Von Nuevo Tingo nach Cocachimba

Der imposaten Gocta-Wasserfall

Gesamte Strecke: 76 km (inklusive Abstecher nach Chachapoyas)

Größenunterschiede

Nachdem wir gestern Abend wieder bewegungsfähig waren, begaben wir uns ins Restaurant im ersten Stock des Hotels. Nach ein paar Drinks zur Einstimmung wurde uns gebratene Forelle aus dem Fluss mit Kartoffeln und Salat serviert. Die hiesigen Forellen sind höchstens halb so groß wie die uns aus Deutschland bekannten, schmecken aber mindestens genauso gut.

Erschütternd

Bedient wurden wir dabei von einem jungen Mann, der uns schon seit unserem Eintreffen eine unglaublich positive Ausstrahlung und Freundlichkeit entgegenbrachte. Wir kamen ins Gespräch und sein Schicksal bewegte uns zutiefst. Denn der junge Mann hat nur noch ein Bein. Der Mann verfügt zwar über eine Prothese, aber für jede notwendige Anpassung muss er zu seiner orthopädischen Werkstatt. So weit, so gut.
Der Haken ist jedoch, dass sich die Werkstatt in Lima befindet und somit über 1.200 km entfernt. Um dorthin zu kommen, braucht er allein zwei Tage. Dann doch lieber ohne Prothese und nur mit Krücke. Und dem Traum von einer besseren und gut sitzenden Prothese!
Und wir jammern über das deutsche Gesundheitssystem! Unsere Probleme wirken geradezu lächerlich angesichts der katastrophalen Zustände bei der medizinischen Versorgung in Peru.

Einblicke

Auch mit der in der Zwischenzeit wieder ansprechbaren Hotelbesitzerin entspann sich eine äußerst angeregte Unterhaltung. Wir erfuhren viel Interessantes über das Leben in Peru im Allgemeinen und den erschwerten Bedingungen auf dem Land im Besonderen. Außerdem auch wie schwierig es ist, sich als Frau in einer durch und durch vom Machismus geprägten Gesellschaft zu behaupten.

Versöhnlicher Abschluss

Es ist schon erstaunlich, wie sich durch ein Gespräch ein erster negativer Eindruck noch in einen positiven wandeln kann. Nach dem gestrigen Abend fällt unser Abschied heute denn auch etwas emotionaler als sonst aus.

Von Nuevo Tingo nach Chachapoyas

Doch wir müssen und wollen weiter.
Zunächst fahren wir die uns bekannte Strecke auf der 8B zurück. In die andere Richtung eröffnen sich noch einmal ganz andere Ansichten auf diese spektakuläre Bergkulisse.

Die Teilsperrung vom Samstag ist in der Zwischenzeit auch wieder komplett aufgehoben. Nur Staub auf und Dellen in der Fahrbahn zeugen noch von dem letzten Erdrutsch.
Nach einer scharfen Rechtskurve befinden wir uns auch schon auf dem Weg den Berghang hinauf nach Chachapoyas, das wir nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichen.

In Chachapoyas

Chachapoyas, Hauptstadt der Region Amazonas, der Provinz und des Distrikts Chachapoyas liegt auf 2.335 m. Das Tor zum Amazonastiefland ist bekannt für seine weißen Kolonialbauten mit den schön dazu kontrastierenden braunen Holzbalkonen. Rund um die Plaza de Armas bietet sich uns dieses harmonische Bild.
Das Städtchen wirkt so herrlich entspannt. Warum nur? Na klar, hier fahren keine drängelnden, knatternden und nach potentiellen Fahrgästen hupenden Mototaxis herum. Wie angenehm!

Unerwartete Wendung

Nach unserem kurzen Stadtrundgang kehren wir zum Dicken zurück, den wir in einer Seitenstraße am Straßenrand geparkt hatten. Ein Mann mittleren Alters fotografiert unser Auto. Haben wir vielleicht falsch geparkt? Aber hier parken doch noch mehr Autos!
Während Knut die letzten Züge aus seiner Zigarette nimmt, kommt der Mann auf mich zu. Er deutet auf unser Auto bzw. das Dachzelt und meint, dass er genauso so etwas noch für sein Auto sucht und was wir für doch für ein tolles Auto haben. Dann klopft er mir ganz sanft auf die Schulter, wünscht uns einen wunderschönen Aufenthalt in Chachapoyas und geht seiner Wege.

Von Chachapoyas nach Cocachimba

Wir verlassen Chachapoyas auf dem selben Weg, den wir hergekommen sind und fahren auf der 8B bis wir zur Abzweigung nach Cocachimba kommen.
Ab hier geht es fünf Kilometer auf holpriger, aber glücklicherweise trockener Lehm-Stein-Piste hinauf in das kleine abgelegene Bergdorf auf 1.796 m.
Um die Mittagszeit erreichen wir unsere Unterkunft, eine komfortable Lodge mit direktem Blick auf die Catarata Gocta. Mit seinen 774 Metern Fallhöhe gehört der Wasserfall damit zu den höchsten zehn Wasserfällen der Welt.

Entspannen in imposanter Kulisse

Leider müssen wir noch fast drei Stunden warten bis wir unser Zimmer beziehen können. Wir vertreiben uns deshalb die Wartezeit mit Saft und Snack im Restaurant, genießen dabei den Ausblick auf die Gocta-Wasserfälle.

Blick vom Restaurant auf den Wasserfall
Blick vom Restaurant auf den Wasserfall

Von der Lodge aus kann man zum Wasserfall wandern. Kann man machen, muss man aber nicht.
Wir entscheiden uns für den Blick aus der Ferne, entspannen lieber umgeben von dieser einzigartigen Kulisse und beobachten die quirligen Kolibris an der bereitgestellten Futterquelle.
Lediglich einen halbstündigen Spaziergang bekommen wir während unseres Aufenthaltes hin. Immerhin.