Von Popayán nach Neiva

Brücke auf dem Weg nach Neiva

Gesamte Strecke: 281 km

Einmal die Cordillera Central hinauf

Wir verlassen Popayán über die Ruta 25 in nördliche Richtung. Nach nur wenigen Kilometern biegen wir aber schon nach Osten ab und klettern über die Ruta 26 die Westflanke der Zentralkordillere hoch.
Zu Beginn ist die Straße geteert und gut befahrbar. Im Verlauf bekommen wir dann aber einiges geboten.
Je höher wir steigen, desto kühler und unbeständiger wird das Wetter. Schließlich knacken wir auch noch einmal die 3.000-Meter-Marke und fahren eine ganze Weile über die Hochebene zwischen Zentral- und Ostkordillere.
Immer wieder sehen wir Straßenschilder, Bordsteine und Felsen mit dem gesprayten Schriftzug der FARC. Je mehr FARC, desto schlechter die Straße. Zufall?

Und einmal auf der anderen Seite wieder hinunter

Langsam arbeiten wir uns die Ostflanke der Zentralkordillere dann auch wieder hinunter.
Kurz überlegen wir, ob wir den Abstecher zur archäologischen Stätte von Tierradientro machen sollen. Aber wenn ich mir vorstelle, ich muss jetzt über schmale senkrechte Treppen ins Innere einer Totenkammer hinab- und vor allem auch wieder hinaufsteigen? Kann man machen, muss man aber nicht.
Wir fahren also weiter, biegen am Ende der Ruta 26 auf die Ruta 37 in südöstliche Richtung ab.
Es wird zunehmend sonniger und wärmer – vor allem im Dicken. Heute zeigt unser Bordthermometer sogar 43 Grad an. Aber leider lädt heute kein schöner See zu einer kühlenden Pause ein. Dagegen Berge so weit das Auge reicht und eine staubige Straße vor uns, die dazwischen durch führt.
Bei La Plata kreuzt die Ruta 24 unseren Weg. Wir biegen auf diese gut ausgebaute Straße ab, freuen uns, dass wir jetzt wieder etwas schneller voran kommen.

Entlang der Cordillera Oriental bis Neiva

Auch die Ruta 24 hat irgendwann ein Ende und wir biegen auf die Ruta 45 ein. Diese führt uns entlang der Westflanke der Ostkordillere in nördliche Richtung bis Neiva.

Nach sechseinhalb Stunden heißer Fahrt über die Anden erreichen wir völlig verschwitzt und leicht geschafft unser Hotel.
Bei ca. 35 Grad statten wir lediglich der gegenüberliegenden Shopping-Mall einen Besuch ab. Nach einer ausgiebigen Eiskaffee-Pause im Juan-Valdéz-Café gönnen wir uns eine noch ausgiebigere im angenehm klimatisierten Hotelzimmer.

Auf der Panamericana von Pastó bis Popayán

Auf der Andenkordillere nach Popayán

Gesamte Strecke: 294 km

Kaum vorstellbar

Bei regnerischem und kühlem Wetter setzen wir unsere Reise auf der Ruta 25 nach Norden fort.
Teilweise geht es auf der westlichen Andenkordillere ganz schön steil bergauf. Obwohl der Zustand der Panamericana geradezu beklagenswert ist, finde ich es doch beachtlich, dass durch ein solch steiles bergiges Gelände überhaupt eine halbwegs vernünftige Straße führt.

Aufgepasst!

Trotzdem müssen wir auf der einspurigen Straße immer auf der Hut sein.
Entweder, weil uns plötzlich an den unmöglichsten Stellen überholende Busse oder LKWs auf unserer Seite entgegenkommen. Oder, weil Reste des letzten Erdrutsches oder kleinere und größere Gesteinsbrocken noch auf der Straße liegen. Oder weil Anwohner mit einfachstem Gerät die Straße freischaufeln.

Aufgeheizt

Auch der Dicke muss sich bei dem dauernden Auf und Ab und Stop and Go mächtig anstrengen. Zwischendurch zeigt unser Bordthermometer schon mal 42 Grad an. Selbst bei strahlendem Sonnenschein, den haben wir tatsächlich auch, sind die Temperaturen draußen wesentlich angenehmer als drinnen. Wir saften ganz schön vor uns hin.

Überraschung!

An dem wunderschönen Lago de la Marqueza beschließen wir deshalb, eine Pause einzulegen.

Lago de la Marqueza
Lago de la Marqueza

Ein kühles Getränk und eine Kleinigkeit zu essen – das können wir jetzt gut haben!
In Erinnerung an Argentinien bestellen wir eine mittlere Picada, in der Annahme, mit kleinen Köstlichkeiten der kolumbianischen Küche verwöhnt zu werden.
Tja, in Kolumbien besteht eine Picada jedoch aus Bergen von Chorizo und gegrilltem Rind- und Schweinefleisch, dazwischen ein paar Kartoffel- und Yucaschnitze als Beilage. Schmeckt zwar sehr lecker, haut uns aber völlig um.
Als dann auch noch Gewitterwolken am Horizont auftauchen, schauen wir, dass wir weiterkommen.

Abgesperrt

Die verbleibenden Kilometer bis Popayán verlaufen analog zum bisherigen Streckenverlauf. Um Popayán herum wird der Verkehr sogar noch etwas dichter.
Da unsere Unterkunft etwas außerhalb liegt, bleibt uns das Durchfahren der Stadt glücklicherweise erspart. Das letzte Stück Schotterpiste zur Finca ist dafür ganz schön holprig. Dann stehen wir nach insgesamt fast sieben Stunden Fahrt vor dem verschlossenen Gatter der auf ca. 1.900 m gelegenen Finca. Öffnen nicht möglich, Rufen erfolglos.

Ausgerutscht

Also macht sich Knut bei leichtem Nieselregen zu Fuß auf den Weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er ziemlich verdreckt mit dem Eigentümer zurück. Wir holpern die letzten Meter matschigen Feldweges bis zur Finca. Beim Vorbeifahren zeigt er mir die Stelle, wo er im Matsch ausgerutscht ist. Da hätte es mich wahrscheinlich auch hingepfeffert.

Idyllisch

Auch wenn es regnet und gewittert: Die Unterkunft liegt total idyllisch in einer sanften Berglandschaft. Der Höhepunkt ist aber eindeutig der hauseigene Wasserfall, auf den wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick haben. Und erst das Rauschen!

Wasserfall
Blick auf den Wasserfall

Aufschlussreich

Beim gemeinsamen Abendessen mit den kanadisch-amerikanischen Eigentümern kommen wir ins Gespräch und tauschen angeregt unsere Lebens- und Reiseerfahrungen miteinander aus.
Wir bewundern den Mut der Beiden, die sogar einige Jährchen mehr auf dem Buckel haben als wir. Es macht uns aber auch Mut, mit 50+ noch einmal einen Neustart zu wagen.
So vergeht der Abend äußerst kurzweilig und beim Blick auf die Uhr wir sind erstaunt, wie schnell die Stunden dahingeflogen sind. Doch nun ist es an der Zeit, dem Ruf des Bettes und des Wasserfallrauschens zu folgen.

Von Ipiales nach Pastó

El Santuario de las Lajas

Gesamte Strecke: 53 km

Mit dem Teleférico zur Wallfahrtskirche

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Dicken zur Seilbahnstation. Nach nur wenigen Minuten trudeln auch schon die Kabinen ein und wir besteigen eine davon.

Da kommen schon die Gondeln
Da kommen schon die Gondeln

Über die breite und tiefe Schlucht des Río Guáitara hinweg gondeln wir in einer knappen halben Stunde zum Santuario de las Lajas auf ca. 2.750 m Höhe.

Wallfahrtskirche in Sicht
Wallfahrtskirche in Sicht

El Santuario de las Lajas

Gerade als wir an der direkt in den Fels gebauten Basilika ankommen, geht der Gottesdienst zu Ende und das Innere der Kirche leert sich so langsam. So können wir fast in Ruhe das helle luftige Interieur und die wunderschön gearbeiteten Buntglasfenster bestaunen.

Auf dem Vorplatz herrscht reges Treiben. Logisch! Die Gottesdienstbesucher müssen ja auch irgendwo hin. Das wird uns schnell etwas zu viel. Knut kämpft außerdem mit der Höhe und so kehren wir nach den obligatorischen Fotos zur Seilbahnstation zurück. Dieses Mal müssen wir allerdings länger warten bis wir zurückfahren dürfen.

Seltsame Nachrichten

Kaum sitzen wir in der Kabine, erhalte ich eine Nachricht von Claro. Da ich meine Rechnung nicht bezahlt hätte, wird mir jetzt mein Konto gesperrt. Gestern hatte ich schon eine gleichlautende Nachricht von einem kolumbianischen Finanzdienstleister erhalten und ignoriert. Bei Claro jedoch sollte ich schon etwas unternehmen.

Kundenservice – was ist das?

Also quälen wir uns mit dem Dicken durch die überfüllten Straßen von Ipiales bis zum Claro-Shop.
Meine Koryphäe von gestern hat sich schon in die Mittagspause verabschiedet, ist also nicht da. Auch sonst scheint sich niemand der Angestellten für mein Anliegen zu interessieren. Nur der Mitarbeiter an der Rezeption erbarmt sich meiner und versucht mir zu helfen.

Wer’s glaubt…

Nach seiner Recherche beziehen sich die Mitteilungen alle auf den vorherigen Nutzer. Es würde wohl noch ein wenig dauern bis das Claro-System aktualisiert und er als Nutzer der Nummer gelöscht werden würde. Ich solle mir aber keine Gedanken machen und die Nummer einfach nutzen. Da bin ich jetzt aber mal gespannt!

Jetzt aber los

Nach einem weiteren Zwischenstopp im Supermarkt (war gar nicht so einfach, da überhaupt hinzukommen) verlassen wir Ipiales nun aber endgültig. In der Zwischenzeit ist es auch schon wieder 13:00 h. Aber wir sind ja auf der Panamericana und so weit ist es bis Pastó ja auch wieder nicht.
Da haben wir aber die Rechnung ohne die Zustände auf Kolumbiens Straßen gemacht.

Großbaustelle Panamericana

Die Ruta 25, die Panamericana, entpuppt sich als einspurige und desolat baufällige Strecke, über die sich trotzdem ein Großteil des kolumbianischen Verkehrs inklusive Schwerlastverkehrs nach Norden schleppt. Wegen der unübersichtlichen Kurven ist ein Überholen nur schwer möglich. Ganz zu schweigen von den Massen an Baustellen entlang der Strecke. Da heißt es jedes Mal warten bis der Bauarbeiter das grüne „Siga“-Schild emporreckt.

Nur gut, dass wir unseren ursprünglichen Plan, nach der Grenze gleich bis Pastó weiterzufahren, verworfen haben und gestern in Ipiales geblieben sind.

Mit viel Geduld nach Pastó

Für die nicht mal 50 km bis Pastó brauchen wir alles in allem über zweieinhalb Stunden. Wenn das in dem Tempo so weitergeht, werden wir noch viel Spaß auf Kolumbiens Straßen haben!

In Pastó

Pastó, auf 2.530 m gelegen, verfügt über eine ganz nette Kathedrale und eine prachtvolle Jesuitenkirche an der Plaza de Nariño.

Es gibt wohl auch einige interessante Museen, aber die sind jetzt alle für heute schon geschlossen. Ob wir nach der Anreise überhaupt noch Lust auf Museum gehabt hätten, sei dahingestellt.

Jesuitenkirche an der Plaza de Nariño
An der Plaza de Nariño

Reiseroute Kolumbien „off the beaten track“

Überlegungen

Wir waren 2014 schon einmal in Kolumbien und haben damals die klassischen Touristenziele, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen waren, bereits abgeklappert. Wenn wir jetzt schon mal mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, möchten wir uns dieses Mal die Sehenswürdigkeiten vornehmen, die eher etwas abseits der klassischen Touristenrouten liegen.

Unsere Reiseroute durch Kolumbien stellen wir uns jetzt so vor:

Grenzerfahrung

Wir haben Ecuador hinter Tulcán beim Grenzübergang Rumichara verlassen. Da wir nicht einschätzen konnten, wie lange wir für die Grenzformalitäten in beiden Ländern benötigen, fuhren wir sicherheitshalber nur bis Ipiales und übernachteten dort.
In der Nähe von Ipiales steht die berühmteste Wallfahrtskirche Kolumbiens, El Santuario de las Lajas. Die schauen wir uns natürlich an, bevor es weiter nach Norden geht.

Nach Norden und nach Osten

Entlang der Panamericana, der Ruta 25, fahren wir zunächst nach Norden. Stopps auf der Strecke werden Pastó und Popayán sein.
Hier verlassen wir die Panamericana und machen einen Schwenk nach Osten. Durch (ehemaliges?) FARC-Gebiet arbeiten wir uns von einer zur anderen Andenkordillere bis Neiva vor.
Weiter geht es parallel zur Ruta 45. Etwa 40 km nördlich von Neiva liegt die Tatacoa-Wüste, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen.

Nach Norden und nach Westen

Über die Rutas 45 und 40 erreichen wir mit Ibagué unser Zwischenziel für die Weiterfahrt in die Zona cafetera, die Kaffeeanbauregion Kolumbiens. Um dorthin zu kommen, müssen wir wieder von der einen zur anderen Andenkordillere wechseln.
Irgendwo zwischen Armenia und Pereira werden wir unseren Stützpunkt zur Erkundung der Kaffeezone beziehen. Da wir Salento schon 2014 besucht haben, können wir uns jetzt Filandia als mögliche Option vorstellen.

Nochmal nach Osten

Aller guten Dinge sind drei und so werden wir über die Ruta 50 ein letztes Mal die Anden queren.
Nach einem Zwischenstopp in Honda geht es weiter bis Zipaquirá mit seiner Kathedrale aus Salz, die Catedral de Sal.

Koloniales Flair

Auf der Ruta 45A fahren wir weiter nach Norden. Dann biegen wir nach Osten ab und erreichen das Kolonialstädtchen Villa de Leyva. Wieder auf der Ruta 45A fahren wir weiter nach Norden und erreichen mit Barichara ein weiteres koloniales Kleinod – inmitten der Anden.
Nach einer Zwischenübernachtung in Aguachica verlassen wir die Ruta 45 und fahren nach Nordwesten. Über zum Teil unbefestigte Piste erreichen wir Mompós am Brazo Mompós, einem Seitenarm des Río Magdalena, gelegen. Das historische Zentrum gilt als Juwel kolonialer Baukunst und wurde deshalb zum UNESCO-Welterbe ernannt.

Sehnsucht nach Meer: Karibik

Von Mompós geht es über die Ruas 78 und 80 zurück auf die Ruta 45. Bei Ciénaga biegen wir auf die Rutaa 90 bis Santa Marta. Und dann sind wir tatsächlich an der Karibikküste im Norden Kolumbiens angelangt.
Wenn alles nach Plan verläuft, können wir Ende Februar ein weiteres UNESCO-Welterbe bewundern: den Carnaval de Barranquilla.
Zur Entspannung geht es anschließend an einen der schönen Karibikstrände in der Nähe von Palomino.
In einer letzten Etappe mit dem Auto geht es über Ruta 90 und ihre Küstenvariante 90A nach Cartagena. Von dort wird unser Dicker die Heimreise nach Bremerhaven antreten.

Zum Abschluss: Bogotá

Nach Auslaufen des Schiffes fliegen wir weiter nach Bogotá. Von dort treten wir dann die Rückreise nach Deutschland an.

Und dann ist unser Abenteuer Südamerika nach gut neun Monaten auch schon wieder zu Ende.