Im Zeichen der Mumien

Museo del Sitio Colón 10

Heute starten wir unseren zweiten Anlauf zur Besichtigung des Museums Sitio Colón 10. Es hat geöffnet.

2004 fand man bei Bauarbeiten einen riesigen Friedhof mit mehreren tausend Jahre alten Skeletten und Grabbeigaben aus der Chinchorro-Kultur. Zuerst wollte man die Fundstücke in ein anderes Museum bringen. Jedoch stellte sich dies als nicht zu lösende Aufgabe heraus, sodass man kurzerhand das Museum an Ort und Stelle errichtete. Ein kleines, aber feines Museum. Unbedingt sehenswert.

Museo Arqueológico San Miguel de Azapa

Ca. 12 km außerhalb von Arica im Azapa-Tal befindet sich eines der besten archäologischen Museen Chiles.

Fast die gesamte Strecke besteht aus Baustellen. Deshalb dauert die Fahrt dorthin länger als erwartet.
Das Tal ist geprägt von Obst- und Gemüseanbau. Insbesondere die dort angebauten Oliven gehören angeblich zu den besten in ganz Chile.

Im Museum selbst bekommt man anhand zahlreicher Ausstellungsstücke einen guten Eindruck von den präkolumbianischen Kulturen der Region. Nur schade, dass die Erläuterungen dazu nur in spanisch zu finden sind.

Absoluter Höhepunkt sind die Chinchorro-Mumien. Ihr Alter wird ca. 7810 Jahre (+/- 180 Jahre) geschätzt. Somit sind sie wohl die ältesten Mumien der Welt. So sehen sie auch aus.

In Arica

Sonnenuntergang in Arica

Feiertage

Am 18. September feiert Chile seine Unabhängigkeit. Und am 19. September wird dann gleich noch mit dem Tag des Heeres dasselbe geehrt. Es herrscht Ausnahmezustand im Sinne von einer Woche Party. In Arica sind zumindest am 18. alle Geschäfte und Restaurants geschlossen. Um die Plaza Colón bis hinunter zum Fischereihafen reiht sich Verkausbude an Verkausbude. Kunsthandwerk, Seife, Kräuter, Schokolade, Käse und diverse andere Ess- und Getränkestände… Alles, was das chilenische Herz erfreut, ist vertreten. Die ganze Familie ist unterwegs und feiert bis in die Nacht. Beliebter Cocktail scheint der Terremoto (Erdbeben) zu sein. Wie charmant – in einem Erdbebengebiet! Natürlich haben wir uns gestern auch ins Getümmel gestürzt und uns von der ausgelassenen Stimmung mitreißen lassen.

Rundgang durch Arica

Nachdem die Militärparaden endlich alle durch sind und die Sonne sich heute auch mal wieder am Himmel zeigt, schauen wir uns Arica an. Am Wasser entlang schlendern wir bis zur Plazoleta Estación. Dort steht eine Lok von 1924, die von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut wurde und einst den Zug von Arica nach La Paz (genau das La Paz in Bolivien) zog.

Wir werfen einen Blick über einen Bauzaun und entdecken das ehemalige Zollgebäude von 1874, das von Gustave Eiffel entworfen wurde. Weiter geht es über die Plaza Colón zur Iglesia San Marcos von 1875. Auch sie stammt von Gustave Eiffel.

Zu guter Letzt kämpfen wir uns steile Gassen bis zum Museo del Sitio Colón 10 hoch, um dort festzustellen, dass das Museum wegen des Feiertages geschlossen hat. Den noch steileren Fußweg auf den Morro sparen wir uns. Mehr hat die Stadt Arica dann auch schon nicht mehr zu bieten.

Wandbemalung
Farbenfrohe Häuserwand in der Nähe des Museums

Von Iquique nach Arica

Cerro Unita mit El Gigante de Tarapacá

Gesamte Strecke: Ca. 350 km

Abstecher zum Cerro Unita

Wir verlassen Iquique auf der Ruta 16 und biegen dann wieder auf die Ruta 5 (die Panamericana). Bei Huara biegen wir auf die Ruta 15, der wir 14 km folgen bis wir zur Abzweigung zum Cerro Unita kommen. Von dort sind es noch zwei km bis zum Parkplatz. In der Zwischenzeit sind wir schon wieder auf 1.200 m angelangt.

Zufahrt zum Cerro Unita
Zufahrt zum Cerro Unita

Die Geoglyphe „El Gigante de Tarapacá“

Auf der Westseite des Cerro Unita – der einzigen Erhebung weit und breit – befindet sich eine Geoglyphe. „El Gigante de Tarapacá“ stellt die andine Gottheit Tunupa dar. Mit ihren 86 m Höhe ist sie die größte Darstellung einer menschenähnlichen Figur, die bisher weltweit gefunden wurde. Ihre Entstehung wird auf die Zeit zwischen 1.000 und 1.400 n. Chr. datiert.

El Gigante de Tarapacá
El Gigante de Tarapacá

Abwechslungsreich

Nach diesem Abstecher kehren wir zurück auf die Panamericana und setzen unsere Fahrt in nördliche Richtung fort. Und wieder einmal führt uns unser Weg in mehr oder weniger steilen und engen Serpentinen bergauf und bergab. Menschenleere Wüstenhochebenen wechseln sich ab mit dicken runden Bergketten und engen Schluchten. Ein Teil der Strecke trägt sogar den Namen „Circuito de las Quebradas“ (Rundweg der Schluchten). Nachdem wir auch die Cuestas de Chiza und Acha hinter uns gelassen haben, geht es entlang einer sich immer weiter öffnenden Schlucht geradewegs nach Arica, einer wichtigen Hafenstadt unweit der peruanischen Grenze.

Ankunft in Arica

Am späten Nachmittag erreichen wir nach über sechs Stunden Fahrt unsere Unterkunft. Vom 13. Stock haben wir einen tollen Blick auf den Hafen, die Stadt und den Morro, den „Hausberg“ Aricas.

Ausflug zu den Salpeterstädten S. Humberstone und Santa Laura

Anlage in Santa Laura

Gesamte Strecke: Ca. 106 km – hin und wieder zurück

Erstaunlich

Wir starten in Iquique bei dichten, trüben Wolken. Vorbei an der Riesendüne „El Dragón“ fahren auf der Ruta 16 die Küstenkordillere hinauf. Je weiter wir nach oben kommen, desto durchlässiger wird die Wolkendecke. Oben angekommen, brennt die Sonne schon gnadenlos auf den Wüstensand. Es ist bestimmt 10 Grad wärmer als an der Küste.

Weltkulturerbe S. Humberstone und Santa Laura

Am Eingang zu Humberstone prangt schon das Weltkulturerbeschild für beide Salpeterstädte S. Humberstone und Santa Laura.

Weltkulturerbe
Welterbe: Salpeterstädte S. Humberstone und Santa Laura

Beide Abbaustellen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet. Die Entdeckung der künstlichen Herstellung von Salpeter läutete jedoch ihr Ende ein. 1960 dann wurde die Produktion in beiden Abbaustellen endgültig eingestellt.
Danach wurde das gesamte Areal mehrere Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben. Die Anlagen rosteten in der Wüste vor sich hin.
Trotz Weltkulturerbe verrotten die Anlagen leider weiter und sind aktuell in einem wirklich bemitleidenswerten Zustand.

Am Eingang zum Industriemuseum von Humberstone bezahlen wir den Eintritt für beide Städte. Dann beginnt unsere Zeitreise.

Die Salpeterstadt S. Humberstone

Humberstone war eine richtige kleine Stadt. Alles, aber auch wirklich alles, war Eigentum der Minenbesitzer. Nicht nur die Minen selbst, sondern auch sämtliche Unterkünfte, Freizeiteinrichtungen und Geschäfte gehörten dazu. Die Minenarbeiter erhielten als Bezahlung Münzen, die nur in der jeweiligen Salpeterstadt gültig waren. Mit diesem perfiden System wurde sichergestellt, dass die Löhne der Arbeiter direkt wieder an ihren Arbeitgeber zurückflossen. Die Abhängigkeit der Arbeiter war vollkommen. Ausbeutung durch den Minenbesitzer vorprogrammiert und an der Tagesordnung.

Trotz der Vernachlässigung gibt das Museumsgelände einen guten Überblick über die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Salpeterstadt.

Impressionen von den Produktionsanlagen:

Impressionen von den Lebensbedingungen:

Auch interessant, dass soziale Einrichtungen, wie Hospital, Schule, Theater und Schwimmbad erst in den 1930er Jahren errichtet wurden. Also zu einer Zeit, als der Salpeterboom bereits zu Ende war.

Die Salpeterstadt Santa Laura

Einige Kilometer von Humberstone entfernt befindet sich mit Santa Laura die zweite Salpeterstadt. Hier wurden einige Zimmer im Stil der Salpeterzeit restauriert. Allerdings sind ansonsten nur noch einige Reste der Industrieanlagen zu sehen. Wir kommen uns vor wie in einer Filmkulisse à la Mad Max III.

Wirklich schade, dass so wenig Wert auf den Erhalt dieses Zeugnisses der Industriegeschichte gelegt wird.

Zurück in Iquique

Es ist kaum zu glauben! Als wir am späten Nachmittag nach Iquique zurückkehren, reißt auch hier die Wolkendecke auf und zaubert interessante Lichteffekte auf die Küstenkordillere. Dazu die Hochhäuser: Willkommen zurück in der modernen Welt!

Stadt am Meer
Nachmittagsstimmung in Iquique

In Iquique

Seid gegrüßt

Entlang der Avenida Baquedano

Auch heute hält sich die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke versteckt. Bei Temperaturen um die 14/15 Grad schlendern wir auf Bürgersteigen aus Holz die Fußgängerzone in der Avenida Baquedano entlang.
Restaurierte Holzhäuser und -villen mit ihren großzügigen Veranden zur Straßenseite hin reihen sich dicht an dicht, erzeugen ein harmonisches Straßenbild. Auch wenn der letzte Tsunami seine Spuren hinterlassen hat und bei vielen der häufig in Pastelltönen gestrichenen Häuser Farbe und Putz sichtbar beschädigt hat, nehmen wir noch ganz deutlich die Eleganz und den Charme einer längst vergangenen, aber äußerst glanzvollen, Ära wahr. Obwohl ich noch nie in New Orleans wahr: So wie diese Straße in Iquique stelle ich es mir vor.
Beim Museo Regional stehen wir vor verschlossenen Türen, obwohl die Öffnungszeiten etwas anderes besagen. Ganz amüsant finde ich die normale Schließzeit am Samstag…

Um die Plaza Prat

Die Avenida mündet in die Plaza Prat, in deren Mitte mit dem Uhrenturm (Torre Reloj) von 1877 das Wahrzeichen von Iquique steht. Um die Plaza herum verteilen sich einige schmucke Gebäude. Auf der Südseite das Teatro Municipal von 1890 und daneben in gelb das Gebäude der Sociedad Protectora de Empleados de Tarapacá von 1913, eines der ältesten Gewerkschaftshäuser Chiles. Richtig prachtvoll ist das Centro Español im spanisch-maurischen Stil mit den typischen blau-weißen spanischen Azulejos (Kacheln).

Im Hafen

Wir folgen der Anibal Pinto bis wir das marode alte Zollhaus erreichen. Und jetzt sind wir auch schon am Hafen angelangt. Auf der Mole liegen zwei Seelöwen völlig entspannt und schlafen oder dösen vor sich hin. Bis zur nächsten Hafenrundfahrt ist noch etwas Zeit. So können wir noch einen Blick auf den nahegelegenen Fischmarkt werfen. Hier lauern Seelöwen und Pelikane im Wasser, um leckere Fischabfälle zu ergattern. Es riecht hier gar nicht so unangenehm fischig wie sonst auf diesen Märkten.

Abgelehnt

Wir trotten zwar zum Nachbau der Esmeralda, einem während des Salpeterkriegs zwischen Chile und Peru versenkten Schiffes, aber sparen uns die Besichtigung, nachdem wir erfahren, dass die Führungen nur in spanischer Sprache erfolgen und ausländische Touristen dafür auch noch einen Zuschlag bezahlen dürfen.

Hafenrundfahrt

Zurück am Hafen besteigen wir ein Ausflugsboot, das erst dann zur Rundfahrt startet, wenn es gut gefüllt ist. Also sitzen wir in unseren Schwimmwesten da und warten bis es losgeht. Als es dann soweit ist, tuckern wir gemütlich durch den Hafen. Stolz wird ein beladenes Containerschiff präsentiert. Auch der kleine Leuchtturm wird gewürdigt. Dann schippern wir zur Seelöwenkolonie, wo sich gerade zwei Jungbullen um den besten Platz auf dem Felsen streiten. Wir verlassen das Becken und fahren ganz gemütlich zu einer blau-weiß-roten Boje. An dieser Stelle liegt das Wrack der Esmeralda in den Tiefen des Pazifiks. Auf der Rückfahrt in den Hafen begleitet uns kurzzeitig ein einzelner Humboldtpinguin.

Da ist was los!

Zurück an Land werden wir von ein paar Jugendlichen auf eine Fonda, ein typisch chilenisches Fest, auf der anderen Seite des Hafens gelotst. Grell, bunt, laut und irgendwie hat das Ganze den Charakter eines Schulfestes, bei dem die Eltern der Schüler selbstgemachte Speisen verkaufen. Bei Choripan mit Cola bekommen wir die beiden Klappstühle des verkaufenden Familienvaters mit extra Blick auf den Hafen. Voll nett!

Zum Geburtstag

Auf der Suche nach Zigaretten für Knut irren wir durch die Straßen von Iquiques Zentrum. In der Zwischenzeit hat sich auch die Sonne ihren Platz am Himmel freigekämpft. Bei frischem Wind und Sonne genießen wir im Freien sitzend zur Feier des Tages – heute ist mein Geburtstag – in einer Eisdiele Eiskaffee, Milchshake mit Snickerseis und Muffins.

Zum Ausklang des Tages

Am Abend lösen wir unseren Begrüßungscocktail in der Hotelbar ein. Als wir zum Abendessen aufbrechen wollen, werden wir von einer Frau angesprochen, ob uns der Nissan mit dem deutschen Kennzeichen im Parkhaus gehört. Wir bejahen und erfahren, dass ihr Begleiter der Inhaber des Hotels ist und sie beide von so einer Reise, wie wir sie gerade machen, träumen. Neugierig erkundigen sie sich nach der Ausstattung und unserer geplanten Reiseroute. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und lassen den Abend bei einem guten Abendessen im besten Fischrestaurant der Stadt ausklingen. Das war ein richtig schön entspannter Geburtstag mit vielen neuen und positiven Eindrücken!

Av. Baquedano am Abend
Abends in der Avenida Baquedano

Von Calama nach Iquique

Blick auf das Colegio Inglés

Gesamte Strecke: Ca. 390 km

Durch die Wüste

Nachdem wir den Dicken sicherheitshalber nochmal vollgetankt und wir uns mit genügend Wasser versorgt haben, starten wir von Calama auf der B-24 grob in westliche Richtung. Zunächst geht es, vorbei an Chuquicamata und seinen riesigen Abraumhalden, auf der gut ausgebauten Straße in Kurven ordentlich bergauf. Oben angelangt verläuft die Fahrt durch die Atacama-Wüste in leichten Auf- und Abwärtsbewegungen. Der Neigungswinkel ist angenehm, sodass wir den Dicken beim Bergabfahren die meiste Zeit rollen lassen können und dabei ordentlich Sprit sparen. Rechts und links werden die Ausläufer der Kordillere sanfter und verschwinden immer mehr in der Ferne.
Bald haben wir das Gefühl, durch eine endlose Salz- und Sandwüste zu fahren. In die Einsamkeit und Weite wurden einige Photovoltaikparks gebaut. Sonne ist ja mehr als genug vorhanden. Auch wir schwitzen in unserem schwarzen Dicken schon wieder vor uns hin.

Durch die Wüste
Durch die Wüste …

Endlich auf der Panamericana

Nach 80 km ist es dann bei Cruceros soweit: Wir biegen nach rechts auf die Ruta 5. Wir sind tatsächlich auf der Panamericana angekommen!
Durch eine unwirtliche Gegend fahren wir an verschiedenen Minen mit so klangvollen Namen wie Santa Isabel, Rica Aventura oder Prosperidad vorbei. Es wird immer heißer im Auto.

Achthung Zoll!

Kaum haben wir die Oase Quillagua und eine Brücke mit dem gleichen Namen passiert, stockt der Verkehr. Wir reihen uns in die Warteschlange zusammen mit einer Vielzahl an LKWs ein. Im Schritttempo geht es nur sehr langsam voran und dann sehen wir auch schon das Schild „Aduana“ – Zoll – mitten in Chile. Es gibt sogar ein Zollhäuschen. Zu diesem begeben sich die LKW-Fahrer. Ich habe ja die Hoffnung, dass sich nur LKWs melden müssen, aber leider bleiben wir nicht verschont.
Aufgrund des Wechsels von Region II nach Region I überprüft der Zöllner das Dokument für unseren Dicken und vermerkt irgend etwas auf dessen Rückseite mit Stempel und Unterschrift. Unsere Pässe will er dagegen nicht sehen.
Wir dürfen weiterfahren, um gleich darauf auf einem der zahlreichen nicht asphaltierten Baustellenabschnitte der Panamericana zu landen. Bei Victoria geraten wir sogar in den ersten Stau unserer Reise, der sich glücklicherweise bald wieder auflöst.

Oase Quillagua
Oase Quillagua – noch ahnen wir nichts von unserem Zollstopp

Auf nach Iquique, der Stadt am Meer

Um nach Iquique zu gelangen, müssen wir die Panamericana wieder verlassen und auf der Ruta 16 in noch knapp 50 km das Küstengebirge talwärts durchqueren. Das Gefälle ist echt nicht zu verachten. Am Straßenrand reiht sich Kreuz an Kreuz bis hin zu regelrechten Gedenkschreinen, deren bunte Fahnen im Wind flattern.

Schrein an der Ruta 16
Schrein an der Ruta 16

Wolken ziehen auf und es wird spürbar kühler. Vorbei an der in der Stadt gelegenen Düne Cerro Dragón (Drachenhügel) tauchen wir nach fünfeinalb Stunden Fahrt in Iquiques Innenstadtbereich ein. Die Sonne ist in der Zwischenschenzeit hinter einer dicken Wolkendecke verschwunden und es ist gefühlt bestimmt 10 Grad kälter. Dafür sind wir am Pazifik.
Wir passieren ein Straßenschild, das auf die Gefahren- und Evakuierungszone im Falle eines Tsunamis hinweist. Unser Hotel liegt auf einer kleinen Landzunge genau am Wasser, also sowas von im Gefahrenbereich.
Es wird schon in den nächsten Tagen nichts passieren.

Verkehrsschild
Gefahrenzone voraus!

Von San Pedro de Atacama bis Calama

Die Mine von Chuquicamata

Gesamte Strecke: Ca. 105 km

Von der Oase in die Minenstadt

Heute haben wir nur eine relativ kurze Distanz zu bewältigen. Auf der gut ausgebauten CH-23 schaffen wir die gut 100 km in nordwestliche Richtung bis Calama in gut eineinhalb Stunden. In der Umgebung der Stadt türmen sich riesige Abraumhalden in Form von künstlich angelegten Bergen. Irgendwo muss das ausgebeutete Gestein ja hin.

Riesige Abraumhalden
Riesige Abraumhalden

Beim Nissan-Händler

Wir haben noch genügend Zeit, um bei einem der wenigen Nissan-Händler in Nordchile vorbeizuschauen, um einen Öl- und evtl. Luftfilter zu organisieren.
Den Ölfilter haben sie vorrätig – hallelujah!
Allerdings nicht den Luftfilter. Aber dafür bauen sie uns unseren Luftfilter kurz aus und befreien ihn vom Staub der Atacama. Der Werkstattleiter beruhigt vor allem Knut, dass der Filter noch sehr gut ist und wir uns keine Sorgen zu machen brauchen.

In der Kupfermine von Chuquicamata

Die Minenstadt Calama ist der beste Ausgangspunkt, um die größte Kupfermine der Welt zu besichtigen. Die Minengesellschaft bietet kostenlose Bustouren zu der auf ca. 2.800 m gelegenen Mine Chuquicamata an. Hier wird derzeit Kupfer noch im Tagebau abgebaut. Die Erklärungen erfolgen zweisprachig in spanisch und englisch. Allerdings fällt das Mikrofon ständig aus und es ist nicht wirklich zu unterscheiden, wann der Führer nun spanisch und wann er englisch spricht. Geschweige denn, was er auf englisch eigentlich sagen möchte. Also lassen wir die Mine in ihrer beeindruckenden Größe einfach so auf uns wirken.

Kuriositäten

Kurios: Aus Sicherheitsgründen müssen wir auf dem Minengelände sogar im Bus Warnweste und Helm (!) tragen.

Im Bus
Mit Helm im Bus

Noch Kurioser: Die chilenischen Teilnehmer an der Tour posieren voller Stolz vor Kränen und Baggern und sind auch hier ganz scharf auf ihre Spaßfotos und -selfies.

Aha-Erlebnis: Immerhin wissen wir jetzt, dass die so häufig in der Atacama-Wüste herumfahrenden roten Pick-Ups zur Mine gehören und die flexible Metallstange mit Wimpel auf der Ladefläche eigentlich dazu dient, in der Mine von den LKWs besser gesehen zu werden.

Miner’s City

Calama ist eine wirklich hässliche Stadt mitten in der Wüste. Ihr einziger Zweck scheint zu sein, die Infrastruktur für die Mine und ihre Angestellten bereitzustellen. Auch in unserem Hotel wimmelt es nur so von roten Pick-Ups und Minenarbeitern. Länger als eine Nacht muss man sich hier nicht aufhalten, außer man steht auf diese Art von Atmosphäre und Ambiente.

Im Valle de la Luna

Valle de la Luna

Überblick

Bereits vorgestern hatten wir auf der Rückfahrt vom Valle Arcoíris bei einem Stopp beim Piedra de Coyote (Kojotenstein) einen ersten Eindruck von der Weite und den riesigen gezackten Felsformationen des Mondtales bekommen.
Um aber Größe und Details besser zu begreifen, wollen wir mitten ins Tal hinein.
Nicht auch zuletzt deshalb, weil die Beschaffenheit des Tals ja tatsächlich mit den Bedingungen auf dem Mond vergleichbar sein soll.

Fragwürdig

Wir waren schon einmal gestern Nachmittag vor Ort, weil der Sonnenuntergang im Mondtal wohl zwingend zu einem Besuch der Atacama gehört. Das haben die lokalen indigenen Parkverwalter auch schon mitbekommen und verlangen gleich mal mehr Eintritt, abgesehen davon, dass man für den Nachmittag eine Reservierung braucht. Diese Reservierungen sind aber meist schon von den örtlichen Touranbietern blockiert. Also praktisch keine Chance, ohne Tour am Nachmittag ins Tal zu kommen.
Dafür soll am Vormittag weniger los sein. Dann machen wir doch das.

Rahmenbedingungen

Wir fahren heute Vormittag also die 12 km von San Pedro zum Valle de Luna hinaus. Die Sonne scheint und es ist fast windstill. Somit droht schon mal keine Gefahr eines erneuten Sandpeelings.

Ein Hauch von Nepp

Wir registrieren uns am Ticket Office, zahlen den geforderten Eintritt und erfahren dann, dass die Salzhöhle und Cari’s Broken nicht mehr besichtigt werden können, weil sie eingestürzt sind. Das Amphitheater darf auch nicht mehr betreten werden, sondern nur noch vom Auto aus angeschaut werden. Damit entfallen schon einmal einige Sehenswürdigkeiten im Valle de Luna.
Dass der Eintrittspreis zum Erhalt der Infrastruktur im Tal verwendet wird, halte ich für ein Gerücht. Die Straße ins Tal hinein und hindurch ist auf jeden Fall in einem traurigen Zustand.

Die Duna Mayor

Wir rumpeln also auf besagter Straße ins Tal hinein. Auch heute führt die Straße vorbei an spektakulären Salz-/Lehmformationen und ersten Dünenfeldern bis zum ersten Stopp. Von hier geht es zu Fuß weiter zum Aussichtspunkt bei der Duna Mayor (Höhere Düne).

Über Sand, wenn man Glück hat, auch festen, felsigen Untergrund führt der mühsam zu gehende Pfad stetig bergan. Die Sonne brennt ungnädig auf uns herab. Als es dann im Zickzack rauf und runter geht, hat Knut bald die Schnauze voll. Ich schließe mich einige Zeit später an. Wir gehen zurück zum Parkplatz und fahren weiter.

Phantasie ist gefragt

Vorbei am Amphitheater, Aussicht auf den Vulkan Licancabur und diversen Salzminen erreichen wir den Endpunkt des zu besichtigenden Teils des Tales: Die Salzformation Tres Marías (drei Marias). Mit viel Phantasie soll man drei betende Marien erkennen können…
Wir kehren um, halten doch noch am Amphitheater und gehen zu Fuß zur Formation. Auch hier braucht man wieder ganz viel Phantasie, um so etwas wie ein Amphitheater ausmachen zu können.

Unser Fazit

Der Blick über das Valle de la Luna war für uns eindeutig der beeindruckendere Teil. Die Fahrt durch das Tal kann man zur Ergänzung machen, muss man aber nicht. Wir empfinden es auch nicht als Manko, den Sonnenuntergang im Tal nicht gesehen zu haben.

Im Valle del Marte bzw. de la Muerte

Blick ins Valle del Marte

Ganz in der Nähe

Nachdem wir uns einen gemütlichen Vormittag gemacht haben, brechen am frühen Nachmittag zum Valle del Marte (Marstal) auf. Das Tal wird auch Valle de la Muerte (Tal des Todes) genannt, unter anderem weil es dort extrem trocken ist und außer einigen äußerst trockenheitsliebenden Pflänzchen so gar nichts gedeiht. Es ist nur ein paar Kilometer von San Pedro entfernt und liegt quasi an der CH-23 nach Calama.

Durch das Tal

Am Eingang bezahlen wir den obligatorischen Eintritt. Dann dürfen wir auf einer einspurigen Sandpiste mit dem Auto in die Cordillera de la Sal bis zum Tal hineinfahren. Vorbei an riesigen roten Sand-/Lehmformationen schlängeln wir uns leicht bergan bis wir nach einigen Kilometern auf ca. 2.500 m den Parkplatz bei der großen Sanddüne erreichen. Einige ganz Mutige fahren mit dem Sandboard auch wacker die Düne hinunter.

Sandgestrahlt

Als wir aussteigen, merken wir, dass der Wind ordentlich aufgefrischt hat und durchs Tal fegt. Wir folgen den Hinweisschildern Richtung Aussichtspunkt. Bei warmen, im Tal noch mehr aufgeheizten Temperaturen stapfen wir auf einem anstrengenden Sandweg aufwärts.

Der Sandweg führt zum Aussichtspunkt
Der Sandweg rechts führt zum Aussichtspunkt

Jede Windböe – und es sind wirklich viele – wirbelt den herumliegenden Sand auf und treibt ihn auf dem Weg des geringsten Widerstands genau über „unseren“ Wanderweg Richtung Düne. Nur blöd, dass wir eben genau auf diesem Weg unterwegs sind und den idealen Sandsammelpunkt darstellen. Obwohl wir versuchen, uns so gut wie möglich zu schützen, dringt er durch Kleidung, Mundschutz, Kopfbedeckung. Sogar Schuhe bieten keinen Schutz mehr. Augen, Nase, Mund und Ohren zählen scheinbar auch zu den ganz bevorzugten Zielen. Und mit welcher Wucht der Wind den Sand auf die Körperteile schleudert! So muss sich Sandstrahlen anfühlen.

Abbruch

So macht das Ganze echt überhaupt keinen Spaß mehr. Das Ende des Aufstiegs ist ebenfalls noch weit entfernt. Müssen wir uns das wirklich antun? Wofür?
Da wir Beide eher zur Sorte Genießer und nicht Ausdauersportler gehören, beschließen wir, unsere „Peelingwanderung“ an dieser Stelle abzubrechen und den Sand lieber mit Bier und Saft hinunter zu spülen.

Ausblick
Ausblick beim Zurückfahren

Ein Ausflug ins Valle del Arcoíris

Petroglyphen im Felsen

Gesamte Strecke: Ca. 140 km hin und wieder zurück

Gute Voraussetzungen

Die Regenwolken von gestern haben sich über Nacht verzogen. Heute scheint die Sonne wieder und es ist angenehm warm. Da verliert das Schneeabenteuer von gestern auch schon bald seinen Schrecken. Außerdem haben wir gut gefrühstückt und der Dicke hat ausreichend Diesel im Tank. Also: Zeit für einen weiteren Ausflug in die Atacama.

Auf und ab

Wir fahren zunächst auf der CH-23 Richtung Calama. Vorbei am Valle de la Muerte (Tal des Todes) führt die gut ausgebaute Straße die Cordillera de la Sal (Bergkette des Salzes) hinauf. Mehrere ausgebrannte Fahrzeugskelette liegen mahnend am Straßenrand. Kaum oben angelangt, geht es über die Llano de la Paciencia (Ebene der Geduld) auch schon wieder hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Nach über 30 km Berg- und Talfahrt biegen wir nach rechts auf die B-207 Richtung Río Grande ab. Und natürlich geht es auch hier auf asphaltierter Straße schon nach wenigen Kilometern wieder bergab. Dadurch bietet sich uns ein prächtiger Blick über die hügelige Landschaft und auf den schneebedeckten Vulkan Licancabur und seine Kumpels.

Die Petroglyphen von Yerbas Buenas

Nach 23 km erreichen wir die Petroglyphen von Yerbas Buenas.
Da weit und breit niemand zu sehen ist, der von uns den Eintritt kassieren will, betreten wir einfach so das felsige Gelände. Außer uns sind nur noch zwei weitere Personen auszumachen. Wie sich später herausstellt, stammen die Beiden aus Reutlingen.
Wir kraxeln über Stock und Stein, um Lama, Wüstenfuchs und Häuptling im roten Fels zu entdecken und zu bewundern.

Lamas und Schlucht

Weiter geht’s in Kurven bergab und wieder bergauf. Lamas kreuzen in aller Ruhe die Fahrbahn. Entlang der tiefen Schlucht, die der Río Salado in das Tal gefräst hat, führt unser Weg weiter Richtung Río Grande.

Ins Regenbogental

An der Abfahrt zum Valle del Arcoíris – dem Regenbogental – flattern die chilenische und die Whipala-Flagge der Ureinwohner kräftig im Wind. Jetzt müssten wir so auf ca. 3.000 m Höhe sein.

Zwei Flaggen im Wind
Zwei Flaggen im Wind

Dann geht es durch ein Tor und auf einer immer schmaler werdenden Straße in teils recht engen Kurven ins Tal hinunter. Steine auf der Fahrbahn sind dabei keine Seltenheit. Die Berge leuchten in hellen Weß-, Beige- und Rostschattierungen. Die bunten Berge von Humahuaca waren aber um einiges spektakulärer.

Sackgasse

Im Ort selbst verliert sich die Straße im Gewirr der kleinen Adobehäuser. So richtig geht’s da nicht weiter. Nach einem kurzen Stopp im Tal treten wir deshalb die Rückfahrt nach San Pedro an.

Zurück durch die Llano de la Paciencia
Zurück durch die Weite der Llano de la Paciencia