Tempelburg Ollantaytambo

Tempelburg Ollantaytambo

Die Lage

Auf dem Weg nach Cusco liegt Ollantaytambo strategisch günstig im Urubambatal. Das bemerkten bereits die Inkas und begannen 1460 mit dem Bau der Festung auf einem Bergsporn mit weitem Blick ins Heilige Tal. Mit dem Eintreffen der Spanier 1536 fand der Bau der Tempelburg jedoch sein jähes Ende. Noch immer liegen bereits vorbereitete Felsblöcke auf der großzügigen Plaza Manya Raqui herum und warten vergeblich darauf, an ihren vorgesehenen Platz transportiert zu werden.

Terrassen und Plaza Manya Raqui
Terrassen und Plaza Manya Raqui

Atemberaubend

Allein der Anblick der mächtigen Anlage ist atem(be)raubend. Der Anstieg über die steilen Terrassen nicht minder. Wir benötigen mehrere Anläufe in der bereits heißen Morgensonne und erklimmen mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem das letzte dieser schweißtreibenden Terrassenmonster. Der Ausblick von hier oben ist dafür … genau: atemberaubend!

Blick von den oberen Terrassen
Atemberaubender Ausblick

Mondtor und Sonnentempel

Vorbei am Mondtor und in die Mauer eingelassenen Trapeznischen für goldene Götterstatuen passieren wir das Sonnentor. Ein schmaler Pfad führt hinauf zur Fundamentmauer eines unvollendeten Sonnentempels. Die gewaltigen bereits stehenden Blöcke sind aus rötlichem Granit und bis zu 4 Meter hoch und 50 Tonnen schwer.
Wie viele Bauarbeiter wohl nötig waren, um allein diese Kolosse aus dem gegenüberliegenden Tal hier hoch zu schaffen? Und wie viele davon haben diese bestimmt übermenschliche Anstrengung nicht überlebt?

Da ist noch mehr …

Wir sparen uns den militärischen Teil der Anlage und auch den weiteren Aufstieg zum Observatorium Intiwatana (Ort, an dem die Sonne festgebunden wird).
Etwas unterhalb des in den Felsen gehauenen Mausoleums führt der Weg fast eben um den Berg herum, um dann in weiteren steilen Terrassen wieder nach unten zu führen. Einige Tempel und in Becken eingefasste Wasserläufe befinden sich in diesem hinteren Teil.
Vorbei an einem Wassertempel geht es zurück zur Plaza Manya Raqui.

Das waren drei super anstrengende Stunden, aber jeder Schweißtropfen hat sich gelohnt!

Von Cusco über Písac nach Ollantaytambo

Blick auf Ollantaytambo

Gesamte Strecke: Ca. 110 km

Auf nach Písac

Wir verlassen Cusco auf der 28 G, schrauben uns in Serpentinen an den steilen Hängen der Stadt hoch, fahren noch einmal an den vier Inkastätten Saqsaywamán, Q’enqo, Pukapukara und Tambomachay vorbei und nehmen dann Kurs auf Písac und seine Ruinen. Das letzte Stück auf der CU 112 geht auf einer guten Schotterpiste in Serpentinen den Berg auf knapp 3.500 m hoch. Nach gut einer Stunde sind wir am Ziel. Mit uns Unmengen an Reisebussen und Autos. Das kann ja heiter werden.

Die Festungsanlage von Písac

Die Ruinen der Inkafestung liegen am östlichen Ende des Urubambatals. Die Luft in dieser Höhe ist wieder einmal ganz schön dünn. Außerdem brennt die Sonne ordentlich auf die ausgetrocknete Erde und unsere Köpfe.
Wir verzichten auf einen der vielen Führer, die für ihre Dienste ein stattliches Entgelt fordern. Lieber erkunden wir die Anlage auf eigene Faust.
Schon bald stellen wir aber fest, dass wir keine große Lust verspüren, den höchsten Punkt der Anlage zu erklimmen. Auch auf halber Höhe bekommen wir einen guten Eindruck von der Baukunst der Inkas.

Durch das Heilige Tal der Inkas von Písac nach Ollantaytambo

Von Písac geht es auf der 28 B weiter nach Westen. Die geteerte Straße verläuft entlang des Urubambaflusses im üblichen Auf und Ab, angepasst an die Gegebenheiten der Landschaft. Steil aufragende Berge bis über 5.800 m bilden eine imposante Kulisse. Landwirtschaft prägt das fruchtbare Heilige Tal der Inkas an den Ufern des Urubamba. Vor allem der Anbau von Mais, der zur Herstellung des bei Zeremonien verwendeten Chicha (Maisbier) benötigt wurde, spielte zu Inkazeiten eine große Rolle.

Ankunft in Ollantaytambo

Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt durchs Tal erreichen wir am frühen Nachmittag Ollantaytambo (Quechua für „Speicher meines Gottes“) auf angenehmen 2.792 m.

Die Inkas erbauten sowohl die Stadt als auch eine beeindruckende Festung. Teile der Stadt aus Inkazeiten sind sogar noch erhalten und legen Zeugnis von der Stadtplanung der Inkas ab.
Was für eine Ordnung im Vergleich zum Wildwuchs im heutigen Peru!

Impressionen aus dem „Inkaviertel“ in Ollantaytambo:

Wir quälen uns über schmale staubige Straßen bis zu unserem Quartier am Rande des Ortes. Am Ziel werden wir mit einem schönen Ausblick auf die Festungsanlage einerseits und schneebedeckte Gipfel andererseits belohnt.

Cusco: Der Nabel der Welt

Plaza de Armas mit Kathedrale und Jesuitenkirche

Unser Aufenthalt dort: Vom 6. bis 10. Oktober 2019

Der Nabel der Welt

Auch wenn heute die Kolonialgebäude das Stadtbild Cuscos dominieren, so spürt man trotzdem noch ganz stark das Erbe der Inkas, die mit Qosqo (Quechua für „Zentrum“) ihren Nabel der Welt hatten.
Die auf 3.430 m gelegende Hauptstadt des Inkareiches wurde in Form eines Pumas angelegt. Zentraler Platz war Haukaypata, die heutige Plaza de Armas. Um den Platz herum waren die Tempelanlagen und Gebäude angeordnet.

Spanische Eroberung

Und was machen die spanischen Eroberer?
Durch Lügen und Wortbruch gelingt es Pizarro und seinen Truppen, Cusco im November 1533 kampflos zu erobern. Die Rückeroberung durch die Inkas scheitert. Ein Großteil der Stadt liegt in Trümmern.
Wie praktisch. Denn jetzt gibt es Baumaterial im Überfluss. So lässt sich die Stadt nach kolonialen Vorstellungen gestalten und auf den erdbebensicheren Grundmauern der Inkagebäude wieder aufbauen.

Cusco heute

Diese Mischung aus Inkamauern und Kolonialbauten prägt auch heute noch das Stadtbild von Cuscos Zentrum. Und wahrscheinlich genau diese ganz besondere Ausstrahlung lockt Scharen von Touristen in die Fast-Millionen-Stadt. Um deren zahlungskräftige Gunst buhlen – auch, aber nicht nur – schwer bepackte Indigenas, die ihre Kunsthandwerkserzeugnisse an den Mann bzw. die Frau bringen möchten. Trotz des bestimmt harten Lebens sind die Nachkommen der Inkas in Cusco stolz auf ihr indigenes Erbe. Das imponiert mir.

Falscher Glanz

Erdrückend und beschämend dagegen empfinde ich die in Unmengen von Gold und Silber, die zu überbordender Sakralkunst verarbeitet wurden. Ganz besonders üppig geht’s dabei in der Kathedrale und in der Iglesia de la Compañía (Kirche der Jesuiten) zu.
Pizarro und der ihn begleitende Priester hatten dem gefangenen Inkaherrscher ja genug Gold und Silber als vermeintliches Lösegeld für dessen Freilassung abgepresst, um ihm dann aber am Ende doch lieber das Genick zu brechen anstatt ihm seine Freiheit wiederzugeben.
Dafür trägt Judas jetzt Pizarros Konterfei im riesigen Abendmahlbild in der Kathedrale (mit gegrilltem Meerschweinchen statt Lamm). Und noch ein paar weitere Seitenhiebe ließen die indigenen Handwerker (fast) unbemerkt in die Ausstattung der Kathedrale einfließen.

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Doch genug davon. Cusco ist eine tolle und beeindruckende Stadt. Allein im Zentrum kann man sich ohne Probleme mehrere Tage aufhalten, ohne sich zu langweilen.
Das zeigen hoffentlich auch diese Fotos …

Rund um die Plaza de Armas:

Im näheren und weiteren Stadtzentrum:

Indigenes Erbe:

Ein ganz besonderer Augen-und Ohrenschmaus war der farbenfrohe Umzug an einem Feiertag:

Museen, z.B. Inka- und Machu Picchu-Museum, aber insbesondere das MAP – Museo de Arte Precolombino:

Unsere gastronomischen Favoriten: Tagsüber das Café im Kaffeemuseum und abends die Indigo Bar:

Noch mehr Sehenswertes außerhalb des Zentrums …

Die Festungsanlage von Saqsaywamán – der Kopf des Pumas:

Tambomachay – das Wasserheiligtum:

Pukapukara – die Mautstelle:

Q’enqo – der Kult- und Opferplatz:

Von Sicuani nach Cusco

Gesamte Strecke: 140 km

Die Ruinen von Raqchi

Einziges Highlight auf der Strecke sind die ca. 22 km hinter Sicuani liegenden Ruinen von Raqchi auf gut 3.500 m. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Heiligtum aus Präinkazeit.

Ankunft in Cusco

Nach einer Fahrt ohne weitere besondere Vorkommnisse erreichen wir am Nachmittag Cusco. Obwohl wir Quartier außerhalb des Zentrums beziehen, ist auch hier die Fahrt dorthin wieder eine weitere Kostprobe peruanischen Stadtverkehrs.

Von Puno nach Sicuani

Landschaft bei Abra la Raya

Gesamte Strecke: 245 km

Puno

Vom Hotel am See sind wir recht schnell auf der Ruta 3S, die uns bergauf aus dem Stadtzentrum hinausbringt. Häuser und Hütten in jeder Größe und jedem Bebauungszustand wuchern unkontrolliert auch noch den letzten der steilen Hänge hinauf. Noch ein letzter Blick auf Puno und den Titicacasee. Dann ist auch dieses Kapitel unserer Reise abgeschlossen.

Puno und Titicacasee
Puno und Titicacasee

Juliaca

Wir erwischen zwar beim ersten Anlauf die Abzweigung auf die Umfahrung von Juliaca. Doch leider bringt uns das nicht viel, da diese bereits nach wenigen Kilometern wegen Erneuerungsarbeiten gesperrt ist. Also dürfen uns noch einmal durch Juliacas Verkehrshaos quälen. Zu allem Überdruss geraten wir auch noch in zwei Polizeikontrollen. Beide Male müssen wir Knuts Führerschein (als ob den jemand auf deutsch lesen könnte), Versicherung und Zolldokument für den Dicken vorzeigen. Alle Papiere scheinen in Ordnung zu sein. Jetzt aber nix wie weg hier!

Trügerische Idylle

Wir bleiben auf der 3S und fahren in stur in nordwestliche Richtung. Und wieder geht es auf und ab, auf und ab.
Knuts erste Raucherpause findet an einem fast ausgetrockneten Flussbett statt. Auf den ersten Blick ist es ganz idyllisch hier. Aber beim genaueren Hinsehen: Müll überall! Leider nichts Ungewöhnliches für Peru. Genauso wie das praktisch nicht vorhandene Umweltbewußtsein.

Trügerische Idylle
Trügerische Idylle

Zunächst wird die Landschaft trockener und flacher. Dafür werden die Wolken immer dunkler. Schon wieder ein Gewitter? Nein, nur ein paar Regentropfen.

Dunkle Wolken
Dunkle Wolken …

Abra la Raya

Weiter geht’s auf und ab, auf und ab. Den höchsten Punkt auf der Strecke erreichen wir mit Abra la Raya auf 4.338 m.

Abra la Raya
Abra la Raya auf 4.338 m

Der ideale Ort für Artesaníastände, halten hier doch alle Touristen für ein Foto.

Artesanía auf 4.338 m
Kauft mich!

Nach Rauch- und Fotopause geht es weiter. Auf und ab. Auf und ab.

Sicuani

Nach fünf Stunden Fahrt erreichen wir am Nachmittag Sicuani. Hierher verirrt sich wohl eher selten ein Tourist und so erleben wir eine typische peruanische Kleinstadt. Hähnchenbratereien stehen in der gastronomischen Gunst offensichtlich ganz weit oben. Wir haben die Wahl zwischen einem ganzen, einem halben und einem Viertel Hähnchen mit schlabberigen Pommes und Kirschcola. Hierfür braucht es nicht mal eine Speisekarte. Dafür einen strapazierfähigen Magen. Den haben wir uns ja Gott sei Dank in den letzten Monaten antrainiert. Das Hotel fällt in dieselbe Kategorie. Kein Highlight, aber sauber und für eine Nacht wird’s schon gehen.

Die Grabtürme von Sillustani

Chullpa mit Seeblick

Gesamte Strecke: 74 km hin und wieder zurück

Ortswechsel

Waren wir von Anfang an nicht wirklich begeistert von unserem Hotel in Puno, so stand spätestens nach dem gestrigen Vorfall fest, dass wir unsere Zelte an diesem Ort abbrechen.
In einem Blog wurde ein Hotel direkt am See sehr gelobt und da kurzfristig ein Zimmer für eine Nacht frei ist, ziehen wir kurzerhand dorthin um. Was für ein Unterschied! So kann man in Puno also auch logieren.

Fahrt nach Sillustani

Wir fahren zunächst auf der Ruta 3S Richtung Juliaca, biegen jedoch dann auf die PE-119 ab. Die Straße ist asphaltiert und zum großen Teil gut zu befahren. Nur eine Ortsdurchfahrt ist gesperrt, sodass wir hier über Stock und Stein auf der Umleitungsstrecke entlangholpern.
Der Baustil der Ortschaften hier unterscheidet sich deutlich von dem, was wir bisher in Peru gesehen haben. Es sieht so aus, als ob sich einzelne Gehöfte mehr oder weniger eng aneinandergeschmiegt hätten. Ob das wohl die traditionelle Bauweise zu Inkazeiten (oder sogar noch davor) war?

Gehöft o.ä.

Am Umayo-See

Nach gut 30 km erreichen wir den Umayo-See. Rinder suchen im seichten Wasser nach Futter. Flamingos und Enten tummeln sich am flachen Ufer.

Mitten im See, so scheint es, thronen auf einer Halbinsel die Grabtürme von Sillustani.

Grabtürme in Sicht
Grabtürme in Sicht

Weitere 7 km später haben wir unseren Eintrittspreis bezahlt und den Dicken auf dem großen Parkplatz im Dorf abgestellt. Vorbei an zahlreichen Artesaníaständen machen wir uns in 3.897 m Höhe zu Fuß auf den Weg zu den Grabtürmen.

Das Ziel vor Augen
Da wollen wir hin …

Die Chullpas von Sillustani

Ursprünglich war Sillustani ein Zentrum der Colla-Kultur. Und es waren die Colla, die auf der Halbinsel ihre hochrangigen Persönlichkeiten in Begräbnistürmen, den Chullpas, bestatteten. Die Inkas fanden den Begräbniskult wohl auch ganz cool und übernahmen ihn kurzerhand, sodass heute auf dem Terrain 9 Chullpas der Colla und 26 der Inkas besichtigt werden können.

150 Höhenmeter, die es in sich haben

Für unseren Rundgang nehmen wir den einfacheren Weg auf der rechten Seite und haben jetzt nur einen moderaten Anstieg vor uns. Aber selbst für den brauchen wir die eine oder andere Verschnaufpause.
Die Alpakas, die unseren Weg kreuzen, würdigen uns nur kurz eines Blickes und setzen dann zufrieden grasend ihren Weg übers archäologische Gelände fort.

Von Chullpa zu Chullpa

Oben angelangt haben wir einen schönen Blick auf den See.

Seeblick
Seeblick

Entlang des Weges werden wir von Chullpa zu Chullpa in unterschiedlichen Erhaltungszuständen geführt. Es blinzelt auch schon mal eine leuchtende Kaktusblüte aus einem umgefallenen Steinblock hervor.

Kaktusblüten
Kaktusblüten

Die gut erhaltenen Chullpas jedoch sind ganz beachtlich und ich bewundere die Präzision und Handwerkskunst der Steinmetze von vor über 800 Jahren.

Kunstvoll
Kunstvoll gearbeitet

Die beiden Chullpas von Hatun Ayawasi mit einer Breite von bis zu 5 m beeindrucken neben ihrer schieren Größe zusätzlich noch durch einen wunderschönen Ausblick auf den See und die Berge.

Das Beste zum Schluss

Den Höhepunkt bildet „La gran Chullpa del Lagarto“ bzw. das, was noch von ihm übrig ist. Dieser Grabturm mit der Eidechsenverzierung war einstmals 12,2 m hoch und hatte einen Durchmesser von 6,5 m unten und 7,2 m oben. Fünf Stockwerke waren nötig, um alle Toten und Grabbeigaben unterzubringen.

La gran Chullpa del Lagarto
La gran Chullpa del Lagarto

Die Schlange, Symbol der Unterwelt, darf natürlich auch nicht fehlen.

Schlangenstein
Schlangenstein

Über die steile Haupttreppe führt der Weg zum Ausgangspunkt zurück. Linkerhand steht noch ein mit Petroglyphen verzierter Stein.

Am Ausgang
Verzierter Stein

Schwer beeindruckt treten wir die Rückfahrt nach Puno an.

In Puno

Im Hotel angekommen gönnen wir uns ein spätes Mittagessen mit Blick auf den Titicacasee und im Garten herumflitzende Meerschweinchen. Die tiefhängenden Wolken werden immer dunkler und dunkler. Kurze Zeit später entlädt sich machtvoll ein Gewitter über dem See.

Gewitterstimmung am Titicacasee
Gewitterstimmung am Titicacasee

Auf dem Titicacasee

Schwimmende Inseln

Schreck in der Morgenstunde

Gestern sage ich noch zu Knut, wie froh ich darüber bin, dass ich mit der Höhe wider Erwarten relativ gut klarkomme. Heute Morgen beim Frühstück darf ich nun eine neue, ganz andere, Erfahrung machen.
Während des Essens wird mir schwindlig und eine bisher nicht gekannte Übelkeit überfällt mich. Allein bei dem Gedanken an unser Allheilmittel Coca dreht sich mir schon der Magen um. Ich habe das Gefühl, gleich umzukippen. Beim Aufstehen bin ich ganz zittrig und wacklig auf den Beinen. Knut ist besorgt und schleppt mich in meinem derangierten Zustand zur Rezeption. Dort bekomme ich eine Extraration aus der Sauerstoffflasche. Oh ja, das tut gut! Gleich geht es mir auch schon wieder viel, viel besser!

Erklärungsversuch

Ich kann mir diesen plötzlichen Sauerstoffmangel nicht so richtig erklären, aber Knut kann. Im Frühstücksraum, genau neben unserem Tisch, steht ein gasbetriebener Heizpilz und der war heute Morgen eingeschaltet. In einem geschlossenen Raum ohne Sauerstoffzufuhr von irgendwoher muss er sich wohl den Sauerstoff aus dem Raum geholt haben. Und wahrscheinlich habe ich aufgrund meines Asthmas etwas eher und stärker als die anderen Gäste reagiert.

Just in Time

Gerade noch rechtzeitig bin ich so weit wiederhergestellt, dass wir in den kleinen Touristenbus steigen können, der uns zum Hafen bringt.
Kaum zu glauben! Wir sind jetzt seit fast zwei Tagen am Titicacasee und außer dem ersten kurzen Blick von oben haben wir den See noch nicht zu Gesicht bekommen. Das wird sich heute ändern. Und nicht nur das. Wir werden uns sogar auf denselben begeben, um die schwimmenden Inseln der Uros zu besuchen.

Auf dem Titicacasee

Nach einem kurzen Fußmarsch zum Pier – den Leuchtturm lassen wir links liegen – dürfen wir auch schon das Touristenboot besteigen. Aber nicht gleich das erste, das da schaukelnd im Wasser liegt. Nein, wir dürfen über drei der kabbeligen Boote steigen bis wir bei unserem angelangt sind.
Verdutzt blicke ich in den Innenraum. Da sind doch schon alle Plätze belegt. Na super! Nun dürfen wir auch noch während der Bootsfahrt stehen. Und das ausgerechnet jetzt, wo mir der Vorfall von heute Morgen noch in den Gliedern steckt.
Glücklicherweise finden sich dann aber doch noch ganz vorne zwei Plätze und ich kann meinen Adrenalinspiegel wieder auf Normallevel senken und mich entspannt zurücklehnen.
Wir schippern ganz gemütlich auf dem höchsten schiffbaren See der Welt zu der Lagune zwischen Puno und der Halbinsel Capachica.

Leuchtturm in Puno
Leuchtturm im Hafen von Puno

Zu Besuch auf einer schwimmenden Insel

Dort wächst das Totora-Schilf, aus dem die Uros ihre schwimmenden Inseln und Boote bauen. An einer der Inseln machen wir Halt und werden von den weiblichen Inselbewohnerinnen freundlich in Empfang genommen. Irgendwie komisch, wenn man versucht, sich auf wackeligem Untergrund fortzubewegen. Und damit nicht genug. Der Untergrund gibt bei bei jedem Schritt auch ordentlich nach und ich habe das Gefühl, beim nächsten Schritt nun aber wirklich im Titicacasee zu verschwinden.

Auf einer schwimmenden Insel
Auf einer schwimmenden Insel

Für Touristen

Wir erhalten von der Dorfvorsteherin (ja, bei den Uros haben die Frauen das Sagen!!!) einige Einblicke in das Leben der Inselbewohner.

Die Dorfvorsteherin erklärt
Die Dorfvorsteherin erklärt …

Nach Liedchen in Quechua, Aymara und Spanisch wird unsere Gruppe auf die Frauen verteilt, die uns dann zu ihrem Haus führen. Vor dem Haus stehen schon die überall gleich aussehenden Stickereien, Keramik und sonstiger Schnickschnack zum Verkauf bereit.

Sing mit uns!
Sing, sing, sing …

Zum krönenden Abschluss steht noch eine Fahrt mit einem der Boote aus Totoraschilf auf dem Programm.

Das Boot steht schon bereit
Das Boot steht schon bereit

Frauenpower

Zwei Frauen (!) rudern die gesamte Gruppe zur Hauptinsel.

Ankunft auf der Hauptinsel
Geschafft! Ankunft auf der Hauptinsel

Auch dort warten Berge vermeintlicher Artesanías (Kunsthandwerk) sehnsüchtig darauf, den Besitzer zu wechseln.
Nach Shopping und Kaffeepause geht’s auch schon im normalen Motorboot zurück nach Puno und ins Hotel.

Gemischte Gefühle

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Ausflug halten soll. Einerseits kam ich mir als Tourist wie eine Kuh vor, die es ausgiebig zu melken gilt. Andererseits leben die Uros bzw. ihre Nachfahren fast ausschließlich vom Tourismus und durch unsere Eintrittsgelder und Souvenirkäufe tragen wir dazu bei, dass diese besondere Kulturform auf dem Titicacasee erhalten bleibt.

Zu Besuch in der „Folklore-Hauptstadt“ Perus

Plaza de Armas zu Puno

Dicke Luft in dünner Luft

Auf 3.800 m ist die Luft erstaunlich dünn. Dazu der dichte Verkehr, der sich rußend und qualmend durch Punos schmale Straßen quält und auch nicht gerade zur Luftverbesserung beiträgt.
Ein Spaziergang durch Puno hat also durchaus seinen ganz eigenen Charme.

Spaziergang durch Puno

Trotzdem machen wir uns nach dem Frühstück ganz gemächlich (schneller geht auch nicht) auf den Weg durch Punos schmale und steile Gassen, um die wenigen Sehenswürdigkeiten abzuklappern.

Straßenszene in Puno
Da geht’s runter zur Fußgängerzone

Plaza de Armas

Wir schlendern die Fußgängerzone bis zur Plaza de Armas entlang. Die Plaza selbst wird neu gestaltet und ist bis voraussichtlich November hinter einem dichten blauen Bauzaun verschwunden.

Museo Carlos Dreyer

Dafür hat das Museo Carlos Dreyer gleich um die Ecke geöffnet. Carlos Dreyer war ein deutscher Maler und Sammler, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über 30 Jahre am Titicacasee lebte. In seinem Museum sind Kunst und Gegenstände ausgestellt, die er im Laufe der Zeit angesammelt hatte.

Parque Pino

Am anderen Ende der Fußgängerzone, am Parque Pino, ist große Versammlung und Kundgebung indigener Gruppen in farbenfrohen Trachten. Am Straßenrand werden regionale Produkte auf kleinen überdachten Marktständen angeboten. Zur Abrundung gibt’s Spiel und Spaß.

Puno feiert
Indigene Gruppe beim Parque Pino

So viel Trubel strengt mächtig an. Deshalb kehren wir recht schlapp und kurzatmig für eine kleine Pause ins Hotel zurück. Ein Tässchen Coca-Tee kann sicherlich auch nicht schaden.

Casa del Corregidor

Einen Großteil des Nachmittags verbringen wir im gemütlichen Café in der Casa del Corregidor. Allerdings nicht im Innenhof, denn über Puno geht ein sattes Gewitter mit Regenschauern nieder.

Innenhof in der Casa del Corregidor
Der Innenhof in der Casa del Corregidor vor dem Gewitter

Als wir das Café verlassen, hat es kurz aufgehört zu regnen. Vor dem Hintergrund dunkler Wolken werden wir mit einem Regenbogen über der Plaza de Armas belohnt.

Basílica Catedral

Wir haben noch mehr Glück, denn nun hat auch die wuchtige Basílica Catedral ihre großen grünen Pforten geöffnet, sodass wir auch einen Blick in das fast bescheiden anmutende Innere der Kathedrale werfen können.

Basílica Catedral
Basílica Catedral
Im Innnern der Kathedrale von Puno
Im Inneren der Kathedrale