Von Colonia del Sacramento bis Mercedes mit Zwischenstopps in Calera de las Huérfanas und Carmelo

Colonia Schriftzug

Gesamte Strecke: Ca. 220 km

Abschied von Colonia

Heute heißt es, von Colonia und seinem UNESCO-Weltkulturerbe historischen Altstadtkern Abschied nehmen. Nach dem Frühstück fahren wir erst einmal zur Wäscherei, um unsere Sachen abzuholen. Leider hat eines meiner Tücher die Behandlung durch den Trockner nicht überlebt und hat jetzt einen richtig langen Riss. Es ist nicht mehr zu gebrauchen. Der Dame in der Wäscherei ist es furchtbar peinlich und sie ist sichtlich erleichtert, als ich nicht ausflippe und auch keinen Preisnachlass fordere. Ich sage nur, sie solle sich keinen Kopf machen, das passiert einfach und machen können wir jetzt sowieso nichts mehr. Ich bin echt erstaunt über mich selbst. Geht doch.

Wir halten am Strand, dort wo der Namenszug Colonia prangt, und kommen keine Minute zu früh. Ein Pärchen ist gerade in den letzten Zügen seiner Fotosession, als wir aussteigen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein großer Touristenbus hält. Jetzt aber flott. Schon steigen die ersten fotografierwütigen Asiaten aus und streben in Richtung ihres Fotomotivs. Ich kann gerade drei Fotos machen, bevor die Horde den Namenszug vollständig in Beschlag nimmt und in wechselnder Besetzung davor posiert.

Ok, fahren wir weiter zur Plaza de Toros von 1910. Heute stehen nur noch die Ruinen. Trotzdem gibt es noch ein schönes Fotomotiv ab und diesmal sind wir sogar auch fast allein am „Set“. Nun verlassen wir Colonia endgültig in nördlicher Richtung.

Plaza de Toros
Plaza de Toros

Reinfall

Unser erster Stopp führt uns zur im Reiseführer empfohlenen Bodega Los Cerros de San Juan. Dieser erweist sich als echter Reinfall. Eine Führung durch den wohl fast vollständig erhaltenen Bestand an alten Gebäuden ist nur zusammen mit einer Weinverkostung zu einem stattlichen Preis möglich. Darauf können wir gut verzichten und fahren weiter.

Einsam und verlassen: Calera de las Huérfanas

Der nächste Stopp ist die Calera de las Huérfanas, eine der aufgegebenen und verfallenen Jesuitensiedlungen in Uruguay. Nach wenigen Kilometern über Sandpiste erreichen wir unser Ziel. Außer uns ist niemand da. Das Museum öffnet erst um 14:00 h. Solange wollen wir nicht warten und schlendern auf eigene Faust durch die Anlage.

Hier stehen neben den Ruinen, wegen derer wir gekommen sind, auch noch einige der ominösen Ombúbäume.

Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen haben wir die ganze Anlage für die gesamte Dauer unseres Aufenthaltes für uns allein. Nur die kleinen grünen Papageien haben in den Bäumen ihre Nesterkolonie und machen einen Mordsradau, wenn wir ihren Sicherheitsabstand nicht einhalten.

In Carmelo

Am frühen Nachmittag erreichen wir Carmelo. Ins Zentrum kommen wir über den Arroyo de las Vacas mittels der Drehbrücke (Puente Giratorio) von 1912, der einzigen von Hand betriebenen Brücke in Südamerika.

Wir parken an der Plaza de la Independencia für einen Chivito Classico. Bevor wir weiterfahren, stoppen wir an der Plaza Artigas, um den Templo del Carmen zu bewundern.

Auf der Ruta UNESCO nach Mercedes

Weiter geht’s auf der Ruta 9 (auf einem Schild an der Straße steht groß Ruta UNESCO), die in einem beklagenswerten Zustand ist, unserem heutigen Etappenziel entgegen.

Ruta Unesco
Unterwegs auf der Ruta UNESCO

Am späten Nachmittag erreichen dann auch Mercedes. Unser Hotel liegt direkt an der Plaza de la Independencia. Als wir parken, wird Knut gleich von einigen Jugendlichen belagert, die erst das Auto waschen, dann nur Geld und zum Schluss fürs Bewachen des Fahrzeugs 20 US-Dollar haben wollen. Nette Begrüßung!

Das Hotel verfügt zwar über einen eigenen Parkplatz, aber durch das Tor kommen nur Fahrzeuge bis maximal 2,20 m Höhe. Da passt unser Dicker mit dem Dachzelt leider nicht durch. Glücklicherweise gibt es eine bewachte Garage nur zwei Blocks entfernt, die wir nach dem Ausladen ansteuern. Nach der Spezialbegrüßung wollen wir lieber auf Nummer Sicher gehen. Leider kann auch das Hotel in Mercedes niemanden in Fray Bentos erreichen. Es bleibt fraglich, ob das Museum morgen offen hat.

Dann schauen wir uns doch mal die Highlights in Mercedes an: Die Catedral Nuestra Señora de las Mercedes mit den beiden originalen Glocken.

Weiter geht’s Richtung Ufer des Río Negro mit der Isla del Puerto. Obwohl die Sonne bereits untergeht, sehen wir hier niemanden, der Matetee schlürfend der Sonne dabei zusehen möchte. Überhaupt ist extrem wenig entlang der Uferpromenade los, um nicht zu sagen, gar nichts. Nur ein paar wenige Autos tuckern über die mehrspurige Straße. Auch um die Plaza herum oder in den abzweigenden Straßen sind nicht mehr viele Menschen anzutreffen. Alle Läden haben bereits geschlossen. Wie ausgeknipst.

Mercedes Casa de la Cultura
Hell erleuchtet: Die Casa de la Cultura in Mercedes

Ich bin fasziniert von einem Laden gleich um die Ecke unseres Hotels: eine ganze Schaufensterfront mit Thermoskannen und Zubehör rund um Uruguays Nationalgetränk: dem Mate.

Mercedes Schaufenster mit Thermoskannen
Alles für den Mate

Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich einfach, da an das Hotel ein kleines Restaurant angeschlossen ist, das geöffnet hat. Und es gibt tatsächlich Gemüse aus dem Wok – natürlich mit Fleisch. Ganz ohne geht es einfach nicht in einem Land mit über 14 Millionen Rinder.