Der erste Tag in Buenos Aires

Buenos Días Argentina! Wir sind tatsächlich in Buenos Aires. Es ist noch dunkel, als wir die Glastür ins Freie passieren. Die Luft ist feucht, aber nicht besonders kalt. Während Knut raucht, beobachte ich, wie einstige Flugreisende mit ihren Gepäckstücken ins Freie treten. Nach Hause, ins Hotel. Wohin sie wohl alle so zielstrebig strömen?
Bevor wir uns ein Taxi zu unserer Unterkunft nehmen können, müssen wir erst noch Geld wechseln.
Es gibt zwei Automaten in der Ankunftshalle. Einer ist kaputt, der andere spuckt pro Abhebung nicht mehr als 2000 Argentinische Pesos – das sind ungefähr 40 Euro – aus. Die Gebühren für jede Abhebung in Höhe von 10% sind auch nicht schlecht. Aber was hilft es? Wir müssen uns ja irgendwie mit Landeswährung versorgen.

In der Ankunftshalle des Flughafens gibt es einen Schalter für die offiziellen Taxis vom Flughafen in die Stadt. Wir bezahlen in US-Dollar, um unser schmales Budget an argentinischen Pesos zu schonen.

Während der Fahrt geht die Sonne auf und gibt Buenos Aires einen sonnigen und freundlichen Anstrich. Knapp eine Stunde später spuckt uns das Taxi vor der Tür der von uns angegebenen Adresse aus.
Die meisten neueren (vielleicht auch etwas besseren) (Hoch-)Häuser verfügen über einen Portier. Unserer versteckt sich in seinem Häuschen hinter verglasten Scheiben, sodass ich nur aufgrund einer kurzen Bewegung eines dunklen Schattens erahnen kann, dass sich überhaupt jemand hinter der Scheibe befindet. Ich trage unser Anliegen in spanisch vor, er öffnet die Tür für uns, wir treten ein und erhalten tatsächlich den Schlüssel für unser Appartement. Wir quetschen uns in den Aufzug, der uns in jedem Stockwerk piepsend in den achten Stock befördert.
Das Appartement erstreckt sich über zwei Stockwerke; die gesamte Front besteht aus Glas und verleiht den Zimmern eine luftige Helligkeit. Die Wohnung wirkt etwas kleiner als auf den Fotos, aber es ist alles vorhanden. Wir richten uns ein und beschließen, erst einmal noch ein paar Stunden zu schlafen. Schlafen wird so ein Thema sein. Zunächst fällt es uns gar nicht so auf, aber mit der Zeit wird es offensichtlich. Egal, ob die Fenster offen oder geschlossen sind: es ist immer ein Rauschen wie bei einer laufenden Klimaanlage oder Spülmaschine zu hören. Es stammt von zwei stark befahrenen Straßen in Sichtnähe, wobei eine davon eine der Stadtautobahnen von BA ist. In einer Stadt, die niemals schläft, rattern und rollen hier Tag und Nacht die Fahrzeuge über den Asphalt, das bei uns als permanentes Rauschen ankommt. Für uns zwei Landeier, die wir die letzten drei Jahre in einem ruhigen Tal im Schwäbischen verbracht haben, wird das zur ersten Belastungs- und Anpassungsprobe.

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg, unseren Stadtteil (Barrio) San Telmo zu erkunden und einen Bankautomaten aufzuspüren, der mehr als die bescheidenen 2000 Pesos ausgibt. Wir klappern mehrere Banken ab und reihen uns jedes Mal in die Schlange wartender Argentinier ein. Einige Automaten spucken überhaupt kein Geld aus, wieder andere nur die 2000 Pesos. Einige der Wartenden in der Schlange treffen wir in den anderen Banken auch wieder. Es ist schon ein seltsames und beunruhigendes Gefühl, wenn man von Bank zu Bank trottet und versucht an Geld zu kommen. Zum Schluss unserer „Bankentour“ entdecken wir dann aber tatsachlich noch eine Bank, bei der man auch mehr abheben kann. Sie wird unsere Anlaufstelle werden. Egal, bei welcher Bank Geld abgehoben wird, es fallen immer zwischen 200 und 500 Pesos Gebühren pro Abhebung an; zumindest bei denen, bei denen wir es probiert haben – und das waren einige.
Nachdem wir uns mit dem Nötigsten im Supermarkt um die Ecke versorgt haben, kehren wir in unsere Unterkunft zurück und fallen schon wieder in den nächsten Schlaf. Die Zeitverschiebung und das schwülwarme Klima macht mir mehr zu schaffen als ich dachte.