Montevideo – Teil 2

Die nächsten Tage – Im Zeichen des Automobils

Mittwoch, 26. Juni:

Anfang Juli soll ja unser Auto in Montevideo eintreffen und so wollen wir jetzt schon langsam die ersten Vorbereitungen für den Import treffen. Zu diesem Zweck haben wir am frühen Nachmittag einen Termin mit unserem Zollagenten. Er informiert uns, dass das Schiff bereits morgen in Montevideo ankommen wird und erklärt uns den weiteren Ablauf.

Zunächst müssen wir zur Migración (um die Ecke) und ein Einreisezertifikat (Certificado de Llegada) – nur für den Fahrzeughalter erforderlich – für den Zoll (Aduana) besorgen. Er begleitet uns dorthin und erläutert der Dame am ersten Schalter, was wir brauchen. Sie nimmt mir meinen Pass ab und meint, so eine Stunde Wartezeit müssten wir schon einkalkulieren und wir würden aufgerufen werden, wenn wir dran sind. Unser Zollagent flaxt mit der Dame, er hätte uns schon die beiden wichtigsten Begriffe für Südamerika – tranquilo und mañana – beigebracht.
Nach einer guten Stunde des Wartens ist immer noch nichts passiert. Naja, nicht ganz. Uns fällt auf, dass die meisten der Personen, die nach uns gekommen sind, in der Zwischenzeit zumindest die erste Hürde genommen haben und an einem der wenigen besetzen Schreibtische (=Schalter) Platz genommen haben, um ihr Anliegen vorzutragen. Ich stelle mich nochmals in die erste Schlange, um nachzufragen, zumal die Behörde in einer halben Stunde schließt. Neuankömmlinge werden jetzt nicht mehr dran genommen; sie sollen morgen wieder kommen. Als ich an der Reihe bin und höflich nachfrage, werde ich unfreundlich angeblafft, was ich denn wolle, sie hätte doch gesagt, ich müsse warten. Die bereits angenommenen Anträge werden jetzt noch nach und nach abgearbeitet, ich solle warten bis ich aufgerufen werde.

Um 15:00 h – jetzt schließt die Behörde offiziell ihre Tore – hat der Restbestand an Wartenden merklich abgenommen. Auch die Zahl der geöffneten Schalter geht immer mehr gegen Null. Ich mache mich vorsichtig auf die Suche nach meinem Pass. Beim Gruppenleiter entdecke ich ihn ganz oben im Stapel. Nun kann es ja nicht mehr lange dauern. Falsch gedacht! Eine Beamtin nimmt einen ganzen Schwung aus seinem Bearbeitungskörbchen und schleppt ihn zu ihrem Platz, wo sie den Stapel neu sortiert. Bei diesem Umsortieren landet mein Pass wieder ganz unten im Stapel. Ich warte weiter und weiter und weiter. Als Vorletzte im ganzen Saal werde ich dann doch noch aufgerufen und darf mein Anliegen vorbringen. Nach verschiedenen Fragen auf Spanisch spuckt der Drucker das gewünschte Dokument aus. Nach dem Überprüfen der Daten und einer Unterschrift darf ich nun zum zweiten Schalter und von dort zur Kasse gehen. Nach über zwei Stunden Wartezeit und Bezahlen von 224 UR-$ halte ich das erforderliche Formular in Händen – kaum zu glauben!!!!
Durch den Hintereingang (mit einer Tür wie in Ford Knox) dürfen wir endlich das Gebäude verlassen.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Agenten von Grimaldi, um vielleicht heute schon den Original-Seefrachtbrief (Bill of Lading – B/L) zu ergattern. Nur mit diesem Frachtbrief händigt uns die Reederei auch unser Fahrzeug aus. Einige Blocks später sind wir am Ziel und werden von der Empfangsdame eingelassen. Mit dem Aufzug fahren wir in den achten Stock und erklären dieser Empfangsdame, was unser Begehr ist. Wir haben Glück und bekommen ein Original-B/L und eine Rechnung über mehr als 800 USD, die wir gleich in bar begleichen dürfen. So ausgestattet, kehren wir zu unserem Agenten zurück. Nach dem Indossieren des B/Ls (nichts anderes als eine Unterschrift auf der Rückseite) überreiche ich ihm dasselbe und das Einreisezertifikat. Jetzt müssen wir warten bis das Schiff angekommen und gelöscht ist und natürlich die Importabfertigung erledigt ist.

Nach diesem aufregenden Nachmittag gönnen wir uns eine Tasse Kaffee und eine süße Verführung in einem Café in einer ehemaligen Apotheke.

Donnerstag, 27. Juni 2019:

Am Vormittag sehen wir doch tatsächlich, wie ein Schiff von Grimaldi Lines über den Río de la Plata an unserem Balkon vorbei in Richtung Hafen von Montevideo schippert. Das kann nur die Grande Amburgo – mit unserem Dicken an Bord – sein!!!

Das Schiff kommt an
Die Grande Amburgo nimmt Kurs auf Montevideo. An Bord: Unser Dicker!

Um die Wartezeit zu verkürzen, besichtigen wir das Museo de los Azulejos und das Museo del Automovíl.


Freitag, 28. Juni 2019:

Nach Lunch in einem kleinen Café in einer Seitenstraße der Fußgängerzone von Montevideo würden wir gerne noch das Teatro Solis besichtigen. Aber ausgerechnet heute werden wegen Umbaus keine Führungen durchgeführt. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir ohne Erfolg wieder abziehen (müssen). Dann genießen wir eben Montevideos Fassadenverschönerungskunst.

Endlich ist es soweit! Wir erhalten Nachricht vom Zollagenten, wir sollen um 15:00 h in sein Büro kommen. Wir sind pünktlich, eine dreiviertel Stunde später ist auch er da. Durch den Nieselregen, der den ganzen Tag über herrscht, kam es zu Verzögerungen. Wir gehen nun zu Fuß auf das Hafengelände (durch eine Schranke) zum Stellplatz unseres Fahrzeuges. Auf den ersten Blick ist nichts beschädigt. Nach Unterzeichnung eines weiteren Dokumentes bekommen wir unseren Schlüssel und dürfen nun durch eine weitere Schranke zum uruguayischen Zoll fahren. Eine Zöllnerin erscheint und nimmt unser Fahrzeug in Augenschein. Durch verwinkelte Wege im Zollbereich des Buquebus-Terminals erreichen wir dann auch ihr Büro. Dort stellt sie uns das heiß begehrte ein Jahr gültige Zolldokument der (zollfreien) vorübergehenden Verwendung unseres Fahrzeugs in Uruguay aus. Wichtig: wenn wir Uruguay wieder verlassen, müssen wir dieses Verfahren unbedingt an der Grenzzollstelle abschließen lassen.
Jetzt dürfen ganz offiziell unser Auto übernehmen und das Zollgelände verlassen!

In der Einfahrt zu unserer Straße befindet sich eine Tankstelle. Dort gibt es zwei Arten von Diesel. Wir entscheiden uns für die teurere (und wohl auch qualitativ etwas bessere) Variante und lassen voll tanken. Dafür werden wir über 100 Euro los. Das kann ja heiter werden!
Am Tag zuvor hatten wir mit einer bewachten Parkgarage das Unterstellen unseres Fahrzeuges für unsere restliche Zeit in Montevideo vereinbart. Aber was soll ich sagen: als wir in der Straße ankommen, ist die Garage weg. Wir drehen mehrere Ehrenrunden, aber die Garage taucht nicht mehr auf. Also fahren wir in die nächste Garage und stellen das Auto erst einmal für eine Nacht ein. Morgen sehen wir weiter, zumal es auch langsam dunkel wird. Auf dem Weg zum Appartement stellen wir dann fest, dass sich die Garage zwar in der Straße, aber einen Block weiter westlich befindet. Dann parken wir morgen eben um.

Samstag, 29. Juni 2019:

Nach dem Frühstück holen wir unseren Dicken aus der Garage und fahren mit ihm zu einer Adresse, die Knut im Internet aufgetan hat, um Betriebsflüssigkeiten zu kaufen. Als wir dort ankommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Abgesehen davon, würden wir sowieso nichts bekommen, da es sich um einen Großhändler handelt, der nicht an Privatpersonen verkauft.
Wir fahren die Calle Galicia ab, aber auch hier haben alle Geschäfte bereits geschlossen. Also müssen wir nächste Woche nochmal los.