Auszeit am Meer

Sonnenuntergang bei Paracas

Urlaub vom Urlaub

Wir sind jetzt viereinhalb Monate unterwegs und haben während dieser Zeit so viele neue, fast nur positive, Eindrücke in uns aufgesogen. Aber irgendwie ist unser Fassungsvermögen Richtung Limit unterwegs. Wir brauchen dringend eine Pause, um das bisher Erlebte auch einmal mental vernünftig zu verarbeiten. Wo sonst, wenn nicht am Meer, wäre der beste Platz dafür? Also hier sind wir: Bereit für den Urlaub vom Urlaub!

Vogelparadies direkt vor der Haustür

Der kalte Humboldtstrom, der die peruanische Küste von Süden nach Norden entlangströmt, ist bekannt für seinen Fischreichtum. Die Anchoveta, die peruanische Sardelle, tummelt sich in Scharen quasi vor unserer Haustür. Ein so reichlich gedeckter Tisch lockt natürlich auch viele Vögel an, die sich diesen Leckerbissen nur allzu gerne einverleiben. Als Gegenleistung dafür müssen sie schon mal als Fotomodelle für mich herhalten …

Mit dem Speedboot zu den Islas Ballestas

So ganz ohne „Beschäftigung“ kommen wir dann aber doch nicht aus. Es wäre ja auch zu schade, den Ausflug zu den Islas Ballestas ausfallen zu lassen. Wenn wir schon mal da sind.
Also besteigen wir am Donnerstag das Schnellboot, das mit uns zu den Inseln flitzt.
Zum ersten Mal stoppen wir noch an der Küste. An einem Hang prangt eine Bodenritzung à la Nazca im Wüstensand. Tatsächlich stammt die überdimensionale Figur eines Dreizacks, „El Candelabro“ genannt, wohl wirklich von den Nazcas.

El Candelabro
El Candelabro

Dann dreht das Boot ab und nimmt in rasanter Fahrt Kurs auf die Islas Ballestas, die wir nach einer halben Stunde erreichen.

Mit so einem Boot waren wir auch unterwegs
Mit so einem Boot waren wir auch unterwegs

Bizarre Felsformationen, umspült vom fischreichen Pazifik, bilden den idealen Lebensraum für Humboldtpinguine, Seelöwen und Scharen von Kormoranen, Möwen und Pelikanen. Auch der Guano-Kormoran bevölkert zu Tausenden die kargen Felsen und liefert Guano vom Allerfeinsten. Dementsprechend riecht es auch. Die Seelöwen muffeln auch ganz schön. Trotzdem: Ein ganz tolles Naturerlebnis!

Auf der Rückfahrt, die gefühlt noch schneller als die Hinfahrt vonstatten geht, halte ich mich krampfhaft an der Reling fest. Knut dagegen genießt den Geschwindigkeitsrausch in vollen Zügen.
Vielleicht wäre ich Angsthase besser mit einem dieser Fischerboote rausgefahren …

Fischerboote im Hafen von Paracas
Fischerboote im Hafen von Paracas

Die schönsten Sonnenuntergänge

Wie schade! Diese eine Woche ist viel zu schnell vergangen. Wir haben uns gut erholt, unseren Reiseblues kuriert und können nun wieder zu neuen Abenteuern aufbrechen.
Sehr gerne werde ich an die Auszeit am Meer zurückdenken.
Ach, und diese herrlichen Sonnenuntergänge!

Von Nazca nach Paracas

Sonnenuntergang bei Paracas

Gesamte Strecke: Ca. 220 km

Frisches Obst

Wir verlassen Nazca auf der Panamericana in nördliche Richtung. Noch einmal fahren wir in San José am Museo Maria Reiche vorbei.

Hinter Nazca
Hinter Nazca

Bei Palpa, gerade einmal gut 50 km von Nazca entfernt, wachsen Orangen- und Mangobäume in den Plantagen entlang der Straße. Frauen verkaufen die Früchte erntefrisch am Straßenrand. Wir decken uns für die nächsten Tage mit Orangen, Mangos, Maracuyas und Bananen ein. Ein großes Glas mit frisch gepresstem Orangensaft lassen wir uns gleich an Ort und Stelle schmecken.

Mangobäume
Mangobäume

Gemüseanbau im Flussbett

Im breiten Bett eines Flusses werden auch noch die letzten Fleckchen mit Wasser für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt.

Im Flussbett
Im Flussbett

Ansonsten Wüste, Wüste, Wüste.

Baufällige Hütten stehen einsam in der sandigen Weite, führen einen aussichtslosen Kampf gegen Wind und Sonne.

Im Zentrum des Pisco-Anbaus

Bei Ocucaje, unter Piscokennern durchaus ein Begriff, steht ein ganzes Dorf so im Wüstensand. Armes Ocucaje! Doch das sind scheinbar „nur“ die Unterkünfte für die Traubenpflücker. Denn einige Kilometer später passieren wir eine ganz normale peruanische Stadt. Das war also das „richtige“ Ocucaje!
Ach ja, und da sind ja auch überall die Weinstöcke!
Jeder Zentimeter nutzbare Fläche wird der Wüste für die Piscoproduktion abgetrotzt.

Weinstöcke für den Pisco
Weinstöcke für den Pisco

Für Pisco-Neulinge: Pisco ist ein Schnaps aus Traubenmost, nicht aus Trester wie beim Grappa. Er ist Hauptbestandteil des Pisco Sour, dem Nationalgetränk Perus (und Chiles). Knut liebt den Klassiker mit Zuckersirup, Limettensaft, Eischnee und ein paar Spritzern Angostura Bitter. Ich dagegen bevorzuge die Variante mit Maracuya und gerne Zimt statt Angostura, auch wenn’s dadurch nicht mehr ganz stilecht ist.

Der Rest ist Wüste

Die restlichen 120 km von Ica bis Paracas bestehen nur noch aus sandiger, staubiger, trostloser Küstenwüste. Sie erinnert mich ein bisschen an die Skeleton Coast in Namibia.

Die letzte Hürde bis zum Wasser

Nach knapp vier Stunden Fahrt sehen wir den Pazifik vor uns liegen. Wir lassen Paracas links liegen, fahren noch ein paar Kilometer weiter auf der Panamericana.
Uff, das riecht aber verdammt streng hier!
Eine Fischmehlfabrik reiht sich an die andere. Zusammen verbreiten sie einen Brechreiz erregenden Gestank.
Schnell weit weg von hier! Na ja, so weit dann aber auch wieder nicht. Denn unser Häuschen am Strand, das wir für die nächste Woche gemietet haben, liegt nur wenige hundert Meter von den Fabriken entfernt.

Endlich am Meer

Sobald wir aber unser Domizil am Wasser bezogen haben, ist von vergammeltem Fisch nichts mehr zu riechen. Dafür eine salzige, frische Meeresbrise. Und ein tiefblauer Pazifik, auf dessen Wellen die Sonne glitzert.

Ach, und der Sonnenuntergang erst!
Wir freuen uns beide wie die Kinder. Da werden wir es die nächsten Tage richtig schön haben …

Nach Sonnenuntergang
Nach Sonnenuntergang