Abenteuer Atacama

Gesamte Strecke: Ca. 150 km

Der Plan

Am 7. Und 8. September findet in dem Wüstendorf Ayquina das Fest zu Ehren der ortsansässigen Jungfrau mit traditionellen Umzügen und Tänzen, kurzum ein ordentliches Spektakel, statt. Das steht heute auf unserem Programm.

Nein, danke!

Die Überlegung war auch, gleich noch das Geysirfeld von El Tatio auf 4.350 m zu besichtigen, aber wir schaffen es einfach nicht, uns zwei Stunden vor Sonnenaufgang aus dem Bett zu quälen, um in der Dunkelheit dorthin zu fahren und in Eiseskälte auf das Sprudeln der Geysire zu warten. Diesen Punkt streichen wir kurzerhand von unserer Atacama-Erlebnis-Liste.

Die Wettervorhersage

Bereits gestern sahen wir auf unserer Wetter-App, dass es heute in San Pedro regnen soll. An einem der trockensten Plätze der Erde, an dem es nur alle paar Jahre mal regnet, soll es ausgerechnet regnen, wenn wir dort sind. Das kann ja wohl nicht sein! Doch es kann, und es hat bereits in der Nacht leicht vor sich hin genieselt. In höheren Lagen fiel der Niederschlag als Schnee, gut zu sehen an den nunmehr richtig weißen Vulkanen des Cordón de Puntas Negras.

Die Route

Wir geben das Ziel Ayquina in unser Navi ein und erhalten die Route über Calama und einer Fahrtzeit von knapp zwei Stunden. Diesen Umweg wollen wir uns nach einem Blick auf die Karte sparen. Es ist zwar bewölkt, regnet aber nicht und so sind wir guter Dinge, als wir auf der B-245 Richtung El Tatio fahren. Schon kurz nach dem Ortsausgang wird die Straße wieder zur Salz-/Lehmpiste, die stetig und teilweise auch etwas steiler bergauf führt. Hinter Guatín machen wir unseren ersten Stopp am Cañon de Cardones.

Cañon de Cardones
Blick in den Cañon de Cardones

Flamingos und Vikunjas

Weiter geht es berauf. Es wird immer kälter und wir nähern uns den wolkenverhangenen Bergen. Vikunjas grasen gleich neben der Piste.

Vor Machuca suchen Flamingos in einer Laguna nach Futter. Die Kälte und Flamingos vor schneegesprenkelten Bergen gehören für mich irgendwie nicht so richtig zusammen. Da passen die grasenden und trinkenden Vikunjas schon eher ins Bild.

Schon wieder Wellblech

In Machuca zweigt die Piste ab und jetzt geht es mal kurz richtig steil nach oben. Dann wieder steil nach unten und um die nächsten bauchigen Hügel um die Kurve wieder nach oben. Und dann befinden wir uns auch schon auf einer knackigen Ripio.

Aufwärts
Auf und ab …

Dazu Schneefall

Die Wolken werden immer dichter und kommen immer näher und plötzlich sind wir mitten in einem Schneegestöber. Die Sicht wird immer schlechter. Die Piste verfärbt sich langsam weiß. Es kommen uns kaum noch Fahrzeuge entgegen.

Fehlentscheidung

Dann wird eine Abzweigung nach links auf die B-159 angezeigt. Das ist die Abzweigung nach Ayqina – hurra! Geradeaus geht es angeblich weiter zum Vulkan El Tatio. Es geht aber keine Piste geradeaus, nur nach links. Wir nehmen die zweite nach links und sind weiter auf der B-245, was wir allerdings erst nach einigen Kilometern bemerken. Die Piste ist immer schlechter zu erkennen, dafür mit ihrem Wellblech umso besser zu spüren. Es klappert und scheppert im Dicken. Aber Umdrehen kommt für Knut nicht in Frage (Mist!).

Letzte Ausfahrt Ayquina

Vor dem Schild „El Tatio – 10 (km)“ biegt eine schneebedeckte Piste nach links ab. Die Reifenspuren eines Fahrzeuges zeichnen sich darauf ab. Das ist unsere letzte Chance nach Ayquina zu kommen.

Extrem

Wir müssen in der Zwischenzeit so auf ca. 4.000 m sein, der Wind pfeift stürmisch hier oben und sorgt für ordentliche Schneeverwehungen. Die Stecke ist nur noch anhand der aufgetürmten Stein- und Dreckschicht zu erkennen. Es ist gerade mal Platz für ein Fahrzeug, aber es kommt uns sowieso niemand entgegen. Andererseits gibt es auch keine Möglichkeit zu wenden.

Knut ist ganz happy, dass er endlich mal den Allradantrieb zuschalten kann und ich bin so fertig mit den Nerven, dass ich insgeheim mit meinem Leben schon mal abschließe. Um die nächste Kurve herum rüttelt der Wind mächtig an unserem Dicken. Die Schneeverwehungen sind bestimmt 40 bis 50 cm hoch. Langsam kommt wohl auch Knut ins Grübeln und als wir weder einen Weg noch die Reifenspuren des anderen Fahrzeugs mehr erkennen können, kann er sich an der einzigen etwas breiteren Stelle dazu durchringen, unseren Dicken zu wenden. Nach Ayquina kommen wir dann aber heute nicht mehr.

Weiße Pracht

Zurück auf der B-245, kehren die letzten Ausflügler von der Geysirtour zurück. Knut braucht eine Rauchpause und ich hätte gerne etwas, um meinen Adrenalinspiegel zu senken. Ich bin für solche Abenteuer einfach nicht gemacht.
Wir holpern übers Wellblech und so unvermittelt wie das Schneetreiben anfing, so plötzlich hört es wieder auf und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Jetzt sieht die weite Landschaft mit einem einzigen Vulkan in deren Mitte in ihrem weißen Umhang so friedlich und schön aus. Noch einmal sehen wir eine Vikunjaherde.

Entwarnung

Hinter Machuca normalisieren sich Straßen- und Umgebungsverhältnisse wieder. Auch ich kehre langsam in den Normalmodus zurück.

Regen in der Atacama

Als wir uns schon im „Landeanflug“ auf San Pedro befinden, fängt es doch tatsächlich an zu regnen. Zumindest aus der Wolke über uns. Das Valle de la Muerte vor uns dagegen strahlt in der Sonne.

Gemischte Gefühle

Trotzdem: Für heute bin ich bedient! Dem Dicken sieht man die Schlammschlacht, die er hinter sich hat, auch an. Der Einzige, der so richtig zufrieden wirkt, ist Knut, obwohl die Feierlichkeiten in Ayquina nun leider ohne uns stattfinden müssen.

Unser Schlammkönig
Unser Schlammkönig!