Reiseroute Nordchile

San Pedro und die Atacama-Wüste

Über den Paso de Jama sind wir von Argentinien nach Chile bis San Pedro de Atacama in der gleichnamigen Wüste gereist. In San Pedro werden wir eine Woche lang bleiben, um in Tagesausflügen unsere persönlichen Highlights zu besichtigen.
Das sind zum einen die Laguna de Chaxa im Salar de Atacama und die auf über 4.000 m Höhe gelegenen Lagunen Miscanti und Miñiques. Zum anderen gehören die spektakulären Täler Valle del Marte und Valle de la Luna dazu. Ebenso werden wir dem Valle de Arcoiris mit den Petroglyphen Yerbas Buenas einen Besuch abstatten.
Ein Ausflug nach Ayquina anlässlich der Feier der ortsansässigen Jungfrau soll unseren Aufenthalt in der Wüste abrunden.

Calama und die Kupfermine Chuquicamata

Von San Pedro wird es nach Westen gehen. In der Nähe der Minenstadt Calama werden wir uns mit Chuquicamata die größte Kupfermine der Welt anschauen.

Iquique und die Salpeterstädte Humberstone und Santa Laura

Von Calama werden solange nach Westen fahren bis wir auf die Ruta 5, die Panamericana, stoßen. Auf dieser werden wir nach Norden fahren, um sie an der Abzweigung nach Iquique auch schon wieder zu verlassen. Neben der am Pazifik gelegenen Stadt werden wir die ehemaligen Salpeterstädte und heutigen Weltkulturerbestätten Humberstone und Santa Laura besichtigen.

Arica und die Grenze zu Peru

Von Iquique werden wir auf die Panamericana zurückkehren und weiter nach Norden fahren. Bei Huara werden wir einen Abstecher zum Cerro Unita mit der größten Geoglyphe Südamerikas, dem Gigante de Taracapá, machen. Die Panamericana wird uns schließlich nach Arica führen. Auch hier werden wir noch ein paar Tage verbringen bevor wir uns ins ca. 20 km entfernte Peru begeben werden.

Von Argentinien nach Chile über den Paso de Jama

Flagge von Chile

Gesamte Strecke von Humahuaca (Argentinien) bis San Pedro de Atacama (Chile): Ca. 490 km

Überlegungen

Eigentlich wollten wir von Humahuaca weiter auf der RN 9 nach Norden zur bolivianischen Grenze fahren. Jedoch bereitet mir die Vorstellung, mich in den nächsten Wochen auf Höhen von 3.000 m und weit mehr bewegen zu müssen, richtigen Kummer. Knut graust es davor, an den Tankstellen Boliviens aufgrund der unterschiedlichen Abrechnung für Einheimische und Touristen, regelrecht um Diesel betteln und dann kanisterweise unseren 90-Liter-Tank füllen zu müssen. Wahrscheinich sind wir einfach noch nicht bereit für Bolivien. Während unserer letzten Tage in Argentinien beschließen wir deshalb nach langem Beratschlagen, unsere Reiseroute erneut zu ändern.

Aus Plan B wie Bolivien wird Plan C wie Chile

Statt weiter nach Norden zu fahren, fahren wir am frühen Morgen auf der RN 9 durch die Quebrada de Humahuaca zurück und biegen dann nach rechts auf die RN 52 nach Purmamarca ein. Einen Teil dieser Strecke – bis zu den Salinas Grandes – sind wir bereits schon einmal gefahren. Nun fahren wir immer weiter nach Westen und damit immer tiefer in die Anden hinein. Durch die Quebrada de mal Paso, vorbei an Susques und einem Tankstopp auf 3.896 m, dem Salar de Olaroz und der Salina de Jama erreichen wir nach fünf Stunden Fahrt die Grenze zwischen Argentinien und Chile auf 4.200 m Höhe.

Grenzübertritt in dünner Luft

Nachdem wir alle unverpackten Lebensmittel weggeworfen haben, fahren wir zur gemeinsamen Zollstelle von Argentinien und Chile. Wir erhalten einen Laufzettel, dann fahren wir vor bis zu einem eingeschossigen Gebäude.

1. Ausreise aus Argentinien inklusive Erledigung des Zollverfahrens für den Dicken

Am ersten Schalter werden die Formalitäten für Argentinien erledigt: Also Ausreise mit entsprechendem Stempel in unseren Pässen sowie Abgabe des Zolldokumentes für unseren Dicken.

2. Einreise nach Chile

Am zweiten Schalter erfolgt die Einreise nach Chile mit Ausstellung der Einreisekarte PDI (Ausdruck auf Thermopapier) und Stempel in unseren Pässen.

3. Vorübergehende Verwendung des Dicken in Chile

Dann geht’s weiter zum chilenischen Zoll. Dort beantragen wir die temporäre Einfuhr für unseren Dicken. Dieses Mal lesen wir das Formular beide ganz genau durch und ich frage bei einzelnen Punkten auch nach. Den mürrischen Blick der Zollbeamtin ignoriere ich dabei.

4. Physische Inspektion des Dicken

Mit allen Dokumenten gehen wir dann zum letzten Schalter, füllen die Erklärung aus, ob wir viel Geld, Obst und Gemüse etc. nach Chile einführen. Zu guter Letzt wird dann auch noch das Fahrzeug untersucht. Danach fahren wir zu einem kleinen Wachhäuschen, geben den in der Zwischenzeit mit Stempeln gefüllten Laufzettel ab und erhalten freie Fahrt nach Chile.

Der Grenzübertritt auf dieser Höhe war super anstrengend für mich und ich bin froh, dass wir das gesamte Prozedere in einer Stunde erfolgreich hinter uns gebracht haben.

Andere Länder, andere Sitten

Bei der Durchsicht des PDI stelle ich allerdings fest, dass mein Mädchenname anstelle meines aktuellen Nachnamens im Dokument genannt ist. Also drehen wir gleich nochmal um, machen dem Wachmann klar, dass wir nur eine Reklamation haben und nicht nach Argentinien einreisen möchten. Zurück am Schalter erklärt mir die Dame, dass in Chile bei der Heirat keine Namensänderung erfolgt und dass das PDI deshalb so stimmt. Wichtig sei letzten Endes auch nur, dass die Passnummer stimmt. Na dann …

Zum ersten Mal in der Atacama-Wüste

Den genauen Übergang nach Chile können wir nur daran erkennen, dass die Straßenmarkierungen nunmehr gelb sind und die Straße selbst CH 27 heißt. Kein Willkommensschild oder ähnliches. Ob Chile es wohl nicht nötig hat, seine Besucher willkommen zu heißen? Wir fahren also auf der CH 27, der Ruta del Desierto, durch, felsiges, sandiges, menschenleeres Gebiet immer tiefer in die Atacama-Wüste hinein. Immer wieder bekommen wir einen der noch etwas schneebedeckten Vulkane in der Ferne zu Gesicht. Auch hier liegen einige Salzseen und -lagunen an unserem Weg.

Über den höchsten Punkt des Paso de Jama

In den letzten 100 km steigt die Straße noch einmal kräftig an bis wir den höchsten Punkt des Paso de Jama in über 4.800 m Höhe erreichen. Der Anblick der Vulkane Láscar und Licancabur ist beeindruckend.

Steile Abfahrt

In den letzten 23 km bis San Pedro de Atacama geht die Straße steil bergab. Schließlich müssen 2.400 Höhenmeter – dieses Mal nach unten – überwunden werden.
Häufig finden sich Abzweigungen von der Straße, die als Pistas Emergencias (Notfallstrecke) gekennzeichnet sind und von denen offensichtlich auch reger Gebrauch gemacht wird. Auch wir müssen einmal stoppen, um unseren heiß gewordenen Bremsen eine Abkühlungspause zu gönnen.

Die Wüste lebt
Die Wüste lebt – entdeckt während der Zwangspause

Ankunft in San Pedro de Atacama

Nach neun Stunden erreichen wir unsere super teure Unterkunft in der Oase von San Pedro de Atacama. Es ist, als ob man in eine komplett andere Welt eintauchen würde. Das Duschen an einem der trockensten Orte der Erde ist zwar dekadent, fühlt sich aber nach dieser Tour sowas von gut an.

Am Abend

Am frühen Abend schlendern wir ins Zentrum, heben bei der Bank Bci ohne Probleme Geld ab und setzen uns bei sommerlichen Temperaturen auf zwei der Plätze im Freien im einzigen Restaurant an der Plaza, um die Atmosphäre des staubigen Wüstendorfes bei Bier und Saft aufzunehmen. Es gesellt sich ein älteres Ehepaar aus Argentinien zu uns, die wir bereits an der Grenze schon einmal getroffen haben. Sie stammt ursprünglich aus Wien, er ist Argentinier mit deutschen Vorfahren. Zusammen betreiben sie ein Hotel im Tigredelta (in der Nähe von Buenos Aires). Wir verbringen einen äußerst informativen und kurzweiligen Abend zusammen.

Von Humahuaca zu den Serranías de Hornocal – und wieder zurück

Serranías de Hornocal

Gesamte Strecke: Ca. 60 km

Höhe schlaucht

Seit wir in Humahuaca angekommen sind, merke ich, dass mir die Höhe zu schaffen macht. Unsere Vermieterin rät mir zu Cocatee. Deshalb haben wir gestern in einem kleinen Laden Cocablätter gekauft. Der Tee daraus schmeckt mit Zucker gar nicht mal so schlecht – wie Kräutertee eben. Sogar Knut trinkt mit. Wir haben beide den Eindruck, dass der Tee hilft, die unangenehmen Begleiterscheinungen der Höhe zu lindern. So trinken wir tapfer Cocatee, auch bevor wir zu unserem heutigen Ausflugsziel aufbrechen.

Schotterpiste und Serpentinen

Wir fahren auf der RP 73, der Ruta de la Independencia. Sie ist zwar nicht asphaltiert, lässt sich die ersten Kilometer aber gut befahren. Vorbei an sandigen, mit riesigen Kandelaberkakteen bewachsenen Schluchten steigt die Straße zunächst ganz moderat an. Doch während der nächsten 23 km wird sie sich – und wir mit ihr – in engen Sepentinen gut 1.400 Höhenmeter hochwinden. Von der gut befahrbaren Piste wird sie sich bald in eine brutale „Ripio“ (Wellblechschotterpiste) verwandeln, gegen die die Ruta 40 in der Quebrada de las Flechas geradezu harmlos war. Einmal bleiben wir vor einer der steilen und engen Haarnadelkurven hängen, aber Knut und der Dicke meistern diese Hürde mit Bravour.

Was für ein Berg!

Auf 4.340 m Höhe angekommen bezahlen wir an einem Posten unser (kleines) Eintrittsgeld. Nun dürfen wir nochmals einige Höhenmeter auf einer schmalen Straße überwinden bis wir am Parkplatz zum Aussichtspunkt ankommen. Bis wir aus dem Auto aussteigen, hat sich eine dicke Wolke über den Serranías de Hornocal, dem vierzehnfarbigen Berg, breit gemacht. Trotzdem ist der Anblick dieses gezackten und in allen möglichen Beige-, Rosa- bis hin zu Rottönen leuchtenden Berges gerade zu magisch. Mir bleibt buchstäblich die Luft weg, und das nicht nur wegen der Höhe. Neben diesem Wunder der Natur verblassen die anderen bunten Berge der Quebrada de Humahuaca, wie auch der Cerro de los Siete Colores in Purmamarca fast ein wenig. Das ist definitiv mein Höhepunkt der Quebrada.

Zurück nach Humahuaca

Die Abfahrt zurück nach Humahuaca gewährt uns immer wieder spektakuläre Blicke über verschiedene, steil abfallende Täler. Dieser Ausflug war jeden einzelnen der Material mordenden staubigen Kilometer wert und hat sich unbedingt gelohnt.

Und zum Abschluss nochmal ein grandioser Sonnenuntergang:

Noch ein Sonnenuntergang

Von Purmamarca nach Humahuaca

Fels in rot und gelb

Gesamte Strecke: Ca. 70 km

Durch die Quebrada de Humahuaca

Hatten wir von Jujuy bis Purmamarca schon einen Teil der ca. 150 km langen Quebrada de Humahuaca befahren, so stehen uns heute die letzten 70 km bis zu ihrer Namensgeberin Humahuaca bevor. Entlang des Río Grande de Jujuy schlängelt sich die gut ausgebaute Straße durch oder vorbei an kleinen Dörfern immer sanft bergauf. Auch hier dominieren wieder die kahlen, dafür bunten Felsformationen. Braun- und Grüntöne wechseln sich ab mit kräftigem Rotorange und Gelb bis hin zu sanftem Beige. Man könnte meinen, die Natur hätte alle ihre Farben in diese Felsen entlang der Schlucht gepackt. Außerdem ist die Quebrada Teil des 30.000 km langen Inka-Straßensystems. Wenn das mal keine guten Gründe für ein UNESCO-Welterbe sind! Seit 2003 ist sie dabei.

In Humahuaca

Zur Mittagszeit erreichen wir das auf knapp 3.000 m liegende Humahuaca. Das Zentrum des ca. 15.000 überwiegend indigene Einwohner zählenden Städtchens konzentriert sich in schmalen Gässchen rund um eine kleine Plaza.
Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit bis wir unser Adobehäuschen etwas außerhalb des Zentrums auf der anderen Seite des Flusses beziehen können. Also reihen wir uns an der einzigen Tankstelle in die Warteschlange ein. Während wir warten bis wir an der Reihe sind, werden wir von einem deutschen Paar angesprochen, dem unser deutsches Nummernschild auffiel. Einige Zeit später treffen wir die Beiden an der Plaza wieder und kommen erneut ins Gespräch, das wir bei Saft und Empanadas noch etwas vertiefen. Ruckzuck ist es fast drei und nun müssen wir aber wirklich zu unserer Unterkunft.

In Humahuaca
Gasse in Humahuaca

Wir verabschieden uns und rumpeln auf Schotterstraßen zu unserem Häuschen. Unsere Vermieterin erwartet uns schon. Nachdem sie uns in die Besonderheiten des Hauses eingewiesen hat, überlässt sie uns der Idylle bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Der Sonnenuntergang hier ist absolut sehenswert.

Sonnenuntergang über Humahuaca
Sonnenuntergang über Humahuaca

Höhentest: Von Purmamarca zu den Salinas Grandes – und wieder zurück

Salzmuster

Gesamte Strecke: 140 km

Auf in die Anden

Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir auf der RN 52 nach Westen immer tiefer in die Anden hinein. Bald schon führt die Straße in steilen, größtenteils asphaltierten Serpentinen immer höher hinauf. Auch hier leuchten die Berge wieder in allen möglichen Farben.

Über so wohlklingende Streckenabschnittsbezeichnungen wie Abra de Potrerillos und Abra de Lipán schrauben wir uns in gerade einmal 32 km um knapp 2.000 Höhenmeter nach oben.

Das haben wir alles schon geschafft!
Das haben wir alles schon geschafft!

Höchster Punkt

Mit dem Alto El Morado auf 4.170 m Höhe haben wir den höchsten Punkt erreicht. Hier ist die Luft schon ganz schön dünn. Bloß nicht zu schnell bewegen! Wie gut, dass es ab jetzt wieder bergab geht.

Alto El Morado
Alto El Morado

Warnung vor dem Lama

Kurz vor dem höchsten Punkt warnte bereits ein Verkehrsschild vor Lamas. Haha, das ist wieder so eine Warnung wie in Iguazú, wo man doch keines der Tiere zu Gesicht bekommt.

Warnun vor dem Lama
Warnng vor dem Lama

Kaum fertig gelacht, grast hinter der nächsten Kurve friedlich eine kleine Herde Vicuñas. Also war die Warnung doch nicht ganz unberechtigt.

Salinas Grandes in Sicht

Bereits nach wenigen Kilometern können wir den ersten Blick auf die Salinas Grandes erheischen. Jedoch wird es noch über eine halbe Stunde dauern bis wir dann tatsächlich bei dem über 212 qkm großen Salzsee auf 3.450 m Höhe ankommen.

An einem ersten Haltepunkt mit allem Möglichen aus Salz dürfen wir zu Fuß auf die Salzfläche mit ihrem ganz speziellen Oberflächenmuster. Anhand des Reifenabriebs auf dem Salzsee kann man genau erkennen, wie die Fahrzeuge zu den Ojos des Salar fahren. Da wir in unserem Dicken keinen Platz mehr für den obligatorischen Führer haben, sparen wir uns notgedrungen die Fahrt über die Salzpiste.

Salz soweit das Auge reicht

An einem zweiten Haltepunkt wird unter der Woche Salz abgebaut.

Salzgewinnung
Salzgewinnung

Heute tummeln sich dagegen mit uns eine ganze Menge Leute; wahrscheinlich überwiegend argentinische Wochenendausflügler. Natürlich müssen wir alle die obligatorischen Spaßfotos im gleißenden Weiß unter knallblauem Himmel machen. In diesem Fall Knut für uns; ich bin nicht in der Lage zu kapieren, wie das mit der verzerrten Perspektive funktioniert.

Ohne Worte

Nur gut, dass die Arbeiter, die unter der Woche hier das Salz abbauen nicht mit ansehen müssen, was die verrückten Touristen am Wochenende auf dem See so treiben.

Zurück zum Alto El Morado

Nachdem wir uns an der riesigen cremeweißen Fläche sattgesehen haben, treten wir die Rückfahrt an.
Also erst einmal wieder 720 Höhenmeter an kräftig orange, beige, grün leuchtenden Hügeln vorbei zurück zum Alto El Morado.

Auch dieses Mal sehen wir in dieser luftigen Höhe eine Herde Vicuñas.

Talfahrt

Und dann geht’s über die engen Haarnadelkurzven in 32 km wieder knapp 2.000 Höhenmeter talwärts nach Purmamarca. Glücklicherweise sind am heutigen Sonntag nicht so viele LKWs unterwegs, die beide Spuren brauchen, um um die Kurven zu kommen. Kurz bevor wir nach Purmamarca abbiegen, erheischen wir noch einen Blick auf einen bunt gezackten Berg.

Bunt gezackter Berg
Bunt gezackter Berg