Vom Colca Canyon zum Titicacasee

Gesamte Strecke: Ca. 350 km

Kondor oder nicht Kondor, das ist hier die Frage …

Auch diese Nacht war wieder sehr frisch und auch heute gibt es wieder kein warmes Wasser. Aber heißen Kaffee gibt es, der unsere Lebensgeister zu wecken vermag.
Voller Erwartung begebe ich mich nach dem Frühstück schon mal zum Kondoraussichtspunkt und harre in der Morgensonne der Kondore, die doch bitte wenigstens heute in Scharen über mich hinwegfliegen mögen. Ich harre … und harre … und harre …
Irgendwo ganz weit in der Ferne schraubt sich irgend etwas aus den Tiefen des Colca Canyons nach oben. Vorbei am anderen Kondoraussichtspunkt der Unterkunft – also schön weit weg von mir – gelangt dieses Etwas in luftige Höhen, um dann ganz elegant über das Tal zu gleiten. War das jetzt ein Kondor, oder war das keiner? Keine Ahnung.
Auf jeden Fall war es das Einzige, was mir bis zu unserer Abreise vor die Linse kommt.

Ist das ein Kondor?
Ist das ein Kondor?

Nichts Neues

Wir fahren auf der AR-109 entlang des Colca Canyons und des Colca-Tals bis Chivay. Von dort biegen wir auf die 34 E, schrauben uns die Serpentinen wieder hoch bis zum höchsten Punkt des Paso de Patapampa auf 4.910 m beim Mirador de los Volcanes. Wir lassen die Pampas de Toccra hinter uns und verlieren beim stetigen Auf und Ab der Straße langsam an Höhe. Bizarre Stein- und Lehm-/Sandformationen rauschen an uns vorbei. Wir biegen nach links auf die Ruta 34A und setzen unsere Fahrt da fort, wo wir am Samstag Richtung Colca Canyon abgebogen sind.

Up and down …

Entlang der nördlichen Ausläufer der Reserva Nacional de Salinas y Aguada Blanca führt uns unser Weg auf der Ruta 34A stetig nach Nordosten. Auf und ab, auf und ab.
Wir passieren die Provinzgrenze von Arequipa nach Puno. Auf 4.174 m umrunden wir die Laguna Lagunillas, einen strahlend blauen See mitten im peruanischen Altiplano.

Laguna Lagunillas
Laguna Lagunillas

Die Landschaft verändert sich langsam. Sie erinnert uns zeitweise an das schottische Hochland, zumindest wie wir uns das schottische Hochland so vorstellen.

Navigationssysteme und Straßenverhältnisse

Nach unserer unschönen Erfahrung in Arequipa hatten wir uns eine zweite SIM-Karte für das peruanische Mobilfunknetz gekauft, um unser Navi mit Google Maps zu unterstützen. Es kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass unser Navi riesige Lücken hat, was das Straßennetz in Peru betrifft. In der Zwischenzeit verlassen wir uns deshalb überwiegend auf die Navigation mit Google Maps. Allerdings schützt uns Google Maps nicht vor der chaotischen Fahrsituation in peruanischen Innenstädten. Juliaca ist wieder so ein leidiges Beispiel dafür. Wir brauchen eine Stunde, um uns durch dieses Verkehrschaos zu wühlen. Aber dann sind wir auf der Autobahn Ruta 3S in Richtung Süden unterwegs.

Erlebnis peruanische Autobahn

Peruanische Autobahnen sind in keinster Weise mit denen in Deutschland zu vergleichen. Abgesehen davon, dass sich alle Arten von Verkehrsmitteln und -teilnehmern darauf tummeln, tauchen auch plötzlich und unerwartet Bremsschwellen aus dem Nichts auf. Das warnende Schild steht unmittelbar vor der Erhebung, also viel zu spät, um die Geschwindigkeit noch rechtzeitig adäquat drosseln zu können. Lange Rede, kurzer Sinn: Peruanische Autobahnen sind eine Herausforderung.

Chaos in Puno

Nach einem letzten Anstieg erreichen wir den ausgefransten Stadtrand von Puno auf 3.827 m. Auf der Ruta 3S tauchen wir talwärts ein ins Getümmel von Punos Straßen.
Google Maps lotst uns auf die Umgehungstraße für den Schwerlastverkehr und dann bitte nach ein paar hundert Metern links abbiegen. Links führt eine schmale Straße gefühlt senkrecht nach unten. Todesmutig stürzen wir uns hinein. Geschafft!

Schmale steile Straßen
Nur ein Beispiel für Punos schmale und steile Straßen, aber es geht auch noch schmaler und noch steiler … wir haben’s ausprobiert!

Jetzt bitte links um die Kurve, dann rechts steil nach unten und schon wird uns die Weiterfahrt von einer Kette mit Vorhängeschloss versperrt.

Da geht's nicht weiter
Da geht’s nicht weiter!

Und jetzt? Umdrehen. Keine Chance. Dafür ist die Straße zu schmal. Also rückwärts den Berg hoch.
Ich steige aus, um zu schauen, dass Knut mit dem Dicken nicht versehentlich ein parkendes Auto rammt. Ich keuche in dünner Luft den Berg hoch und werde dabei in dicke schwarze Rußwolken gehüllt. Irgendwie riecht es auch ungesund nach Abrieb von der Kupplung.

Ein Hoffnungsschimmer

Auf halber Höhe kommt ein Mann vorbei und meint, dass man die Kette einfach wegnehmen könn, da das Schloss meist offen sei.
Also ich den Berg wieder runter. Nein, das Schloss ist zu.
Jetzt den Berg wieder hoch und den Dicken bis zum Scheitelpunkt lotsen. Dort kann Knut die Einmündung, von der wir gekommen sind, zum Wenden des Dicken nutzen.

Enttäuschend

Weiter durch mehrere schmale und steile Gassen und wir stehen vor unserem Hotel, das wir zunächst als solches gar nicht erkennen. Im Inneren versprüht es den Charme einer Jugendherberge in den 80-er Jahren.
Und von wegen, Parkplätze am Haus. Nach dem Ausladen dürfen wir den Dicken einige Blocks entfernt in einer öffentlichen Garage für gutes Geld unterbringen. Immerhin steht er sicher.
In unserem Zimmer ist es kalt und klamm. Wir haben einen wunderschönen Ausblick auf die einen Meter entfernte Backsteinwand des nächsten Hauses. Dafür gibt es heißes Wasser. Wir duschen beide ausgiebig bevor wir uns auf den Weg zum Abendessen machen.