Nach Osten: Von Montevideo nach Punta del Este mit Zwischenstopp in Piriápolis

Gesamte Strecke: ca. 130 km

Gut einen Monat nach unserem Abflug aus Deutschland ist es jetzt also so weit: Unser Abenteuer Südamerika darf endlich so richtig beginnen.
Nachdem wir unseren „Dicken“ aus der Garage geholt und alle unsere Habseligkeiten in seinem Inneren verstaut haben, brechen wir entlang der Flussmündung des Río de la Plata zur Atlantikküste im Osten Uruguays auf. Es dauert eine ganze Weile bis wir Montevideo und seine Ausläufer hinter uns lassen. Doch dann nimmt die Besiedlung merklich ab. Heute scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Immer wieder zweigen Straßen von der Interbalnearia zu den sich aktuell im Winterschlaf befindenden Badeorten an der Küste ab.

Piriápolis

Wir fahren bis Piriápolis. Dieses Städtchen mit seiner einstmals sicherlich mondänen Uferpromenade wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts nach den Plänen und Vorstellungen des uruguayisch-argentinischen Unternehmers Francisco Piria erbaut. Auch wenn Piriápolis den Eindruck erweckt, seine beste Zeit schon hinter sich zu haben, so zeugt das monumentale (ehemalige) Hotel Argentino und das wesentlich kleinere Hotel Colón mit seinem Fachwerk von dem einstigen Glanz der Stadt.

Wir fahren zum nahegelegenen Castillo, der damaligen Privatresidenz des Empresarios. Das Domizil erinnert an eine mittelalterliche Trutzburg im Kleinformat. Von den Zinnen hat man einen wunderbaren Blick auf die Sierra und natürlich auf Piriápolis. Der Hausherr mag sich hier wie ein Fürst gefühlt haben.

Nach so viel Glanz und Gloria bildet der Besuch der Iglesia Maldita de Piria (Pirias verdammte Kirche) einen Gegenpol. Piria ließ sie ab 1917 erbauen. Die wohl nie fertiggestellte und nach Osten ausgerichtete (wohl das Zeichen für eine von Freimaurern errichtete) Kirche wurde vollkommen dem Verfall preisgegeben. Es steht nunmehr nur noch das Gerippe einer Kirche. Nur noch Tauben und streunende Hunde und Katzen halten sich hier auf. Trotzdem lohnt sich der Stopp, herrscht hier eine ganz eigene und besondere Atmosphäre.


Punta del Este

Wir fahren weiter und erreichen am Nachmittag unser heutiges Etappenziel: Punta del Este, teures Zentrum der Riviera Lateinamerikas.
Es dauert eine Weile bis wir unser Hotel im Dschungel der Hotelhochhäuser finden. Doch nach dem Einchecken machen wir uns sogleich auf, unsere Umgebung zu erkunden.
Es herrscht reges Sonntagnachmittagstreiben in den Straßen. Dennoch haben viele Cafés und Restaurants jetzt im Winter geschlossen. Diejenigen, die geöffnet haben, sind sehr gut besucht. Wir haben schon die Hoffnung auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen aufgegeben, doch dann entdecken wir ein Café mit freien Plätzen in der Straße unseres Hotels. Nach dem Genuss von Apfelstrudel, Torte und zwei Cappucini und dem Erhalt der Rechnung können wir erahnen, warum noch Plätze frei waren. Das war der teuerste Cafébesuch ever: schlappe 41 USD dürfen wir berappen. Dafür sind wir aber auch erst einmal pappsatt.

So langsam geht die Sonne unter und so schlendern wir Richtung Wasser. Uruguayos jeden Alters haben sich schon versammelt und warten geduldig mit Matetasse und Thermoskanne in der Hand darauf, dass der Feuerball spektakulär am Horizont im Meer versinkt. Sie – und wir natürlich auch – sollen nicht enttäuscht werden.

Punta del Este Sonnenuntergang
Sonnenuntergang in Punta del Este