Von Punta del Diablo zur Fortaleza de Santa Teresa – und wieder zurück

Santa Taresa

Gesamte Strecke: ca. 30 km

War gestern trübes Grau vorherrschend, so zeigt der erste Blick nach draußen heute eine graue milchige Dunst- und Nebelwand, die sich erst am frühen Nachmittag auflösen wird. Wir fahren zur nahegelegenen Fortaleza de Santa Teresa und dem gleichlautenden Nationalpark. Entgegen der anders lautenden Information im Reiseführer ist die Festung geöffnet und darf besichtigt werden, was wir auch gerne tun.

Danach fahren wir durch den Park, vorbei am geschlossenen Campingplatz, bis zum Strand mit seinem Aussichtspunkt zur Walbeobachtung. Und auch von hier oben ist kein Wal zu entdecken.

Mirador de Ballenas
Von wegen! Weit und breit war kein Wal zu sehen.

Wir fahren zurück nach Punta del Diablo. Im Supermarkt am Ortseingang kaufen wir ein. Ich halte meinen ersten Klönschnack mit dem Eigentümer an der Kasse. Noch vor wenigen Wochen wäre das für mich absolut undenkbar gewesen!

Am Abend möchten wir zum Abschluss unseres Aufenthaltes am Meer noch einmal Fisch oder Meeresfrüchte essen. Um 19:20 h – inzwischen ist es stockdunkel – machen wir uns auf die Suche nach dem Restaurant unserer Wahl: Panes y Pesces. Mit Google und Stirnlampe zur Unterstützung marschieren wir auf nur spärlich beleuchteten Wege aus Sand durch die Dunkelheit. Links, rechts, links … plötzlich stehen wir vor einem riesigen Sandhaufen. Da geht’s schon mal nicht weiter. Da – ein Hinweisschild und 300 Meter weiter noch eins. Aber keines der Häuser scheint Touristen mit Nahrung versorgen zu wollen. Alles ist dunkel. Wir drehen um.

Ein Auto kommt angefahren und parkt vor uns. Wir fragen. Der Fahrer sagt, hier gegenüber sei es. Plötzlich erscheint eine Frau aus der Dunkelheit und erklärt uns, dass das Restaurant den ganzen Winter über geschlossen hat. Ich frage, ob es eine andere Option im Dorf gibt. Ja, am Strand, wir sollen einfach im Zickzack laufen, dann kommen wir genau darauf zu. Toll, und das bei der Straßenbeleuchtung und Straßen, die keinen Namen haben!

Wir machen uns trotzdem auf den Weg. Nach dem ersten Zickzack entdecken wir ein Hinweisschild eines anderen Restaurants und folgen diesem mit knurrendem Magen und dem Mut der aufkeimenden Verzweiflung. Nach 1 km immer noch nichts, auch kein Licht. Laut Onkel Google müssten wir aber in 140 m am Ziel sein. Wir gehen also weiter und tatsächlich finden wir das Restaurant. Es brennt sogar Licht. Wir gehen Richtung Eingangstür aus Glas und ein Mann kommt uns entgegen und schließt die Tür auf. Verunsichert frage ich, ob geöffnet ist. Ja natürlich, wir sollen reinkommen.

Wir sind die einzigen Gäste. Die Speisekarte ist klein, aber fein. Wir bestellen Ravioli mit Shrimps und Zucchini, einen Orangensaft für mich und einen Campari Orange für Knut. Einen zweiten gibt es dann aber schon nicht mehr, weil keine Orangen mehr da sind. Die Ravioli schmecken dafür ganz vorzüglich.

Nach dem Bezahlen stellt sich die Frage, wie wir unsere Unterkunft wiederfinden sollen. Wir folgen dem Blinken des Strommasten und erreichen unser Ziel ohne Umweg und ohne uns verlaufen zu haben. Wer hätte das gedacht?

Von La Paloma bis Punta del Diablo mit Zwischenstopps in Aguas Dulces, La Coronilla und Chuy

Stelzenhaus

Gesamte Strecke: ca. 220 km

Auf der Ruta 10 nach Osten

Nicht besonders traurig verlassen wir La Paloma. Immer weiter geht’s nach Osten. Unser Weg führt uns auf der Ruta 10 entlang der Küste, von der aber nicht mehr viel zu sehen ist. Dafür grün in allen Schattierungen. Die grauen tief hängenden Wolken verschlucken aber jedes Leuchten. Riesige umzäunte Weideflächen sind mit weißen und braunen oder schwarzen Tupfen von grasenden Schafen und Kühen gesprenkelt. Die Einheit der graugrünen Fläche wir durch vereinzelte meterhohe Palmen, die sich im Wind wiegen, durchbrochen. Die ganze Szenerie wirkt surreal.

Ein Schild am Straßenrand weist auf den Bosque de los Ombúes hin. Wir biegen ab und stehen bald schon vor einem verschlossenen roten Gatter. Dahinter staunt eine einsame Kuh über die ver(w)irrten Touristen. Hier kommen wir nicht weiter. Einen anderen Weg gibt es nicht. Uns bleibt nur die Rückkehr auf die Ruta 10 und die Weiterfahrt. Vielleicht will der Wald dieser besonderen Bäume ja im Winter für sich bleiben? Im Reisführer lesen wir später nach, dass der Wald nur im Rahmen geführter Touren besichtigt werden kann.

Wir fahren also weiter. Angeblich sollen sich auf diesem Teil der Strecke die größten Wanderdünen Südamerikas erstrecken. Wenn dem so ist, bekommen wir auf jeden Fall nichts davon mit. Auch kein Hinweisschild deutet auf eine mögliche Abzweigung hin. Ob die Dünen wohl auch in Winterschlaf gefallen sind?

Zwischenstopp in Aguas Dulces

Dann fahren wir weiter nach Aguas Dulces. Dort haben wir den endlos scheinenden Strand ganz für uns allein zum Spazierengehen, Muscheln suchen und bunte Pfahlbautenhäuschen fotografieren.

Natürlich ist auch die Schildkrötenstation Karambué bei La Coronilla komplett verlassen und wir als die alleinigen Besucher trollen uns unverzüglich.

Abstecher nach Chuy

Da wir viel zu früh dran sind, um unsere Unterkunft in Punta del Diablo beziehen zu können, fahren wir einfach weiter bis Chuy, dem letzten Außenposten an der brasilianischen Grenze. Und genau diesen Charme versprüht das Städtchen auch. Ich fühle mich absolut unwohl hier. Knut dagegen findet das ganze Treiben klasse, kann er sich hier doch günstig mit zollfreien Zigaretten und Alkohol eindecken.

Auf der Rückfahrt müssen wir die uruguayische Zollstelle passieren, die wir auf der Hinfahrt einfach links liegen gelassen haben. Prompt werden wir angehalten. Wir erklären den Zöllnern, dass wir nur in Chuy waren und die Grenze zu Brasilien nicht überschritten haben. Unsere Pässe wollen sie dann zwar nicht sehen, wohl aber das Zolldokument für unseren Dicken. Nach Prüfung desselben dürfen wir weiterfahren. In einem kleinen Bistro neben einer großen Tankstelle essen wir leckeres Choripan (Brötchen mit warmer Choizo) und Milanesa al pan (die uruguayische Version des Schnitzelweckles).

Ankunft in Punta del Diablo

Danach tuckern wir weiter nach Punta del Diablo. Im Ort selber irren wir eine Weile durch das Labyrinth der unbefestigten Straßen zu unserer Unterkunft, rustikalen Holzhütten mit Reihenhauscharakter und -charme. Aber das junge brasilianische Paar, das diese Posada betreibt, ist so bemüht und hilfsbereit, dass man sich entgegen des äußeren Anscheins einfach wohlfühlen muss.

Von Punta del Este nach La Paloma mit Zwischenstopps in José Ignacio und Laguna Garzón

La Paloma

Gesamte Strecke: ca. 120 km

José Ignacio

Heute fahren wir die Küste entlang weiter in östliche Richtung. Auf der Fahrt stoppen wir zunächst beim Leuchtturm Faro José Ignacio. Als beeindruckender schlanker Riese steht er auf felsigem Untergrund und trotzt den Gezeiten. Angeblich soll man auch von Juli bis Oktober vom Strand aus vorbeiziehende Wale sehen können. Trotz intensiven Spähens sehen wir keine.

Laguna Garzón

Wir fahren weiter; auch die futuristische Brücke in Form eines Kreises über die Laguna Garzón passieren wir.

La Paloma

Bald danach hört die asphaltierte Strecke auf und wir poltern über unsere erste Schotterpiste 12 km in nördliche Richtung bis wir die Ruta 9 kreuzen. Auf dieser fahren wir dann weiter bis zu unserem heutigen Etappenziel La Paloma. Auch hier gibt es wieder einen grandiosen Leuchtturm. Und theoretisch wieder Wale, aber auch hier ist in der Praxis keiner auszumachen. Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang und noch ausgiebigerem auf die Wellen Starren und der Brandung Lauschen kehren wir in unser Hotel zurück. Waren schon in Punta del Este viele Restaurants geschlossen, so herrscht hier absoluter Totentanz. Der ganze Ort scheint in Winterschlaf gefallen zu sein. Nur mit Mühe und einigem Suchen finden wir ein Restaurant, das überhaupt offen hat. Das Essen ist entsprechend kein Highlight. Welcher Irre hatte denn die Idee, hier länger als unbedingt nötig zu halten? Ich fürchte, in diesem Fall handelte es sich um eine Irre, also mich. Der arme Knut erträgt das Ganze aber mit stoischer Gelassenheit.

Punta Ballena mit Casapueblo

Casapueblo

Gesamte Strecke von Punta del Este nach Punta Ballena und wieder zurück: ca. 30 km

Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto in westliche Richtung nach Punta Ballena. Auf dieser Landzunge hat der uruguayische Künstler Carlos Paéz Vilaró sein Casapueblo gebaut. Im Kampf gegen die gerade Linie hat er hier ein wirklich eindrucksvolles Gesamtkunstwerk geschaffen. Mit seinen weißen geschwungenen Wänden schmiegt sich das Gebäude in mehreren Terrassen an den Hang und erinnert wenigstens ein bisschen an ein Felsmassiv. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass einer seiner Söhne bei dem Flugzeugabsturz in den Anden 1972 dabei war und überlebt hat.

Die Katzen des Künstlers leben auch nach seinem Tod in Casapueblo. Zur Einstimmung wird in einem der Räume ein Video gezeigt. Als wir dort waren, hat es sich eine Siamkatze auf unserer beider Schoß bequem gemacht und sich ausgiebig streicheln lassen. Schon seltsam, wenn genau diese Katze in einem anderen Raum auf einem riesigen Foto mit dem Künstler zu sehen ist.

In Punta del Este

La mano

Spaziergang durch den alten Ortskern

Nach dem Frühstück wollen wir den alten Teil von Punta del Este besichtigen. Auch heute strahlt die Sonne bei 12 Grad. Von unserem Hotel aus sind es gut 1 km bis zum alten Teil, der genau auf der Landzunge liegt. Unser Weg führt uns zunächst über den Hafen. Kleine und große Yachten schaukeln im glitzernden Wasser und warten auf die nächste Saison. Die ersten Fischer haben ihren Fang schon an Land gebracht. An kleinen Ständen direkt auf der Mole bieten sie ihre Schätze aus Neptuns Reich feil. Noch sind wenige Einheimische oder Touristen unterwegs, dafür kreisen hungrige Möwen über ihnen und hoffen, dass der eine oder andere Leckerbissen für sie abfällt. Ein bulliger Seelöwe hat sich bereits am Rande eines Standes positioniert, um die besten Stücke für sich zu sichern. Einige jüngere Seelöwen tummeln sich im Hafenbecken. Hin und wieder tauchen sie elegant aus der grünlich-braunen Brühe auf, um allzu freche Möwen in ihre Schranken zu weisen.

Unser Weg führt uns weiter durch ruhige Straßen einen sanften Hügel empor. Auf seiner höchsten Stelle thront der Leuchtturm.

Punta del Este Faro
Der Leuchtturm von Punta del Este

Direkt gegenüber befindet sich die meteorologische Station und die hellblau-weiße Backsteinkirche Iglesia de la Candelaria, die gerade für die Sommergäste ins richtige Licht gerückt wird. Überhaupt scheinen die Wintermonate dafür genutzt zu werden, um auszuruhen oder zu renovieren. Viele Bars, Cafés, Restaurants und Hotels sind geschlossen. Zum Schluss unseres Spaziergangs trotten wir noch am Edificio de la Aduana vorbei.

Punta del Este Aduana
Edificio de la Aduana

Dann sind die Highlights auch schon abgegrast. Auf der anderen Seite der Landzunge am Playa Brava steht die Skulptur „La Mano“ des chilenischen Künstlers Mario Irrazábal. Hier treiben sich also die ganzen Touristen herum. Hier ein Selfie, da ein Schnappschuss. Was für eine Anziehungskraft doch fünf überdimensionierte Finger entfalten können. Auch wir sind davor nicht gefeit. Nur wenige Meter davon entfernt, versuchen ambitionierte Surfer auch noch auf der kleinsten Welle zu reiten. In der Ferne sieht man die Isla de los Lobos mit ihrem weißen Leuchtturm.

La mano
La Mano

Nach der Rückkehr von unserem Ausflug nach Punta Ballena fahren wir zum Hafen von Punta del Este. Wir finden ein Restaurant mit Meerblick, das (noch) geöffnet hat und gönnen uns das Tagesmenü mit Fisch. Als letzte Gäste verlassen wir satt und glücklich das Restaurant und spazieren pünktlich zum Sonnenuntergang über die Mole. Die untergehende Sonne verleiht den sonst so weißstrahlenden Hotelriesen einen goldenen Glanz und taucht die gesamte Skyline in sattes Gelborange. Echt beeindruckend!

Nach Osten: Von Montevideo nach Punta del Este mit Zwischenstopp in Piriápolis

Punta del Este Sonnenuntergang

Gesamte Strecke: ca. 130 km

Gut einen Monat nach unserem Abflug aus Deutschland ist es jetzt also so weit: Unser Abenteuer Südamerika darf endlich so richtig beginnen.
Nachdem wir unseren „Dicken“ aus der Garage geholt und alle unsere Habseligkeiten in seinem Inneren verstaut haben, brechen wir entlang der Flussmündung des Río de la Plata zur Atlantikküste im Osten Uruguays auf. Es dauert eine ganze Weile bis wir Montevideo und seine Ausläufer hinter uns lassen. Doch dann nimmt die Besiedlung merklich ab. Heute scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Immer wieder zweigen Straßen von der Interbalnearia zu den sich aktuell im Winterschlaf befindenden Badeorten an der Küste ab.

Piriápolis

Wir fahren bis Piriápolis. Dieses Städtchen mit seiner einstmals sicherlich mondänen Uferpromenade wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts nach den Plänen und Vorstellungen des uruguayisch-argentinischen Unternehmers Francisco Piria erbaut. Auch wenn Piriápolis den Eindruck erweckt, seine beste Zeit schon hinter sich zu haben, so zeugt das monumentale (ehemalige) Hotel Argentino und das wesentlich kleinere Hotel Colón mit seinem Fachwerk von dem einstigen Glanz der Stadt.

Wir fahren zum nahegelegenen Castillo, der damaligen Privatresidenz des Empresarios. Das Domizil erinnert an eine mittelalterliche Trutzburg im Kleinformat. Von den Zinnen hat man einen wunderbaren Blick auf die Sierra und natürlich auf Piriápolis. Der Hausherr mag sich hier wie ein Fürst gefühlt haben.

Nach so viel Glanz und Gloria bildet der Besuch der Iglesia Maldita de Piria (Pirias verdammte Kirche) einen Gegenpol. Piria ließ sie ab 1917 erbauen. Die wohl nie fertiggestellte und nach Osten ausgerichtete (wohl das Zeichen für eine von Freimaurern errichtete) Kirche wurde vollkommen dem Verfall preisgegeben. Es steht nunmehr nur noch das Gerippe einer Kirche. Nur noch Tauben und streunende Hunde und Katzen halten sich hier auf. Trotzdem lohnt sich der Stopp, herrscht hier eine ganz eigene und besondere Atmosphäre.


Punta del Este

Wir fahren weiter und erreichen am Nachmittag unser heutiges Etappenziel: Punta del Este, teures Zentrum der Riviera Lateinamerikas.
Es dauert eine Weile bis wir unser Hotel im Dschungel der Hotelhochhäuser finden. Doch nach dem Einchecken machen wir uns sogleich auf, unsere Umgebung zu erkunden.
Es herrscht reges Sonntagnachmittagstreiben in den Straßen. Dennoch haben viele Cafés und Restaurants jetzt im Winter geschlossen. Diejenigen, die geöffnet haben, sind sehr gut besucht. Wir haben schon die Hoffnung auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen aufgegeben, doch dann entdecken wir ein Café mit freien Plätzen in der Straße unseres Hotels. Nach dem Genuss von Apfelstrudel, Torte und zwei Cappucini und dem Erhalt der Rechnung können wir erahnen, warum noch Plätze frei waren. Das war der teuerste Cafébesuch ever: schlappe 41 USD dürfen wir berappen. Dafür sind wir aber auch erst einmal pappsatt.

So langsam geht die Sonne unter und so schlendern wir Richtung Wasser. Uruguayos jeden Alters haben sich schon versammelt und warten geduldig mit Matetasse und Thermoskanne in der Hand darauf, dass der Feuerball spektakulär am Horizont im Meer versinkt. Sie – und wir natürlich auch – sollen nicht enttäuscht werden.

Punta del Este Sonnenuntergang
Sonnenuntergang in Punta del Este

Montevideo – Teil 4

Blick auf Montevideo

Die letzten Tage

Dienstag, 2. Juli 2019:

Am Vormittag fahren wir zum Nissan-Händler, um uns mit Betriebsflüssigkeiten einzudecken. Leider werden in Uruguay andere verwendet als in Europa, aber der freundliche junge Mann am Ersatzteilschalter schreibt uns eine Adresse auf, wo wir alles bekommen sollten. Tatsächlich werden wir im „Emporio de los Filtros“ in der Calle Cerro Largo fachkundig und freundlich bedient. Umgerechnet 60 Euro werden wir für Motor- und Getriebeöl, Brems- und Servolenkungsflüssigkeit los.

Im Laden gegenüber versuchen wir unser Glück, um die noch fehlenden Gaskartuschen zu besorgen. Leider Fehlanzeige. Im zweiten Geschäft bekommen wir die Adresse für einen Campingladen in der Nähe. Und hier gibt es tatsächlich die Kartuschen!

Jetzt wollen wir nur noch kurz die Sachen an einem ruhigen Ort verstauen und auch unsere Transportbox sichten. Wir fahren die Uferpromenade in Richtung Osten. Irgendwann landen wir an einer Landzunge mit einem kleinen Leuchtturm darauf. Beim Aussteigen müssen wir leider feststellen, dass der Wind schon wieder ordentlich aufgefrischt hat und dies ein äußerst ungemütliches und ungeeignetes Plätzchen für unser Vorhaben ist.

Ein Leuchtturm in Montevideo!

Wir fahren weiter nach Osten. In einer ruhigen Seitenstraße von Carrasco (dem etwas vornehmeren Vorort von Montevideo) halten wir an und räumen aus und um, um dann noch vor dem Feierabendverkehr wieder zurückzukehren. Dabei wollten wir doch nur mal eben kurz los!


Donnerstag, 4. Juli 2019:

Heute starten wir den dritten Anlauf, das Teatro Solis zu besichtigen. Aber auch dieses Mal haben wir kein Glück. In den Winterferien finden die Führungen nur vormittags statt und wir wollten eigentlich die Führung um 16:00 h machen. Wie gut, dass auf der Internetseite keine Info stand! Dann gibt es eben nur das obligatorische Foto von außen. Auch tanzt niemand im Parque Fabini Tango: kein Wunder bei der Kälte und dem Wind!

Auf dem Rückweg kaufen wir bei einem Straßenhändler gebrannte Erdnüsse – die schmecken richtig lecker. Noch ein Foto von Carlos Gardel und dem Schlösserbrunnen und schon sind wir zurück in unserer Unterkunft. Es ist so ungemütlich und wird von Tag zu Tag kälter und stürmischer in Montevideo.


Samstag, 6. Juli 2019:

Der an unseren Nerven zerrende Sturm hat sich gelegt. Die Sonne scheint und es ist nicht mehr ganz so kalt wie in den letzten Tagen. Wir holen das Auto und machen einen Ausflug zum Militärmuseum in der Fortaleza del Cerro de Montevideo. Kurz vor dem Ziel müssen wir dann unser Navi doch noch ignorieren, als es uns über schmale unbefestigte Feldwege auf den Hügel lotsen will. Wir nehmen besser die Straße, die alle nach oben nehmen. Von oben hat man einen tollen Blick über Montevideo. Auch das Museum lohnt, ist es doch mit viel Liebe zu Detail gemacht.

Und zum Abschied noch einmal der Ausblick aus unserem Fenster …

Montevideo – Teil 3

El Aguila

Ausflug nach Atlántida

Für heute ist nochmals schönes Wetter angesagt und so fahren wir mit dem Dicken durch Montevideos Straßen, am neuen futuristischen Flughafen vorbei, immer weiter nach Osten nach Atlántida. Ein Zentrum suchen wir vergebens, aber das ehemalige Hotel Planeta Palace in Form eines Schiffes im Art-Déco-Stil – mit schweinchenrosa Anstrich – finden wir dann doch.

Planeta Palace
Planeta Palace

Wir fahren auf der Straße fast direkt am Strand noch ein Stück weiter nach Osten, kehren dann aber nach einigen Kilometern wieder um. Es ist einfach zu kalt für den Strand. Im einzigen geöffneten Restaurant mit Meerblick kehren wir ein. Zum Lunch lassen wir unsere Jacken an. Die Plätze am Ofen sind alle belegt.

Weiter entlang der Straße sehen wir die Abzweigung zu El Aguila, dem ehemaligen Haus eines wohlhabenden Industriellen, der sein Haus mit Adlerkopf und Delfinkörper direkt an den Steilhang bauen ließ und das in den 80-er Jahren bereits schon einmal abgestürzt war, aber wieder aufgebaut wurde. Der Wind ist kalt, aber von einem kurzen Spaziergang am Strand lassen wir uns dennoch nicht abhalten.

Montevideo – Teil 2

Grimaldi

Die nächsten Tage – Im Zeichen des Automobils

Mittwoch, 26. Juni:

Anfang Juli soll ja unser Auto in Montevideo eintreffen und so wollen wir jetzt schon langsam die ersten Vorbereitungen für den Import treffen. Zu diesem Zweck haben wir am frühen Nachmittag einen Termin mit unserem Zollagenten. Er informiert uns, dass das Schiff bereits morgen in Montevideo ankommen wird und erklärt uns den weiteren Ablauf.

Zunächst müssen wir zur Migración (um die Ecke) und ein Einreisezertifikat (Certificado de Llegada) – nur für den Fahrzeughalter erforderlich – für den Zoll (Aduana) besorgen. Er begleitet uns dorthin und erläutert der Dame am ersten Schalter, was wir brauchen. Sie nimmt mir meinen Pass ab und meint, so eine Stunde Wartezeit müssten wir schon einkalkulieren und wir würden aufgerufen werden, wenn wir dran sind. Unser Zollagent flaxt mit der Dame, er hätte uns schon die beiden wichtigsten Begriffe für Südamerika – tranquilo und mañana – beigebracht.
Nach einer guten Stunde des Wartens ist immer noch nichts passiert. Naja, nicht ganz. Uns fällt auf, dass die meisten der Personen, die nach uns gekommen sind, in der Zwischenzeit zumindest die erste Hürde genommen haben und an einem der wenigen besetzen Schreibtische (=Schalter) Platz genommen haben, um ihr Anliegen vorzutragen. Ich stelle mich nochmals in die erste Schlange, um nachzufragen, zumal die Behörde in einer halben Stunde schließt. Neuankömmlinge werden jetzt nicht mehr dran genommen; sie sollen morgen wieder kommen. Als ich an der Reihe bin und höflich nachfrage, werde ich unfreundlich angeblafft, was ich denn wolle, sie hätte doch gesagt, ich müsse warten. Die bereits angenommenen Anträge werden jetzt noch nach und nach abgearbeitet, ich solle warten bis ich aufgerufen werde.

Um 15:00 h – jetzt schließt die Behörde offiziell ihre Tore – hat der Restbestand an Wartenden merklich abgenommen. Auch die Zahl der geöffneten Schalter geht immer mehr gegen Null. Ich mache mich vorsichtig auf die Suche nach meinem Pass. Beim Gruppenleiter entdecke ich ihn ganz oben im Stapel. Nun kann es ja nicht mehr lange dauern. Falsch gedacht! Eine Beamtin nimmt einen ganzen Schwung aus seinem Bearbeitungskörbchen und schleppt ihn zu ihrem Platz, wo sie den Stapel neu sortiert. Bei diesem Umsortieren landet mein Pass wieder ganz unten im Stapel. Ich warte weiter und weiter und weiter. Als Vorletzte im ganzen Saal werde ich dann doch noch aufgerufen und darf mein Anliegen vorbringen. Nach verschiedenen Fragen auf Spanisch spuckt der Drucker das gewünschte Dokument aus. Nach dem Überprüfen der Daten und einer Unterschrift darf ich nun zum zweiten Schalter und von dort zur Kasse gehen. Nach über zwei Stunden Wartezeit und Bezahlen von 224 UR-$ halte ich das erforderliche Formular in Händen – kaum zu glauben!!!!
Durch den Hintereingang (mit einer Tür wie in Ford Knox) dürfen wir endlich das Gebäude verlassen.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Agenten von Grimaldi, um vielleicht heute schon den Original-Seefrachtbrief (Bill of Lading – B/L) zu ergattern. Nur mit diesem Frachtbrief händigt uns die Reederei auch unser Fahrzeug aus. Einige Blocks später sind wir am Ziel und werden von der Empfangsdame eingelassen. Mit dem Aufzug fahren wir in den achten Stock und erklären dieser Empfangsdame, was unser Begehr ist. Wir haben Glück und bekommen ein Original-B/L und eine Rechnung über mehr als 800 USD, die wir gleich in bar begleichen dürfen. So ausgestattet, kehren wir zu unserem Agenten zurück. Nach dem Indossieren des B/Ls (nichts anderes als eine Unterschrift auf der Rückseite) überreiche ich ihm dasselbe und das Einreisezertifikat. Jetzt müssen wir warten bis das Schiff angekommen und gelöscht ist und natürlich die Importabfertigung erledigt ist.

Nach diesem aufregenden Nachmittag gönnen wir uns eine Tasse Kaffee und eine süße Verführung in einem Café in einer ehemaligen Apotheke.

Donnerstag, 27. Juni 2019:

Am Vormittag sehen wir doch tatsächlich, wie ein Schiff von Grimaldi Lines über den Río de la Plata an unserem Balkon vorbei in Richtung Hafen von Montevideo schippert. Das kann nur die Grande Amburgo – mit unserem Dicken an Bord – sein!!!

Das Schiff kommt an
Die Grande Amburgo nimmt Kurs auf Montevideo. An Bord: Unser Dicker!

Um die Wartezeit zu verkürzen, besichtigen wir das Museo de los Azulejos und das Museo del Automovíl.


Freitag, 28. Juni 2019:

Nach Lunch in einem kleinen Café in einer Seitenstraße der Fußgängerzone von Montevideo würden wir gerne noch das Teatro Solis besichtigen. Aber ausgerechnet heute werden wegen Umbaus keine Führungen durchgeführt. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir ohne Erfolg wieder abziehen (müssen). Dann genießen wir eben Montevideos Fassadenverschönerungskunst.

Endlich ist es soweit! Wir erhalten Nachricht vom Zollagenten, wir sollen um 15:00 h in sein Büro kommen. Wir sind pünktlich, eine dreiviertel Stunde später ist auch er da. Durch den Nieselregen, der den ganzen Tag über herrscht, kam es zu Verzögerungen. Wir gehen nun zu Fuß auf das Hafengelände (durch eine Schranke) zum Stellplatz unseres Fahrzeuges. Auf den ersten Blick ist nichts beschädigt. Nach Unterzeichnung eines weiteren Dokumentes bekommen wir unseren Schlüssel und dürfen nun durch eine weitere Schranke zum uruguayischen Zoll fahren. Eine Zöllnerin erscheint und nimmt unser Fahrzeug in Augenschein. Durch verwinkelte Wege im Zollbereich des Buquebus-Terminals erreichen wir dann auch ihr Büro. Dort stellt sie uns das heiß begehrte ein Jahr gültige Zolldokument der (zollfreien) vorübergehenden Verwendung unseres Fahrzeugs in Uruguay aus. Wichtig: wenn wir Uruguay wieder verlassen, müssen wir dieses Verfahren unbedingt an der Grenzzollstelle abschließen lassen.
Jetzt dürfen ganz offiziell unser Auto übernehmen und das Zollgelände verlassen!

In der Einfahrt zu unserer Straße befindet sich eine Tankstelle. Dort gibt es zwei Arten von Diesel. Wir entscheiden uns für die teurere (und wohl auch qualitativ etwas bessere) Variante und lassen voll tanken. Dafür werden wir über 100 Euro los. Das kann ja heiter werden!
Am Tag zuvor hatten wir mit einer bewachten Parkgarage das Unterstellen unseres Fahrzeuges für unsere restliche Zeit in Montevideo vereinbart. Aber was soll ich sagen: als wir in der Straße ankommen, ist die Garage weg. Wir drehen mehrere Ehrenrunden, aber die Garage taucht nicht mehr auf. Also fahren wir in die nächste Garage und stellen das Auto erst einmal für eine Nacht ein. Morgen sehen wir weiter, zumal es auch langsam dunkel wird. Auf dem Weg zum Appartement stellen wir dann fest, dass sich die Garage zwar in der Straße, aber einen Block weiter westlich befindet. Dann parken wir morgen eben um.

Samstag, 29. Juni 2019:

Nach dem Frühstück holen wir unseren Dicken aus der Garage und fahren mit ihm zu einer Adresse, die Knut im Internet aufgetan hat, um Betriebsflüssigkeiten zu kaufen. Als wir dort ankommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Abgesehen davon, würden wir sowieso nichts bekommen, da es sich um einen Großhändler handelt, der nicht an Privatpersonen verkauft.
Wir fahren die Calle Galicia ab, aber auch hier haben alle Geschäfte bereits geschlossen. Also müssen wir nächste Woche nochmal los.

Montevideo – Teil 1

Montevideo

Die ersten Tage

Montag, 24. Juni 2019:

An unserem ersten Tag in Montevideo gibt sich die Stadt bedeckt. Es ist feucht und im ersten Moment kühl. Sobald wir uns von unserer Unterkunft (mit Blick auf den Zentralfriedhof) in Richtung Avenida 18 de Julio den „Berg“ hocharbeiten, kommen wir recht schnell ins Schwitzen. Bei der Touristeninformation besorgen wir uns einen Stadtplan.
Unser erster Versuch, Geld abzuheben, scheitert. Bitte nicht schon wieder so ein Drama mit der Geldbeschaffung wie in Argentinien! Doch schon der nächste Automat versorgt uns mit uruguayischen Pesos – und bei der BROU sogar (noch) ohne Gebühren. Der Maximalbetrag liegt jedoch bei 5.000 Pesos. Wenn wir wollten, könnten wir auch US-Dollar abheben.

Um einen ersten Eindruck von den Sehenswürdigkeiten zu bekommen, schlendern wir die Av. 18 de Julio entlang. Auch hier wechseln sich schmucke Jugendstil- und Art-Deco-Bauten mit mehr oder weniger modernen Hochhäusern ab. Kleine Plätze dazwischen lockern auf und laden an sonnigen Tagen bestimmt zum Verweilen ein. Jetzt im Winter sind sie eher eine traurige Angelegenheit.

Es herrscht geschäftiges Treiben auf den Straßen. Wie in jeder Großstadt wird auch hier Rücksichtnahme eher klein geschrieben. Nach einem ordentlichen Fußmarsch erreichen wir die Plaza Independencia mit dem Mausoleum unter dem Reiterdenkmal von Artigas in der Mitte und das Wahrzeichen von Montevideo: den Palacio Salvo auf der Ostseite. DAS Haus in Montevideo!
Nach einem Abstecher zum Teatro Solis lassen wir uns in Montevideos Fußgängerzone entlang der Calle Sarandí von den Massen an kleinen Ständen und Wahlkampfhelfern vorbeischieben. So erreichen wir die Plaza Constitución (Matríz) mit der Catedral Matríz (Ituzaungó).

Nach der Besichtigung schlendern wir noch ein Stück weiter, biegen dann nach links Richtung Malecón ab. Die Wolken werden immer dunkler. Als wir auf der Ramblas de Gran Bretaña auf Höhe des Templo Inglés angelangt sind, fängt es auch schon an zu tröpfeln. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, die Unterkunft ohne Regenjacke oder -schirm zu verlassen. Wir verlassen die Uferpromenade und stürzen uns wieder ins Straßengewirr, jetzt auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen, wo auch vielleicht noch Kaffee und Kuchen auf uns warten. Nach einiger Zeit werden wir fündig und kaum sitzen wir im Café hört es auf zu regnen. Auch in Montevideo ist das Wasser chloriert (jedoch nicht so stark wie in Buenos Aires). Trotzdem reicht es, um im Geschmack des Kaffees eine ganz besondere Note zu generieren. Kaum haben wir die Rechnung beglichen und treten wieder hinaus auf die Straße, fängt es nunmehr richtig zu regnen an. Trotz Zwischenstopps in Hauseingängen komme ich gut durchnässt in unserer Unterkunft an. Ich habe gelernt, dass Montevideo besser mit passendem Regenschutz erkundet wird.

Dienstag, 25. Juni 2019:

In der Nacht kommt Wind auf. Bei kaum isolierten Wänden und einfach verglasten Fensterscheiben pfeift der Wind bald durch jede Ritze und vertreibt so das letzte bisschen Restwärme in unserem Appartement. Auch wenn es am nächsten Morgen bitterkalt in unserer Unterkunft ist: Die tiefhängenden Wolken sind verschwunden und die Sonne strahlt. Am Nachmittag werden wir mutig und besichtigen den unserer Unterkunft gegenüberliegenden Zentralfriedhof (Cementerio Central). Der Wind weht immer noch stürmisch (zumindest für mich; das Küstenkind sieht das natürlich ganz anders!).

  1. Tolle Reise, alle Achtung! wo seid ihr denn jetzt letztendlich gelandet ?

  2. Hallo ihr zwei, schön zu sehen, dass der Dicke noch so viel erlebt mit euch!! Tolle Bilder & Berichte! Viel…

  3. Hallo Ihr zwei Weltenbummler. Habe mich schon die ganze Zeit auf die Bilder von Peru gefreut- besonders wenn man einiges…

  4. Oi! Hola! Hallo ihr beiden! Was für beeindruckende Touren und Reiseerlebnisse! Also wenn es euch nach São Paulo verschlägt auf…

  5. Hola Chrischan, schön von dir zu lesen. Aber was meintest du, was mit dem Dicken du nicht verstanden hast? 🙂