Auf dem Titicacasee

Schreck in der Morgenstunde

Gestern sage ich noch zu Knut, wie froh ich darüber bin, dass ich mit der Höhe wider Erwarten relativ gut klarkomme. Heute Morgen beim Frühstück darf ich nun eine neue, ganz andere, Erfahrung machen.
Während des Essens wird mir schwindlig und eine bisher nicht gekannte Übelkeit überfällt mich. Allein bei dem Gedanken an unser Allheilmittel Coca dreht sich mir schon der Magen um. Ich habe das Gefühl, gleich umzukippen. Beim Aufstehen bin ich ganz zittrig und wacklig auf den Beinen. Knut ist besorgt und schleppt mich in meinem derangierten Zustand zur Rezeption. Dort bekomme ich eine Extraration aus der Sauerstoffflasche. Oh ja, das tut gut! Gleich geht es mir auch schon wieder viel, viel besser!

Erklärungsversuch

Ich kann mir diesen plötzlichen Sauerstoffmangel nicht so richtig erklären, aber Knut kann. Im Frühstücksraum, genau neben unserem Tisch, steht ein gasbetriebener Heizpilz und der war heute Morgen eingeschaltet. In einem geschlossenen Raum ohne Sauerstoffzufuhr von irgendwoher muss er sich wohl den Sauerstoff aus dem Raum geholt haben. Und wahrscheinlich habe ich aufgrund meines Asthmas etwas eher und stärker als die anderen Gäste reagiert.

Just in Time

Gerade noch rechtzeitig bin ich so weit wiederhergestellt, dass wir in den kleinen Touristenbus steigen können, der uns zum Hafen bringt.
Kaum zu glauben! Wir sind jetzt seit fast zwei Tagen am Titicacasee und außer dem ersten kurzen Blick von oben haben wir den See noch nicht zu Gesicht bekommen. Das wird sich heute ändern. Und nicht nur das. Wir werden uns sogar auf denselben begeben, um die schwimmenden Inseln der Uros zu besuchen.

Auf dem Titicacasee

Nach einem kurzen Fußmarsch zum Pier – den Leuchtturm lassen wir links liegen – dürfen wir auch schon das Touristenboot besteigen. Aber nicht gleich das erste, das da schaukelnd im Wasser liegt. Nein, wir dürfen über drei der kabbeligen Boote steigen bis wir bei unserem angelangt sind.
Verdutzt blicke ich in den Innenraum. Da sind doch schon alle Plätze belegt. Na super! Nun dürfen wir auch noch während der Bootsfahrt stehen. Und das ausgerechnet jetzt, wo mir der Vorfall von heute Morgen noch in den Gliedern steckt.
Glücklicherweise finden sich dann aber doch noch ganz vorne zwei Plätze und ich kann meinen Adrenalinspiegel wieder auf Normallevel senken und mich entspannt zurücklehnen.
Wir schippern ganz gemütlich auf dem höchsten schiffbaren See der Welt zu der Lagune zwischen Puno und der Halbinsel Capachica.

Leuchtturm in Puno
Leuchtturm im Hafen von Puno

Zu Besuch auf einer schwimmenden Insel

Dort wächst das Totora-Schilf, aus dem die Uros ihre schwimmenden Inseln und Boote bauen. An einer der Inseln machen wir Halt und werden von den weiblichen Inselbewohnerinnen freundlich in Empfang genommen. Irgendwie komisch, wenn man versucht, sich auf wackeligem Untergrund fortzubewegen. Und damit nicht genug. Der Untergrund gibt bei bei jedem Schritt auch ordentlich nach und ich habe das Gefühl, beim nächsten Schritt nun aber wirklich im Titicacasee zu verschwinden.

Auf einer schwimmenden Insel
Auf einer schwimmenden Insel

Für Touristen

Wir erhalten von der Dorfvorsteherin (ja, bei den Uros haben die Frauen das Sagen!!!) einige Einblicke in das Leben der Inselbewohner.

Die Dorfvorsteherin erklärt
Die Dorfvorsteherin erklärt …

Nach Liedchen in Quechua, Aymara und Spanisch wird unsere Gruppe auf die Frauen verteilt, die uns dann zu ihrem Haus führen. Vor dem Haus stehen schon die überall gleich aussehenden Stickereien, Keramik und sonstiger Schnickschnack zum Verkauf bereit.

Sing mit uns!
Sing, sing, sing …

Zum krönenden Abschluss steht noch eine Fahrt mit einem der Boote aus Totoraschilf auf dem Programm.

Das Boot steht schon bereit
Das Boot steht schon bereit

Frauenpower

Zwei Frauen (!) rudern die gesamte Gruppe zur Hauptinsel.

Ankunft auf der Hauptinsel
Geschafft! Ankunft auf der Hauptinsel

Auch dort warten Berge vermeintlicher Artesanías (Kunsthandwerk) sehnsüchtig darauf, den Besitzer zu wechseln.
Nach Shopping und Kaffeepause geht’s auch schon im normalen Motorboot zurück nach Puno und ins Hotel.

Gemischte Gefühle

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Ausflug halten soll. Einerseits kam ich mir als Tourist wie eine Kuh vor, die es ausgiebig zu melken gilt. Andererseits leben die Uros bzw. ihre Nachfahren fast ausschließlich vom Tourismus und durch unsere Eintrittsgelder und Souvenirkäufe tragen wir dazu bei, dass diese besondere Kulturform auf dem Titicacasee erhalten bleibt.