Von Humahuaca zu den Serranías de Hornocal – und wieder zurück

Serranías de Hornocal

Gesamte Strecke: Ca. 60 km

Höhe schlaucht

Seit wir in Humahuaca angekommen sind, merke ich, dass mir die Höhe zu schaffen macht. Unsere Vermieterin rät mir zu Cocatee. Deshalb haben wir gestern in einem kleinen Laden Cocablätter gekauft. Der Tee daraus schmeckt mit Zucker gar nicht mal so schlecht – wie Kräutertee eben. Sogar Knut trinkt mit. Wir haben beide den Eindruck, dass der Tee hilft, die unangenehmen Begleiterscheinungen der Höhe zu lindern. So trinken wir tapfer Cocatee, auch bevor wir zu unserem heutigen Ausflugsziel aufbrechen.

Schotterpiste und Serpentinen

Wir fahren auf der RP 73, der Ruta de la Independencia. Sie ist zwar nicht asphaltiert, lässt sich die ersten Kilometer aber gut befahren. Vorbei an sandigen, mit riesigen Kandelaberkakteen bewachsenen Schluchten steigt die Straße zunächst ganz moderat an. Doch während der nächsten 23 km wird sie sich – und wir mit ihr – in engen Sepentinen gut 1.400 Höhenmeter hochwinden. Von der gut befahrbaren Piste wird sie sich bald in eine brutale „Ripio“ (Wellblechschotterpiste) verwandeln, gegen die die Ruta 40 in der Quebrada de las Flechas geradezu harmlos war. Einmal bleiben wir vor einer der steilen und engen Haarnadelkurven hängen, aber Knut und der Dicke meistern diese Hürde mit Bravour.

Was für ein Berg!

Auf 4.340 m Höhe angekommen bezahlen wir an einem Posten unser (kleines) Eintrittsgeld. Nun dürfen wir nochmals einige Höhenmeter auf einer schmalen Straße überwinden bis wir am Parkplatz zum Aussichtspunkt ankommen. Bis wir aus dem Auto aussteigen, hat sich eine dicke Wolke über den Serranías de Hornocal, dem vierzehnfarbigen Berg, breit gemacht. Trotzdem ist der Anblick dieses gezackten und in allen möglichen Beige-, Rosa- bis hin zu Rottönen leuchtenden Berges gerade zu magisch. Mir bleibt buchstäblich die Luft weg, und das nicht nur wegen der Höhe. Neben diesem Wunder der Natur verblassen die anderen bunten Berge der Quebrada de Humahuaca, wie auch der Cerro de los Siete Colores in Purmamarca fast ein wenig. Das ist definitiv mein Höhepunkt der Quebrada.

Zurück nach Humahuaca

Die Abfahrt zurück nach Humahuaca gewährt uns immer wieder spektakuläre Blicke über verschiedene, steil abfallende Täler. Dieser Ausflug war jeden einzelnen der Material mordenden staubigen Kilometer wert und hat sich unbedingt gelohnt.

Und zum Abschluss nochmal ein grandioser Sonnenuntergang:

Noch ein Sonnenuntergang

Von Purmamarca nach Humahuaca

Fels in rot und gelb

Gesamte Strecke: Ca. 70 km

Durch die Quebrada de Humahuaca

Hatten wir von Jujuy bis Purmamarca schon einen Teil der ca. 150 km langen Quebrada de Humahuaca befahren, so stehen uns heute die letzten 70 km bis zu ihrer Namensgeberin Humahuaca bevor. Entlang des Río Grande de Jujuy schlängelt sich die gut ausgebaute Straße durch oder vorbei an kleinen Dörfern immer sanft bergauf. Auch hier dominieren wieder die kahlen, dafür bunten Felsformationen. Braun- und Grüntöne wechseln sich ab mit kräftigem Rotorange und Gelb bis hin zu sanftem Beige. Man könnte meinen, die Natur hätte alle ihre Farben in diese Felsen entlang der Schlucht gepackt. Außerdem ist die Quebrada Teil des 30.000 km langen Inka-Straßensystems. Wenn das mal keine guten Gründe für ein UNESCO-Welterbe sind! Seit 2003 ist sie dabei.

In Humahuaca

Zur Mittagszeit erreichen wir das auf knapp 3.000 m liegende Humahuaca. Das Zentrum des ca. 15.000 überwiegend indigene Einwohner zählenden Städtchens konzentriert sich in schmalen Gässchen rund um eine kleine Plaza.
Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit bis wir unser Adobehäuschen etwas außerhalb des Zentrums auf der anderen Seite des Flusses beziehen können. Also reihen wir uns an der einzigen Tankstelle in die Warteschlange ein. Während wir warten bis wir an der Reihe sind, werden wir von einem deutschen Paar angesprochen, dem unser deutsches Nummernschild auffiel. Einige Zeit später treffen wir die Beiden an der Plaza wieder und kommen erneut ins Gespräch, das wir bei Saft und Empanadas noch etwas vertiefen. Ruckzuck ist es fast drei und nun müssen wir aber wirklich zu unserer Unterkunft.

In Humahuaca
Gasse in Humahuaca

Wir verabschieden uns und rumpeln auf Schotterstraßen zu unserem Häuschen. Unsere Vermieterin erwartet uns schon. Nachdem sie uns in die Besonderheiten des Hauses eingewiesen hat, überlässt sie uns der Idylle bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Der Sonnenuntergang hier ist absolut sehenswert.

Sonnenuntergang über Humahuaca
Sonnenuntergang über Humahuaca

Höhentest: Von Purmamarca zu den Salinas Grandes – und wieder zurück

Salzmuster

Gesamte Strecke: 140 km

Auf in die Anden

Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir auf der RN 52 nach Westen immer tiefer in die Anden hinein. Bald schon führt die Straße in steilen, größtenteils asphaltierten Serpentinen immer höher hinauf. Auch hier leuchten die Berge wieder in allen möglichen Farben.

Über so wohlklingende Streckenabschnittsbezeichnungen wie Abra de Potrerillos und Abra de Lipán schrauben wir uns in gerade einmal 32 km um knapp 2.000 Höhenmeter nach oben.

Das haben wir alles schon geschafft!
Das haben wir alles schon geschafft!

Höchster Punkt

Mit dem Alto El Morado auf 4.170 m Höhe haben wir den höchsten Punkt erreicht. Hier ist die Luft schon ganz schön dünn. Bloß nicht zu schnell bewegen! Wie gut, dass es ab jetzt wieder bergab geht.

Alto El Morado
Alto El Morado

Warnung vor dem Lama

Kurz vor dem höchsten Punkt warnte bereits ein Verkehrsschild vor Lamas. Haha, das ist wieder so eine Warnung wie in Iguazú, wo man doch keines der Tiere zu Gesicht bekommt.

Warnun vor dem Lama
Warnng vor dem Lama

Kaum fertig gelacht, grast hinter der nächsten Kurve friedlich eine kleine Herde Vicuñas. Also war die Warnung doch nicht ganz unberechtigt.

Salinas Grandes in Sicht

Bereits nach wenigen Kilometern können wir den ersten Blick auf die Salinas Grandes erheischen. Jedoch wird es noch über eine halbe Stunde dauern bis wir dann tatsächlich bei dem über 212 qkm großen Salzsee auf 3.450 m Höhe ankommen.

An einem ersten Haltepunkt mit allem Möglichen aus Salz dürfen wir zu Fuß auf die Salzfläche mit ihrem ganz speziellen Oberflächenmuster. Anhand des Reifenabriebs auf dem Salzsee kann man genau erkennen, wie die Fahrzeuge zu den Ojos des Salar fahren. Da wir in unserem Dicken keinen Platz mehr für den obligatorischen Führer haben, sparen wir uns notgedrungen die Fahrt über die Salzpiste.

Salz soweit das Auge reicht

An einem zweiten Haltepunkt wird unter der Woche Salz abgebaut.

Salzgewinnung
Salzgewinnung

Heute tummeln sich dagegen mit uns eine ganze Menge Leute; wahrscheinlich überwiegend argentinische Wochenendausflügler. Natürlich müssen wir alle die obligatorischen Spaßfotos im gleißenden Weiß unter knallblauem Himmel machen. In diesem Fall Knut für uns; ich bin nicht in der Lage zu kapieren, wie das mit der verzerrten Perspektive funktioniert.

Ohne Worte

Nur gut, dass die Arbeiter, die unter der Woche hier das Salz abbauen nicht mit ansehen müssen, was die verrückten Touristen am Wochenende auf dem See so treiben.

Zurück zum Alto El Morado

Nachdem wir uns an der riesigen cremeweißen Fläche sattgesehen haben, treten wir die Rückfahrt an.
Also erst einmal wieder 720 Höhenmeter an kräftig orange, beige, grün leuchtenden Hügeln vorbei zurück zum Alto El Morado.

Auch dieses Mal sehen wir in dieser luftigen Höhe eine Herde Vicuñas.

Talfahrt

Und dann geht’s über die engen Haarnadelkurzven in 32 km wieder knapp 2.000 Höhenmeter talwärts nach Purmamarca. Glücklicherweise sind am heutigen Sonntag nicht so viele LKWs unterwegs, die beide Spuren brauchen, um um die Kurven zu kommen. Kurz bevor wir nach Purmamarca abbiegen, erheischen wir noch einen Blick auf einen bunt gezackten Berg.

Bunt gezackter Berg
Bunt gezackter Berg

Rund um den Cerro de los Siete Colores

Fußballspiel auf 2.300 m Höhe

Wetterumschwung

Wieder einmal bestätigt sich unsere Erfahrung, dass mit viel Wind eine Änderung des Wetters einhergeht. War es gestern noch fast sommerlich warm, ist es heute merklich kühler. Die Sandalen werden gegen die festen Turnschuhe getauscht, übers T-Shirt gerne noch die Fleecejacke gezogen.

Der Berg ruft

Voller Tatendrang begeben wir uns zum Cerro de los Siete Colores, dem siebenfarbigen Hügel. Ein drei Kilometer langer Weg führt um den Berg herum. Den wollen wir heute in Angriff nehmen. Aber schon nach einem Kilometer geht uns auf über 2.500 m buchstäblich die Puste aus. Ganz im Gegensatz zur Dorfjugend, die auf 2.300 m Höhe noch Fußball spielen kann.

Wir kehren in unsere Unterkunft zurück, genießen wenigstens die Aussicht auf den farbenfrohen Gesellen und versuchen, uns irgendwie an die Höhe zu gewöhnen.

Blick aus dem Fenster
Blick aus dem Fenster

Von Salta nach Purmamarca

Purmamarcas Wahrzeichen

Gesamte Strecke: Ca. 180 km

Glück oder kein Glück, das ist hier die Frage

Bevor wir Salta verlassen, versuchen wir unser Glück, in einem der Ersatzteil- und Schmierstoffläden einen Ölfilter für unseren Dicken aufzutreiben. Obwohl sämtliche Mitarbeiter wirklich bemüht sind und auch verschiedene andere Geschäfte abtelefonieren, bekommen wir nach über einer Stunde dann leider die für uns schlechteste Antwort: In ganz Salta, wenn nicht in ganz Argentinien gibt es diesen Typ Ölfilter nicht zu kaufen.

Dafür gibt es beim Verlassen der Stadt noch einmal ein paar Lapachobäume in voller Blüte. Auch wenn sie nicht duften, ist allein schon der Anblick dieses Überflusses in pink, violett und cremeweiß ein Erlebnis.

Blühender Lapachobaum
Blühender Lapachobaum

Bis Jujuy verläuft die Fahrt auf der RN 9 relativ unspektakulär.

Im Land der bunten Berge: Von Jujuy nach Purmamarca

Von Jujuy, Hauptstadt der gleichnamigen nördlichsten Provinz Argentiniens, bis Purmamarca sind es noch 65 km. Und auf diese relativ kurze Distanz müssen gut 1.000 Höhenmeter überwunden werden. Unser Dicker schlägt sich wacker, auch wenn er sichtlich arbeiten muss.

Auf dem Weg nach oben wird Weideland zu trockener Steppe und sanfte Hügel zu stattlichen Bergen. Obwohl sie kaum bewachsen sind, vielleicht einmal ein paar Gräser oder Kandelaberkakteen, beeindrucken sie durch die Vielzahl an verschiedenfarbigen Gesteinsschichten.

Wir biegen von der RN 9 auf die RN 52 ab und erreichen nach wenigen Kilometern das Andendorf Purmamarca auf 2.250 m Höhe. Neben unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage, erwartet uns hier ein ganz besonders farbenprächtiger Hügel: Der Cerro de los Siete Colores (der siebenfarbige Hügel).

Selbst auf dieser Höhe ist es noch so angenehm warm, dass wir uns in Sandalen den Ort anschauen können. Allerdings stellt der aufkommende und immer kräftiger werdende Wind ein eher zweifelhaftes Vergnügen dar, ist doch keine der Straßen im Dorf asphaltiert. Der feine Staub wirbelt nur so durch die Gassen und macht auch vor unserem Bier und Orangensaft nicht Halt.
Wir keuchen und husten, was das Zeug hält. Ob Staub oder Höhe die Ursache ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen.

Ein Tag in Salta, La Linda

Die Kathedrale am Abend

Rund um die Plaza 9 de Julio

Unser Weg führt uns zunächst zur Plaza 9 de Julio. Auf der Nordseite steht die Catedral Basilica de Salta. Als wir die Kathedrale betreten, findet gerade ein Gottesdienst statt und so traue ich mich nicht, Fotos vom Innenraum zu machen. Vielleicht haben wir später mehr Glück.

An der Westseite des Platzes befinden sich das Centro Cultural América und das Museo de Arqueología de Alta Montaña. Der Schwerpunkt des Museums, das eines der besten Nordargentiniens sein soll, liegt auf der Inkakultur und vor allem den rituellen Kinderopfern der Inkas. Besonders beeindruckend sind die drei Kinder, die 1999 in der Nähe des Gipfels des 6.739 m hohen Vulkans Llullaillaco gefunden wurden. Aufgrund des Kälte, des niedrigen Luftdrucks und des Mangels an Sauerstoff und Bakterien sind die Mumien praktisch vollständig erhalten.
Beim dritten Anlauf schaffen auch wir es ins Museum und dürfen die Kindermumien bestaunen.

An der Südseite ist im ehemaligen Cabildo (Rathaus) das Museo Histórico del Norte untergebracht. Von präkolumbianischen Keramiken über allerlei religiöse Prachtstücke aus der Kolonialzeit bis hin zu Fahrzeugen aus verschiedenen Epochen zeigt das Museum einen historischen Rundumschlag Saltas.

Saltas schönste Kirche

Etwa einen Block von der Plaza entfernt steht die wohl schönste Kirche Saltas: Die rot-goldene Iglesia San Francisco. Mit der prachtvoll verzierten Fassade und den hohen weißen Säulen sieht die Kirche wie eine riesige Zuckertorte mit Turm aus.

Etwas für die eigene Schönheit

Bei 33 Grad brauchen auch wir einmal eine Pause von den Sehenswürdigkeiten dieses schönen Kolonialstädtchens. Bevor wir in die kleinen Dörfer der Anden aufbrechen, gönnen wir uns einen Besuch beim Friseur. Gleich neben unserem Hotel ist ein Salon, der auch in der Mittagszeit geöffnet ist. Zuerst bekomme ich meinen Kurzhaarschnitt; dann wird Knut geschoren.
Während des Haareschneidens erfahre ich, dass diese sommerlichen Temperaturen selbst für Salta ungewöhnlich sind. Normalerweise liegen die Temperaturen im Winter nur bei 15/16 und nicht bei über 30 Grad.

Beim Friseur
Beim Friseur in Salta

Rund um die Plaza Güemes

An diesem Platz liegt nicht nur unser Hotel und der Friseur, sondern auch der Palacio Legislativo.

Salta am Abend

Nach Sonnenuntergang zieht es uns noch einmal zur Kathedrale. Ich möchte zu gerne den Innenraum fotografieren, aber jetzt ist schon wieder Gottesdienst. An der Ecke setzen wir uns in ein Café. So habe ich genau im Blick, wenn die Massen aus der Kirche strömen und ich dann vielleicht doch noch zu meinem Foto komme. Andererseits: Die hell erleuchtete Außenfassade ist auch ein richtiger Blickfang. Deshalb wird sie auch zum Beitragsbild erkoren. Und das Centro Cultural América sieht abends fast noch eindrucksvoller aus als am Tag.

Von Cafayate nach Salta

Rote Felsen und der Río de las Conchas

Gesamte Strecke: Ca. 200 km

Abschied von Cafayate

Schweren Herzens verlassen wir heute Cafayate. Die entspannte Atmosphäre, die angenehmen Temperaturen, die so schön anzuschauenden Häuschen und der gute Wein aus dem höchstgelegenen Anbaugebiet der Welt haben uns bezaubert. Aber es hilft nichts – wir müssen weiter.

Greifvogel in Cafayte
Lebe wohl Du schöner Greifer …

Dünenlandschaft Los Médanos

Am Ortsrand von Cafayate biegen wir nach rechts auf die RN 68 in Richtung Salta ab. Nach einigen Kilometern beginnt rechterhand die Dünenlandschaft von Los Médanos. Bei sengender Hitze stapfen wir durch den Sand, um die Düne zu erklimmen.

Durch die Quebrada de Cafayate/las Conchas

Zurück auf der RN 68 erreichen wir bald ein weiteres Naturspektakel: Die Quebrada de Cafayate, auch Quebrada de las Conchas (Muschelschlucht) genannt. Auf ca. 75 km Länge führt die RN 68 durch die gesamte Schlucht, die der Río de las Conchas in den roten Sandstein geschnitten hat. Zu Beginn liegen linkerhand die Felsformation Las Castillos (die Burgen). Vorbei an der Formation El Obelisco (der Obelisk) steigt die Straße in sanften Kurven leicht bis mäßig an. Selbst am späten Vormittag leuchtet der Sandstein in kräftigem Rot, dazwischen auch einmal weiß, beige, orange, braun, grau und grün. Die Landschaft ist grandios.

Absolut sehenswert

Und es warten noch zwei weitere Höhepunkte auf uns.
Zuerst erreichen wir das monumentale Anfiteatro (Amphitheater). Durch einen schmalen Zugang können wir die gigantische Spalte im Fels betreten. Wir fühlen und richtig klein und winzig beim Betrachten der atemberaubenden Ausmaße des ausgewaschenen Runds. Mit welcher Wucht muss sich das Wasser durch den Fels gearbeitet haben, um so etwas zu schaffen? Es herrscht eine fast unwirkliche Ruhe und Stille im Amphitheater, die nicht einmal durch die vielen Touristen gestört werden kann.

Nur ein kurzes Stück weiter befindet sich die Garganta del Diablo (Teufelsschlund) – schon wieder einer. Das von oben einfallende Sonnenlicht erleuchtet den Felsen regelrecht. Die meisten Touristen scheinen sich nur für ihr obligatorisches Selfie zu interessieren. Eine Frau meint dazu noch, sie müsse für das ultimative Foto die winzige Steilwand hochklettern. Ihr Mann ist genauso fassungslos wie wir. Was manche Menschen alles für ein Foto riskieren!

Garganta del Diablo
Garganta del Diablo

Weiter nach Salta

Die Straße mit den letzen Ausläufern der Quebrada führt nun talwärts bis wir das Valle de Lerma erreichen.

In der Zwischenzeit haben wir Außentemperaturen von über 30 Grad und im Dicken schwitzen wir bei molligen 38 Grad so vor uns hin. Unsere Aufmerksamkeit lässt merklich nach, zumal auch die restlichen 120 km mit den ersten 80 km an Grandiosität nicht mithalten können. Am Nachmittag erreichen wir das auf knapp 1.200 m gelegene Salta. Es ist sehr warm, die Sonne brennt vom Himmel. So fühlt sich der argentinische Winter doch mal richtig gut an.

Durch die Quebrada de las Flechas

Quebrada de las Flechas

Gesamte Strecke: 160 km, davon 100 km nicht asphaltiert.

Ganz sanft bis San Carlos

Im Hotel wurde uns die Quebrada de las Flechas, also die Schlucht der Pfeile, ganz besonders ans Herz gelegt.
Es ist sonnig und die Temperaturen sind fast schon sommerlich. Also machen wir uns auf den Weg, lassen Cafayate bald hinter uns. Bis San Carlos und einige Kilometer darüber hinaus ist die Ruta 40 noch asphaltiert und gut befahrbar. Die Landschaft wird von Weingütern und kahlen Weinstöcken dominiert. Leichter Wind wirbelt die staubtrockene Erde auf.

Ganz schön ruppig

Dann beginnt die Ruta 40, ihrem Ruf eines der letzten Abenteuer auf dem südamerikanischen Kontinent zu sein, eher gerecht zu werden. Die Straße, jetzt nunmehr nur noch staubige Schotterpiste, ist das reinste Wellblech. Materialmordend und nervenaufreibend. Die Luft ist heiß und staubig. Überholende und entgegenkommende Fahrzeuge wirbeln zusätzlich Staub auf. Der Flechabus vor uns ist staubverhüllt. Gut, dass er in einem der in der Schlucht liegenden Orte hält, um Fahrgäste aufzunehmen. Dann können wir vorbei. Das Tal verengt sich merklich. Die Straße wird schmaler und führt stetig bergauf. Aus sanften Hügeln werden imposante Felsformationen, die in verschiedenen hellen Farben leuchten.

Ganz schön beeindruckend

Mit jeder Kurve scheint der Anblick der Felsen spektakulärer und bizarrer zu werden. Die Quebrada de las Flechas ist für mich aber der absolute Höhepunkt. Die Felsen sehen wirklich wie aufgespießte Pfeile aus, die in der Landschaft zu thronen. Absolut beeindruckend und überwältigend!

Quebrada de las Flechas

In der Quebrada de las Flechas

Auffallend sind auch die kleinen Papageien in der Quebrada: Sie sind fast schwarz. Aber genauso kommunikativ wie ihre grünen Verwandten.

Fast schwarze Papageien
Fast schwarze Papageien

Wir fahren bis El Carmen. Die ehemalige Jesuitenfinca ist jetzt Hotel, Weingut und Museum. Heute am Montag aber natürlich geschlossen.

Finca El Carmen
Finca El Carmen – heute geschlossen

Ganz schön heiß

In der Zwischenzeit haben wir im Dicken die 40 Grad geknackt. Nach einer Picknickpause im Schatten einer alten dürren Akazie entschließen wir uns zur Umkehr. Denn es gibt nur diese eine Straße durch die Schlucht. In der Zwischenzeit ist es Nachmittag und die Sonne bestrahlt die Felsen aus einem anderen Winkel. Fast entsteht der Eindruck, eine völlig neue Strecke zu fahren, aber nur fast. Das Wellblech ist immer noch gleich ätzend.

Ganz ungewöhnlich

Kurz vor San Carlos – wir sind gerade wieder auf den asphaltierten Abschnitt aufgefahren – werden wir im Rahmen einer Polizeikontrolle angehalten. Dieses Mal werden wir nicht nur gefragt, wo wir herkommen und wo wir jetzt hinfahren, sondern der Polizist lässt sich alle Dokumente zeigen. Seine Kollegin, die alles aufschreibt, grinst ganz unauffällig vor sich hin. Offensichtlich ist aber alles in Ordnung mit unseren Papieren und so dürfen wir weiterfahren.

Ganz glücklich

Nach über fünf Stunden sind wir völlig durchgerüttelt wieder zurück Cafayate. Bei Bier und Wein lassen wir den Tag gemütlich ausklingen und die Eindrücke des Tages in uns nachwirken.

Von Tafí del Valle nach Cafayate

Spectacular Outlook

Gesamte Strecke: 120 km

Der erste Pass: Abra del Infernillo

Nach zwei weiteren eiskalten Nächten geht es weiter nach Norden. Auf der gut befahrbaren RP 307 fahren wir weiter bergauf Richtung Pass Abra del Infernillo auf 3.042 m Höhe. Kein Schild oder ähnliches deutet darauf hin, dass wir den höchsten Punkt erreicht haben. Da es nach ca. 25 km seit unserem Start dann aber fast nur noch bergab geht, müssen wir den Pass wohl schon hinter uns gelassen haben.
Die Landschaft ändert sich, wird felsiger. Riesige Kandelaberkakteen wachsen an den Hängen.

Indigen: Museo Pachamama

Im Tal angelangt stoppen wir in Amaicha del Valle und statten dem Museo Pachamama einen Besuch ab.

Nachgebaut: Ruinas de Quilmes

Nach einem kurzen Stück auf der RP 357 biegen wir nach rechts auf die berühmt-berüchtigte Ruta 40.

Ruta 40
Ruta 40

Nach kurzer Zeit verlassen wir sie auch schon wieder, um die Ruinas de Quilmes zu besichtigen. Es ist Mittag, die Sonne steht senkrecht. Einzige Schattenspender auf der nachgebauten Anlage stellen einzelne riesige Kandelaberkakteen dar. Da wir in der Zwischenzeit beide mit den Viren kämpfen, sind wir recht bald geschafft und beschließen, weiter zu fahren. Also zurück auf die Ruta 40 und weiter geht’s nach Norden. Auf dem schattigen Platz in Colalao de Valle machen wir Picknick.

Weinbau: Cafayate

Die letzten Kilometer bis Cafayate führen uns durch Weinbaugebiet. Die ersten Weingüter und Bodegas säumen bereits den Wegesrand.

Weinstöcke mit Kaktus
Auf dem Weg nach Cafayate

In Cafayate angekommen, dreht sich alles um den Weinbau und dessen Vermarktung. Das Städtchen präsentiert sich schmuck und herausgeputzt. Die Atmosphäre ist touristisch, aber trotzdem sehr entspannt. Auf 1.683 m herrscht angenehm warmes und sonniges Klima. Hier lässt es sich gut die nächsten Tage aushalten.

In und um Tafí del Valle herum

Stilleben in Braun und Beige

Gesamte Strecke: Ca. 50 km

Nachts kalt, tagsüber sonnig

In der Nacht war es eiskalt. Selbst unter drei Decken habe ich gefroren. Ich kann nicht genau einordnen, ob mir die Höhe oder die Bronchitis Atembeschwerden, Schwindel und Kopfschmerz bereitet.
Jedenfalls nutzen wir heute das herrlich sonnige Wetter, um das Tal einmal komplett zu umfahren.

Einmal um das ganze Tal herum

In El Mollar stoppen wir zum ersten Mal und schauen uns das Reserva Arqueológica de los Menhires an. Aus der ganzen Region wurden die Menhire hier zusammengetragen und wahllos nebeneinander aufgestellt. Trotz einiger Schautafeln erschließt sich mir der rote Faden nicht.

Wir fahren weiter, haben am Mirador del Condor auf 2.400 m Höhe einen tollen Ausblick, allerdings ohne Kondor.
Die alte Jesuiten-Estancia, berühmt für ihren lokalen Käse, ist komplett verlassen bzw. es interessiert sich überhaupt niemand für uns. Dann fahren wir eben weiter.
Ein letzter Blick übers Tal bei der Virgen de la Guadalupe und schon führt die Straße einen Hügel hinab wieder ins Tal, nach Tafí del Valle.