Von Argentinien nach Chile über den Paso de Jama

Gesamte Strecke von Humahuaca (Argentinien) bis San Pedro de Atacama (Chile): Ca. 490 km

Überlegungen

Eigentlich wollten wir von Humahuaca weiter auf der RN 9 nach Norden zur bolivianischen Grenze fahren. Jedoch bereitet mir die Vorstellung, mich in den nächsten Wochen auf Höhen von 3.000 m und weit mehr bewegen zu müssen, richtigen Kummer. Knut graust es davor, an den Tankstellen Boliviens aufgrund der unterschiedlichen Abrechnung für Einheimische und Touristen, regelrecht um Diesel betteln und dann kanisterweise unseren 90-Liter-Tank füllen zu müssen. Wahrscheinich sind wir einfach noch nicht bereit für Bolivien. Während unserer letzten Tage in Argentinien beschließen wir deshalb nach langem Beratschlagen, unsere Reiseroute erneut zu ändern.

Aus Plan B wie Bolivien wird Plan C wie Chile

Statt weiter nach Norden zu fahren, fahren wir am frühen Morgen auf der RN 9 durch die Quebrada de Humahuaca zurück und biegen dann nach rechts auf die RN 52 nach Purmamarca ein. Einen Teil dieser Strecke – bis zu den Salinas Grandes – sind wir bereits schon einmal gefahren. Nun fahren wir immer weiter nach Westen und damit immer tiefer in die Anden hinein. Durch die Quebrada de mal Paso, vorbei an Susques und einem Tankstopp auf 3.896 m, dem Salar de Olaroz und der Salina de Jama erreichen wir nach fünf Stunden Fahrt die Grenze zwischen Argentinien und Chile auf 4.200 m Höhe.

Grenzübertritt in dünner Luft

Nachdem wir alle unverpackten Lebensmittel weggeworfen haben, fahren wir zur gemeinsamen Zollstelle von Argentinien und Chile. Wir erhalten einen Laufzettel, dann fahren wir vor bis zu einem eingeschossigen Gebäude.

1. Ausreise aus Argentinien inklusive Erledigung des Zollverfahrens für den Dicken

Am ersten Schalter werden die Formalitäten für Argentinien erledigt: Also Ausreise mit entsprechendem Stempel in unseren Pässen sowie Abgabe des Zolldokumentes für unseren Dicken.

2. Einreise nach Chile

Am zweiten Schalter erfolgt die Einreise nach Chile mit Ausstellung der Einreisekarte PDI (Ausdruck auf Thermopapier) und Stempel in unseren Pässen.

3. Vorübergehende Verwendung des Dicken in Chile

Dann geht’s weiter zum chilenischen Zoll. Dort beantragen wir die temporäre Einfuhr für unseren Dicken. Dieses Mal lesen wir das Formular beide ganz genau durch und ich frage bei einzelnen Punkten auch nach. Den mürrischen Blick der Zollbeamtin ignoriere ich dabei.

4. Physische Inspektion des Dicken

Mit allen Dokumenten gehen wir dann zum letzten Schalter, füllen die Erklärung aus, ob wir viel Geld, Obst und Gemüse etc. nach Chile einführen. Zu guter Letzt wird dann auch noch das Fahrzeug untersucht. Danach fahren wir zu einem kleinen Wachhäuschen, geben den in der Zwischenzeit mit Stempeln gefüllten Laufzettel ab und erhalten freie Fahrt nach Chile.

Der Grenzübertritt auf dieser Höhe war super anstrengend für mich und ich bin froh, dass wir das gesamte Prozedere in einer Stunde erfolgreich hinter uns gebracht haben.

Andere Länder, andere Sitten

Bei der Durchsicht des PDI stelle ich allerdings fest, dass mein Mädchenname anstelle meines aktuellen Nachnamens im Dokument genannt ist. Also drehen wir gleich nochmal um, machen dem Wachmann klar, dass wir nur eine Reklamation haben und nicht nach Argentinien einreisen möchten. Zurück am Schalter erklärt mir die Dame, dass in Chile bei der Heirat keine Namensänderung erfolgt und dass das PDI deshalb so stimmt. Wichtig sei letzten Endes auch nur, dass die Passnummer stimmt. Na dann …

Zum ersten Mal in der Atacama-Wüste

Den genauen Übergang nach Chile können wir nur daran erkennen, dass die Straßenmarkierungen nunmehr gelb sind und die Straße selbst CH 27 heißt. Kein Willkommensschild oder ähnliches. Ob Chile es wohl nicht nötig hat, seine Besucher willkommen zu heißen? Wir fahren also auf der CH 27, der Ruta del Desierto, durch, felsiges, sandiges, menschenleeres Gebiet immer tiefer in die Atacama-Wüste hinein. Immer wieder bekommen wir einen der noch etwas schneebedeckten Vulkane in der Ferne zu Gesicht. Auch hier liegen einige Salzseen und -lagunen an unserem Weg.

Über den höchsten Punkt des Paso de Jama

In den letzten 100 km steigt die Straße noch einmal kräftig an bis wir den höchsten Punkt des Paso de Jama in über 4.800 m Höhe erreichen. Der Anblick der Vulkane Láscar und Licancabur ist beeindruckend.

Steile Abfahrt

In den letzten 23 km bis San Pedro de Atacama geht die Straße steil bergab. Schließlich müssen 2.400 Höhenmeter – dieses Mal nach unten – überwunden werden.
Häufig finden sich Abzweigungen von der Straße, die als Pistas Emergencias (Notfallstrecke) gekennzeichnet sind und von denen offensichtlich auch reger Gebrauch gemacht wird. Auch wir müssen einmal stoppen, um unseren heiß gewordenen Bremsen eine Abkühlungspause zu gönnen.

Die Wüste lebt
Die Wüste lebt – entdeckt während der Zwangspause

Ankunft in San Pedro de Atacama

Nach neun Stunden erreichen wir unsere super teure Unterkunft in der Oase von San Pedro de Atacama. Es ist, als ob man in eine komplett andere Welt eintauchen würde. Das Duschen an einem der trockensten Orte der Erde ist zwar dekadent, fühlt sich aber nach dieser Tour sowas von gut an.

Am Abend

Am frühen Abend schlendern wir ins Zentrum, heben bei der Bank Bci ohne Probleme Geld ab und setzen uns bei sommerlichen Temperaturen auf zwei der Plätze im Freien im einzigen Restaurant an der Plaza, um die Atmosphäre des staubigen Wüstendorfes bei Bier und Saft aufzunehmen. Es gesellt sich ein älteres Ehepaar aus Argentinien zu uns, die wir bereits an der Grenze schon einmal getroffen haben. Sie stammt ursprünglich aus Wien, er ist Argentinier mit deutschen Vorfahren. Zusammen betreiben sie ein Hotel im Tigredelta (in der Nähe von Buenos Aires). Wir verbringen einen äußerst informativen und kurzweiligen Abend zusammen.