In Kolumbiens Kaffeezone

Blick auf die Landschaft und Armenia

Bei Circasia: Entspannen in der Kaffeezone

Für die Tage in der Kaffeezone haben wir ein großzügiges Haus in der Nähe von Circasia gemietet. Umgeben von Kaffee-, Bananen- und Bambuspflanzen liegt es auf angenehmen 1.800 m.

Das Haus in der Kaffeezone
Haus und Pool

Die ersten Tage verbringen wir ausschließlich damit, uns von der anstrengenden Anreise zu erholen, den Ausblick auf die uns umgebende Landschaft und Armenia zu genießen und uns gelegentlich im Pool abzukühlen. Denn selbst hier in der klimatisch angenehmen Kaffeezone hat der Sommer Einzug gehalten und heizt uns mit 28 bis 33 Grad ordentlich ein.

Armenia: Zum letzten Mal in die Werkstatt und zum zweiten Mal in der Stadt

Am Montag (3.02.) müssen wir mit dem Dicken noch einmal in die Nissan-Werkstatt. Ein letzter Ölwechsel und ein Austausch der Bremsklötze hinten stehen an. Bei der Gelegenheit lassen wir doch dann auch gleich die beiden Hinterreifen durch unsere Reservereifen austauschen.
Die Wartezeit von gut zwei Stunden nutzen wir, um uns bei sommerlichen Temperaturen noch einmal das auf 1.550 m gelegene Armenia anzuschauen. In dem Städtchen sieht es doch tatsächlich immer noch genauso aus wie vor sechs Jahren.

In Armenia
In Armenia

Bei Circasia: Führung durch die Kaffeefinca

Am Dienstag (4.02.) werden wir am Vormittag von Juan, dem Vater unseres Vermieters, durch die Kaffeeplantage „zu unseren Füßen“ geführt. Juan ist Kaffeebauer mit Leib und Seele. Dementsprechend herzlich und enthusiastisch ist seine Führung.
Wir bewundern, mit welcher Grazie und in welchem Tempo er den steilen Hang rauf und runter flitzt. Und erleben hautnah, wie viel Handarbeit der Kaffeeanbau in Kolumbien erfordert. In Anbetracht der harten Arbeit ist der Erlös für ein Kilo Rohkaffee geradezu lächerlich. Nach Abzug der Kosten bleibt auch nicht mehr allzu viel zum Leben übrig.

Calarcá: Jardín Botánico del Quindío

Am Nachmittag desselben Tages fahren wir in das etwa 20 km entfernte und auf 1.573 m gelegene Calarcá.
Bei einer Führung durch den Botanischen Garten bekommen wir einen farbenfrohen Eindruck von der vielfältigen Flora und Fauna Kolumbiens.

Flora …

… und Fauna:

Absolutes Highlight ist aber definitiv das Mariposario, das Schmetterlingshaus aus Glas in Form eines Schmetterlings. Auf 700 qm flattern 100 endemische Schmetterlingsarten um uns Besucher herum.

Außerdem empfiehlt sich hin und wieder ein Blick auf Boden, um nicht versehentlich über die freilaufenden Schildkröten zu stolpern.

Und da hat jemand so gar keine Lust mehr
Und da hat jemand so gar keine Lust mehr

Filandia: Bunte Paisa-Architektur im schönsten Ort des Departamento Quindío

Am Mittwoch (5.02.) fahren wir zum krönenden Abschluss ins 23 km entfernte und auf 1.950 m gelegene Filandia.

Viehmarkt in Circasia
Auf dem Weg nach Filandia: Viehmarkt in Circasia

Hier gibt es keine Farbkombination, die es nicht gibt. Egal wie schrill und schräg sie auch erscheinen mag. Der Ortskern ist voll auf Tourismus ausgelegt und besteht aus Souvenirshops, Touranbietern, Restaurants oder Cafés.

Nach einem kleinen Imbiss in einem davon, fahren wir nur zu gerne wieder in unsere grüne Idylle am Rande von Circasia zurück.

Prächtige Blüten
Blütenpracht am Baum

Die längsten 100 Kilometer: Von Ibagué über „La Línea“ nach Circasia

Bergpanorama entlang der Ruta 40

Gesamte Strecke: 100 km

Erste Erkenntnisse zur Ruta 40

Die Ruta 40 ist die Haupttransversale in West-Ost-Richtung, wobei der steile Bergabschnitt zwischen Armenia und Ibagué als einer der kompliziertesten Abschnitte gilt.
Da die Straße größtenteils stark erneuerungsbedürftig ist und zudem der Strecke die Gefährlichkeit etwas genommen werden soll, wird nach Jahrzehnten der Planung (und einer zweiten Ausschreibung wegen Missmanagements) nun endlich an der Strecke gebaut.
Dafür wird seit 22.01. (super Timing!) der Abschnitt zwischen Calarcá und Cajamarca von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 22:00 h bis 5:00 h komplett gesperrt.
Das war also der Grund für die seltsame Routenführung von GoogleMaps vorgestern Abend.

Und heute?

Wenn alles gut läuft, kann man theoretisch auf der Ruta 40 in dreieinhalb Stunden von Ibagué nach Armenia kommen. Theoretisch.
Als wir heute morgen im Portal von INVÍAS (Instituto Nacional de Vías: für die Fernstraßen verantwortliche Agentur in Kolumbien) im Menüpunkt „Viajero Seguro“ nachschauen, werden drei Ereignisse auf der Strecke Ibagué – Armenia angezeigt:
1. Die Totalsperrung in der Nacht,
2. Eine Teilsperrung bei Kilometer xy (aber einspurig befahrbar) und
3. Ein Erdrutsch bei Cajamarca und Vollsperrung – eingetragen heute Morgen um 7:30 h. Leider ohne Angabe, wie lange die Straße voraussichtlich gesperrt sein wird.

Abwägen

Was machen wir jetzt?
GoogleMaps schlägt die Route über die Ruta 40 vor.
Die Alternativroute über die Ruta 50 (sofern man überhaupt von Alternative sprechen kann) ist mehrere hundert Kilometer länger und würde so um die sechs Stunden dauern.
Wir fragen an der Rezeption des Hotels und die rufen bei einer Hotline an. Da bekommen sie die Antwort: Die Route „La Línea“, also genau unser Abschnitt, ist frei und kann befahren werden.
Nach Abwägen des Für und Wider entscheiden wir uns fürs „Risiko“ und nehmen die vorgeschlagene Route über die Ruta 40. Eine Entscheidung mit ungeahnten Folgen.

Voller Zuversicht

Nachdem wir erst einmal den Einstieg in die Ruta 40 gefunden haben, kommen wir die ersten 25 Kilometer auch ganz gut voran. Abgesehen davon, dass es auf der schmalen und unübersichtlichen Bergstrecke nicht ganz einfach ist, am Schwerlastverkehr vorbeizukommen, der sich auch noch ständig gegenseitig überholt.

Stillstand

Bestimmt sieben Kilometer vor Cajamarca geht dann aber erst einmal nichts mehr. Wir stehen im Stau und warten. Und warten. Und warten.

Hoffnung

Mehrere Straßenhändler kommen vollbeladen auf ihren Mopeds angebrummt und bieten Speisen und Getränke an.
Nach einer guten Stunde ringen wir uns durch und fragen einen der Händler, ob er weiß, was los ist.
Er nickt und meint: Erdrutsch und ein Kleinwagen darunter verschüttet. Es gibt Verletzte. Aber es müsste bald weitergehen.

Irrtum

Das tut es auch, wenn auch schleppend, und wir belächeln (noch) die ersten Ungeduldigen, die bereits umgekehrt sind.
Bis hinter Cajamarca kommen wir noch im Stop-and-Go-Modus, aber dann tut sich für lange Zeit nichts mehr.

Dann wird eben der LKW ausgiebig gewaschen
Dann wird eben der LKW ausgiebig gewaschen…

Auch wir …

Als es mal wieder ein Stückchen vorangeht, lassen wir uns von den Spezialisten anstecken, die an der Kolonne einfach vorbeiziehen. Dabei wollten wir doch nur die drei LKWs vor uns überholen, damit wir endlich mal ein bisschen mehr sehen. Aber jetzt gibt es keine Lücke mehr zum Einscheren.
Mit extremem Unbehagen müssen wir die Flucht nach vorne antreten. Hoffentlich wird die Straße nicht so schnell wieder für den Gegenverkehr aufgemacht!

War’s das wert?

Mit Müh‘ und Not quetschen wir uns in einer Kurve in eine winzige Lücke.
Kurze Zeit später frage ich Knut, was denn hier so nach totem Hund riecht.
Wir tippen auf den LKW vor uns. Der entpuppt sich nämlich als Müllwagen. Ach deshalb auch die Lücke!
Auch als wir ihn bei nächster Gelegenheit überholen und dann schon drei Fahrzeuge von ihm entfernt sind, stinkt es immer noch bestialisch. Und gerade jetzt stecken wir wieder einmal völlig fest und es bewegt sich gar nichts mehr.
Was wir nicht ahnen: Daran wird sich in den nächsten Stunden nichts mehr ändern. Am Gestank um uns herum somit auch nicht.

Kommt es noch schlimmer?

Da wir sonst nichts anderes zu tun haben, malen uns schon mal unsere Situation aus, wenn um 22:00 h die Straße gesperrt wird und wir kollektiv auf der Strecke übernachten müssen.
Am Steilhang ins Dachzelt zu krabbeln, umgeben von einer stinkenden Müll-Aura, stellen wir uns nicht besonders amüsant vor.
Aber jetzt warten wir erst mal ab. Was sollen wir auch sonst tun?

Endlich vorbei! Wirklich?

In der einsetzenden Dämmerung erreichen wir endlich die Stelle, an der der Erdrutsch war und an dem wir nun einspurig vorbeigeleitet werden. Polizei und eine Art Straßenwacht beobachten aber weiter äußerst angespannt die Situation am Steilhang.
Jetzt geht es zwar langsam etwas flotter voran, aber wir müssen ja noch an der Teilsperrung vorbei. Und einen Unfall auf der Strecke und wieder Stau dürfen wir auch noch überstehen.

Im Schritttempo am Erdrutsch vorbei
Im Schritttempo am Erdrutsch vorbei

Des einen Freud…

Vom höchsten Punkt der Strecke „El Alto“ auf über 3.000 m Höhe bekommen wir außer dem Hinweisschild nichts mit. Die tolle Aussicht fällt der Dunkelheit zum Opfer.
Doch wir sind trotzdem guter Dinge: Nach dieser letzten Abfahrt befinden wir uns im Landeanflug auf Armenia.
Aber die Armen (vor allem die LKW-Fahrer) auf der anderen Straßenseite haben mein tiefstes Mitgefühl, haben sie die ganze Malaise doch noch vor sich.

Nicht mehr weit

Wir meistern auch Armenias umständliche Auf- und Abfahrten der Umgehungsstraßen in der Dunkelheit. Jetzt noch durch ein um die Uhrzeit quasi ausgestorbenes Dorf, dann über Schlagloch- und anschließend Schotterpiste bis zu unserer Unterkunft.
Um 22:00 h stehen wir vor dem Tor und als Knut aussteigt, um nachzuschauen, öffnet es sich auch tatsächlich sofort.
Der Vater unseres Vermieters hat schon auf uns gewartet, wobei wir eher davon ausgehen müssen, dass er bereits den ganzen Nachmittag und Abend mit Warten zugebracht hat.

Geschafft

Wir werden noch durchs ganze Haus geführt, erhalten die ersten organisatorischen Unterweisungen und dann werden wir endlich uns selbst überlassen.
Nach 14 Stunden nahezu völligen Stillstands in einem heißen Dicken bei sommerlichen Außentemperaturen sind wir für heute bedient.
Nur noch ein Bier zum Runterkommen und dann fallen wir völlig erledigt ins Bett.

Das war bisher mit Abstand die schlimmste Etappe auf unserer Südamerikareise!
Wiederholung absolut unerwünscht!!!