Rund um Otavalo: Quitsato, Parque Condor und der größte Kunsthandwerksmarkt Ecuadors

Lago de San Pablo bei Otavalo

Gesamte Strecke: 101 km

Wetterkapriolen

Gestern hatte uns der freundliche Herr an der Rezeption noch Hoffnung gemacht, dass der Regen normalerweise erst am Nachmittag einsetzt und wir morgens mit Sonnenschein rechnen können.
Was soll ich sagen? Als wir morgens aus dem Fenster schauen, regnet es natürlich. Glücklicherweise hört der Regen aber wenigstens auf, als wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesausflug machen. Allerdings: von Sonne keine Spur!

Äquatorlinie, die zweite: Quitsato

Bei trübem und sehr kühlem Wetter fahren wir auf der E35, der Panamericana, die knapp 30 km bis zur Sonnenuhr von Quitsato auf ca. 2800 m Höhe.
Im Gegensatz zur „Mitad del Mundo“ liegt Quitsato wirklich genau auf der Äquatorlinie.
Aufgrund der geographischen Gegebenheiten (Fixpunkte Berge) ist Ecuador das einzige Land entlang des Äquators, in dem die genaue Lage des Äquators bestimmt werden kann. Somit ist Quitsato wirklich und wahrhaftig der Mittelpunkt der Welt.
Wer hat’s gewusst? Die Inkas.
Einer der Messpunkte – der 5.790 m hohe Vulkan Cayambe – verbirgt sich heute leider hinter einer dichten Wolkendecke. Das tut der magischen Situation aber keinen Abbruch. Der langsam einsetzende Nieselregen dagegen schon.
Trotzdem müssen die obligatorischen Fotos sein. Wann sonst hat man schon mal die Gelegenheit, mit einem Fuß auf der Südhalbkugel und mit dem andern auf der Nordhalbkugel zu stehen!

Auf nach Otavalo

Auf dem Weg von Quitsato nach Otavalo haben wir auf einer der Talfahrten auf der E35 einen schönen Blick auf den Lago San Pablo und den 4.609 m hohen Vulkan Imbabura bevor auch dieser wieder eine Wolkendecke um sich hüllt.

Vulkan Imbabura und Lago San Pablo
Vulkan Imbabura und Lago San Pablo

Zuerst noch zum Parque Condor

Vor Otavalo entdecken wir einen Wegweiser zum Parque Condor.
Da wir da sowieso hinwollen und es im Moment nicht regnet, biegen wir ab und folgen den weiteren Schildern bis zum Park.
Knut hatte noch im Kopf, dass um 11:30 h eine Greifvogelflugschau stattfinden soll. Na dann jetzt aber flott! Denn wir haben nur noch 10 Minuten bis zum Start.

Operative Hektik…

Wir fliegen quasi über die Schotterpiste und halten um 11:25 h unser Eintrittsticket in Händen. Jetzt schnell noch durch den Park zum Amphitheater. Dort findet die Schau statt. Um Punkt 11:30 h stehen wir vor dem Amphitheater, aber niemand zu sehen.
Wir warten noch einige Zeit. In Südamerika ist Zeit ja ein recht dehnbarer Begriff. Nichts passiert. Außer uns finden sich auch keine weiteren Zuschauer ein.

A walk in the park

Ok. Dann stromern wir eben noch ein wenig durch den Park und bewundern die imposanten Greifvögel. Auch ein Paar Andenkondore ist darunter. Oh Mann – einen Schönheitswettbewerb würden die beiden ganz bestimmt nicht gewinnen!

Ein Andenkondor
Ein Andenkondor

Dafür sind die Blumen im Park eine wahre Augenweide, an denen ich einfach nicht vorbeikomme.

Unterwegs kreuzt eine Parkangestellte unseren Weg und so können wir fragen, ob und wann heute eine Flugschau stattfindet. Ja klar – um 12:30 h. Da haben wir ja dann noch etwas Zeit. Die ganze Hektik war – mal wieder – umsonst.

Flugschau im Parque Condor

Kurz von halb eins erreichen wir wieder das Amphitheater und jetzt sind die Zuschauerränge auch schon gut gefüllt. Und es kommen immer noch mehr.
Das ist ein gutes Zeichen.
Außerdem blinzelt die Sonne jetzt auch mal zwischen den Wolken durch.
Noch ein gutes Zeichen.
Und dann sitzen wir gespannt auf dem harten Stein und verfolgen gebannt die Flugkünste dieser anmutigen und faszinierenden Geschöpfe.
Von den Erläuterungen in spanisch verstehe ich allerdings nur einen Bruchteil. Macht nichts. Die Protagonisten „in action“ zu sehen, ist eh‘ viel spannender.

Jetzt aber wirklich: Auf nach Otavalo

Nach dem Parque Condor nehmen wir unser ursprüngliches Ziel Otavalo wieder ins Visier. Google Maps lotst uns jetzt aber nicht zurück auf die Panamericana, sondern über schmale, steile und größtenteils nicht asphaltierte Sträßchen. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch ins Andenstädtchen auf 2.500 m Höhe.

Parken in Otavalo

In einer der Seitenstraßen rund um den Markt an der Plaza del Poncho stellen wir den Dicken ab. Leider hat der kleine Laden, in dem wir unser Parkticket kaufen müssten, geschlossen. Alternative – Fehlanzeige.
In einem anderen kleinen Laden in der Straße fragen wir, was wir tun sollen. Der Besitzer meint, er würde ein Auge auf unser Auto und den Laden haben. Die Besitzerin hole nur kurz ihre Kinder von der Schule ab. Sobald sie wieder da sei, würde er das Ticket für uns kaufen. Wir sollen ihm dann einfach den Betrag geben, wenn wir wieder zurückkommen. Ist das nett oder ist das nett?

An der Plaza del Poncho

Die Sonne hat sich leider schon wieder verzogen. Und irgendwie merken wir auf dem Weg zur Plaza, dass uns jetzt ein kleiner Mittagssnack guttun würde. An der Plaza entdecken wir ein kleines Restaurant, das uns zusagt und so machen wir es uns im ersten Stock mit Blick auf den Markt gemütlich und warten wieder einmal längere Zeit auf unser Mahl.

Wasser marsch!

Bis wir gegessen und bezahlt haben, hat sich die Armada der Regenwolken über der Plaza del Poncho formiert und wirft ihre geballte Ladung Regengeschosse auf dieselbe hernieder. Das ist ja die reinste Sintflut! So macht Souvenirshopping ja mal überhaupt keinen Spaß! Größter Kunsthandwerksmarkt in Ecuador hin oder her.

Knut freut’s, hatte er doch schon befürchtet, dass er einen stundenlangen Konsumrausch seiner einkaufswütigen Gattin über sich ergehen lassen müsste.
Er glücklich, ich zumindest etwas enttäuscht, kehren zu unserem Dicken zurück. Auf dem Weg dorthin winkt uns der Ladenbesitzer schon zu und teilt uns mit, dass er das Ticket für uns gekauft hat. Wir zahlen ihm den Betrag, den er uns nennt und sehen tatsächlich ein Parkticket an unserer Windschutzscheibe prangen. Ich bin echt tief beeindruckt von dieser Hilfsbereitschaft.

Reiseplanung Kolumbien

Den Rest des Nachmittags und Abend verbringen wir mit unserer Routenplanung für Kolumbien. Die nimmt langsam Gestalt an. Wird auch Zeit, denn morgen geht’s schon über die Grenze.