Wir haben in den letzten Wochen ein Land bereist, das bisher auf unserer Liste der zu bereisenden Länder nicht auftauchte. Bei einer Größe von 176.215 qkm und knapp 3,3 Mio. Einwohnern, von denen sich zwei Drittel in Montevideo und Umgebung konzentrieren, haben wir ein weites Land mit vielen Rindern und Schafen erlebt. Unser Aufenthalt wurde sicherlich durch die Jahreszeit – Winter – getrübt. Nicht nur, was das Wetter betrifft, sondern auch die für Touristen nicht ganz unwichtige Verfügbarkeit von Restaurants. Ein Hotel zu finden, auch kurzfristig, war hingegen kein Problem.
Wir haben tiefenentspannte Menschen getroffen, die sich durch nichts so leicht aus der Ruhe bringen lassen, die (fast) immer eine Thermoskanne und eine Tasse aus Kalebassenkürbis mit Matetee dabei haben, aus der sie genüsslich denselben mittels eines metallenen Trinkhalms (bombilla) schlürfen. Die gerne und gut essen, insbesondere (Rind-)Fleisch in rauen Mengen und am liebsten gegrillt. Menschen, die respektvoll miteinander umgehen, die uns freundlich gesonnen waren und neugierig, was wir mit dem eigenen Fahrzeug in ihrem Land machen (der Dicke mit dem deutschen Nummernschild fällt einfach auf). Immer hilfsbereit, fast immer gut drauf, nur ganz wenige missmutig. Die Sonnenuntergänge und ihr kleines Land am Río de la Plata lieben und wahnsinnig stolz auf dasselbe sind.
Für den Einstieg in unsere Südamerikareise war Uruguay ideal, erschien es uns doch sehr europäisch geprägt. Wir hatten keine Angst, nach Einbruch der Dunkelheit durch die Innenstädte zu spazieren. Das Fahrverhalten auf den Straßen war zwar gewöhnungsbedürftig, aber nicht superriskant. Von den im Reiseführer beschriebenen Sehenswürdigkeiten hatten wir uns zwar etwas mehr versprochen, aber nachdem wir erst einmal akzeptiert hatten, dass das Land keine spektulären Highlights der Superlative wie z.B. die großen Nachbarländer Argentinien oder Brasilien zu bieten hat, sondern nur „Mittelmaß“ (so die Wortwahl eines Uruguayers), erlebten wir ein äußerst angenehmes Reiseland. Montevideo braucht sich nicht hinter Buenos Aires zu verstecken; es hat seinen ganz eigenen liebenswerten Charme und mit dem Palacio Salvo DAS Haus in Montevideo schlechthin.
Meine persönlichen Highlights waren neben Montevideo, Colonia del Sacramento, die Ostküste mit feinen Sandstränden und wunderschönen Leuchttürmen, allen voran der Faro von José Ignacio.
Allerdings: Dauerhaft in Uruguay zu leben, können wir uns jetzt erst einmal nicht vorstellen. Dafür ist das Leben einfach zu teuer (die Lebenshaltungskosten sind höher als in Deutschland bei gleichzeitig sehr viel niedrigerem Einkommen).