Montevideo – Teil 2

Grimaldi

Die nächsten Tage – Im Zeichen des Automobils

Mittwoch, 26. Juni:

Anfang Juli soll ja unser Auto in Montevideo eintreffen und so wollen wir jetzt schon langsam die ersten Vorbereitungen für den Import treffen. Zu diesem Zweck haben wir am frühen Nachmittag einen Termin mit unserem Zollagenten. Er informiert uns, dass das Schiff bereits morgen in Montevideo ankommen wird und erklärt uns den weiteren Ablauf.

Zunächst müssen wir zur Migración (um die Ecke) und ein Einreisezertifikat (Certificado de Llegada) – nur für den Fahrzeughalter erforderlich – für den Zoll (Aduana) besorgen. Er begleitet uns dorthin und erläutert der Dame am ersten Schalter, was wir brauchen. Sie nimmt mir meinen Pass ab und meint, so eine Stunde Wartezeit müssten wir schon einkalkulieren und wir würden aufgerufen werden, wenn wir dran sind. Unser Zollagent flaxt mit der Dame, er hätte uns schon die beiden wichtigsten Begriffe für Südamerika – tranquilo und mañana – beigebracht.
Nach einer guten Stunde des Wartens ist immer noch nichts passiert. Naja, nicht ganz. Uns fällt auf, dass die meisten der Personen, die nach uns gekommen sind, in der Zwischenzeit zumindest die erste Hürde genommen haben und an einem der wenigen besetzen Schreibtische (=Schalter) Platz genommen haben, um ihr Anliegen vorzutragen. Ich stelle mich nochmals in die erste Schlange, um nachzufragen, zumal die Behörde in einer halben Stunde schließt. Neuankömmlinge werden jetzt nicht mehr dran genommen; sie sollen morgen wieder kommen. Als ich an der Reihe bin und höflich nachfrage, werde ich unfreundlich angeblafft, was ich denn wolle, sie hätte doch gesagt, ich müsse warten. Die bereits angenommenen Anträge werden jetzt noch nach und nach abgearbeitet, ich solle warten bis ich aufgerufen werde.

Um 15:00 h – jetzt schließt die Behörde offiziell ihre Tore – hat der Restbestand an Wartenden merklich abgenommen. Auch die Zahl der geöffneten Schalter geht immer mehr gegen Null. Ich mache mich vorsichtig auf die Suche nach meinem Pass. Beim Gruppenleiter entdecke ich ihn ganz oben im Stapel. Nun kann es ja nicht mehr lange dauern. Falsch gedacht! Eine Beamtin nimmt einen ganzen Schwung aus seinem Bearbeitungskörbchen und schleppt ihn zu ihrem Platz, wo sie den Stapel neu sortiert. Bei diesem Umsortieren landet mein Pass wieder ganz unten im Stapel. Ich warte weiter und weiter und weiter. Als Vorletzte im ganzen Saal werde ich dann doch noch aufgerufen und darf mein Anliegen vorbringen. Nach verschiedenen Fragen auf Spanisch spuckt der Drucker das gewünschte Dokument aus. Nach dem Überprüfen der Daten und einer Unterschrift darf ich nun zum zweiten Schalter und von dort zur Kasse gehen. Nach über zwei Stunden Wartezeit und Bezahlen von 224 UR-$ halte ich das erforderliche Formular in Händen – kaum zu glauben!!!!
Durch den Hintereingang (mit einer Tür wie in Ford Knox) dürfen wir endlich das Gebäude verlassen.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Agenten von Grimaldi, um vielleicht heute schon den Original-Seefrachtbrief (Bill of Lading – B/L) zu ergattern. Nur mit diesem Frachtbrief händigt uns die Reederei auch unser Fahrzeug aus. Einige Blocks später sind wir am Ziel und werden von der Empfangsdame eingelassen. Mit dem Aufzug fahren wir in den achten Stock und erklären dieser Empfangsdame, was unser Begehr ist. Wir haben Glück und bekommen ein Original-B/L und eine Rechnung über mehr als 800 USD, die wir gleich in bar begleichen dürfen. So ausgestattet, kehren wir zu unserem Agenten zurück. Nach dem Indossieren des B/Ls (nichts anderes als eine Unterschrift auf der Rückseite) überreiche ich ihm dasselbe und das Einreisezertifikat. Jetzt müssen wir warten bis das Schiff angekommen und gelöscht ist und natürlich die Importabfertigung erledigt ist.

Nach diesem aufregenden Nachmittag gönnen wir uns eine Tasse Kaffee und eine süße Verführung in einem Café in einer ehemaligen Apotheke.

Donnerstag, 27. Juni 2019:

Am Vormittag sehen wir doch tatsächlich, wie ein Schiff von Grimaldi Lines über den Río de la Plata an unserem Balkon vorbei in Richtung Hafen von Montevideo schippert. Das kann nur die Grande Amburgo – mit unserem Dicken an Bord – sein!!!

Das Schiff kommt an
Die Grande Amburgo nimmt Kurs auf Montevideo. An Bord: Unser Dicker!

Um die Wartezeit zu verkürzen, besichtigen wir das Museo de los Azulejos und das Museo del Automovíl.


Freitag, 28. Juni 2019:

Nach Lunch in einem kleinen Café in einer Seitenstraße der Fußgängerzone von Montevideo würden wir gerne noch das Teatro Solis besichtigen. Aber ausgerechnet heute werden wegen Umbaus keine Führungen durchgeführt. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir ohne Erfolg wieder abziehen (müssen). Dann genießen wir eben Montevideos Fassadenverschönerungskunst.

Endlich ist es soweit! Wir erhalten Nachricht vom Zollagenten, wir sollen um 15:00 h in sein Büro kommen. Wir sind pünktlich, eine dreiviertel Stunde später ist auch er da. Durch den Nieselregen, der den ganzen Tag über herrscht, kam es zu Verzögerungen. Wir gehen nun zu Fuß auf das Hafengelände (durch eine Schranke) zum Stellplatz unseres Fahrzeuges. Auf den ersten Blick ist nichts beschädigt. Nach Unterzeichnung eines weiteren Dokumentes bekommen wir unseren Schlüssel und dürfen nun durch eine weitere Schranke zum uruguayischen Zoll fahren. Eine Zöllnerin erscheint und nimmt unser Fahrzeug in Augenschein. Durch verwinkelte Wege im Zollbereich des Buquebus-Terminals erreichen wir dann auch ihr Büro. Dort stellt sie uns das heiß begehrte ein Jahr gültige Zolldokument der (zollfreien) vorübergehenden Verwendung unseres Fahrzeugs in Uruguay aus. Wichtig: wenn wir Uruguay wieder verlassen, müssen wir dieses Verfahren unbedingt an der Grenzzollstelle abschließen lassen.
Jetzt dürfen ganz offiziell unser Auto übernehmen und das Zollgelände verlassen!

In der Einfahrt zu unserer Straße befindet sich eine Tankstelle. Dort gibt es zwei Arten von Diesel. Wir entscheiden uns für die teurere (und wohl auch qualitativ etwas bessere) Variante und lassen voll tanken. Dafür werden wir über 100 Euro los. Das kann ja heiter werden!
Am Tag zuvor hatten wir mit einer bewachten Parkgarage das Unterstellen unseres Fahrzeuges für unsere restliche Zeit in Montevideo vereinbart. Aber was soll ich sagen: als wir in der Straße ankommen, ist die Garage weg. Wir drehen mehrere Ehrenrunden, aber die Garage taucht nicht mehr auf. Also fahren wir in die nächste Garage und stellen das Auto erst einmal für eine Nacht ein. Morgen sehen wir weiter, zumal es auch langsam dunkel wird. Auf dem Weg zum Appartement stellen wir dann fest, dass sich die Garage zwar in der Straße, aber einen Block weiter westlich befindet. Dann parken wir morgen eben um.

Samstag, 29. Juni 2019:

Nach dem Frühstück holen wir unseren Dicken aus der Garage und fahren mit ihm zu einer Adresse, die Knut im Internet aufgetan hat, um Betriebsflüssigkeiten zu kaufen. Als wir dort ankommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Abgesehen davon, würden wir sowieso nichts bekommen, da es sich um einen Großhändler handelt, der nicht an Privatpersonen verkauft.
Wir fahren die Calle Galicia ab, aber auch hier haben alle Geschäfte bereits geschlossen. Also müssen wir nächste Woche nochmal los.

Montevideo – Teil 1

Montevideo

Die ersten Tage

Montag, 24. Juni 2019:

An unserem ersten Tag in Montevideo gibt sich die Stadt bedeckt. Es ist feucht und im ersten Moment kühl. Sobald wir uns von unserer Unterkunft (mit Blick auf den Zentralfriedhof) in Richtung Avenida 18 de Julio den „Berg“ hocharbeiten, kommen wir recht schnell ins Schwitzen. Bei der Touristeninformation besorgen wir uns einen Stadtplan.
Unser erster Versuch, Geld abzuheben, scheitert. Bitte nicht schon wieder so ein Drama mit der Geldbeschaffung wie in Argentinien! Doch schon der nächste Automat versorgt uns mit uruguayischen Pesos – und bei der BROU sogar (noch) ohne Gebühren. Der Maximalbetrag liegt jedoch bei 5.000 Pesos. Wenn wir wollten, könnten wir auch US-Dollar abheben.

Um einen ersten Eindruck von den Sehenswürdigkeiten zu bekommen, schlendern wir die Av. 18 de Julio entlang. Auch hier wechseln sich schmucke Jugendstil- und Art-Deco-Bauten mit mehr oder weniger modernen Hochhäusern ab. Kleine Plätze dazwischen lockern auf und laden an sonnigen Tagen bestimmt zum Verweilen ein. Jetzt im Winter sind sie eher eine traurige Angelegenheit.

Es herrscht geschäftiges Treiben auf den Straßen. Wie in jeder Großstadt wird auch hier Rücksichtnahme eher klein geschrieben. Nach einem ordentlichen Fußmarsch erreichen wir die Plaza Independencia mit dem Mausoleum unter dem Reiterdenkmal von Artigas in der Mitte und das Wahrzeichen von Montevideo: den Palacio Salvo auf der Ostseite. DAS Haus in Montevideo!
Nach einem Abstecher zum Teatro Solis lassen wir uns in Montevideos Fußgängerzone entlang der Calle Sarandí von den Massen an kleinen Ständen und Wahlkampfhelfern vorbeischieben. So erreichen wir die Plaza Constitución (Matríz) mit der Catedral Matríz (Ituzaungó).

Nach der Besichtigung schlendern wir noch ein Stück weiter, biegen dann nach links Richtung Malecón ab. Die Wolken werden immer dunkler. Als wir auf der Ramblas de Gran Bretaña auf Höhe des Templo Inglés angelangt sind, fängt es auch schon an zu tröpfeln. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, die Unterkunft ohne Regenjacke oder -schirm zu verlassen. Wir verlassen die Uferpromenade und stürzen uns wieder ins Straßengewirr, jetzt auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen, wo auch vielleicht noch Kaffee und Kuchen auf uns warten. Nach einiger Zeit werden wir fündig und kaum sitzen wir im Café hört es auf zu regnen. Auch in Montevideo ist das Wasser chloriert (jedoch nicht so stark wie in Buenos Aires). Trotzdem reicht es, um im Geschmack des Kaffees eine ganz besondere Note zu generieren. Kaum haben wir die Rechnung beglichen und treten wieder hinaus auf die Straße, fängt es nunmehr richtig zu regnen an. Trotz Zwischenstopps in Hauseingängen komme ich gut durchnässt in unserer Unterkunft an. Ich habe gelernt, dass Montevideo besser mit passendem Regenschutz erkundet wird.

Dienstag, 25. Juni 2019:

In der Nacht kommt Wind auf. Bei kaum isolierten Wänden und einfach verglasten Fensterscheiben pfeift der Wind bald durch jede Ritze und vertreibt so das letzte bisschen Restwärme in unserem Appartement. Auch wenn es am nächsten Morgen bitterkalt in unserer Unterkunft ist: Die tiefhängenden Wolken sind verschwunden und die Sonne strahlt. Am Nachmittag werden wir mutig und besichtigen den unserer Unterkunft gegenüberliegenden Zentralfriedhof (Cementerio Central). Der Wind weht immer noch stürmisch (zumindest für mich; das Küstenkind sieht das natürlich ganz anders!).

  1. Tolle Reise, alle Achtung! wo seid ihr denn jetzt letztendlich gelandet ?

  2. Hallo ihr zwei, schön zu sehen, dass der Dicke noch so viel erlebt mit euch!! Tolle Bilder & Berichte! Viel…

  3. Hallo Ihr zwei Weltenbummler. Habe mich schon die ganze Zeit auf die Bilder von Peru gefreut- besonders wenn man einiges…

  4. Oi! Hola! Hallo ihr beiden! Was für beeindruckende Touren und Reiseerlebnisse! Also wenn es euch nach São Paulo verschlägt auf…

  5. Hola Chrischan, schön von dir zu lesen. Aber was meintest du, was mit dem Dicken du nicht verstanden hast? 🙂

Reiseroute Uruguay

Wir haben zwei Wochen in Montevideo eingeplant, um genügend zeitlichen Puffer für den Import unseres Fahrzeugs – den Dicken – zu haben. Danach fahren wir die Ostküste entlang: Piriápolis, Punta del Este, Punta Ballena mit Casapueblo, José Ignacio, Laguna Garzón, La Paloma, Aguas Dulces, Punta del Diablo mit Ausflügen zur Fortaleza de Santa Teresa und La Coronilla, bis hin zur brasilianischen Grenze nach Chuy.

Von Punta del Diablo ins Landesinnere über Treinta y Tres bis zur Quebrada de los Cuervos (Schlucht der Raben) – mit stilechter Übernachtung auf einer Estancia. Dann müssen wir wieder zurück, zumindest grob Richtung Montevideo. Über Minas um den Speckgürtel von Montevideo und Canelones herum auf der Inlandsroute nach San José de Mayo. Nueva Helvecia, Colonia Valdense und dann natürlich UNESCO-Weltkulturerbestadt Colonia del Sacramento werden die nächsten Stationen sein.

Weiter in nördlicher Richtung mit einem Abstecher zur ehemaligen Jesuitensiedlung Calera de las Huérfanas über Carmelo nach Mercedes. Richtung argentinische Grenze nach Fray Bentos zur zweiten und letzten UNESCO-Weltkulturerbestätte. Von dort immer weiter nach Norden nach Paysandú und schließlich Salto mit seinen Thermalquellen. In Salto werden wir die Grenze zu Argentinien dann tatsächlich überqueren.

Auf nach Uruguay!

Flagge Uruguay

Am Nachmittag des 23. Juni 2019 machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zur Fähre – dem Buquebus – von Buenos Aires nach Montevideo. Mit der Expressboot geht es in knapp zweieinhalb Stunden über den Río de la Plata in die Hauptstadt Uruguays.

Nach dem Einchecken des Gepäcks (wie beim Fliegen) geht es in den ersten Stock. Dort wird das Handgepäck geröntgt. An mehreren Schaltern werden die Passagiere abgefertigt. Wir erwischen einen Mitarbeiter, der ständig nur den Kopf schüttelt und kein Freund der vielen Worte zu sein scheint. Nach Fingerabdruck und Irisscan fordert er uns auf, ihm zu folgen. Was hat das zu bedeuten?
Nichts Schlimmes, wie sich herausstellt. Er begleitet uns lediglich zu einem anderen Schalter, damit wir dort gleich den Einreisestempel für Uruguay erhalten.
Danach heißt es in der Abfahrtshalle warten. Doch schon bald dürfen wir die Fähre betreten. Auch hier wird ohne viel Stress eine Warteschlange gebildet. Bevor es auf die Fähre geht, dürfen sich alle Passagiere noch Überzieher über die Schuhe ziehen, wofür auch immer.
Wir haben die erste Klasse gebucht und so dürfen wir ganz nach oben und haben dort einen tollen Panoramablick. Der wird allerdings nicht lang anhalten. Zum einen wird es gegen sechs Uhr abends dunkel, zum anderen beschlagen die Scheiben durch die sehr kühl eingestellte Klimaanlage.

In Montevideo angekommen, geht es beim Verlassen der Fähre nicht mehr ganz so gesittet zu wie beim Einsteigen, aber immer noch ganz moderat. Nach dem Entsorgen der Überzieher fließen wir mit der Masse zur Gepäckausgabe. Schnell haben wir unsere vier Koffer und warten nun im Pulk mit den anderen darauf, unser Gepäck auf die Röntgengeräte zu hieven und durchleuchten zu lassen.

Geschafft! Am Ende der Ankunftshalle verlassen wir das Gebäude und merklich kühlere, aber glücklicherweise trockene, Luft umfängt uns. Und wieder heißt es in die Schlange einreihen und warten bis man an der Reihe fürs Taxi ist. Wir haben Glück und erwischen ein großes, in das auch alle Gepäckstücke passen.


An der genannten Adresse angekommen, kommen wir nicht ins Gebäude. Der angegebene Code funktioniert nicht (war auch der für die Wohnung, wie wir später bemerken). Portier ist keiner zu sehen. Irgendwann taucht dann doch noch jemand auf und lässt uns rein. Ob wir denn einen Schlüssel für die Wohnung und einen Chip für die Eingangstür hätten? Nein. Dann versucht er, die Putzfrau zu erreichen. Fehlanzeige. In einer Mischung aus englisch und spanisch finden wir heraus bzw. er schaut nach und vergewissert sich, dass das Appartement über ein spezielles Zahlenschloss verfügt. Dann lässt er uns nach oben. Hier funktioniert der Code. Und in der Wohnung finden wir auch Schlüssel und Chip. Alles ok.

In Buenos Aires – Teil 2

Floralis Genérica

Fortsetzung – Was erleben wir in zwei Wochen Buenos Aires?

Stadt: Buenos Aires lässt sich gerne auch als Paris Südamerikas titulieren. Nun, die Porteños scheinen eine ebenso große Vorliebe für Hunde zu haben wie die Pariser. Zumindest in „unserem“ Barrio San Telmo, das laut Reiseführer eines der raueren Stadtteile im Süden ist, müssen wir höllisch aufpassen, wenn wir uns auf den Gehwegen, die übrigens alle gefliest und nicht geteert sind, bewegen. Die Tretminen in Form von Hundekacke lauern auf unachtsame Füße. Auch die Schwaden flüssiger und fester Hundeexkrementendüfte lassen nicht lange auf sich warten und begleiten die Erkundungstour durch die Stadt. Nur während des Dauerregens riechen wir nichts mehr.

San Telmo zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Café-, Restaurant-, Bar- und Kneipenvielfalt aus. Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Viele Häuser haben ihre besten Zeiten (schätzungsweise 18. bis frühes 20. Jahrhundert) bereits hinter sich, aber dennoch versprühen sie einen morbiden und eigenwilligen Charme. Oft bilden sie zusammen mit welligen Garagentoren die Leinwand für mehr oder weniger begabte Street-Art-Künstler.

Meist befindet sich im Erdgeschoss ein kleiner Lebensmittel- oder Obst- und Gemüseladen. Fleisch wird in Carnicerías und Wurst in Fiambrerías – also getrennten Geschäften – verkauft.
In entstandenen oder mit Absicht generierten Lücken schießen Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden.

Sightseeing San Telmo:
Mercado de San Telmo: In der alten Markthalle gibt es alles, was das Herz begehrt. Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, leckeren Käse, Gewürze, Dulce de Leche, Secondhandklamotten, Trödelkram, Mate mit allem nötigen Zubehör und kleine Stände mit allen Arten kulinarischer Köstlichkeiten der argentinischen Küche.
Plaza Dorriega: Einen Kaffee in der Sonne trinken und dabei zusehen, wie Paare Tango tanzen und der traurigen Musik lauschen.
Feria de San Telmo: Jeden Sonntag entlang der Straße Defensa von der Plaza Dorriega bis zur Plaza 25 de Mayo. Mehr oder weniger gelungenes Kunsthandwerk, Flohmarkt, argentinisches Flair.

Sightseeing andere Stadtteile:
La City: Plaza 25 de Mayo mit Casa Rosada und Obelisk. Jeden Donnerstag Nachmittag kommen die Mütter der Menschen, die während der Militärdiktatur verschwunden sind, zur Plaza de Mayo, um an die Greuel zu erinnern und gegen das Vergessen zu mahnen.

Recoleta: Den Friedhof La Recoleta besichtigen. Alles, was Rang und Namen in Argentinien hat, liegt hier zur letzten Ruhe gebettet. Auch Evita wird im Mausoleum der Familie Duarte gehuldigt. Tatsächlich begraben ist sie wohl woanders – aus Sicherheitsgründen.
Ein ganz besonderes Erlebnis, wenn es wie aus Kübeln schüttet und man nach wenigen Minuten bis auf die Knochen durchnässt ist. Wir haben’s ausprobiert.

Palermo: An einem regenfreien Tag den Garten-Stadtteil genießen. Neben weitläufigen Parks befinden sich hier auch einige interessante Museen, wie das Museo Evita, das MALBA Museo del Arte Latinoamerica Buenos Aires, Museo Xul Solar und das Museo de Bellas Artes Decorativas (hier konnten wir von der Galerie aus der Generalprobe eines Kammerkonzertes im prachtvollen Ballsaal zuschauen und -hören. Tolle Akustik!).

Museo Evita:

Unsere Favoriten im MALBA:

Im Museo Xul Solar:


Tribunales mit seinem Teatro Colón: Auch wenn man keinen Platz für eine Führung ergattert, auch von außen ist das Gebäude schön anzuschauen.

  1. Tolle Reise, alle Achtung! wo seid ihr denn jetzt letztendlich gelandet ?

  2. Hallo ihr zwei, schön zu sehen, dass der Dicke noch so viel erlebt mit euch!! Tolle Bilder & Berichte! Viel…

  3. Hallo Ihr zwei Weltenbummler. Habe mich schon die ganze Zeit auf die Bilder von Peru gefreut- besonders wenn man einiges…

  4. Oi! Hola! Hallo ihr beiden! Was für beeindruckende Touren und Reiseerlebnisse! Also wenn es euch nach São Paulo verschlägt auf…

  5. Hola Chrischan, schön von dir zu lesen. Aber was meintest du, was mit dem Dicken du nicht verstanden hast? 🙂

In Buenos Aires – Teil 1

Flagge Argentinien

Was erleben wir in zwei Wochen Buenos Aires?

Wetter: Sonne, feuchte Wärme, Regen bis hin zum starken Dauerregen, bewölkte Kühle.

Stromausfall: Aufgrund eines Versorgungsfehlers im Staudamm Salto Grande zwischen Argentinien und Uruguay gehen am Sonntag, 17.06.2019, in Buenos Aires die Lichter aus bzw. nicht mehr an. Betroffen ist ganz Argentinien, Uruguay, Paraguay, sowie Teile Chiles und Perus. Glücklicherweise haben wir bereits nach vier Stunden wieder Strom. Andere Landesteile sind auch noch Tage später ohne denselben.

Spanischkurs: Einführung in das Español tuteante und das Español voseante und dessen Besonderheiten im Rio-de-la-Plata-Raum. Kleine landeskundliche Einführung in die Gepflogenheiten Argentiniens und gleichzeitig intensive Grammatikwiederholung.

Menschen: Freundliche und hilfsbereite Porteños, nur im chinesischen Restaurant eine überaus zickige chinesische Bedienung, die nichts von den Wünschen ihrer Kunden hält und dies auch deutlich zum Ausdruck bringt.

Essen: Meine persönlichen Highlights: Picadas – vergleichbar mit den Tapas in Spanien, nur nicht ganz so extravagant und abwechslungsreich.
Medialunas: kleine halbmondförmige Croissants aus einem Art Hefeteig mit klebriger Zuckerglasur. Pur oder mit Schinken und Käse belegt. Passt hervorragend zum Café con Leche.
Kuchen mit und ohne Dulce de Leche.
Obst und Gemüse in allen Variationen. Sehr schmackhaft und sehr preiswert. Vor allem die Saftorangen und Morrón, großer süßer roter Paprika, schmecken phänomenal gut.

Trinken: Die guten argentinischen Rotweine (z.B. Malbec) probieren. Der Vino de la Casa schmeckt immer. Auch das argentinische Bier ist äußerst süffig. Es gibt überall auch Wasser mit Kohlensäure.

Public Transport: Am besten besorgt man sich die blaue SUBE-Karte (kostete im Juni 2019 90 arg. Pesos, also ca. 2 Eur). Wir haben sie in einem Lotteriegeschäft gekauft und dort auch gleich aufladen lassen. In den U-Bahn-Stationen stehen auch Automaten, an denen man sein Guthaben abfragen und auch wieder aufladen kann. Meist funktionieren aber nicht alle Automaten gleichzeitig.
Mit der Karte kann man die U-Bahn (heißt in Buenos Aires Subte), Zug und Bus (Colectivo) benutzen. Eine Karte kann für mehrere Personen verwendet werden. Eine Fahrt in der Subte kostete 19 Pesos.
Sehr angenehm: es wird nicht gedrängelt. Beim Bus wird brav eine Schlange gebildet. Man stellt sich einfach an und wartet bis man dran ist.

Der erste Tag in Buenos Aires

Buenos Aires

Buenos Días Argentina! Wir sind tatsächlich in Buenos Aires. Es ist noch dunkel, als wir die Glastür ins Freie passieren. Die Luft ist feucht, aber nicht besonders kalt. Während Knut raucht, beobachte ich, wie einstige Flugreisende mit ihren Gepäckstücken ins Freie treten. Nach Hause, ins Hotel. Wohin sie wohl alle so zielstrebig strömen?
Bevor wir uns ein Taxi zu unserer Unterkunft nehmen können, müssen wir erst noch Geld wechseln.
Es gibt zwei Automaten in der Ankunftshalle. Einer ist kaputt, der andere spuckt pro Abhebung nicht mehr als 2000 Argentinische Pesos – das sind ungefähr 40 Euro – aus. Die Gebühren für jede Abhebung in Höhe von 10% sind auch nicht schlecht. Aber was hilft es? Wir müssen uns ja irgendwie mit Landeswährung versorgen.

In der Ankunftshalle des Flughafens gibt es einen Schalter für die offiziellen Taxis vom Flughafen in die Stadt. Wir bezahlen in US-Dollar, um unser schmales Budget an argentinischen Pesos zu schonen.

Während der Fahrt geht die Sonne auf und gibt Buenos Aires einen sonnigen und freundlichen Anstrich. Knapp eine Stunde später spuckt uns das Taxi vor der Tür der von uns angegebenen Adresse aus.
Die meisten neueren (vielleicht auch etwas besseren) (Hoch-)Häuser verfügen über einen Portier. Unserer versteckt sich in seinem Häuschen hinter verglasten Scheiben, sodass ich nur aufgrund einer kurzen Bewegung eines dunklen Schattens erahnen kann, dass sich überhaupt jemand hinter der Scheibe befindet. Ich trage unser Anliegen in spanisch vor, er öffnet die Tür für uns, wir treten ein und erhalten tatsächlich den Schlüssel für unser Appartement. Wir quetschen uns in den Aufzug, der uns in jedem Stockwerk piepsend in den achten Stock befördert.
Das Appartement erstreckt sich über zwei Stockwerke; die gesamte Front besteht aus Glas und verleiht den Zimmern eine luftige Helligkeit. Die Wohnung wirkt etwas kleiner als auf den Fotos, aber es ist alles vorhanden. Wir richten uns ein und beschließen, erst einmal noch ein paar Stunden zu schlafen. Schlafen wird so ein Thema sein. Zunächst fällt es uns gar nicht so auf, aber mit der Zeit wird es offensichtlich. Egal, ob die Fenster offen oder geschlossen sind: es ist immer ein Rauschen wie bei einer laufenden Klimaanlage oder Spülmaschine zu hören. Es stammt von zwei stark befahrenen Straßen in Sichtnähe, wobei eine davon eine der Stadtautobahnen von BA ist. In einer Stadt, die niemals schläft, rattern und rollen hier Tag und Nacht die Fahrzeuge über den Asphalt, das bei uns als permanentes Rauschen ankommt. Für uns zwei Landeier, die wir die letzten drei Jahre in einem ruhigen Tal im Schwäbischen verbracht haben, wird das zur ersten Belastungs- und Anpassungsprobe.

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg, unseren Stadtteil (Barrio) San Telmo zu erkunden und einen Bankautomaten aufzuspüren, der mehr als die bescheidenen 2000 Pesos ausgibt. Wir klappern mehrere Banken ab und reihen uns jedes Mal in die Schlange wartender Argentinier ein. Einige Automaten spucken überhaupt kein Geld aus, wieder andere nur die 2000 Pesos. Einige der Wartenden in der Schlange treffen wir in den anderen Banken auch wieder. Es ist schon ein seltsames und beunruhigendes Gefühl, wenn man von Bank zu Bank trottet und versucht an Geld zu kommen. Zum Schluss unserer „Bankentour“ entdecken wir dann aber tatsachlich noch eine Bank, bei der man auch mehr abheben kann. Sie wird unsere Anlaufstelle werden. Egal, bei welcher Bank Geld abgehoben wird, es fallen immer zwischen 200 und 500 Pesos Gebühren pro Abhebung an; zumindest bei denen, bei denen wir es probiert haben – und das waren einige.
Nachdem wir uns mit dem Nötigsten im Supermarkt um die Ecke versorgt haben, kehren wir in unsere Unterkunft zurück und fallen schon wieder in den nächsten Schlaf. Die Zeitverschiebung und das schwülwarme Klima macht mir mehr zu schaffen als ich dachte.

Es geht los!

Im Flugzeug

Am 6. Juni 2019 ist es endlich soweit: Wir starten in die Realisierung unseres lang gehegten Traumes. Unser erstes Ziel: Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens.

Nach dem Frühstück verstauen wir die letzten Sachen in unseren vier (!) Taschen, Koffern und Rucksäcken, die zwei kleinen Rucksäcke fürs Handgepäck und die Tasche für die Kamera nicht mitgerechnet. Mit dem Mietwagen fahren wir von Stralsund, wo wir die letzten Wochen bei sehr guten Freunden untergekommen sind, in Richtung Frankfurt Flughafen. Immer wieder müssen wir Staus umfahren, sodass die noch zu fahrende Strecke einfach nicht weniger werden will. Wir haben das Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Doch irgendwann erreichen wir tatsächlich den Flughafen. Wir drehen eine Ehrenrunde zur Tankstelle. Knut setzt mich mit dem gesamten Gepäck am Terminal ab und fährt zum anderen, um das Fahrzeug abzugeben. Quasi mit einer Punktlandung treffen wir uns am Terminal.

Beim Einchecken am Automaten bekommen wir einen Riesenschrecken. Angeblich brauchen wir ein Visum für Argentinien, ohne das wir nicht einchecken können. Aber wir haben natürlich keines. Was nun? Bei der Gepäckabgabe bekommen wir einen Gutschein für den Schalter der Business Class, um mit einem Menschen sprechen zu können. Während wir warten, hat Knut die zündende Idee für eine Erklärung. Wir haben unser Ticket mit einem Rückflugtermin im März 2020 ausstellen lassen. Woher soll das System nun wissen, dass wir bereits Ende Juni 2019 mit der Fähre nach Uruguay ausreisen werden. Glücklicherweise haben wir Fähre nach und Unterkunft für Montevideo bereits online gebucht, sodass wir unsere Weiterreise glaubhaft nachweisen können. Die freundliche Angestellte am Check-In-Schalter schafft es, uns auf der Basis dieser Informationen auch ohne Visum einzuchecken. Mir fällt ein Stein vom Herzen!
Und zur Belohnung bekommen wir auch noch ein Upgrade auf die Business Class. Oh wie schön!

Die restliche Zeit bis zum Start vergeht wie im Flug und wir sind ganz angetan von Beinfreiheit und Service in der Business Class. Was für ein Luxus! Den größten Teil der Flugzeit verschlafen wir.
Im Landeanflug ruckelt es ordentlich, dafür verläuft die Landung völlig problemlos. Pünktlich um 6:45 h Ortszeit landen wir in Buenos Aires. Etwas matschig im Kopf bringen wir die Einreiseformalitäten hinter uns. Es kommen auch tatsächlich alle aufgegebenen Gepäckstücke an. Und jetzt aber erst mal nichts wie raus an die frische Luft: Knut muss seine völlig geleerten Nikotinspeicher auffüllen.