Rund um Otavalo: Quitsato, Parque Condor und der größte Kunsthandwerksmarkt Ecuadors

Lago de San Pablo bei Otavalo

Gesamte Strecke: 101 km

Wetterkapriolen

Gestern hatte uns der freundliche Herr an der Rezeption noch Hoffnung gemacht, dass der Regen normalerweise erst am Nachmittag einsetzt und wir morgens mit Sonnenschein rechnen können.
Was soll ich sagen? Als wir morgens aus dem Fenster schauen, regnet es natürlich. Glücklicherweise hört der Regen aber wenigstens auf, als wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesausflug machen. Allerdings: von Sonne keine Spur!

Äquatorlinie, die zweite: Quitsato

Bei trübem und sehr kühlem Wetter fahren wir auf der E35, der Panamericana, die knapp 30 km bis zur Sonnenuhr von Quitsato auf ca. 2800 m Höhe.
Im Gegensatz zur „Mitad del Mundo“ liegt Quitsato wirklich genau auf der Äquatorlinie.
Aufgrund der geographischen Gegebenheiten (Fixpunkte Berge) ist Ecuador das einzige Land entlang des Äquators, in dem die genaue Lage des Äquators bestimmt werden kann. Somit ist Quitsato wirklich und wahrhaftig der Mittelpunkt der Welt.
Wer hat’s gewusst? Die Inkas.
Einer der Messpunkte – der 5.790 m hohe Vulkan Cayambe – verbirgt sich heute leider hinter einer dichten Wolkendecke. Das tut der magischen Situation aber keinen Abbruch. Der langsam einsetzende Nieselregen dagegen schon.
Trotzdem müssen die obligatorischen Fotos sein. Wann sonst hat man schon mal die Gelegenheit, mit einem Fuß auf der Südhalbkugel und mit dem andern auf der Nordhalbkugel zu stehen!

Auf nach Otavalo

Auf dem Weg von Quitsato nach Otavalo haben wir auf einer der Talfahrten auf der E35 einen schönen Blick auf den Lago San Pablo und den 4.609 m hohen Vulkan Imbabura bevor auch dieser wieder eine Wolkendecke um sich hüllt.

Vulkan Imbabura und Lago San Pablo
Vulkan Imbabura und Lago San Pablo

Zuerst noch zum Parque Condor

Vor Otavalo entdecken wir einen Wegweiser zum Parque Condor.
Da wir da sowieso hinwollen und es im Moment nicht regnet, biegen wir ab und folgen den weiteren Schildern bis zum Park.
Knut hatte noch im Kopf, dass um 11:30 h eine Greifvogelflugschau stattfinden soll. Na dann jetzt aber flott! Denn wir haben nur noch 10 Minuten bis zum Start.

Operative Hektik…

Wir fliegen quasi über die Schotterpiste und halten um 11:25 h unser Eintrittsticket in Händen. Jetzt schnell noch durch den Park zum Amphitheater. Dort findet die Schau statt. Um Punkt 11:30 h stehen wir vor dem Amphitheater, aber niemand zu sehen.
Wir warten noch einige Zeit. In Südamerika ist Zeit ja ein recht dehnbarer Begriff. Nichts passiert. Außer uns finden sich auch keine weiteren Zuschauer ein.

A walk in the park

Ok. Dann stromern wir eben noch ein wenig durch den Park und bewundern die imposanten Greifvögel. Auch ein Paar Andenkondore ist darunter. Oh Mann – einen Schönheitswettbewerb würden die beiden ganz bestimmt nicht gewinnen!

Ein Andenkondor
Ein Andenkondor

Dafür sind die Blumen im Park eine wahre Augenweide, an denen ich einfach nicht vorbeikomme.

Unterwegs kreuzt eine Parkangestellte unseren Weg und so können wir fragen, ob und wann heute eine Flugschau stattfindet. Ja klar – um 12:30 h. Da haben wir ja dann noch etwas Zeit. Die ganze Hektik war – mal wieder – umsonst.

Flugschau im Parque Condor

Kurz von halb eins erreichen wir wieder das Amphitheater und jetzt sind die Zuschauerränge auch schon gut gefüllt. Und es kommen immer noch mehr.
Das ist ein gutes Zeichen.
Außerdem blinzelt die Sonne jetzt auch mal zwischen den Wolken durch.
Noch ein gutes Zeichen.
Und dann sitzen wir gespannt auf dem harten Stein und verfolgen gebannt die Flugkünste dieser anmutigen und faszinierenden Geschöpfe.
Von den Erläuterungen in spanisch verstehe ich allerdings nur einen Bruchteil. Macht nichts. Die Protagonisten „in action“ zu sehen, ist eh‘ viel spannender.

Jetzt aber wirklich: Auf nach Otavalo

Nach dem Parque Condor nehmen wir unser ursprüngliches Ziel Otavalo wieder ins Visier. Google Maps lotst uns jetzt aber nicht zurück auf die Panamericana, sondern über schmale, steile und größtenteils nicht asphaltierte Sträßchen. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch ins Andenstädtchen auf 2.500 m Höhe.

Parken in Otavalo

In einer der Seitenstraßen rund um den Markt an der Plaza del Poncho stellen wir den Dicken ab. Leider hat der kleine Laden, in dem wir unser Parkticket kaufen müssten, geschlossen. Alternative – Fehlanzeige.
In einem anderen kleinen Laden in der Straße fragen wir, was wir tun sollen. Der Besitzer meint, er würde ein Auge auf unser Auto und den Laden haben. Die Besitzerin hole nur kurz ihre Kinder von der Schule ab. Sobald sie wieder da sei, würde er das Ticket für uns kaufen. Wir sollen ihm dann einfach den Betrag geben, wenn wir wieder zurückkommen. Ist das nett oder ist das nett?

An der Plaza del Poncho

Die Sonne hat sich leider schon wieder verzogen. Und irgendwie merken wir auf dem Weg zur Plaza, dass uns jetzt ein kleiner Mittagssnack guttun würde. An der Plaza entdecken wir ein kleines Restaurant, das uns zusagt und so machen wir es uns im ersten Stock mit Blick auf den Markt gemütlich und warten wieder einmal längere Zeit auf unser Mahl.

Wasser marsch!

Bis wir gegessen und bezahlt haben, hat sich die Armada der Regenwolken über der Plaza del Poncho formiert und wirft ihre geballte Ladung Regengeschosse auf dieselbe hernieder. Das ist ja die reinste Sintflut! So macht Souvenirshopping ja mal überhaupt keinen Spaß! Größter Kunsthandwerksmarkt in Ecuador hin oder her.

Knut freut’s, hatte er doch schon befürchtet, dass er einen stundenlangen Konsumrausch seiner einkaufswütigen Gattin über sich ergehen lassen müsste.
Er glücklich, ich zumindest etwas enttäuscht, kehren zu unserem Dicken zurück. Auf dem Weg dorthin winkt uns der Ladenbesitzer schon zu und teilt uns mit, dass er das Ticket für uns gekauft hat. Wir zahlen ihm den Betrag, den er uns nennt und sehen tatsächlich ein Parkticket an unserer Windschutzscheibe prangen. Ich bin echt tief beeindruckt von dieser Hilfsbereitschaft.

Reiseplanung Kolumbien

Den Rest des Nachmittags und Abend verbringen wir mit unserer Routenplanung für Kolumbien. Die nimmt langsam Gestalt an. Wird auch Zeit, denn morgen geht’s schon über die Grenze.

Von Mindo nach San Pablo del Lago

Kolibri in Mindo

Gesamte Strecke: 192 km

Buntes Treiben

Bevor wir uns heute Richtung Otavalo aufmachen, statten wir einem kleinen, aber feinen privat geführten Park noch einen Besuch ab, um die lokale Vogelwelt zu bestaunen. Hauptsächlich tummeln sich emsige Kolibris an den Futterquellen, aber auch noch einige andere – und größere – Exemplare und sogar ein Specht.

Trotz einsetzenden Regens könnte ich stundenlang dem bunten Treiben zuschauen. Knut wird nach einer guten Stunde zunehmend unruhig und so machen wir auf den Weg nach Nordosten.

Von Mindo Richtung E28
Auf der Straße von Mindo zur E28

Nachholbedarf

Zurück auf der E28 arbeiten wir uns Höhenmeter um Höhenmeter wieder nach oben.

Durch tropischen Regenwald
Auf der E28 durch tropischen Regenwald

Nachdem es gestern schon zu spät war, wollen wir heute den Besuch des Bioreservats Maiquipucuna nachholen. Laut Reiseführer soll man um diese Jahreszeit Brillenbären beobachten können, die sich in tieferen Lagen den Bauch mit einer bestimmten Avocadosorte vollschlagen.

Auf der Suche nach Maiquipucuna

Wir biegen irgendwo von der E28 ab und rumpeln durch tropischen Regenwald talwärts, über einen Fluss und dann geht’s auf aufgeweichter Schotterpiste wieder aufwärts. Irgendwo mitten auf der Strecke meldet Google Maps: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Aber da ist nichts und schon gar kein Eingang zu einem Bioreservat.
Wir fahren also weiter. Vor einem winzigen Ort steht ein kleines Hinweisschild Richtung Reservat. Wir biegen ab und rumpeln weiter über matschige Schotterpiste.

Und dann das…

Und wir kommen tatsächlich bis zum Eingang, der sich auf der anderen Seite eines Flussbettes befindet. Der Eintrittspreis ist erstaunlich hoch und so frage ich einen Ranger, der uns über die Brücke entgegenkommt nach der Wahrscheinlichkeit, einen Brillenbären zu Gesicht zu bekommen. Der schüttelt nur den Kopf und meint, dass die Bären erst im August aus den höheren Lagen nach unten kommen werden. Im Moment geht die Wahrscheinlichkeit also gegen Null. Na toll!
Bis August wollen wir jetzt nicht warten und so geben wir dem Ranger zu verstehen, dass wir unter den gegebenen Umständen auf einen Besuch des Reservats lieber verzichten. Verständnisvoll nickt er und wünscht uns eine gute Weiterfahrt.

Weiter geht’s bis San Pablo del Lago

Also rumpeln wir die ganze Matsch-Schotterstrecke wieder zurück. Bei Nanegalito kommen wir auch tatsächlich wieder auf die E28 und setzen unsere Fahrt nach Osten auf geteerter Strecke fort. Immerhin regnet es nicht mehr.

Auf der E28
Auf der E28

Nachdem wir Quito rechts liegen gelassen und das Straßenchaos drum herum hinter uns gebracht haben, fahren wir auf der E288 nach Nordosten. Noch ein kurzes Stück auf der super gut ausgebauten E35 und schon biegen wir ab auf das Sträßchen nach San Pablo del Lago auf gut 2.600 m.

Ankunft auf der Hacienda Cusín

Dort befindet sich die älteste Hacienda Ecuadors, die wir uns für die nächsten Tage als Station für unsere Ausflüge rund um Otavalo ausgesucht haben.
Als wir nach über sechs Stunden Fahrt dort eintreffen, schüttet es wie aus Kübeln. Binnen kürzester Zeit hat sich ein kleiner See auf dem Parkplatz gebildet und wir werden trotz Schirm auf dem Weg von der Rezeption zu unserem Zimmer ordentlich durchnässt.
Im Zimmer selbst sorgt ein altersschwacher Elektroheizer für etwas Wärme. Der Kamin im Schlafzimmer wird ja erst am Abend angezündet.
Da es in den Zimmern kein WLAN gibt, kuscheln wir uns unter die Decke und erholen uns erst einmal ein wenig. Bei dem Sauwetter ist das auch mit Abstand der beste Platz und die beste Aktivität.

Nach dem Regen

Am frühen Abend hat der Regen aufgehört und wir trotten warm eingepackt zum Haupttrakt mit Bibliothek und Restaurant und damit zu einer Internetverbindung.
In der Bibliothek ist es uns zu kalt, aber im Vorraum zum Restaurant verbreitet ein munteres Kaminfeuer wohlige Wärme. Bis zum Abendessen haben wir hier den idealen Platz gefunden, um unsere Weiterreise nach Kolumbien zu planen.
Zur Essenszeit schlendern wir ins Restaurant und lassen uns ein gutes Abendessen in stilvollem Ambiente schmecken.

Überraschung

Bei der Rückkehr in unser Zimmer knistert ein warmes Feuerchen in unserem Kamin. Und unter der Bettdecke verstecken sich zwei wunderbar heiße Wärmflaschen. Damit sollten wir die bevorstehende Nacht gut überstehen.

Knisterndes Kaminfeuer
Da knistert’s im Kamin

Von Quito nach Mindo

Naturerlebnis Mindo

Gesamte Strecke: 117 km

Gut und schlecht

Als wir gestern Abend nach zwei Wochen Deutschland wieder in Quito gelandet sind, war das schon etwas komisch.
Der Fahrer des Campingplatzes erwartete uns aber schon am Ausgang und so kamen wir schnell und problemlos zu unserer Unterkunft. Der Dicke stand auch noch da, wo wir ihn verlassen hatten. So weit, so gut.
Beim Betreten des gemieteten Tiny House fiel uns erst mal der ranzige Geruch auf, dessen Zentrum von uns eindeutig im Schlafzimmer lokalisiert werden konnte. Die Matratze müsste dringend einmal ausgetauscht werden. Es gab zwar neue (Plastik-!)Bettwäsche, aber trotzdem lagen überall schwarze lange Haare auf der Bettdecke herum. Das ist soooo eklig!!!! So weit, so schlecht.

Was tun?

Nach einer unruhigen Nacht und einem bescheidenen Frühstück mussten wir dann auch noch erfahren, dass es für das Tiny House keinen Schlüssel gibt. Aber mit all unseren Wertsachen darin und den vielen Leuten, die auf dem Gelände unterwegs sind, müssten wir entweder den ganzen Tag in der Nähe bleiben oder alle Wertsachen zu unserem geplanten Ausflug zum Bioreservat Maiquipucuna mitnehmen. Beides wollen wir aber nicht. Außerdem graust uns vor einer weiteren Nacht in dem schmuddeligen Bett. Also beschließen wir kurzerhand, dieses Etablissement schnellstmöglich zu verlassen.

Tranquilo

Schnellstmöglich dauert dann aber immer noch knapp zwei Stunden.
Denn zuerst wollten die Angestellten das Schloss austauschen und dann noch ein paar Dinge mehr versuchen, die aber alle nicht funktionierten. Und dann durfte das Mädel an der Rezeption den Betrag nicht zurückerstatten. Dafür brauchte sie die Genehmigung der Eigentümer. Die waren aber beide nicht erreichbar, obwohl sich die niederländische Eigentümerin im ersten Stock aufhielt. Wahrscheinlich war sie mit ihrem Baby voll ausgelastet und konnte keine so schwierige Entscheidung treffen. Irgendwann kam dann doch noch das OK. Allerdings muss die Rückerstattung über die Kreditkarte erfolgen. Naja, auch vollends egal. Hauptsache wir kommen endlich mal von hier weg.

Flucht nach Westen

Kurz nach 12:00 h können wir dann tatsächlich aufbrechen.
Unser Weg führt uns wieder zum Flughafen. Mitad del Mundo lassen wir links liegen und fahren auf der E28 in westliche Richtung. Es geht auf und ab, aber mehr ab als auf. Und die Straße wird zunehmend enger und schlechter. Dann fängt es auch noch an zu regnen. Je stärker es regnet, desto weniger bekommen wir von der saftig grünen tropischen Berglandschaft mit. Die Straßenführung erfordert jetzt aber auch unsere volle Aufmerksamkeit.

Schon wieder tranquilo

Gegen 13:30 h können wir unser Magenknurren nicht länger ignorieren und so stoppen wir an einem geöffneten und halbwegs passabel aussehenden Restaurant neben der Straße. Wir ergattern nur noch einen Platz im zugigen Eingangsbereich. Wir warten bis wir unsere Bestellung aufgeben können. Und dann heißt es weiter: warten, warten, warten. Obwohl außer uns nur fünf Gäste im Lokal sind, dauert es ewig bis Knut seine gegrillte Forelle und ich meine Hühnersuppe bekommen. Aber dafür schmeckt das Essen ganz vorzüglich!

Ankunft in Mindo

Im Dauerregen tuckern wir weiter bis zur Abzweigung nach Mindo. Bei immer stärker werdendem Regen durchqueren wir den Ort auf 1.250 m Höhe und kämpfen uns am Ortsrand über eine nunmehr matschige Lehmpiste bis zu unserem idyllischen Hotel durch. Es regnet und regnet und regnet. Aus unserem geplanten Ausflug in die Umgebung wird also nichts. Und alles, was wir uns im Ort noch anschauen könnten, schließt um 16:00 h. Also in nicht mal einer halben Stunde. Das können wir also auch vergessen.
Dann kurieren wir eben unseren Jetlag, erfreuen uns an dem schönen Garten des Hotels und hören nebenbei dem Regen und dem Wasserrauschen um uns herum zu.

Quitos Altstadt: Die erste UNESCO-Weltkulturerbestätte

La Plaza de la Independencia en Quito

Der Plan

Bevor wir am Sonntag zurück nach Deutschland fliegen möchten wir Quitos historischem Zentrum wenigstens einmal einen Besuch abgestattet haben. Und der steht heute auf dem Programm, zumal es im Moment auch nichts mehr für unsere Reise zu organisieren gibt.
Also fahren wir kurzerhand mit dem Taxi bis (fast) zur Plaza de la Independencia.

Unser Spaziergang durch Quitos Altstadt

Rund um die Plaza de la Indepencia:

Die Kathedrale:

Quitos Kirchen – eine Auswahl:

Quitos schönste Kirche – Iglesia de San Agustín:

Eine von Quitos Gassen in der Altstadt:

In der Calle Cuenca
In der Calle Cuenca

Eine Pause tut jetzt gut

Nach dem ganzen Rauf und Runter in der Altstadt gönnen wir uns einen Snack in einem der kleinen Restaurants neben der Kathedrale. Von unserem Platz aus haben wir einen wunderbaren Blick auf das entspannte und bunte Treiben auf dem zentralen Platz Quitos.
Doch bevor wir Quitos Altstadt verlassen, müssen wir unbedingt auch noch einen Zwischenstopp im Pacari-Shop – Schokolade in allen möglichen Geschmacksrichtungen – einlegen. Sonst ist ein Besuch von Quitos historischem Zentrum einfach nicht komplett.

Abendstimmung in Quito

Am Ende des heutigen Tages werden wir mit einer stimmungsvollen Aussicht belohnt. Die vergangenen Tage war wegen dichten Nebels ab spätestens frühem Nachmittag nichts mehr zu sehen; nicht mal die Hochhäuser gleich gegenüber.

Äquatorlinie, die erste: Mitad del Mundo

Äquatormonument bei Mitad del Mundo

Gesamte Strecke: Ca. 110 km

Eine traurige Nachricht zum Jahresende

Gerade mal einen Tag waren wir in Quito und dann erhielten wir das Telefonat aus Deutschland: Todesfall in Knuts Familie.
Ein trauriges Ereignis zum Ende eines so ereignisreichen und glücklichen Jahres für uns.

Unser Jahreswechsel 2019/2020

Die letzten Tage waren wir jetzt also damit beschäftigt, unsere kurzfristige vorübergehende Rückkehr nach Deutschland zu organisieren.
Auf Party zum Jahreswechsel hatten wir logischerweise so überhaupt keine Lust mehr. So kam das Neue Jahr auf ganz leisen Sohlen zu uns.

Letzte Reisevorbereitungen

Der letzte zu organisierende Punkt besteht jetzt noch darin, einen halbwegs sicheren und kostengünstigen Stellplatz für unseren Dicken für die nächsten zwei Wochen zu finden. Hierzu haben wir in einem Internetportal für Overlander auch schon zwei in Frage kommende Campingplätze in Flughafennähe entdeckt. Und die wollen wir uns heute mal genauer anschauen.

Schnelle Entscheidung

Rauf und runter quälen wir uns durch Quitos Straßendschungel bis zum Stadtteil Tababela. Hier befinden sich sowohl der Flugplatz als auch die zwei Campingplätze. Bereits der erste Platz macht einen guten Eindruck und wir können den Dicken problemlos für einen US-Dollar am Tag auf dem Gelände unterstellen.
Für unsere Rückkehr reservieren wir auch gleich zwei Nächte in einem der auf dem Gelände stehenden Tiny Houses. Mit den Kosten dafür wird unser Kreditkartenkonto gleich belastet. Ein etwas seltsames Gebaren, aber was soll’s!
Wir sind glücklich, dass wir die letzten Punkte auf unserer To-Do-Liste jetzt abhaken können.

Und was jetzt?

Wenn wir schon mal hier draußen sind, können wir uns eigentlich auch einen der Touristenmagnete nördlich von Quito anschauen. Den vermeintlichen Mittelpunkt der Welt. Vermeintlich deshalb, weil sich der französische Geograph im 18. Jahrhundert um etwa 240 Meter verrechnet hat. Hätte er mal bei den Inkas „geluschert“! Die haben die Äquatorlinie nämlich genau bestimmt.

Von wegen nullter Breitengrad
Von wegen nullter Breitengrad…

Ein komisches Gefühl

Als wir bei der „Mitad del Mundo“ ankommen, herrscht Hochbetrieb auf dem Parkplatz und an den Kassen. Da Knut schon die magische Grenze von 56 Jahren überschritten hat und in Ecuador nunmehr zu den „Alten“ zählt, kommt er in den Genuss einer Ermäßigung. Ich hingegen darf den vollen Eintrittspreis entrichten.

Vor dem Äquatormonument
Vor dem Äquatormonument

Echte Faszination am falschen Ort

Natürlich machen auch wir die obligatorischen Fotos entlang der falschen Nulllinie. Nur verzichten wir auf dieses unsägliche Gehopse und die sinnfreien Selfies. Aber ganz können wir uns der Faszination dieses Ortes nicht entziehen, auch wenn unser Verstand durchaus kapiert hat, dass wir eben doch noch mit beiden Beinen auf der Südhalbkugel stehen. Was gutes Marketing so alles bewirkt!

Schokolade aus dem Land des Kakaos

Das kleine Schokoladenmuseum auf dem Gelände ist mit Liebe gemacht und Ecuador ist zu Recht stolz auf seine Kakao- und Schokoladenproduktion. Auch wir haben schon die eine oder andere Sorte der preisgekrönten Pacari-Kreationen probiert und waren – wenigstens zum Teil – positiv überrascht. Knut mag die mit Kaffeebohnenstücken besonders und ich die dunkle Schokolade aus der Region Esmeraldas.

Skurril

Gut, dass wir während unseres Rundgangs durch die Souvenirshops schon einen Hamburger in einem der zahlreichen Restaurant gegessen haben. Denn jetzt lässt uns der Anblick von Cuy am Spieß am Ausgang völlig kalt. Irgendwie können wir uns einfach nicht durchringen, Meerschweinchen zu essen.

Cuy am Spieß
Cuy am Spieß

Von Lasso nach Quito

In Quito

Gesamte Strecke: 62 km

Weiter auf der Allee der Vulkane

Nach dem Frühstück fädeln wir wieder auf die E35 ein, die uns bis Quito bringen wird. Auf der gut ausgebauten Panamericana kommen wir gut voran. Nur leider sind alle, aber auch wirklich alle der rechts und links der Panamericana stehenden Vulkane, von Wolken verhüllt.

Außer dem Cotopaxi gestern haben wir also keinen einzigen der Vulkane entlang der Allee der Vulkane zu Gesicht bekommen. Was für eine karge Ausbeute!

Keine Ansichtssache: Die höchstgelegene Hauptstadt der Welt

Nach nicht mal einer Stunde Fahrt erreichen wir schon die ersten Ausläufer von Quito, der mit 2.850 m höchstgelegenen Hauptstadt der Welt.
La Paz in Bolivien liegt zwar höher, ist somit aber lediglich die höchstgelegene Verwaltungshauptstadt der Welt. Die eigentliche Hauptstadt Sucre liegt „nur“ auf 2.810 m. Damit liegt Quito etwas höher und verteidigt mit Stolz und Nachdruck seinen Titel als höchstgelegene Hauptstadt der Welt.

Ankunft in Quito

Eine weitere halbe Stunde später haben wir uns durch den bergigen Moloch bis zum Stadtteil La Florencia im Südwesten der Stadt und damit zu unserer Unterkunft in einem der Hochhäuser dieses Stadtteils durchgekämpft. Unsere Vermieterin fährt auch schon kurze Zeit nach unserer Ankunft vor und übergibt uns die Schlüssel zu diesem schönen Appartement, nachdem sie uns in die Feinheiten desselben eingewiesen hat.
Der Blick vom Balkon auf die umliegenden Wolkenkratzer und den 4.794 m hohen Vulkan Pichincha ist schon richtig klasse:

Blick vom Balkon
Blick vom Balkon: Hochhäuser und der Vulkan Pichincha

Sonderlösung für den Dicken

Da unser Dicker wieder mal nicht in die Tiefgarage passt, hat unsere Vermieterin ab morgen für ihn einen bewachten Parkplatz zu einem Sonderpreis organisiert. Und da darf er dann auch über Nacht stehen bleiben, was normalerweise bei den anderen Parkplätzen nicht möglich ist. Vielen Dank dafür, liebe Mildred!
Für heute können wir unser Schätzchen vor dem Gebäude stehen lassen. Der Wachmann des Hauses behält ihn – auch nachts – im Auge.

Was sonst noch zu tun bleibt …

Am Nachmittag decken wir uns im zwei Blocks entfernten gut sortierten Supermarkt mit allem Nötigen für die nächsten Tage ein.
Und am Abend gibt es beim besten Italiener der Stadt – gleich bei uns um die Ecke – die leckerste Pizza und die leckersten italienischen Nudeln seit langem. Knut bekommt sogar ein Lätzchen, damit er sich nicht bekleckert. Was für ein Service!

¡Buen provecho!
¡Buen provecho!

Ihre Majestät gibt sich die Ehre: Im Parque Nacional Cotopaxi

Der Vulkan Cotopaxi im Parque Nacional Cotopaxi

Gesamte Strecke: 93 km

Auf zum Nationalpark Cotopaxi

Auch heute ist der Himmel wieder wolkenverhangen. Daran ändert sich auch nichts, als wir nach dem Frühstück zum Nationalpark Cotopaxi aufbrechen.
Eher durch Zufall finden wir den zweiten der drei Zugänge zum Nationalpark. Nach einigen Kilometern stehen wir dann auch wirklich vor dem offiziellen Eingang auf 3.200 m. Und mit uns gefühlt hunderttausend Fahrzeuge. Nicht nur wir scheinen auf die glorreiche Idee gekommen zu sein, die Schotterpiste bis zur Schutzhütte José Rivas hoch zu fahren. Wenn man schon mal die Möglichkeit hat, einen Vulkan zu befahren statt ihn mühsam erklimmen zu müssen!

Ihre Majestät hält sich wieder mal bedeckt

Nach der Registrierung dürfen wir die Schranke passieren und schon sind wir im Nationalpark Cotopaxi. Der namensgebende Vulkan ist mit seinen 5.897 m der zweithöchste Vulkan Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane überhaupt. Aber leider umhüllt sich Ihre Majestät, wie schon die ganzen Tage zuvor, mit einer undurchdringlichen Wolkendecke. Aber macht nichts, wir haben ja noch einige Kilometer an Schotterpiste bis zum Parkplatz auf ca. 4.600 m vor uns.

Da geht doch noch mehr

An unserem ersten Stopp hat sich die Sonne schon ganz gut durch die Wolken gekämpft und Ihre Majestät gibt sich schon nicht mehr ganz so zugeknöpft.

Zum ersten Mal ohne dichte Wolkendecke
Der Cotopaxi zum ersten Mal ohne dichte Wolkendecke

Auch der Cerro Rumiñahui mit seinen 4.712 m zeigt seine Pracht. Das lässt doch hoffen!

Der Cerro Rumiñahui
Auch der Cerro Rumiñahui zeigt sich

Traumhaft schön

Weiter geht’s und mit jeder Spitzkehre haben wir den Eindruck, dass Ihre Majestät immer noch etwas mehr ihre Hüllen fallen lässt.

Die typische Vulkanform ist schon gut zu erkennen
Die typische Vulkanform ist schon gut zu erkennen

Und an einer Stelle ist es dann so weit: Für einige Momente entsteht eine so große Lücke zwischen den Wolkenfeldern, dass Ihre Majestät in ihrer ganzen Pracht erstrahlt.

Da ist er: Der Cotopaxi in seiner ganzen Pracht
Da ist er: Der Cotopaxi in seiner ganzen Pracht!

Was für ein Anblick!

Nahaufnahme Cotopaxi
Und jetzt noch ganz nah…

Gar nicht so einfach

Doch schnell muss der Blick wieder auf die Piste zurück. Denn mit uns kämpfen sich richtig viele Autos, Taxis und Busse die zum Teil recht anspruchsvolle Strecke hoch.

Nicht nur wir wollen nach oben
Nicht nur wir wollen nach oben…

So manches der Fahrzeuge ohne Allrad fährt sich in den tiefen Fahrspuren fest und beendet seine Fahrt unfreiwillig vor dem Ziel. Dank Knuts Fahrkünsten und seiner vollen Konzentration umfährt er die „Hindernisse“ rechtzeitig und so erreichen wir problemlos den Parkplatz. Da geht’s schon zu wie auf dem Jahrmarkt.

Viel los auf dem Parkplatz
Viel los auf dem Parkplatz

Unwirklich und unwirtlich

In der Zwischenzeit ist der Gipfel auch schon wieder hinter einer dichten Wolkenwand verschwunden.

Die Schutzhütte José Rivas ist noch zu sehen
Die Schutzhütte José Rivas ist gerade nocch zu sehen

Und beim Aussteigen bemerken wir sofort zwei Dinge: es ist saukalt hier oben und es tost ein unangenehmer Wind. Da kann doch den Gipfel stürmen, wer will. Wir nicht!
Natürlich sind auch ohne uns genügend Adrenalinjunkies unterwegs, die dick eingepackt Richtung Schutzhütte marschieren.
Wir genießen lieber für einen unwirklich scheinenden Moment die atemberaubende (nicht nur des Windes wegen) Aussicht über die vermeintlich unwirtliche grünbraune Weite des Nationalparks.

Noch ein letzter Stopp an der Laguna Limpiopungo

Erstaunlich schnell sind wir ordentlich durchgefroren und so kehren wir liebend gerne in die wohlige Wärme des Dicken zurück, um uns uns langsam auf den Rückweg zu machen.
An der Laguna Limpiopungo machen wir noch einmal Halt, genießen den Hochgebirgssee und die friedlich grasenden Wildpferde in spektakulärer Bergkulisse.

Und natürlich erhaschen wir noch einen letzten grandiosen Blick auf Ihre Majestät, die sich immer mehr in Wolken hüllt.

Der Cotopaxi von der Laguna Limpiopungo aus gesehen
Der Cotopaxi von der Laguna Limpiopungo aus gesehen

Seelig und beseelt von der Erhabenheit dieses majestätischen Vulkans kehren wir zu unserer Unterkunft zurück.

Wir haben zu danken
Wir haben zu danken!

Ausflug zur Laguna Verde de Quilotoa

Laguna Verde de Quilotoa

Gesamte Strecke: 189 km

Auf zum westlichsten Vulkan in den ecuadorianischen Anden

Nach dem Frühstück – übrigens kein Bravourstückchen für so eine teure Hacienda – schwingen wir uns in den Dicken und brummen bis Latacunga. Dann geht’s in westliche Richtung die Anden hinauf. Die Strecke führt mal wieder in Serpentinen mehr oder weniger steil hinauf. Und es zieht sich. Wir brauchen für die gut 90 km fast schlappe drei Stunden.

Unterwegs in den westlichen Anden
Unterwegs in den westlichen Anden von Ecuadorr

Zwischenstopp beim Cañón del Río Toachi

Bei Zumbahua entdecken wir beim Vorbeifahren zufällig ein Schild mit dem Hinweis auf den Cañón del Río Toachi.
Da wir gegen ein kleines Päuschen nichts einzuwenden haben, biegen wir kurzerhand auf den Parkplatz ein. Nachdem wir den Eintritt bei einem der „Locals“ entrichtet haben, lassen wir uns vom kräftigen Wind an den Rand der Schlucht blasen.

Der Fluss hat ganz schöne Furchen in den Fels gewaschen:

Cañón del Río Toachi
Cañón del Río Toachi

Auch die eine oder andere bizarre Form gehört zu seinen Hinterlassenschaften:

Bizarre Formen
Bizarre Formen

Was für ein Schock!

Die letzten Kilometer bis zur Laguna de Quilotoa verlaufen relativ unspektakulär. Als wir am Kratersee bzw. an dem uns zugewiesenen Parkplatz ankommen, sind wir erst einmal geschockt, a) wie viele Autos schon auf den zahlreichen Parkplätzen stehen und b) wie viele Restaurants und vermeintliche Artensanía-Läden im ganzen Dorf und entlang der Straße anzutreffen sind.

Wo geht’s lang?

In Ermangelung von Wegweisern zum Kratersee trotten wir jetzt einfach mal der Masse hinterher. Es sind soooo viele Leute unterwegs und das an einem Freitag! Unglaublich.
Aber die Aussicht von hier oben in 3.914 m Höhe auf den im Kessel liegenden blau, grün bis türkisfarben schimmernden Kratersee ist schon beeindruckend. Voraussetzung dafür ist allerdings ein wenig Sonne.

Farbspiel im Kratersee von Quilotoa
Je nach Sonneneinstrahlung variiert die Farbpalette im Kratersee von Quilotoa

Gut, dass genügend Platz für alle da ist. So können auch die Ecuadorianer ihrer Lieblingsbeschäftigung stundenlanger Selfies frönen und wir unsere obligatorischen Fotos im eiskalten Wind machen.
Nur schade, dass die dicke Wolkendecke so gut wie nicht aufreißt. Etwas mehr Türkis und weniger Blau bzw. Grün hätte mir schon gefallen.
Leider sah der Kratersee die meiste Zeit so aus:

Blick in den Kratersee
Blick in den Kratersee an einem fast ausschließlich bewölkten Tag

Nicht mehr als unbedingt nötig

Wir spazieren eine Weile am oberen Kraterrand auf einem gut ausgebauten Weg entlang. Dann reicht’s uns aber auch schon wieder an körperlicher Betätigung.
Diejenigen mit mehr Bewegungsdrang marschieren gerne mal um den gesamten See herum oder steigen zum Ufer des Sees ab. Und wer dann noch nicht genug hat, schwingt sich ins Kajak und paddelt auf dem See herum. Kann man machen! Uns reizt das aber überhaupt nicht.

Im Kajak über den See
Im Kajak über den See…wer’s mag!

Unser Fazit

Auch ohne größere körperliche Anstrengung sind wir gut durchgeschüttelt und durchgefroren. Nur zu gerne besteigen wir wieder unseren Dicken und fahren in weiteren knapp drei Stunden zurück zur Hacienda.
Beide sind wir einhellig der Meinung, dass der Kratersee zwar ganz beeindruckend ist. Aber dafür eine knapp dreistündige Anfahrt auf sich zu nehmen, lohnt den Aufwand, die Zeit und die Kosten definitiv nicht.

Von der Finca Heimatlos (bei Canelos) zur Hacienda Ciénega (bei Lasso)

Stimmungsvolle Beleuchtung in der Hacienda Ciénega

Gesamte Strecke: 199 km

Von der Finca Heimatlos bei Canelos hinauf nach Baños

Nach dem Frühstück verlassen wir die Finca Heimatlos und fahren erst einmal auf demselben Weg wieder zurück, auf dem wir am Dienstag hergekommen sind.
Die 60 km lange Strecke von Puyo (980 m) im östlichen Tiefland hinauf nach Baños (1.800 m) in der östlichen Kordillere gilt als eine der schönsten Strecken in Ecuador.
Zur Abwechslung regnet es heute mal nicht und so bekommen wir tatsächlich etwas von der Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft mit.
Immer noch geht es auf kurviger Strecke voran. Und wieder müssen wir natürlich durch die Tunnel. Ach, und um Baños herum wird neben Obst und Gemüse auch eine regionale Süßigkeit an den Ständen entlang der Straße angeboten!

Wieder auf der Panamericana

Weiter geht es auf der E30 bis Ambato und dort biegen wir auf die E35, die Troncal de la Sierra, ab. Wir sind zurück auf der Allee der Vulkane!
Obwohl die Sonne scheint, ist wieder kein einziger der Vulkane in seiner ganzen Pracht zu sehen. Dichte Wolken verhüllen schon wieder (oder vielleicht auch noch immer) die Gipfel. Schade aber auch!

Ist das vielleicht der Cotopaxi?
Ist das vielleicht schon der Vulkan Cotopaxi?

Dafür ist die Panamericana hier achtspurig!!!

Auf der ausgebauten Panamericana
Auf der gut ausgebauten Panamericana

Ankunft auf der Hacienda Ciénega

Da flutscht auch der Anstieg fast bis Lasso (3.048 m) hinauf. Wobei wir einige Kilometer vorher die Panamericana verlassen, um zu unserer Unterkunft, einer der ältesten Haciendas des Landes (1580 erbaut!), zu gelangen.
Allein die Auffahrt, die von hohen Eukalyptusbäumen gesäumt wird, entlangzufahren, ist auch nach unserer viereinhalbstündigen Anreise noch ein ganz besonderes Erlebnis.

Wir sind da!
Wir sind da!

Auf Alexander von Humboldts Spuren

Als wir dann auch noch erfahren (allerdings nur aus dem Reiseführer), dass Alexander von Humboldt bereits Anfang des 19. Jahrhunderts während seiner Südamerikareise hier auf der Hacienda Ciénega logiert hat, gehen wir doch gleich ganz andachtsvoll durch diese heiligen Hallen.
Jedoch verlischt Glanz und Glorie recht schnell. Nämlich just in dem Moment, als wir die Schwelle zu unserem Zimmer überschreiten. Es ist zwar auf den ersten Blick ganz nett, aber leider liegt es genau schräg über der Küche. Zudem entpuppt es sich als nicht richtig heizbar und das Bad als nicht besonders sauber, vom muffigen Geruch ganz zu schweigen.
Egal, dafür ist der Park umso einladender. Und so lange die Sonne scheint, herrschen auch milde, fast frühlingshafte Temperaturen. Aber nach Sonnenuntergang wird’s auf über 3.000 m wieder mal recht frisch.

Tagesausflug in die Umgebung: Viel fürs Auge und etwas für Leib und Seele

Farbenfroher Ara in Yana Cocha

Gesamte Strecke: 106 km

Einsicht

So langsam macht sich die Einsicht breit, dass die Wahrscheinlichkeit, Tiere (außer Insekten und Frösche) in freier Wildbahn zu sehen, gegen Null geht. Aber so ganz ohne Eindrücke von Flora und Fauna wollen wir Amazonía nun auch wieder nicht verlassen. Wie gut, dass es den Bioparque Yana Cocha in der Nähe von Puyo gibt. Da fahren wir hin in der Hoffnung, dass der Wildpark auch am Weihnachtstag geöffnet hat.

Flora und Fauna in Yana Cocha

Wir haben Glück: der Wildpark ist geöffnet.
Außer uns haben sich auch nicht allzu viele Besucher eingefunden. Sehr schön. So können wir ganz gemütlich unseren zweistündigen Rundgang durch den liebevoll angelegten Park machen…

Prachtvolle Papageien:

Reptilien und Spinnen:

Ein paar Säugetiere gibt’s auch:

Und natürlich allerlei exotische Pflanzen:

Jardín Botánico Las Orquídeas

Es ist gerade mal Mittag, als wir den Park verlassen. Also können wir doch auch noch gleich den Orchideengarten besichtigen. Doch leider – als wir ihn endlich gefunden haben – stehen wir vor verschlossenen Toren. Auch auf unser Rufen und Läuten hin meldet sich niemand. Schade! Was nun?

Wie wär’s mit Kakao im Oriente?

Wenn wir schon mal in einem Land sind, in dem Kakao im großen Stil angebaut und der Anbau von der Regierung auch noch kräftig gefördert wird, dann müssen wir uns doch so eine Kakaofarm mal von Nahem anschauen. Sie liegt ohnehin (fast) auf dem Rückweg zur Finca Heimatlos.

Jetzt eine heiße Schokoloade…

Doch zuerst kurven wir noch ein wenig durch die beeindruckende Landschaft. Den Mirador lassen wir Mirador sein. Uns steht der Sinn jetzt eher nach einer heißen Schokolade. Und als Sahnehäubchen oben drauf vielleicht noch ein Stück Kuchen dazu?

Festegefahren

Doch bis es so weit ist, vergeht noch eine ganze Weile.
Denn: Ein junger Bursche hat sich bei einer Auffahrt im Schlamm festgefahren und kommt ohne fremde Hilfe nicht mehr raus. Seine drei Mitfahrer (und -innen) machen schon einen ziemlich frustrierten Eindruck. Da müssen wir helfen! Zumal wir ja auch durch verzweifeltes Winken um Hilfe gebeten wurden!

Rettung in der Not

Leider kommen wir mit dem Dicken nicht an ihm vorbei, ohne zu riskieren, selbst den Hang hinabzustürzen.
Aber wir haben ja unsere Seilwinde! Doch da hat die Batterie für die Fernbedienung wohl schon ihren Geist aufgegeben. Genau die richtige Gelegenheit, um das festzustellen.
Aber wir haben ja auch noch den guten und brandneuen Klappspaten. Den drückt Knut jetzt dem jungen Mann völlig selbstlos in die Hand. So schaufelt der sich etwas frei.
Gemeinsam mit drei weiteren Touristen, die in der Zwischenzeit dazu gekommen sind, schaukeln und schieben wir das Auto frei.
Vier glückliche Ecuadorianer (und -innen) schütteln uns allen zum Dank die Hand und wir setzen anschließend beruhigt unsere Fahrt fort.

Schokolade von der Finca El Paraíso: alles „hand made“

Wir kommen genau zur rechten Zeit auf der Finca El Paraíso an, um den Prozess der Schokoladenherstellung live und in Farbe mit zu erleben.

Der Rohstoff: Kakao

Zunächst dürfen wir aber mal die Bohnen bzw. die weißliche Schutzhülle in der Konsistenz des Fruchtfleisches einer Lychee, mit der die Bohnen überzogen sind, probieren. Schmeckt angenehm säuerlich und nur ganz leicht nach Kakao.

Die Bohnen ohne Schutzhülle werden schonend an der Luft getrocknet:

Kakaobohnen beim Trocknen
Kakaobohnen beim Trocknen

Die getrockneten Kakaobohnen werden dann auf dem offenen Feuer unter Rühren geröstet. Danach dürfen wir die Schale von den noch heißen Bohnen puhlen. Und dann geht’s ab in den „Fleischwolf“. Jetzt heißt es: kurbeln, kurbeln, kurbeln. Unten kommt die cremigweiche, fetthaltige Kakaomasse heraus. Zusammen mit süßer Banane: ein wahrer Hochgenuss!

Diese Masse wird in Blätter gehüllt und eingefroren. Von der Platte werden Stücke abgebrochen und zusammen mit Zucker in Milch erhitzt. Heraus kommt die köstlichste heiße Schokolade, die wir je getrunken haben!