta 26 die Westflanke der Zentralkordillere hoch.
Zu Beginn ist die Straße geteert und gut befahrbar. Im Verlauf bekommen wir dann aber einiges geboten.
Je höher wir steigen, desto kühler und unbeständiger wird das Wetter. Schließlich knacken wir auch noch einmal die 3.000-Meter-Marke und fahren eine ganze Weile über die Hochebene zwischen Zentral- und Ostkordillere.
Immer wieder sehen wir Straßenschilder, Bordsteine und Felsen mit dem gesprayten Schriftzug der FARC. Je mehr FARC, desto schlechter die Straße. Zufall?

Und einmal auf der anderen Seite wieder hinunter

Langsam arbeiten wir uns die Ostflanke der Zentralkordillere dann auch wieder hinunter.
Kurz überlegen wir, ob wir den Abstecher zur archäologischen Stätte von Tierradientro machen sollen. Aber wenn ich mir vorstelle, ich muss jetzt über schmale senkrechte Treppen ins Innere einer Totenkammer hinab- und vor allem auch wieder hinaufsteigen? Kann man machen, muss man aber nicht.
Wir fahren also weiter, biegen am Ende der Ruta 26 auf die Ruta 37 in südöstliche Richtung ab.
Es wird zunehmend sonniger und wärmer – vor allem im Dicken. Heute zeigt unser Bordthermometer sogar 43 Grad an. Aber leider lädt heute kein schöner See zu einer kühlenden Pause ein. Dagegen Berge so weit das Auge reicht und eine staubige Straße vor uns, die dazwischen durch führt.
Bei La Plata kreuzt die Ruta 24 unseren Weg. Wir biegen auf diese gut ausgebaute Straße ab, freuen uns, dass wir jetzt wieder etwas schneller voran kommen.

Entlang der Cordillera Oriental bis Neiva

Auch die Ruta 24 hat irgendwann ein Ende und wir biegen auf die Ruta 45 ein. Diese führt uns entlang der Westflanke der Ostkordillere in nördliche Richtung bis Neiva.

Nach sechseinhalb Stunden heißer Fahrt über die Anden erreichen wir völlig verschwitzt und leicht geschafft unser Hotel.
Bei ca. 35 Grad statten wir lediglich der gegenüberliegenden Shopping-Mall einen Besuch ab. Nach einer ausgiebigen Eiskaffee-Pause im Juan-Valdéz-Café gönnen wir uns eine noch ausgiebigere im angenehm klimatisierten Hotelzimmer.

Auf der Panamericana von Pastó bis Popayán

Auf der Andenkordillere nach Popayán

Gesamte Strecke: 294 km

Kaum vorstellbar

Bei regnerischem und kühlem Wetter setzen wir unsere Reise auf der Ruta 25 nach Norden fort.
Teilweise geht es auf der westlichen Andenkordillere ganz schön steil bergauf. Obwohl der Zustand der Panamericana geradezu beklagenswert ist, finde ich es doch beachtlich, dass durch ein solch steiles bergiges Gelände überhaupt eine halbwegs vernünftige Straße führt.

Aufgepasst!

Trotzdem müssen wir auf der einspurigen Straße immer auf der Hut sein.
Entweder, weil uns plötzlich an den unmöglichsten Stellen überholende Busse oder LKWs auf unserer Seite entgegenkommen. Oder, weil Reste des letzten Erdrutsches oder kleinere und größere Gesteinsbrocken noch auf der Straße liegen. Oder weil Anwohner mit einfachstem Gerät die Straße freischaufeln.

Aufgeheizt

Auch der Dicke muss sich bei dem dauernden Auf und Ab und Stop and Go mächtig anstrengen. Zwischendurch zeigt unser Bordthermometer schon mal 42 Grad an. Selbst bei strahlendem Sonnenschein, den haben wir tatsächlich auch, sind die Temperaturen draußen wesentlich angenehmer als drinnen. Wir saften ganz schön vor uns hin.

Überraschung!

An dem wunderschönen Lago de la Marqueza beschließen wir deshalb, eine Pause einzulegen.

Lago de la Marqueza
Lago de la Marqueza

Ein kühles Getränk und eine Kleinigkeit zu essen – das können wir jetzt gut haben!
In Erinnerung an Argentinien bestellen wir eine mittlere Picada, in der Annahme, mit kleinen Köstlichkeiten der kolumbianischen Küche verwöhnt zu werden.
Tja, in Kolumbien besteht eine Picada jedoch aus Bergen von Chorizo und gegrilltem Rind- und Schweinefleisch, dazwischen ein paar Kartoffel- und Yucaschnitze als Beilage. Schmeckt zwar sehr lecker, haut uns aber völlig um.
Als dann auch noch Gewitterwolken am Horizont auftauchen, schauen wir, dass wir weiterkommen.

Abgesperrt

Die verbleibenden Kilometer bis Popayán verlaufen analog zum bisherigen Streckenverlauf. Um Popayán herum wird der Verkehr sogar noch etwas dichter.
Da unsere Unterkunft etwas außerhalb liegt, bleibt uns das Durchfahren der Stadt glücklicherweise erspart. Das letzte Stück Schotterpiste zur Finca ist dafür ganz schön holprig. Dann stehen wir nach insgesamt fast sieben Stunden Fahrt vor dem verschlossenen Gatter der auf ca. 1.900 m gelegenen Finca. Öffnen nicht möglich, Rufen erfolglos.

Ausgerutscht

Also macht sich Knut bei leichtem Nieselregen zu Fuß auf den Weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er ziemlich verdreckt mit dem Eigentümer zurück. Wir holpern die letzten Meter matschigen Feldweges bis zur Finca. Beim Vorbeifahren zeigt er mir die Stelle, wo er im Matsch ausgerutscht ist. Da hätte es mich wahrscheinlich auch hingepfeffert.

Idyllisch

Auch wenn es regnet und gewittert: Die Unterkunft liegt total idyllisch in einer sanften Berglandschaft. Der Höhepunkt ist aber eindeutig der hauseigene Wasserfall, auf den wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick haben. Und erst das Rauschen!

Wasserfall
Blick auf den Wasserfall

Aufschlussreich

Beim gemeinsamen Abendessen mit den kanadisch-amerikanischen Eigentümern kommen wir ins Gespräch und tauschen angeregt unsere Lebens- und Reiseerfahrungen miteinander aus.
Wir bewundern den Mut der Beiden, die sogar einige Jährchen mehr auf dem Buckel haben als wir. Es macht uns aber auch Mut, mit 50+ noch einmal einen Neustart zu wagen.
So vergeht der Abend äußerst kurzweilig und beim Blick auf die Uhr wir sind erstaunt, wie schnell die Stunden dahingeflogen sind. Doch nun ist es an der Zeit, dem Ruf des Bettes und des Wasserfallrauschens zu folgen.

Von Ipiales nach Pastó

El Santuario de las Lajas

Gesamte Strecke: 53 km

Mit dem Teleférico zur Wallfahrtskirche

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Dicken zur Seilbahnstation. Nach nur wenigen Minuten trudeln auch schon die Kabinen ein und wir besteigen eine davon.

Da kommen schon die Gondeln
Da kommen schon die Gondeln

Über die breite und tiefe Schlucht des Río Guáitara hinweg gondeln wir in einer knappen halben Stunde zum Santuario de las Lajas auf ca. 2.750 m Höhe.

Wallfahrtskirche in Sicht
Wallfahrtskirche in Sicht

El Santuario de las Lajas

Gerade als wir an der direkt in den Fels gebauten Basilika ankommen, geht der Gottesdienst zu Ende und das Innere der Kirche leert sich so langsam. So können wir fast in Ruhe das helle luftige Interieur und die wunderschön gearbeiteten Buntglasfenster bestaunen.

Auf dem Vorplatz herrscht reges Treiben. Logisch! Die Gottesdienstbesucher müssen ja auch irgendwo hin. Das wird uns schnell etwas zu viel. Knut kämpft außerdem mit der Höhe und so kehren wir nach den obligatorischen Fotos zur Seilbahnstation zurück. Dieses Mal müssen wir allerdings länger warten bis wir zurückfahren dürfen.

Seltsame Nachrichten

Kaum sitzen wir in der Kabine, erhalte ich eine Nachricht von Claro. Da ich meine Rechnung nicht bezahlt hätte, wird mir jetzt mein Konto gesperrt. Gestern hatte ich schon eine gleichlautende Nachricht von einem kolumbianischen Finanzdienstleister erhalten und ignoriert. Bei Claro jedoch sollte ich schon etwas unternehmen.

Kundenservice – was ist das?

Also quälen wir uns mit dem Dicken durch die überfüllten Straßen von Ipiales bis zum Claro-Shop.
Meine Koryphäe von gestern hat sich schon in die Mittagspause verabschiedet, ist also nicht da. Auch sonst scheint sich niemand der Angestellten für mein Anliegen zu interessieren. Nur der Mitarbeiter an der Rezeption erbarmt sich meiner und versucht mir zu helfen.

Wer’s glaubt…

Nach seiner Recherche beziehen sich die Mitteilungen alle auf den vorherigen Nutzer. Es würde wohl noch ein wenig dauern bis das Claro-System aktualisiert und er als Nutzer der Nummer gelöscht werden würde. Ich solle mir aber keine Gedanken machen und die Nummer einfach nutzen. Da bin ich jetzt aber mal gespannt!

Jetzt aber los

Nach einem weiteren Zwischenstopp im Supermarkt (war gar nicht so einfach, da überhaupt hinzukommen) verlassen wir Ipiales nun aber endgültig. In der Zwischenzeit ist es auch schon wieder 13:00 h. Aber wir sind ja auf der Panamericana und so weit ist es bis Pastó ja auch wieder nicht.
Da haben wir aber die Rechnung ohne die Zustände auf Kolumbiens Straßen gemacht.

Großbaustelle Panamericana

Die Ruta 25, die Panamericana, entpuppt sich als einspurige und desolat baufällige Strecke, über die sich trotzdem ein Großteil des kolumbianischen Verkehrs inklusive Schwerlastverkehrs nach Norden schleppt. Wegen der unübersichtlichen Kurven ist ein Überholen nur schwer möglich. Ganz zu schweigen von den Massen an Baustellen entlang der Strecke. Da heißt es jedes Mal warten bis der Bauarbeiter das grüne „Siga“-Schild emporreckt.

Nur gut, dass wir unseren ursprünglichen Plan, nach der Grenze gleich bis Pastó weiterzufahren, verworfen haben und gestern in Ipiales geblieben sind.

Mit viel Geduld nach Pastó

Für die nicht mal 50 km bis Pastó brauchen wir alles in allem über zweieinhalb Stunden. Wenn das in dem Tempo so weitergeht, werden wir noch viel Spaß auf Kolumbiens Straßen haben!

In Pastó

Pastó, auf 2.530 m gelegen, verfügt über eine ganz nette Kathedrale und eine prachtvolle Jesuitenkirche an der Plaza de Nariño.

Es gibt wohl auch einige interessante Museen, aber die sind jetzt alle für heute schon geschlossen. Ob wir nach der Anreise überhaupt noch Lust auf Museum gehabt hätten, sei dahingestellt.

Jesuitenkirche an der Plaza de Nariño
An der Plaza de Nariño

Reiseroute Kolumbien „off the beaten track“

Überlegungen

Wir waren 2014 schon einmal in Kolumbien und haben damals die klassischen Touristenziele, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen waren, bereits abgeklappert. Wenn wir jetzt schon mal mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, möchten wir uns dieses Mal die Sehenswürdigkeiten vornehmen, die eher etwas abseits der klassischen Touristenrouten liegen.

Unsere Reiseroute durch Kolumbien stellen wir uns jetzt so vor:

Grenzerfahrung

Wir haben Ecuador hinter Tulcán beim Grenzübergang Rumichara verlassen. Da wir nicht einschätzen konnten, wie lange wir für die Grenzformalitäten in beiden Ländern benötigen, fuhren wir sicherheitshalber nur bis Ipiales und übernachteten dort.
In der Nähe von Ipiales steht die berühmteste Wallfahrtskirche Kolumbiens, El Santuario de las Lajas. Die schauen wir uns natürlich an, bevor es weiter nach Norden geht.

Nach Norden und nach Osten

Entlang der Panamericana, der Ruta 25, fahren wir zunächst nach Norden. Stopps auf der Strecke werden Pastó und Popayán sein.
Hier verlassen wir die Panamericana und machen einen Schwenk nach Osten. Durch (ehemaliges?) FARC-Gebiet arbeiten wir uns von einer zur anderen Andenkordillere bis Neiva vor.
Weiter geht es parallel zur Ruta 45. Etwa 40 km nördlich von Neiva liegt die Tatacoa-Wüste, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen.

Nach Norden und nach Westen

Über die Rutas 45 und 40 erreichen wir mit Ibagué unser Zwischenziel für die Weiterfahrt in die Zona cafetera, die Kaffeeanbauregion Kolumbiens. Um dorthin zu kommen, müssen wir wieder von der einen zur anderen Andenkordillere wechseln.
Irgendwo zwischen Armenia und Pereira werden wir unseren Stützpunkt zur Erkundung der Kaffeezone beziehen. Da wir Salento schon 2014 besucht haben, können wir uns jetzt Filandia als mögliche Option vorstellen.

Nochmal nach Osten

Aller guten Dinge sind drei und so werden wir über die Ruta 50 ein letztes Mal die Anden queren.
Nach einem Zwischenstopp in Honda geht es weiter bis Zipaquirá mit seiner Kathedrale aus Salz, die Catedral de Sal.

Koloniales Flair

Auf der Ruta 45A fahren wir weiter nach Norden. Dann biegen wir nach Osten ab und erreichen das Kolonialstädtchen Villa de Leyva. Wieder auf der Ruta 45A fahren wir weiter nach Norden und erreichen mit Barichara ein weiteres koloniales Kleinod – inmitten der Anden.
Nach einer Zwischenübernachtung in Aguachica verlassen wir die Ruta 45 und fahren nach Nordwesten. Über zum Teil unbefestigte Piste erreichen wir Mompós am Brazo Mompós, einem Seitenarm des Río Magdalena, gelegen. Das historische Zentrum gilt als Juwel kolonialer Baukunst und wurde deshalb zum UNESCO-Welterbe ernannt.

Sehnsucht nach Meer: Karibik

Von Mompós geht es über die Ruas 78 und 80 zurück auf die Ruta 45. Bei Ciénaga biegen wir auf die Rutaa 90 bis Santa Marta. Und dann sind wir tatsächlich an der Karibikküste im Norden Kolumbiens angelangt.
Wenn alles nach Plan verläuft, können wir Ende Februar ein weiteres UNESCO-Welterbe bewundern: den Carnaval de Barranquilla.
Zur Entspannung geht es anschließend an einen der schönen Karibikstrände in der Nähe von Palomino.
In einer letzten Etappe mit dem Auto geht es über Ruta 90 und ihre Küstenvariante 90A nach Cartagena. Von dort wird unser Dicker die Heimreise nach Bremerhaven antreten.

Zum Abschluss: Bogotá

Nach Auslaufen des Schiffes fliegen wir weiter nach Bogotá. Von dort treten wir dann die Rückreise nach Deutschland an.

Und dann ist unser Abenteuer Südamerika nach gut neun Monaten auch schon wieder zu Ende.

Last, but (hopefully) not least: Colombia – Von San Pablo del Lago (Ecuador) nach Ipiales (Kolumbien)

Willkommen in Kolumbien

Gesamte Strecke: 166 km

Zum Abschied scheint die Sonne

Heute Morgen scheint doch tatsächlich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Sonne. Endlich müssen wir mal nicht gesenkten Hauptes gegen den herabprasselnden Regen ankämpfen und können unseren Blick über die Hacienda schweifen lassen. Was für ein Unterschied! Wie stil- und stimmungsvoll das ganze Anwesen gestaltet ist! Insbesonder der weitläufige Garten sieht in der Morgensonne einfach zauberhaft aus. Da fällt der Abschied fast ein wenig schwer. Aber nur fast.

Von San Pablo del Lago bis zum Grenzübergang Rumichara

Auf der E35, der Panamericana, fahren wir nach Nordosten Richtung kolumbianischer Grenze. Die Anden Ecuadors zeigen sich heute einmal von ihrer schönsten, da sonnigen, Seite.

Vorbei an Otavalo und Ibarra erreichen wir nach gut drei Stunden Fahrt die ecuadorianisch-kolumbianische Grenze bei Rumichara.

Fast zu weit

An der Grenze herrscht das reinste Chaos. Vermutlich wegen der vielen Flüchtlinge aus Venezuela, die hier auf ihrer Odyssee gen Süden stranden.
Wir versuchen, uns zu orientieren und schießen dabei fast übers Ziel hinaus. Bevor wir ungewollt nach Kolumbien einreisen ohne ordnungsgemäß aus Ecuador auszureisen, stellen wir den Dicken am Straßenrand ab und machen uns zu Fuß auf den Weg.

Ausreise aus Ecuador – bitte warten

Wir folgen den Schildern zur Migración und landen erst einmal vor verschlossenen Türen. Also wieder zurück und ums Gebäude herum. Auf der anderen Seite ist tatsächlich der Eingang. Und eine riesige Warteschlange. Von wegen getrennte Spur für die Flüchtlinge. „Eine für alle“ lautet die Devise. Jetzt heißt es Geduld haben und warten bis wir dran sind. Als es dann so weit ist, geht die Ausreise reibungslos von statten. Der ecuadorianische Beamte am Schalter wünscht mir für Kolumbien viel Glück. Was immer das auch heißen mag!
Knut kommt kurze Zeit nach mir mit seinem Ausreisestempel im Pass zum Ausgang.

Zollabfertigung Ecuador – bitte warten

Wir trotten weiter Richtung Zollschalter.
Obwohl zwei Schalter geöffnet und auch zwei Zöllner da sind, wird nur an einem Schalter abgefertigt. Wieder heißt es warten.
Wir kommen mit dem Wartenden vor uns ins Gespräch und der übernimmt dann kurzerhand die Kommunikation mit der Zöllnerin auch für unser Fahrzeug. Nur wenige Minuten, nachdem wir unser Zolldokument vorgelegt haben, prangt der Ausreisevermerk mit Stempel und Unterschrift auf dem Dokument. Sicherheitshalber bitten wir darum, ein Foto davon machen zu dürfen. Haben wir doch gehört, dass der kolumbianische Zoll ganz gerne mal das abgefertigte ecuadorianische Formular sehen möchte.
Zufrieden schwingen wir uns in den Dicken und passieren die ecuadorianische Grenze.

¡Adiós, Ecuador!
¡Adiós, Ecuador!

Einreise nach Kolumbien – bitte warten

Schon ein paar Meter später heißt uns Kolumbien willkommen.

Kolumbien zum Greifen nah
Kolumbien zum Greifen nah!

In Ermangelung von Parkplätzen – es gibt schlichtweg keine – parken die Fahrzeuge auf der Fahrspur bereits in zweiter und dritter Reihe. Wir gesellen uns dazu.
Vorbei an den erstaunlich leeren Flüchtlingsunterkünften des UNHCR trotten wir zum verschlossenen Eingang der Migración.
Ein Uniformierter öffnet uns die Tür, lässt uns ein und weist uns einen Schalter zu. Auf kolumbianischer Seite ist wesentlich weniger los und alsbald wird die Schlange vor uns kleiner. Der uns zugewiesene Schalter ist nicht besetzt und so werden wir zu einem anderen gerufen. Nach ein paar Fragen erhalten wir unseren Einreisestempel für 90 Tage.

Abgezockt

Während ich noch im Gebäude bleibe und von unseren Dokumenten Fotokopien für den kolumbianischen Zoll anfertigen lasse, verlässt Knut das Gebäude schon einmal für eine Zigarette. Als er es irgendwie wieder schafft, durch den Ausgang ins Gebäude zu kommen, berichtet er freudestrahlend, dass er die Zeit schon einmal sinnvoll genutzt hat und unsere uruguayischen Pesos in kolumbianische getauscht hat.
Leider hatte der Gute aber im Vorfeld nicht geschaut, wie viel kolumbianische Pesos er bekommen müsste und so stellt sich jetzt beim Nachrechnen heraus, dass der Wechsler das Geschäft des Tages mit uns gemacht hat. Für uns war der Deal leider alles andere als vorteilhaft. Mit einem Verlust von gut 90 Euro startet jetzt also unser Aufenthalt in Kolumbien.

Vor der Zollabfertigung in Kolumbien

Auch vor dem Gebäude des kolumbianischen Zolls DIAN hat sich ebenfalls schon eine kleine Schlange vor der verschlossenen Tür gebildet. Wieder kommen wir mit den vor uns Wartenden ins Gespräch und so erfahren wir, dass wir für die Zollabfertigung unseres Fahrzeugs zwingend schon die kolumbianische Kfz-Versicherung SOAT benötigen. Sie geben uns noch den Tipp, wo sie ihre Versicherung gekauft haben und so machen wir uns auf den Weg.

SOAT für Einsteiger

Schnell finden wir einen Verkaufsstand. Der Hinweisgebende von gerade eben steht plötzlich neben uns und sagt, er hätte einen anderen Stand gemeint. Mit der unmotivierten und etwas langsamen Angestellten hinter dem vergitterten Schalter beginnt er eine rege Kommunikation. Als er die Verhandlungen zu unserer Zufriedenheit für uns abgeschlossen hat, macht er sich wieder auf den Weg zurück zum Zollgebäude. Nachdem der ganze Papierkram erledigt, die Police bezahlt und wir das notwendige Exemplar in Händen halten, trotten wir mit unseren gesammelten Werken zurück zum Zollgebäude.

Zollabfertigung in Kolumbien – bitte warten

In der Zwischenzeit steht niemand mehr vor dem Gebäude. Die Tür ist auch abgeschlossen. Wieder warten wir.
Kurze Zeit später öffnet ein Zöllner die Tür und bittet uns herein. Im Flur steht ein Fahrrad und Massen von Eierkartons – natürlich mit Eiern. Für wen die wohl sind?
Wir nehmen Platz und schon beginnt eine neue Fragerunde. Parallel tippt der Zöllner Teile unserer Antworten in sein System. Zum Abschluss erhalten wir einen Ausdruck zur Prüfung. Und dieses Mal stimmen tatsächlich alle Angaben. Jetzt dürfen wir noch unsere gesammelten Werke an Fotokopien loswerden, die ungesehen an das Exemplar getackert werden, das beim Zoll bleibt. Daraufhin händigt er uns unser Exemplar aus, mit dem Rat, gut darauf aufzupassen. Ohne Beschau erhalten wir grünes Licht für die Weiterfahrt. Nach insgesamt zwei Stunden haben wir unsere letzte selbstdurchgeführte Grenzabfertigung erfolgreich hinter uns gebracht!

Ankunft in Ipiales

Unser Ziel für heute – Ipiales – liegt nur wenige Kilometer hinter der Grenze und hat touristisch außer dem Charme einer südamerikanischen Grenzstadt nichts zu bieten. Unser Hotel ist jetzt auch kein Highlight, aber es liegt ganz günstig in der Nähe des Zentrums.

In Ipiales
In Ipiales

Was tun in Ipiales?

Unseren Aufenthalt in Ipiales auf 2.900 m Höhe möchten wir nutzen, um uns mit Bargeld und einer Prepaid-Karte zu versorgen.

Vor dem Bankautomaten – bitte warten

Der erste Bankautomat, an dem wir vorbeikommen, ist außer Betrieb. Vor dem zweiten steht eine lange Schlange. Was tun? Warten. Was sonst?
Immerhin akzeptiert der Automat unsere Karte, aber wir müssen gleich zweimal abheben, denn mit einem Limit von 300.000 COP (knapp 80 EUR) pro Abhebung kommen wir nicht allzu weit.

Im Claro-Shop – bitte warten

Der Erwerb einer Claro-Prepaidkarte gestaltet sich dann noch etwas schwieriger. Zuerst müssen wir warten bis unsere gezogene Nummer auf dem Display an der Wand erscheint.
Bei wem sind wir denn da gelandet? Die Angestellte braucht echt ewig und scheint nicht wirklich zu verstehen, was sie tut. Irgendwann halten wir dann mal zwei Belege in den Händen, mit denen wir in den ersten Stock zur Bezahlung müssen.

Zum letzten Mal für heute – bitte warten

Wieder eine lange Schlange. Als wir an der Reihe sind, redet die Dame an der Kasse ohne Unterlass auf mich ein. Bis ich endlich verstehe, dass sie mir einen spanischen Männernamen nennt und mich fragt, ob ich das bin, vergeht einige Zeit. Ich verneine und so tippelt sie irgendwas in ihrem Computer herum. Bezahlen darf ich natürlich trotzdem und mit meinen Quittungen geht’s zurück zum Schalter. Dort werden mir die Quittungen gleich wieder abgenommen und nach einigen weiteren Handgriffen an meinem Smartphone meint meine Koryphäe, jetzt sei alles installiert und ich könne die kolumbianische Nummer uneingeschränkt nutzen. Halleluja! Na endlich!
Aber irgendwie habe ich dennoch kein gutes Gefühl.

Rund um Otavalo: Quitsato, Parque Condor und der größte Kunsthandwerksmarkt Ecuadors

Lago de San Pablo bei Otavalo

Gesamte Strecke: 101 km

Wetterkapriolen

Gestern hatte uns der freundliche Herr an der Rezeption noch Hoffnung gemacht, dass der Regen normalerweise erst am Nachmittag einsetzt und wir morgens mit Sonnenschein rechnen können.
Was soll ich sagen? Als wir morgens aus dem Fenster schauen, regnet es natürlich. Glücklicherweise hört der Regen aber wenigstens auf, als wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesausflug machen. Allerdings: von Sonne keine Spur!

Äquatorlinie, die zweite: Quitsato

Bei trübem und sehr kühlem Wetter fahren wir auf der E35, der Panamericana, die knapp 30 km bis zur Sonnenuhr von Quitsato auf ca. 2800 m Höhe.
Im Gegensatz zur „Mitad del Mundo“ liegt Quitsato wirklich genau auf der Äquatorlinie.
Aufgrund der geographischen Gegebenheiten (Fixpunkte Berge) ist Ecuador das einzige Land entlang des Äquators, in dem die genaue Lage des Äquators bestimmt werden kann. Somit ist Quitsato wirklich und wahrhaftig der Mittelpunkt der Welt.
Wer hat’s gewusst? Die Inkas.
Einer der Messpunkte – der 5.790 m hohe Vulkan Cayambe – verbirgt sich heute leider hinter einer dichten Wolkendecke. Das tut der magischen Situation aber keinen Abbruch. Der langsam einsetzende Nieselregen dagegen schon.
Trotzdem müssen die obligatorischen Fotos sein. Wann sonst hat man schon mal die Gelegenheit, mit einem Fuß auf der Südhalbkugel und mit dem andern auf der Nordhalbkugel zu stehen!

Auf nach Otavalo

Auf dem Weg von Quitsato nach Otavalo haben wir auf einer der Talfahrten auf der E35 einen schönen Blick auf den Lago San Pablo und den 4.609 m hohen Vulkan Imbabura bevor auch dieser wieder eine Wolkendecke um sich hüllt.

Vulkan Imbabura und Lago San Pablo
Vulkan Imbabura und Lago San Pablo

Zuerst noch zum Parque Condor

Vor Otavalo entdecken wir einen Wegweiser zum Parque Condor.
Da wir da sowieso hinwollen und es im Moment nicht regnet, biegen wir ab und folgen den weiteren Schildern bis zum Park.
Knut hatte noch im Kopf, dass um 11:30 h eine Greifvogelflugschau stattfinden soll. Na dann jetzt aber flott! Denn wir haben nur noch 10 Minuten bis zum Start.

Operative Hektik…

Wir fliegen quasi über die Schotterpiste und halten um 11:25 h unser Eintrittsticket in Händen. Jetzt schnell noch durch den Park zum Amphitheater. Dort findet die Schau statt. Um Punkt 11:30 h stehen wir vor dem Amphitheater, aber niemand zu sehen.
Wir warten noch einige Zeit. In Südamerika ist Zeit ja ein recht dehnbarer Begriff. Nichts passiert. Außer uns finden sich auch keine weiteren Zuschauer ein.

A walk in the park

Ok. Dann stromern wir eben noch ein wenig durch den Park und bewundern die imposanten Greifvögel. Auch ein Paar Andenkondore ist darunter. Oh Mann – einen Schönheitswettbewerb würden die beiden ganz bestimmt nicht gewinnen!

Ein Andenkondor
Ein Andenkondor

Dafür sind die Blumen im Park eine wahre Augenweide, an denen ich einfach nicht vorbeikomme.

Unterwegs kreuzt eine Parkangestellte unseren Weg und so können wir fragen, ob und wann heute eine Flugschau stattfindet. Ja klar – um 12:30 h. Da haben wir ja dann noch etwas Zeit. Die ganze Hektik war – mal wieder – umsonst.

Flugschau im Parque Condor

Kurz von halb eins erreichen wir wieder das Amphitheater und jetzt sind die Zuschauerränge auch schon gut gefüllt. Und es kommen immer noch mehr.
Das ist ein gutes Zeichen.
Außerdem blinzelt die Sonne jetzt auch mal zwischen den Wolken durch.
Noch ein gutes Zeichen.
Und dann sitzen wir gespannt auf dem harten Stein und verfolgen gebannt die Flugkünste dieser anmutigen und faszinierenden Geschöpfe.
Von den Erläuterungen in spanisch verstehe ich allerdings nur einen Bruchteil. Macht nichts. Die Protagonisten „in action“ zu sehen, ist eh‘ viel spannender.

Jetzt aber wirklich: Auf nach Otavalo

Nach dem Parque Condor nehmen wir unser ursprüngliches Ziel Otavalo wieder ins Visier. Google Maps lotst uns jetzt aber nicht zurück auf die Panamericana, sondern über schmale, steile und größtenteils nicht asphaltierte Sträßchen. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch ins Andenstädtchen auf 2.500 m Höhe.

Parken in Otavalo

In einer der Seitenstraßen rund um den Markt an der Plaza del Poncho stellen wir den Dicken ab. Leider hat der kleine Laden, in dem wir unser Parkticket kaufen müssten, geschlossen. Alternative – Fehlanzeige.
In einem anderen kleinen Laden in der Straße fragen wir, was wir tun sollen. Der Besitzer meint, er würde ein Auge auf unser Auto und den Laden haben. Die Besitzerin hole nur kurz ihre Kinder von der Schule ab. Sobald sie wieder da sei, würde er das Ticket für uns kaufen. Wir sollen ihm dann einfach den Betrag geben, wenn wir wieder zurückkommen. Ist das nett oder ist das nett?

An der Plaza del Poncho

Die Sonne hat sich leider schon wieder verzogen. Und irgendwie merken wir auf dem Weg zur Plaza, dass uns jetzt ein kleiner Mittagssnack guttun würde. An der Plaza entdecken wir ein kleines Restaurant, das uns zusagt und so machen wir es uns im ersten Stock mit Blick auf den Markt gemütlich und warten wieder einmal längere Zeit auf unser Mahl.

Wasser marsch!

Bis wir gegessen und bezahlt haben, hat sich die Armada der Regenwolken über der Plaza del Poncho formiert und wirft ihre geballte Ladung Regengeschosse auf dieselbe hernieder. Das ist ja die reinste Sintflut! So macht Souvenirshopping ja mal überhaupt keinen Spaß! Größter Kunsthandwerksmarkt in Ecuador hin oder her.

Knut freut’s, hatte er doch schon befürchtet, dass er einen stundenlangen Konsumrausch seiner einkaufswütigen Gattin über sich ergehen lassen müsste.
Er glücklich, ich zumindest etwas enttäuscht, kehren zu unserem Dicken zurück. Auf dem Weg dorthin winkt uns der Ladenbesitzer schon zu und teilt uns mit, dass er das Ticket für uns gekauft hat. Wir zahlen ihm den Betrag, den er uns nennt und sehen tatsächlich ein Parkticket an unserer Windschutzscheibe prangen. Ich bin echt tief beeindruckt von dieser Hilfsbereitschaft.

Reiseplanung Kolumbien

Den Rest des Nachmittags und Abend verbringen wir mit unserer Routenplanung für Kolumbien. Die nimmt langsam Gestalt an. Wird auch Zeit, denn morgen geht’s schon über die Grenze.