Wir fahren auf der 1N in nördliche Richtung bis wir nach einer guten halben Stunde das Museum der königlichen Gräber von Sipán erreichen. Das ist das erste Mal, dass wir sogar fürs Parken bezahlen müssen, wenn auch nur 2 Soles (also ca. 0,50 €).
Vor dem Eingang zum Museum stehen mehrere Schulklassen in langen Schlangen. Das kann ja heiter werden! Der Zerberus am Eingang winkt uns jedoch zu sich und dirigiert uns erst einmal ums Gebäude herum ins Untergeschoss. Dort müssen wir alles, wirklich alles abgeben. Selbst die Smartphones werden uns abgeknöpft und ein Pass zusätzlich als Pfand einbehalten.
Wir kehren zurück zum Eingang und werden über eine Rampe in den dritten Stock zum Eingang ins Museum geführt. Die Räume des desselben sind dunkel und klimatisiert. Leider haben die englischsprachigen Führer kein Interesse, eine Führung durchzuführen. Knut hat ganz offensichtlich auch keine Lust auf eine Führung. Dann erkunden wir das Museum eben auf eigene Faust!
Überall funkelt es aus den Glasvitrinen von Gold, Silber und Edelsteinen. Präkolumbianische Handwerkskunst vom aller feinsten! Auch Keramik, diverses Kriegsgerät sowie Mumien und Skelette dürfen natürlich nicht fehlen.
Der Höhepunkt ist aber auf jeden Fall das Originalgrab des Señor de Sipán, das man zunächst von oben bestaunen und dann später, also ein Stockwerk tiefer, nochmals genauer in Augenschein nehmen kann. Schade, dass man nicht fotografieren darf, denn die Schätze des Museums in allen drei Etagen sind echt der absolute Oberhammer!
Museo Arqueológico Nacional Brüning
Dagegen wirkt das kleine, aber feine Museum Brüning, das wir im Anschluss besichtigen, fast ein wenig bescheiden.
Dennoch sind auch hier über mehrere Etagen Keramiken, Gold- und Silberarbeiten, Stoffe, Schmuck und auch noch ein paar Mumien zu sehen.
Allerdings merken wir, dass wir so langsam ans Limit unseres Fassungsvermögens kommen, was Ausgrabungsstätten und deren Inhalte betrifft. Dabei gibt es in Peru noch so viel mehr davon!
Unser heutiger Ausflug führt uns zunächst zum Museo Nacional Sicán. Wir fahren und rumpeln auf der LA-111 bis wir zur Abzweigung nach Ferreñafe kommen.
Nach gut 28 km stehen wir vor den Toren des modernen Museums.
Die Sicán-Kultur im Museo Nacional Sicán
Das Museum ist der Sicán-Kultur gewidmet. Sicán bedeutet in der alten Mochica-Sprache „Haus des Mondes“. Die Sicán-Kultur, deren Zentrum in der Nähe von Batan-Grande (ca. 55 km nordöstlich von Chiclayo) lag, dauerte von 750 bis 1375 n. Chr. mit ihrer Hochzeit von 900 bis 1100 n. Chr.. Bekannt ist die Sicán-Kultur vor allem für ihre ausgezeichneten Metallarbeiten, insbesondere Tumi (Zeremonienmesser) und Totenmasken aus Gold.
Und wieder ein Herr: El Señor de Sicán
In der archäologischen Stätte von Batan-Grande fand man in der Huaca de Oro das Grab eines Sicán-Herrschers. In Analogie zum Señor de Sipán benannte ihn sein Entdecker Señor de Sicán. Der 40-45 Jahre alte Mann lag nicht allein in seinem Grab. Neben ihm fand man zwei junge Frauen und Mädchen: Menschenopfer, die ihn ins und im Jenseits begleiteten. Äußerst bizarr ist doch auch die Position, in der man ihn fand, oder?
Genau wie sein Namensvetter war auch er reichlich mit wertvollen Grabbeigaben aus Gold, Silber, Bronze, Edelsteinen und Keramik ausgestattet. Das meiste der 1,2 Tonnen fiel jedoch Grabräubern zum Opfer und ist heute über die Museen der Welt verteilt als Inka-Gold zu bewundern. Was für eine Ironie! Trotzdem bekommen wir in dem kleinen, aber feinen Museum einen guten Überblick über diese spannende präkolumbianische Kultur.
Auf kürzestem Weg nach Túcume
Da wir noch etwas Zeit haben, fahren wir zunächst auf der LA-111 weiter und biegen dann nach einigen Kilometern nach links auf die LA-606 ab. Ab jetzt hat uns die Ripio entlang eines nagelneuen Kanals voll im Griff. Viel Platz zum Ausweichen haben wir da wahrlich nicht und so sind wir froh, wenn uns nur Autos und Mototaxis entgegenkommen. Nur einmal haben wir Pech und ein LKW will an uns an vorbei.
Im Tal der Pyramiden von Túcume
Wir können es gar nicht glauben, dass wir wirklich am Ziel sind, als wir nach etwa 12 km den Dicken auf dem Parkplatz vor dem Museum abstellen.
In einem Anflug von Größenwahnsinn nehmen wir dann gleich noch das Gesamtpaket, d.h. Museum, zwei Huacas (Pyramiden) und den Mirador (Aussichtspunkt).
Vom Museum zur Huaca Las Balsas und wieder zurück
Also beginnen wir voll motiviert mit dem vom Norweger Thor Heyerdahl erbauten Museum.
Weiter geht’s in der gnadenlosen Mittagssonne in weiten Teilen ohne jeglichen Schatten in knapp einem Kilometer zur Huaca Las Balsas.
Selbst die sonst so sonnenhungrigen Eidechsen verkriechen sich unter den dürren Akazien und meiden lieber den heißen Wüstensand.
Vor Wind und Wetter geschützt können wir die gut erhaltenen und freigelegten Reliefs dieser Pyramide bestaunen.
Genug für heute
Wieder zurück am Ausgangspunkt beschließen wir, auf die zweite Pyramide und den Aussichtspunkt zu verzichten. Wir sind auch so schon geschafft genug. Kurz bevor wir auch diese Ausgrabungsstätte verlassen, flitzt nochmal eine dieser prächtigen Eidechsen über den Weg. Ihre Füßchen berühren dabei nur ganz kurz den heißen Sand. Das sieht echt witzig aus!
Über Lambayeque fahren wir auf der 1N zurück nach Chiclayo und erholen uns den restlichen Tag von den Strapazen der Highlights der Sicán-Kultur.
Unser heutiges Ziel liegt etwa 28 km östlich von Chiclayo. Für die Fahrt dorthin auf der 6A und der holprigen LA-116 benötigen wir fast eine Stunde. Es ist bewölkt und die Berge auf der rechten Seite können wir nur erahnen. Dafür sind die Müllberge am Straßenrand wieder einmal nicht zu übersehen. Außerhalb der Ortschaften säumen saftige Zuckerrohrfelder den Weg. An manchen Stellen sind die Felder auch schon abgeerntet. Deren kahle Überreste werden jetzt gleich an Ort und Stelle niedergebrannt. Die Schwelbrände kokeln dabei gänzlich unbewacht vor sich hin. Das ist richtig unheimlich, denn der böige Wind versorgt die Feuer mit reichlich Sauerstoff. Zusätzlich treibt er riesige dunkle Rauchschwaden und dicke schwarze Rußpartikel vor sich her. Auch das Museumsgelände und die Huaca Rajada bleiben davor nicht verschont.
Museo de Sitio
Zunächst versorgen wir uns im Museo de Sitio mit Informationen zur Ausgrabungsstätte und den Gepflogenheit der Mochica. Wobei uns bei Letzterem das Meiste schon sehr bekannt vorkommt. An Exponaten ist vor allem der Inhalt des Grabes Nummer 14 sehenswert.
Gestern bei der Señora de Cao und heute beim Señor de Sipán
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zur Ausgrabungsstätte. Hauptattraktion der Huaca Rajada ist zweifellos das Grab des Herrn von Sipán.
Vermutlich handelt es sich bei dem 40 bis 45 Jahre alten Mann um einen Mochica-Herrscher. Dementsprechend waren die Grabbeigaben so zahlreich und wertvoll, dass zusammen mit den anderen freigelegten Gräbern sogar ein ganzes Museum in Lambayeque damit gefüllt werden konnte. Am Originalschauplatz befinden sich lediglich schlechte und billige Attrappen. Trotzdem ist allein die Anzahl der bereits freigelegten Gräber und Skelette beeindruckend. Hier muss eine ganze Dynastie, zum Teil in mehreren Schichten übereinander, zur letzten Ruhe gebettet gewesen sein!
Unser Weg führt uns zunächst über die 10A und die 1N noch einmal durch das Fischerdorf Huanchaco. Auf der asphaltierten Schlaglochstrecke LI-104 fahren wir mitten durch die fast einsame Küstenwüste, immer den Pazifik in Sicht und die kühle Brise von links. Einige Zeit später entfernen wir uns nach und nach vom Meer. Nun führt uns die nur noch teilweise asphaltierte LI-103 endlose Kilometer durch Zuckerrohrfelder. Dazwischen taucht auch schon mal eine Zuckerfabrik auf. Diese sind Ziel der auf der Strecke zahlreich anzutreffenden LKWs, deren Laderaum von getrocknetem Zuckerrohr überquillt. Nur zu gerne entledigen sie sich dort ihrer süßen Fracht.
Jetzt ist es nicht mehr weit
Noch einmal biegen wir ab, fahren auf der LI-102 durch das Dorf Magdalena de Cao. Viele Häuserwände zieren dort indigene Motive.
Nur noch wenige Kilometer auf staubiger Piste und wir erreichen den Complejo Arqueológico Huaca el Brujo mitten in der Wüste.
Am Ziel erwarten uns ein supermodernes Museum und noch eine Ausgrabungsstätte aus der Mochica-Kultur.
Museo Cao
Leider ist kein englischsprachiger Führer verfügbar. Also versuchen wir unser Glück auf eigene Faust. Jetzt um die Mittagszweit wimmelt das Museum nur so von Schulklassen jeder Altersstufe. Ohrenbetäubender Lärm brandet durch die Ausstellungsräume. Kurzerhand verschieben wir deshalb unseren Museumsbesuch auf das Ende unseres Rundgangs.
Rundweg unter heißer Wüstensonne
Typisch deutsch beginnen wir unseren Rundweg rechts herum. In Peru geht man jedoch besser mit der Masse und damit links herum (das vergessen wir aber immer wieder). Der Pfad steigt zunächst sanft an und führt uns zur Huaca Cao Viejo. Die Mauern der Pyramide zieren prachtvolle mehrfarbige Reliefs. In Hauptgebäude und Zeremonienplatz dominieren Darstellungen von gefesselten Kriegern auf dem Weg zu ihrer Opferung. Natürlich darf auch der Mochegott Ai Apaec in verschiedenen Erscheinungsformen nicht fehlen.
Auch den Geiern scheint es hier zu gefallen. Majestätisch ziehen sie ihre Runden über der Anlage. Die Mauern bilden außerdem den idealen Pausenplatz in der Sonne.
Ein sensationeller Fund
Folgt man dem nun sehr steil nach oben führenden Pfad, so gelangt man in einen weiteren Raum. Neben dem mehrfarbigen Ai Apaec leuchten uns auch andere stilisierte Fabelwesen entgegen. So sieht das zumindest für mich aus.
In diesem farbenfrohen Raum wurde 2006 eine sensationelle Entdeckung gemacht. Man fand die Mumie einer Frau, mit Baumwolle umwickelt und reich mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Vermutlich handelte es sich bei der Señora de Cao um eine Schamanin, Priesterin oder hochrangige Soldatin. Zum Zeitpunkt ihrer Bestattung dürfte sie zwischen 18 und 23 Jahre alt gewesen sein. Ihre Arme, Hände und Füße sind auffallend mit Schlangen und Spinnen tätowiert. Nach 1.700 Jahren im Wüstensand revolutionierte dieser Fund das Wissen um die präkolumbianischen Kulturen Perus. Denn bisher war davon ausgegangen worden, dass Frauen keine hochrangigen religiösen oder politischen Ämter bekleideten.
Ganz oben
Noch einmal kraxeln wir in der gnadenlosen Wüstensonne steil nach oben. Im letzten „Stockwerk“ befindet sich ein Tempel, der dem Mochegott geweiht war.
Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf den Museumskomplex, die weiteren „unbehandelten“ Huacas im Wüstensand und die auch noch heute landwirtschaftlich genutzte Fläche bis zum Ufer des Pazifiks.
Noch einmal ins Museum
Zum Abschluss starten wir noch einen zweiten Versuch im Museum. Jetzt ist es wesentlich ruhiger und wir können in Ruhe die bisher gefundenen Artefakte begutachten. Die Mumie der Señora de Cao sowie der gesamte Grabinhalt befinden sich ganz professionell aufbereitet in einem separaten Raum (Fotografieren verboten). Wirklich ganz große Klasse!
Vom Museum Cao bis Chiclayo
Die restlichen 180 Kilometer bis Chiclayo führen auf der Panamericana Norte entweder durch Wüste oder vorbei an Reis-, Kartoffel- und Zuckerrohrfeldern.
Nach insgesamt sechs Stunden Fahrt erreichen wir am Nachmittag gut verstaubt und durchgeschwitzt das heiße und trockene Chiclayo.
In Chiclayo
Die Stadt zeichnet sich durch keinerlei touristische Attraktionen aus. Lediglich die Kathedrale sowie die Gebäude der Stadtverwaltung und des Kaufhauses Ripley sind ganz nett anzuschauen.
Zudem scheint die Gastronomie, wenn überhaupt vorhanden, eher auf den Geschmack der Einheimischen ausgelegt zu sein. Verständlich, denn außer uns Beiden schleicht während unseres mehrtägigen Aufenthaltes sonst kein Europäer durch die staubigen und autoverstopften Straßen.