Gesamte Strecke: 166 km
Zum Abschied scheint die Sonne
Heute Morgen scheint doch tatsächlich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Sonne. Endlich müssen wir mal nicht gesenkten Hauptes gegen den herabprasselnden Regen ankämpfen und können unseren Blick über die Hacienda schweifen lassen. Was für ein Unterschied! Wie stil- und stimmungsvoll das ganze Anwesen gestaltet ist! Insbesonder der weitläufige Garten sieht in der Morgensonne einfach zauberhaft aus. Da fällt der Abschied fast ein wenig schwer. Aber nur fast.
Von San Pablo del Lago bis zum Grenzübergang Rumichara
Auf der E35, der Panamericana, fahren wir nach Nordosten Richtung kolumbianischer Grenze. Die Anden Ecuadors zeigen sich heute einmal von ihrer schönsten, da sonnigen, Seite.
Vorbei an Otavalo und Ibarra erreichen wir nach gut drei Stunden Fahrt die ecuadorianisch-kolumbianische Grenze bei Rumichara.
Fast zu weit
An der Grenze herrscht das reinste Chaos. Vermutlich wegen der vielen Flüchtlinge aus Venezuela, die hier auf ihrer Odyssee gen Süden stranden.
Wir versuchen, uns zu orientieren und schießen dabei fast übers Ziel hinaus. Bevor wir ungewollt nach Kolumbien einreisen ohne ordnungsgemäß aus Ecuador auszureisen, stellen wir den Dicken am Straßenrand ab und machen uns zu Fuß auf den Weg.
Ausreise aus Ecuador – bitte warten
Wir folgen den Schildern zur Migración und landen erst einmal vor verschlossenen Türen. Also wieder zurück und ums Gebäude herum. Auf der anderen Seite ist tatsächlich der Eingang. Und eine riesige Warteschlange. Von wegen getrennte Spur für die Flüchtlinge. „Eine für alle“ lautet die Devise. Jetzt heißt es Geduld haben und warten bis wir dran sind. Als es dann so weit ist, geht die Ausreise reibungslos von statten. Der ecuadorianische Beamte am Schalter wünscht mir für Kolumbien viel Glück. Was immer das auch heißen mag!
Knut kommt kurze Zeit nach mir mit seinem Ausreisestempel im Pass zum Ausgang.
Zollabfertigung Ecuador – bitte warten
Wir trotten weiter Richtung Zollschalter.
Obwohl zwei Schalter geöffnet und auch zwei Zöllner da sind, wird nur an einem Schalter abgefertigt. Wieder heißt es warten.
Wir kommen mit dem Wartenden vor uns ins Gespräch und der übernimmt dann kurzerhand die Kommunikation mit der Zöllnerin auch für unser Fahrzeug. Nur wenige Minuten, nachdem wir unser Zolldokument vorgelegt haben, prangt der Ausreisevermerk mit Stempel und Unterschrift auf dem Dokument. Sicherheitshalber bitten wir darum, ein Foto davon machen zu dürfen. Haben wir doch gehört, dass der kolumbianische Zoll ganz gerne mal das abgefertigte ecuadorianische Formular sehen möchte.
Zufrieden schwingen wir uns in den Dicken und passieren die ecuadorianische Grenze.

Einreise nach Kolumbien – bitte warten
Schon ein paar Meter später heißt uns Kolumbien willkommen.

In Ermangelung von Parkplätzen – es gibt schlichtweg keine – parken die Fahrzeuge auf der Fahrspur bereits in zweiter und dritter Reihe. Wir gesellen uns dazu.
Vorbei an den erstaunlich leeren Flüchtlingsunterkünften des UNHCR trotten wir zum verschlossenen Eingang der Migración.
Ein Uniformierter öffnet uns die Tür, lässt uns ein und weist uns einen Schalter zu. Auf kolumbianischer Seite ist wesentlich weniger los und alsbald wird die Schlange vor uns kleiner. Der uns zugewiesene Schalter ist nicht besetzt und so werden wir zu einem anderen gerufen. Nach ein paar Fragen erhalten wir unseren Einreisestempel für 90 Tage.
Abgezockt
Während ich noch im Gebäude bleibe und von unseren Dokumenten Fotokopien für den kolumbianischen Zoll anfertigen lasse, verlässt Knut das Gebäude schon einmal für eine Zigarette. Als er es irgendwie wieder schafft, durch den Ausgang ins Gebäude zu kommen, berichtet er freudestrahlend, dass er die Zeit schon einmal sinnvoll genutzt hat und unsere uruguayischen Pesos in kolumbianische getauscht hat.
Leider hatte der Gute aber im Vorfeld nicht geschaut, wie viel kolumbianische Pesos er bekommen müsste und so stellt sich jetzt beim Nachrechnen heraus, dass der Wechsler das Geschäft des Tages mit uns gemacht hat. Für uns war der Deal leider alles andere als vorteilhaft. Mit einem Verlust von gut 90 Euro startet jetzt also unser Aufenthalt in Kolumbien.
Vor der Zollabfertigung in Kolumbien
Auch vor dem Gebäude des kolumbianischen Zolls DIAN hat sich ebenfalls schon eine kleine Schlange vor der verschlossenen Tür gebildet. Wieder kommen wir mit den vor uns Wartenden ins Gespräch und so erfahren wir, dass wir für die Zollabfertigung unseres Fahrzeugs zwingend schon die kolumbianische Kfz-Versicherung SOAT benötigen. Sie geben uns noch den Tipp, wo sie ihre Versicherung gekauft haben und so machen wir uns auf den Weg.
SOAT für Einsteiger
Schnell finden wir einen Verkaufsstand. Der Hinweisgebende von gerade eben steht plötzlich neben uns und sagt, er hätte einen anderen Stand gemeint. Mit der unmotivierten und etwas langsamen Angestellten hinter dem vergitterten Schalter beginnt er eine rege Kommunikation. Als er die Verhandlungen zu unserer Zufriedenheit für uns abgeschlossen hat, macht er sich wieder auf den Weg zurück zum Zollgebäude. Nachdem der ganze Papierkram erledigt, die Police bezahlt und wir das notwendige Exemplar in Händen halten, trotten wir mit unseren gesammelten Werken zurück zum Zollgebäude.
Zollabfertigung in Kolumbien – bitte warten
In der Zwischenzeit steht niemand mehr vor dem Gebäude. Die Tür ist auch abgeschlossen. Wieder warten wir.
Kurze Zeit später öffnet ein Zöllner die Tür und bittet uns herein. Im Flur steht ein Fahrrad und Massen von Eierkartons – natürlich mit Eiern. Für wen die wohl sind?
Wir nehmen Platz und schon beginnt eine neue Fragerunde. Parallel tippt der Zöllner Teile unserer Antworten in sein System. Zum Abschluss erhalten wir einen Ausdruck zur Prüfung. Und dieses Mal stimmen tatsächlich alle Angaben. Jetzt dürfen wir noch unsere gesammelten Werke an Fotokopien loswerden, die ungesehen an das Exemplar getackert werden, das beim Zoll bleibt. Daraufhin händigt er uns unser Exemplar aus, mit dem Rat, gut darauf aufzupassen. Ohne Beschau erhalten wir grünes Licht für die Weiterfahrt. Nach insgesamt zwei Stunden haben wir unsere letzte selbstdurchgeführte Grenzabfertigung erfolgreich hinter uns gebracht!
Ankunft in Ipiales
Unser Ziel für heute – Ipiales – liegt nur wenige Kilometer hinter der Grenze und hat touristisch außer dem Charme einer südamerikanischen Grenzstadt nichts zu bieten. Unser Hotel ist jetzt auch kein Highlight, aber es liegt ganz günstig in der Nähe des Zentrums.

Was tun in Ipiales?
Unseren Aufenthalt in Ipiales auf 2.900 m Höhe möchten wir nutzen, um uns mit Bargeld und einer Prepaid-Karte zu versorgen.
Vor dem Bankautomaten – bitte warten
Der erste Bankautomat, an dem wir vorbeikommen, ist außer Betrieb. Vor dem zweiten steht eine lange Schlange. Was tun? Warten. Was sonst?
Immerhin akzeptiert der Automat unsere Karte, aber wir müssen gleich zweimal abheben, denn mit einem Limit von 300.000 COP (knapp 80 EUR) pro Abhebung kommen wir nicht allzu weit.
Im Claro-Shop – bitte warten
Der Erwerb einer Claro-Prepaidkarte gestaltet sich dann noch etwas schwieriger. Zuerst müssen wir warten bis unsere gezogene Nummer auf dem Display an der Wand erscheint.
Bei wem sind wir denn da gelandet? Die Angestellte braucht echt ewig und scheint nicht wirklich zu verstehen, was sie tut. Irgendwann halten wir dann mal zwei Belege in den Händen, mit denen wir in den ersten Stock zur Bezahlung müssen.
Zum letzten Mal für heute – bitte warten
Wieder eine lange Schlange. Als wir an der Reihe sind, redet die Dame an der Kasse ohne Unterlass auf mich ein. Bis ich endlich verstehe, dass sie mir einen spanischen Männernamen nennt und mich fragt, ob ich das bin, vergeht einige Zeit. Ich verneine und so tippelt sie irgendwas in ihrem Computer herum. Bezahlen darf ich natürlich trotzdem und mit meinen Quittungen geht’s zurück zum Schalter. Dort werden mir die Quittungen gleich wieder abgenommen und nach einigen weiteren Handgriffen an meinem Smartphone meint meine Koryphäe, jetzt sei alles installiert und ich könne die kolumbianische Nummer uneingeschränkt nutzen. Halleluja! Na endlich!
Aber irgendwie habe ich dennoch kein gutes Gefühl.