Von Punta del Este nach La Paloma mit Zwischenstopps in José Ignacio und Laguna Garzón

La Paloma

Gesamte Strecke: ca. 120 km

José Ignacio

Heute fahren wir die Küste entlang weiter in östliche Richtung. Auf der Fahrt stoppen wir zunächst beim Leuchtturm Faro José Ignacio. Als beeindruckender schlanker Riese steht er auf felsigem Untergrund und trotzt den Gezeiten. Angeblich soll man auch von Juli bis Oktober vom Strand aus vorbeiziehende Wale sehen können. Trotz intensiven Spähens sehen wir keine.

Laguna Garzón

Wir fahren weiter; auch die futuristische Brücke in Form eines Kreises über die Laguna Garzón passieren wir.

La Paloma

Bald danach hört die asphaltierte Strecke auf und wir poltern über unsere erste Schotterpiste 12 km in nördliche Richtung bis wir die Ruta 9 kreuzen. Auf dieser fahren wir dann weiter bis zu unserem heutigen Etappenziel La Paloma. Auch hier gibt es wieder einen grandiosen Leuchtturm. Und theoretisch wieder Wale, aber auch hier ist in der Praxis keiner auszumachen. Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang und noch ausgiebigerem auf die Wellen Starren und der Brandung Lauschen kehren wir in unser Hotel zurück. Waren schon in Punta del Este viele Restaurants geschlossen, so herrscht hier absoluter Totentanz. Der ganze Ort scheint in Winterschlaf gefallen zu sein. Nur mit Mühe und einigem Suchen finden wir ein Restaurant, das überhaupt offen hat. Das Essen ist entsprechend kein Highlight. Welcher Irre hatte denn die Idee, hier länger als unbedingt nötig zu halten? Ich fürchte, in diesem Fall handelte es sich um eine Irre, also mich. Der arme Knut erträgt das Ganze aber mit stoischer Gelassenheit.

Punta Ballena mit Casapueblo

Casapueblo

Gesamte Strecke von Punta del Este nach Punta Ballena und wieder zurück: ca. 30 km

Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto in westliche Richtung nach Punta Ballena. Auf dieser Landzunge hat der uruguayische Künstler Carlos Paéz Vilaró sein Casapueblo gebaut. Im Kampf gegen die gerade Linie hat er hier ein wirklich eindrucksvolles Gesamtkunstwerk geschaffen. Mit seinen weißen geschwungenen Wänden schmiegt sich das Gebäude in mehreren Terrassen an den Hang und erinnert wenigstens ein bisschen an ein Felsmassiv. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass einer seiner Söhne bei dem Flugzeugabsturz in den Anden 1972 dabei war und überlebt hat.

Die Katzen des Künstlers leben auch nach seinem Tod in Casapueblo. Zur Einstimmung wird in einem der Räume ein Video gezeigt. Als wir dort waren, hat es sich eine Siamkatze auf unserer beider Schoß bequem gemacht und sich ausgiebig streicheln lassen. Schon seltsam, wenn genau diese Katze in einem anderen Raum auf einem riesigen Foto mit dem Künstler zu sehen ist.

In Punta del Este

La mano

Spaziergang durch den alten Ortskern

Nach dem Frühstück wollen wir den alten Teil von Punta del Este besichtigen. Auch heute strahlt die Sonne bei 12 Grad. Von unserem Hotel aus sind es gut 1 km bis zum alten Teil, der genau auf der Landzunge liegt. Unser Weg führt uns zunächst über den Hafen. Kleine und große Yachten schaukeln im glitzernden Wasser und warten auf die nächste Saison. Die ersten Fischer haben ihren Fang schon an Land gebracht. An kleinen Ständen direkt auf der Mole bieten sie ihre Schätze aus Neptuns Reich feil. Noch sind wenige Einheimische oder Touristen unterwegs, dafür kreisen hungrige Möwen über ihnen und hoffen, dass der eine oder andere Leckerbissen für sie abfällt. Ein bulliger Seelöwe hat sich bereits am Rande eines Standes positioniert, um die besten Stücke für sich zu sichern. Einige jüngere Seelöwen tummeln sich im Hafenbecken. Hin und wieder tauchen sie elegant aus der grünlich-braunen Brühe auf, um allzu freche Möwen in ihre Schranken zu weisen.

Unser Weg führt uns weiter durch ruhige Straßen einen sanften Hügel empor. Auf seiner höchsten Stelle thront der Leuchtturm.

Punta del Este Faro
Der Leuchtturm von Punta del Este

Direkt gegenüber befindet sich die meteorologische Station und die hellblau-weiße Backsteinkirche Iglesia de la Candelaria, die gerade für die Sommergäste ins richtige Licht gerückt wird. Überhaupt scheinen die Wintermonate dafür genutzt zu werden, um auszuruhen oder zu renovieren. Viele Bars, Cafés, Restaurants und Hotels sind geschlossen. Zum Schluss unseres Spaziergangs trotten wir noch am Edificio de la Aduana vorbei.

Punta del Este Aduana
Edificio de la Aduana

Dann sind die Highlights auch schon abgegrast. Auf der anderen Seite der Landzunge am Playa Brava steht die Skulptur „La Mano“ des chilenischen Künstlers Mario Irrazábal. Hier treiben sich also die ganzen Touristen herum. Hier ein Selfie, da ein Schnappschuss. Was für eine Anziehungskraft doch fünf überdimensionierte Finger entfalten können. Auch wir sind davor nicht gefeit. Nur wenige Meter davon entfernt, versuchen ambitionierte Surfer auch noch auf der kleinsten Welle zu reiten. In der Ferne sieht man die Isla de los Lobos mit ihrem weißen Leuchtturm.

La mano
La Mano

Nach der Rückkehr von unserem Ausflug nach Punta Ballena fahren wir zum Hafen von Punta del Este. Wir finden ein Restaurant mit Meerblick, das (noch) geöffnet hat und gönnen uns das Tagesmenü mit Fisch. Als letzte Gäste verlassen wir satt und glücklich das Restaurant und spazieren pünktlich zum Sonnenuntergang über die Mole. Die untergehende Sonne verleiht den sonst so weißstrahlenden Hotelriesen einen goldenen Glanz und taucht die gesamte Skyline in sattes Gelborange. Echt beeindruckend!

Nach Osten: Von Montevideo nach Punta del Este mit Zwischenstopp in Piriápolis

Punta del Este Sonnenuntergang

Gesamte Strecke: ca. 130 km

Gut einen Monat nach unserem Abflug aus Deutschland ist es jetzt also so weit: Unser Abenteuer Südamerika darf endlich so richtig beginnen.
Nachdem wir unseren „Dicken“ aus der Garage geholt und alle unsere Habseligkeiten in seinem Inneren verstaut haben, brechen wir entlang der Flussmündung des Río de la Plata zur Atlantikküste im Osten Uruguays auf. Es dauert eine ganze Weile bis wir Montevideo und seine Ausläufer hinter uns lassen. Doch dann nimmt die Besiedlung merklich ab. Heute scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Immer wieder zweigen Straßen von der Interbalnearia zu den sich aktuell im Winterschlaf befindenden Badeorten an der Küste ab.

Piriápolis

Wir fahren bis Piriápolis. Dieses Städtchen mit seiner einstmals sicherlich mondänen Uferpromenade wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts nach den Plänen und Vorstellungen des uruguayisch-argentinischen Unternehmers Francisco Piria erbaut. Auch wenn Piriápolis den Eindruck erweckt, seine beste Zeit schon hinter sich zu haben, so zeugt das monumentale (ehemalige) Hotel Argentino und das wesentlich kleinere Hotel Colón mit seinem Fachwerk von dem einstigen Glanz der Stadt.

Wir fahren zum nahegelegenen Castillo, der damaligen Privatresidenz des Empresarios. Das Domizil erinnert an eine mittelalterliche Trutzburg im Kleinformat. Von den Zinnen hat man einen wunderbaren Blick auf die Sierra und natürlich auf Piriápolis. Der Hausherr mag sich hier wie ein Fürst gefühlt haben.

Nach so viel Glanz und Gloria bildet der Besuch der Iglesia Maldita de Piria (Pirias verdammte Kirche) einen Gegenpol. Piria ließ sie ab 1917 erbauen. Die wohl nie fertiggestellte und nach Osten ausgerichtete (wohl das Zeichen für eine von Freimaurern errichtete) Kirche wurde vollkommen dem Verfall preisgegeben. Es steht nunmehr nur noch das Gerippe einer Kirche. Nur noch Tauben und streunende Hunde und Katzen halten sich hier auf. Trotzdem lohnt sich der Stopp, herrscht hier eine ganz eigene und besondere Atmosphäre.


Punta del Este

Wir fahren weiter und erreichen am Nachmittag unser heutiges Etappenziel: Punta del Este, teures Zentrum der Riviera Lateinamerikas.
Es dauert eine Weile bis wir unser Hotel im Dschungel der Hotelhochhäuser finden. Doch nach dem Einchecken machen wir uns sogleich auf, unsere Umgebung zu erkunden.
Es herrscht reges Sonntagnachmittagstreiben in den Straßen. Dennoch haben viele Cafés und Restaurants jetzt im Winter geschlossen. Diejenigen, die geöffnet haben, sind sehr gut besucht. Wir haben schon die Hoffnung auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen aufgegeben, doch dann entdecken wir ein Café mit freien Plätzen in der Straße unseres Hotels. Nach dem Genuss von Apfelstrudel, Torte und zwei Cappucini und dem Erhalt der Rechnung können wir erahnen, warum noch Plätze frei waren. Das war der teuerste Cafébesuch ever: schlappe 41 USD dürfen wir berappen. Dafür sind wir aber auch erst einmal pappsatt.

So langsam geht die Sonne unter und so schlendern wir Richtung Wasser. Uruguayos jeden Alters haben sich schon versammelt und warten geduldig mit Matetasse und Thermoskanne in der Hand darauf, dass der Feuerball spektakulär am Horizont im Meer versinkt. Sie – und wir natürlich auch – sollen nicht enttäuscht werden.

Punta del Este Sonnenuntergang
Sonnenuntergang in Punta del Este

Montevideo – Teil 4

Blick auf Montevideo

Die letzten Tage

Dienstag, 2. Juli 2019:

Am Vormittag fahren wir zum Nissan-Händler, um uns mit Betriebsflüssigkeiten einzudecken. Leider werden in Uruguay andere verwendet als in Europa, aber der freundliche junge Mann am Ersatzteilschalter schreibt uns eine Adresse auf, wo wir alles bekommen sollten. Tatsächlich werden wir im „Emporio de los Filtros“ in der Calle Cerro Largo fachkundig und freundlich bedient. Umgerechnet 60 Euro werden wir für Motor- und Getriebeöl, Brems- und Servolenkungsflüssigkeit los.

Im Laden gegenüber versuchen wir unser Glück, um die noch fehlenden Gaskartuschen zu besorgen. Leider Fehlanzeige. Im zweiten Geschäft bekommen wir die Adresse für einen Campingladen in der Nähe. Und hier gibt es tatsächlich die Kartuschen!

Jetzt wollen wir nur noch kurz die Sachen an einem ruhigen Ort verstauen und auch unsere Transportbox sichten. Wir fahren die Uferpromenade in Richtung Osten. Irgendwann landen wir an einer Landzunge mit einem kleinen Leuchtturm darauf. Beim Aussteigen müssen wir leider feststellen, dass der Wind schon wieder ordentlich aufgefrischt hat und dies ein äußerst ungemütliches und ungeeignetes Plätzchen für unser Vorhaben ist.

Ein Leuchtturm in Montevideo!

Wir fahren weiter nach Osten. In einer ruhigen Seitenstraße von Carrasco (dem etwas vornehmeren Vorort von Montevideo) halten wir an und räumen aus und um, um dann noch vor dem Feierabendverkehr wieder zurückzukehren. Dabei wollten wir doch nur mal eben kurz los!


Donnerstag, 4. Juli 2019:

Heute starten wir den dritten Anlauf, das Teatro Solis zu besichtigen. Aber auch dieses Mal haben wir kein Glück. In den Winterferien finden die Führungen nur vormittags statt und wir wollten eigentlich die Führung um 16:00 h machen. Wie gut, dass auf der Internetseite keine Info stand! Dann gibt es eben nur das obligatorische Foto von außen. Auch tanzt niemand im Parque Fabini Tango: kein Wunder bei der Kälte und dem Wind!

Auf dem Rückweg kaufen wir bei einem Straßenhändler gebrannte Erdnüsse – die schmecken richtig lecker. Noch ein Foto von Carlos Gardel und dem Schlösserbrunnen und schon sind wir zurück in unserer Unterkunft. Es ist so ungemütlich und wird von Tag zu Tag kälter und stürmischer in Montevideo.


Samstag, 6. Juli 2019:

Der an unseren Nerven zerrende Sturm hat sich gelegt. Die Sonne scheint und es ist nicht mehr ganz so kalt wie in den letzten Tagen. Wir holen das Auto und machen einen Ausflug zum Militärmuseum in der Fortaleza del Cerro de Montevideo. Kurz vor dem Ziel müssen wir dann unser Navi doch noch ignorieren, als es uns über schmale unbefestigte Feldwege auf den Hügel lotsen will. Wir nehmen besser die Straße, die alle nach oben nehmen. Von oben hat man einen tollen Blick über Montevideo. Auch das Museum lohnt, ist es doch mit viel Liebe zu Detail gemacht.

Und zum Abschied noch einmal der Ausblick aus unserem Fenster …

Montevideo – Teil 3

El Aguila

Ausflug nach Atlántida

Für heute ist nochmals schönes Wetter angesagt und so fahren wir mit dem Dicken durch Montevideos Straßen, am neuen futuristischen Flughafen vorbei, immer weiter nach Osten nach Atlántida. Ein Zentrum suchen wir vergebens, aber das ehemalige Hotel Planeta Palace in Form eines Schiffes im Art-Déco-Stil – mit schweinchenrosa Anstrich – finden wir dann doch.

Planeta Palace
Planeta Palace

Wir fahren auf der Straße fast direkt am Strand noch ein Stück weiter nach Osten, kehren dann aber nach einigen Kilometern wieder um. Es ist einfach zu kalt für den Strand. Im einzigen geöffneten Restaurant mit Meerblick kehren wir ein. Zum Lunch lassen wir unsere Jacken an. Die Plätze am Ofen sind alle belegt.

Weiter entlang der Straße sehen wir die Abzweigung zu El Aguila, dem ehemaligen Haus eines wohlhabenden Industriellen, der sein Haus mit Adlerkopf und Delfinkörper direkt an den Steilhang bauen ließ und das in den 80-er Jahren bereits schon einmal abgestürzt war, aber wieder aufgebaut wurde. Der Wind ist kalt, aber von einem kurzen Spaziergang am Strand lassen wir uns dennoch nicht abhalten.