Ins Landesinnere: Von Punta del Diablo zur Quebrada de los Cuervos mit Zwischenstopp in Treinta y Tres

Gesamte Strecke: ca. 200 km

Bei Wind und Wetter

Am frühen Morgen setzt der für die Nacht angekündigte Regen ein. Es regnet immer noch, als wir aufstehen und uns reisefertig machen. Nach Frühstück und Auschecken erwischen wir einige regenfreie Minuten, um den Dicken zu beladen. Grau und trist hängen die Wolken heute ganz besonders tief.

Auf und neben der Piste

Nach wenigen Kilometern biegen wir links ab auf die Ruta 14, die schon bald danach in eine Sandpiste übergeht. Auf der schnurgeraden Straße rumpeln wir zielsicher ins Landesinnere.

Fahrpause auf der Sandpiste
Pause bei Wind und Wetter – irgendwo auf der Ruta 14

So weit das Auge reicht: leicht hügeliges Weideland in grün und braun, unterbrochen von einzelnen Palmen und Eukalyptusbäumen. Die Pfosten der Zäune sind mit Moosen und Flechten bewachsen. Auf den Wiesen steht an einigen Stellen das Wasser, wenn nicht ohnehin schon ein kleiner Teich oder ein träges Flüsschen hier seinen angestammten Platz hat.

Teilweise stehen die grasenden Kühe bis zum Bauch im Wasser und könnten jedem Wasserbüffel Konkurrenz machen. Es scheint sie nicht weiter zu kümmern. Störche und Reiher staken durch die Pfützen. Auch ein paar Nandus sind unterwegs. Selbst die Schafe sind hier grau, als ob ihr Wollpelz mit Flechten durchzogen wäre.

Immer weiter

Es fängt schon wieder an zu regnen. Nach einiger Zeit blitzt und donnert es auch um uns herum. Die Straße wird immer wilder und holpriger. Häuser und sonstige menschliche Behausungen sind seltene Ausnahmen. Nach knapp über 50 km Schotterpiste erreichen wir Lasconas. Als wir an der Tankstelle im Ort haltmachen und aussteigen, stellen wir fest, dass unser Dicker ganz schön rostrot gesprenkelt und richtig schön versifft aussieht.

An der Tankstelle selbst bekommen wir nur den schwefelhaltigeren Diesel; den anderen haben sie gerade nicht. Sicherheitshalber tanken wir mal nur 20 Liter. Während der Diesel in unseren Tank fließt, kommen wir mit den Tankwarten ins Gespräch und bevor wir weiterfahren frage ich, ob die Straße so abenteuerlich bleibt. Nein, nein, ab jetzt ist sie asphaltiert. Abgesehen von zahlreichen „schlagenden Löchern“ stimmt das auch.

In Treinta y Tres

Weitere 80 km später erreichen wir Treinta y Tres. In der Zwischenzeit sind wir fast drei Stunden unterwegs und der kleine Hunger zwischendurch meldet sich ganz sachte. Wir beschließen, im Zentrum eine Pause zu machen und eine Kleinigkeit zu essen. Der Ort findet nicht einmal eine kurze Erwähnung im Reiseführer und bald ist auch klar, warum. Es ist einfach eine Ansammlung von Häusern ohne architektonische Highlights.

Treinta y Tres Gemüseladen
Highlight in Treinta y Tres: Eine Auswahl an Süßkartoffeln

In einer Bäckerei kaufen wir bei einer super missmutigen Verkäuferin zwei Milanesas al Pan. Obwohl zwei Tische mit Stühlen im Verkaufsraum stehen, macht die Verkäuferin nicht den Eindruck, als ob sie uns hier willkommen heißen möchte. Dann essen wir eben kurz im Auto. Kaum sind wir eingestiegen, wird es draußen plötzlich immer dunkler. So dunkel, dass um die Mittagszeit die Straßenbeleuchtung angeht. Dann ein Blitz und ein Donner und es fängt an zu schütten und zu hageln.

Treinta y Tres Hagel
Hagel prasselt auf den Dicken

Binnen weniger Minuten ist unsere Parkbucht geflutet. So viel wie von oben runterkommt, kann der Abfluss gar nicht aufnehmen. Dazu die Hagelkörner, die sich auf dem Gehweg stapeln und wir im Auto mittendrin im Getöse. Bevor wir noch absaufen, fahren wir doch lieber weiter. Kaum haben wir die Stadt verlassen, hat der Spuk auch schon ein Ende und es klart auf.

Stilecht auf einer Estancia logieren

Nach weiteren 60 km kommen wir an die Abzweigung zu unserer heutigen Unterkunft: einer Estancia mit Weideland und Pinienbestand. Nach drei km und ebenso vielen Gattern stehen wir vor dem stattlichen Gebäude mit eigenem Turm. Ich schlage die Glocke am Eingangstor und schon eilt uns der Hausherr entgegen. Nach einem Rundgang durchs Haus und Beziehen unseres Zimmers machen wir es uns mit einer Tasse Kaffee am Kaminfeuer bequem.

Draußen ist es immer noch ungemütlich, aber morgen soll das Wetter schon wieder gut sein. Zum Abendessen gibt es stilecht Rindfleisch (mit Brot und Salat). Auch ein kleines Dessert ist noch drin.