Peru, wir kommen!

Gesamte Strecke: Ca. 430 km von Arica (Chile) bis Arequipa (Peru) ohne Ehrenrunden in Arequipa

Ausreise aus Chile

Von Arica bis zur peruanischen Grenze ist es nicht weit. In einer halben Stunde sind wir auch schon an der gemeinsamen Grenzzollstelle zwischen Chile und Peru. Es ist zwar schon einiges los, aber noch sind die Schlangen überschaubar. Die erste Schlange, an der wir uns anstellen, ist die Migración Chile.
Als wir dran sind, fragt mich die Dame am Schalter nach meinem Nachnamen und wundert sich, warum mein Mädchenname im System ist und nicht mein aktueller Familienname. Ich erkläre ihr, wie mir bei meinem Nachfragen am Paso de Jama bestätigt wurde, dass das so seine Richtigkeit hätte. Sie schüttelt nur den Kopf, haut ordentlich in die Tasten und teilt mir dann mit, dass ich jetzt richtig im System hinterlegt bin. Zu guter Letzt bekomme ich, wie Knut auch, meinen Ausreisestempel.

Einreise nach Peru

Dann stehen wir auch schon in der Schlange für die Einreise nach Peru. Als wir an der Reihe sind, erhalten wir unseren Einreisestempel mit einer Aufenthaltsdauer von 90 Tagen. Formular bekommen wir keines mehr, weil die Grenzstelle hier die Daten bereits elektronisch verarbeitet.

Doch noch ein Formular

Wir stellen uns beim peruanischen Zoll an, wundern uns, wo der chilenische abgeblieben ist. Der freundliche Zollbeamte teilt uns mit, dass wir erst ein Formular (vierfach) ausfüllen müssen, das wir im Gebäude nebenan am Schalter bekommen. Gesagt, getan.
Zurück am Schalter tippt er etwas in sein System, behält das erste Exemplar und schickt uns nach draußen.

Zollformalitäten für Chile

Dort befinden sich zwei Schalter. Einer davon ist der Schalter des chilenisches Zolls. Hier wird das Verfahren der vorübergehenden Verwendung abgeschlossen. Unseren Computerausdruck erhalten wir nach Abschluss des Prozederes wieder zurück.

Ziemlich verwirrend

Am zweiten Schalter befindet sich zwar der peruanische Zoll, aber der Herr hinterm Thresen teilt uns mit, dass wir erst ums erste Gebäude herum müssen. An der Seite befindet sich das CIT. Dort wird unser Antrag auf vorübergehende Verwendung elektronisch erfasst. Das dauert ewig und braucht auch drei Anläufe bis die Daten in dem Dokument alle stimmen. Ein weiteres Exemplar verschwindet.

Gepäckkontrolle

Jetzt wird es völlig absurd. Wir müssen alle Koffer aus dem Auto holen und uns fürs Durchleuchten anstellen. Das ist aber genau wieder der Zollschalter, bei dem wir schon waren. Und in der Zwischenzeit stehen massenhaft Leute an. Knut schlängelt sich durch den eigentlichen Ausgang zu den Röntgengeräten. Dort hat sich gerade eine kleine Lücke gebildet und diese schließen wir eben mal.
Draußen angelangt, muss ich beim Gepäck warten, denn zurück zum Auto darf nur noch der Fahrer. Und das selbstverständlich ohne Gepäck.

Fahrzeugkontrolle

Knut bahnt sich also seinen Weg durch die Massen an Wartenden zurück zum Auto. Er muss nun zur physischen Inspektion des Dicken vorfahren.
Nicht nur, dass der Innenraum komplett untersucht wird, nein, auch unsere Alubox wird genau geprüft. Der in der Box befindliche kleine blaue Koffer erregt ebenfalls Interesse und wird in Augenschein genommen.
Die Krönung kommt noch: Knut muss das Dachzelt hochkurbeln.
Auch wenn die Zollbeamten nicht groß reinschauen: Ordnung muss wohl sein. Alles ok, Knut darf mit dem Dicken einreisen. Und jetzt soll’s bitte auch flott gehen. Nur lässt sich die Alubox nicht so ohne weiteres zurückschieben. Mit dem Dachzelt haben wir das gleiche Thema.

Letzte Hürden

Als Knut dann endlich auf den Parkplatz hinter dem Gebäude vorfährt und mich aufsammelt, ist locker eine halbe Stunde vergangen.
Wir versuchen, den Dicken so weit wiederherzustellen, dass wir weiterfahren können. Als wir am letzten Posten halten, ein weiteres Exemplar verschwindet und wir endlich nach Peru einreisen dürfen, sind gut zwei Stunden für die Aus- und Einreiseformalitäten vergangen.
Nur gut, dass wir bereits eine Versicherung für das Auto haben, sonst müssten wir das jetzt auch noch organisieren.

Was war das denn?

Das war bisher der schlimmste und unorganisierteste Grenzübergang. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob wir auch wirklich alle erforderlichen Punkte abgearbeitet haben. Egal, wir sind in Peru.

Straßenschild
Wir sind in Peru …

Bienvenidos al Sur del Perú

Wir stellen unsere Uhren zwei Stunden zurück und fahren durch Wüstenlandschaft zunächst bis Tacna. Dort gurken wir durch schmale Straßen mit völlig verrückten peruanischen Autofahrern auf der Suche nach einem Bankautomaten. Als wir schon nicht mehr daran glauben, landen wir auf der Straße mit den Banken und ihren Automaten. Das zur Abwechslung mal gebührenfreie Abheben klappt problemlos. Dafür stehen wir im Stau, als wir Tacna wieder verlassen möchten. Doch dann sind wir tatsächlich auf der Panamericana und tuckern den LKWs den ersten Aufstieg hinterher.

Erste Zollkontrolle

Kaum haben wir die erste Provinzgrenze überschritten, werden wir auch schon unserer ersten Zollkontrolle unterzogen. Alle peruanischen Fahrzeuge, die wir mühsam überholt hatten, dürfen ohne weiteres passieren. Und nochmal wird der Dicke gefilzt. Der Zollbeamte möchte wissen, ob wir in Tacna Obst oder Gemüse gekauft haben. Nein, haben wir nicht. Der Zöllner verschwindet mit meinem Pass und dem Zolldokument. Nach 10 Minuten kommt er zurück und wünscht uns eine gute Fahrt.

Schlechter Schnitt

Wir sind noch keine 100 km gefahren und haben dafür vier Stunden gebraucht. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, kommen wir heute nicht mehr nach Arequipa.

Erste Eindrücke von Peru

Die restliche Fahrt verläuft in Auf und Abs durch teilweise fast surreal anmutende Landschaften. Auch hier leuchten die Erhebungen in verschiedenen Farben.
Der Fahrstil der peruanischen Autofahrer gleicht eher einem Himmelfahrtskommando und ist für uns Mitteleuropäer äußerst gewöhnungsbedürftig.
Bei La Joya verlassen wir die Panamericana und biegen auf die Ruta 34 nach Arequipa ab. Im „Landeanflug“ auf die Stadt sehen wir auch zwei der drei Hausberge der Stadt: die Vulkane Misti und Chanchani.

Verkehrschaos in Arequipa

Nach 10 Stunden im Auto erreichen wir Arequipa. Das Verkehrschaos trifft uns mit voller Wucht. Hatten wir schon auf der Strecke so manches Mal gedacht, dass der durchschnittliche peruanische Autofahrer völlig unberechenbar und aggressiv durch die Lande brettert, so erleben wir jetzt hautnah Kamikaze im Straßendschungel.

Wo ist unsere Unterkunft?

Unser Navi hetzt uns durch schmale Gassen. Am Ziel angekommen, stellen wir fest, dass wir zwar in einer Straße mit dem gleichen Namen sind, aber die gesuchte Hausnummer nicht vorhanden ist. Auch durch Nachfragen und einer Ehrenrunde kommen wir nicht weiter.
Knut stellt fest, dass es noch eine Straße mit dem gesuchten Namen gibt. Wir fahren und suchen weiter. Dort angekommen, führt die Straße aber so was von steil nach oben. Bevor wir unsere gesuchte Hausnummer erreichen, findet unsere Fahrt an steilen Treppen ein jähes Ende.
Ein junger Mann kärchert gerade sein Motorrad und so frage ich ihn nach dem Weg. Er ist so unglaublich freundlich und hilfsbereit, ruft bei unserer Vermieterin an und so stellt sich heraus, dass wir schon wieder falsch – weil im falschen Stadtteil – sind. Er gewährt uns Zugang zu seinem WLAN und speichert uns die richtige Adresse in Google Maps. Los geht’s!

Das Drama geht weiter

Leider sind viele Straßen gesperrt und so landen wir irgendwann auf der Stadtautobahn, die aus Arequipa hinausführt. Umdrehen unmöglich! Nach unzähligen Kilometern gibt es eine Abfahrt und Wendemöglichkeit. Nur stadteinwärts endet die Parallelstraße zur Autobahn unvermittelt im Nichts. Wir müssen verkehrswidrig wenden und bei der nächsten Abbiegemöglichkeit stecken wir mitten im schmalen Straßengewirr eines Außenbezirkes von Arequipa. In der Zwischenzeit ist auch die Sonne untergegangen und so irren wir in der Dämmerung durch die Gässchen.

Am Ziel?

Endlich sind wir am gesuchten Platz angekommen, aber wo ist denn nun unsere Unterkunft?
Leider hat unsere Vermieterin vergessen, den Namen des Gebäudes anzugeben. Deshalb kann uns niemand in der nahen Umgebung weiterhelfen. In unserer Verzweiflung stoppen wir vor einem Hochhaus und klingeln. Der Portier öffnet uns und bestätigt mir, dass wir richtig sind. Zwei Stunden Odyssee durch Arequipa haben ein Ende. Hallelujah!

Der Dicke muss weg!

Die nächste Hiobsbotschaft folgt, nachdem wir unsere Koffer ausgeladen haben. Wir dürfen den Dicken nicht vor dem Haus stehen lassen.
Entgegen der Beschreibung im Internet gibt es für diese Wohnung keinen Stellplatz im Gebäude. Unsere Vermieterin nennt uns per WhatsApp Parkmöglichkeiten, die sich in völlig absurder Distanz befinden. Gut, dass es Google gibt! Wir finden zwei Optionen in der Nähe.
In völliger Dunkelheit setzen wir uns nochmal ins Auto. Die erste Garage hat geschlossen, die zweite entdecken wir praktisch im Vorbeifahren. Wir stellen den Dicken unter und gehen zu Fuß zurück zur Unterkunft. Auf dem Weg kaufen wir noch das Nötigste fürs morgige Frühstück ein.

Geschafft!

Nach alles in allem 14 Stunden sind wir endlich an unserem heutigen Etappenziel angekommen. Und sowas von geplättet, dass wir uns nicht mal mehr aufraffen können, irgendwo etwas essen zu gehen. Stattdessen fallen wir nach einem Toastbrot völlig erschöpft ins Bett. Was für ein Tag!