Gesamte Strecke: 192 km
Buntes Treiben
Bevor wir uns heute Richtung Otavalo aufmachen, statten wir einem kleinen, aber feinen privat geführten Park noch einen Besuch ab, um die lokale Vogelwelt zu bestaunen. Hauptsächlich tummeln sich emsige Kolibris an den Futterquellen, aber auch noch einige andere – und größere – Exemplare und sogar ein Specht.
Trotz einsetzenden Regens könnte ich stundenlang dem bunten Treiben zuschauen. Knut wird nach einer guten Stunde zunehmend unruhig und so machen wir auf den Weg nach Nordosten.
Nachholbedarf
Zurück auf der E28 arbeiten wir uns Höhenmeter um Höhenmeter wieder nach oben.
Nachdem es gestern schon zu spät war, wollen wir heute den Besuch des Bioreservats Maiquipucuna nachholen. Laut Reiseführer soll man um diese Jahreszeit Brillenbären beobachten können, die sich in tieferen Lagen den Bauch mit einer bestimmten Avocadosorte vollschlagen.
Auf der Suche nach Maiquipucuna
Wir biegen irgendwo von der E28 ab und rumpeln durch tropischen Regenwald talwärts, über einen Fluss und dann geht’s auf aufgeweichter Schotterpiste wieder aufwärts. Irgendwo mitten auf der Strecke meldet Google Maps: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Aber da ist nichts und schon gar kein Eingang zu einem Bioreservat.
Wir fahren also weiter. Vor einem winzigen Ort steht ein kleines Hinweisschild Richtung Reservat. Wir biegen ab und rumpeln weiter über matschige Schotterpiste.
Und dann das…
Und wir kommen tatsächlich bis zum Eingang, der sich auf der anderen Seite eines Flussbettes befindet. Der Eintrittspreis ist erstaunlich hoch und so frage ich einen Ranger, der uns über die Brücke entgegenkommt nach der Wahrscheinlichkeit, einen Brillenbären zu Gesicht zu bekommen. Der schüttelt nur den Kopf und meint, dass die Bären erst im August aus den höheren Lagen nach unten kommen werden. Im Moment geht die Wahrscheinlichkeit also gegen Null. Na toll!
Bis August wollen wir jetzt nicht warten und so geben wir dem Ranger zu verstehen, dass wir unter den gegebenen Umständen auf einen Besuch des Reservats lieber verzichten. Verständnisvoll nickt er und wünscht uns eine gute Weiterfahrt.
Weiter geht’s bis San Pablo del Lago
Also rumpeln wir die ganze Matsch-Schotterstrecke wieder zurück. Bei Nanegalito kommen wir auch tatsächlich wieder auf die E28 und setzen unsere Fahrt nach Osten auf geteerter Strecke fort. Immerhin regnet es nicht mehr.
Nachdem wir Quito rechts liegen gelassen und das Straßenchaos drum herum hinter uns gebracht haben, fahren wir auf der E288 nach Nordosten. Noch ein kurzes Stück auf der super gut ausgebauten E35 und schon biegen wir ab auf das Sträßchen nach San Pablo del Lago auf gut 2.600 m.
Ankunft auf der Hacienda Cusín
Dort befindet sich die älteste Hacienda Ecuadors, die wir uns für die nächsten Tage als Station für unsere Ausflüge rund um Otavalo ausgesucht haben.
Als wir nach über sechs Stunden Fahrt dort eintreffen, schüttet es wie aus Kübeln. Binnen kürzester Zeit hat sich ein kleiner See auf dem Parkplatz gebildet und wir werden trotz Schirm auf dem Weg von der Rezeption zu unserem Zimmer ordentlich durchnässt.
Im Zimmer selbst sorgt ein altersschwacher Elektroheizer für etwas Wärme. Der Kamin im Schlafzimmer wird ja erst am Abend angezündet.
Da es in den Zimmern kein WLAN gibt, kuscheln wir uns unter die Decke und erholen uns erst einmal ein wenig. Bei dem Sauwetter ist das auch mit Abstand der beste Platz und die beste Aktivität.
Nach dem Regen
Am frühen Abend hat der Regen aufgehört und wir trotten warm eingepackt zum Haupttrakt mit Bibliothek und Restaurant und damit zu einer Internetverbindung.
In der Bibliothek ist es uns zu kalt, aber im Vorraum zum Restaurant verbreitet ein munteres Kaminfeuer wohlige Wärme. Bis zum Abendessen haben wir hier den idealen Platz gefunden, um unsere Weiterreise nach Kolumbien zu planen.
Zur Essenszeit schlendern wir ins Restaurant und lassen uns ein gutes Abendessen in stilvollem Ambiente schmecken.
Überraschung
Bei der Rückkehr in unser Zimmer knistert ein warmes Feuerchen in unserem Kamin. Und unter der Bettdecke verstecken sich zwei wunderbar heiße Wärmflaschen. Damit sollten wir die bevorstehende Nacht gut überstehen.